Mögen Sie Orangentee?
Andacht 31.05.2020 - letzte Andacht der Reihe -
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Kreispfarrer Lars Dede
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Brittag Gurrey
Mögen Sie Orangentee?
Mögen sie Orangentee? Ich mag ihn sehr. Und das hat mit Pfingsten zu tun. Vor einigen Jahren waren wir zum Wandern im Elsass. Leider spreche ich kein Französisch. Aber viele Menschen im Elsass sprechen Deutsch. Und so gab es keine Verständigungsprobleme. Nur einmal war es anders. Den ganzen Tag hatten wir keinen Menschen gesehen. Doch als wir am Nachmittag kurz vor dem Ziel aus dem Wald auf die Lichtung traten, kam uns ein Mann entgegen. Der Förster, der seinen Wald inspizierte. Sein Haus stand nicht weit entfernt. Weil unser Wasservorrat zu Ende ging, sprachen wir ihn an. Aber er verstand uns nicht. Ein französischer Förster muss kein Deutsch verstehen und Englisch auch nicht. Macht nichts, dachten wir und zeigten ihm unsere leere Wasserflasche. Er verstand sofort, was uns fehlte. Und so gingen wir zu seinem Haus. Wenig später saßen wir mit seiner Frau an einem schön gedeckten Tisch im Wintergarten. Wir, die Wanderer aus Deutschland, waren zu Orangentee und Keksen eingeladen worden. Nach und nach haben wir doch ein paar Brocken Französisch hervorkramen können. Und unsere Gastgeber ein wenig Deutsch. Viel war es nicht, aber das war gar nicht wichtig. Wir haben uns auch so verstanden. Wir haben gelacht und die Gemeinschaft genossen, den Orangentee und die Kekse. Und das hat etwas mit Pfingsten zu tun.
Pfingsten feiern_wir, dass Gott uns seinen Geist gesandt hat. Die Bibel erzählt in der Apostelgeschichte, dass Menschen aus allen Völkern unter dem Himmel zusammengekommen waren. Und als sie beieinander waren, geschah ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer und sie wurden erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in anderen Sprachen, so dass sie einander verstehen konnten. Wie gerne wäre ich dabei gewesen. Das muss großartig gewesen sein. Ein Fest des Glaubens. Eine Inspiration, die ein ganzes Leben lang trägt. Von der wir heute noch erzählen. Das liegt aber gar nicht daran, dass das Ereignis damals so großartig war, sondern daran, dass der Geist Gottes auch heute noch in uns wirkt. Gottes Geist wirkt und setzt das fort, was Gott in Jesus getan hat. Menschen erfahren, dass sie von Gott gehalten und getragen sind, Menschen werden gestärkt und getröstet. Sie erfahren, dass der Glaube wächst, die Hoffnung aufblüht und die Liebe stärker ist als der Tod.
Gottes Geist führt in die Gemeinschaft und spart dabei keinen aus. Er überwindet Grenzen. Er begeistert und inspiriert uns. Durch ihn öffnet sich ein Tor zum Himmel. Ja, Gottes Geist ist die Verbindung zum Himmel.
Wir brauchen licht
um denken zu können
wir brauchen luft
um atmen zu können
wir brauchen ein fenster
zum himmel
hat Dorothee Sölle gedichtet. Ich glaube, dass Gottes Geist unser Fenster zum Himmel ist, zu Gottes Reich. Deswegen sind die Bilder, die von Pfingsten erzählen so groß und mächtig und so unverfügbar wie Feuer und Wind. Aber vielleicht noch wichtiger ist, dass dieser Geist auch ganz behutsam sein kann. Ehepartner, die den Zugang zueinander verloren haben, fangen wieder an sich füreinander zu interessieren. Sie brechen aus der Sprachlosigkeit aus und finden zu einem neuen Verstehen. Da ereignet sich Pfingsten. Da öffnet sich der Himmel. Die Witwe, die das Bibelwort auf dem Grabstein ihres Mannes liest und unter Tränen wieder lächeln kann, weil sie ihm auf einmal wieder ganz nah ist, spürt Gottes Geist. Und der Schüler, der sich in der neuen Klasse endlich eingelebt hat, spürt ihn auch.
Gottes Geist ist unter uns.
Manchmal sogar bei Orangentee und Keksen.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Pfingstfest.
Ihr
Kreispfarrer Lars Dede
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Möögt Se Orangentee?
Möögt Se Orangentee? Ik mag em bannig geern. Un dat hett mit Pingsten to doon. Dat liggt ´n poor Johr torügg, dor weern wi to ´n Wander in ´n Elsass. Leider kann ik kien Franzöösch. Aver ´n Menge Lüe in ´n Elsass snackt Düütsch. Wi harrn kiene Probleme mit de Verständigung. Blots een Mal hett dat nich hen haut. Den helen Dag harrn wi kien Minschen to sehn kregen. Aver as wi an ´n Namiddag kort vör us Teel ut den Woold op een Lichtung gungen, keem us een Mann in de Mööt. De Förster. He weer dorbi sienen Woold to inspizeern. Sien Huus weer nich wiet weg. Wiel us Water to Enn gung, hebbt wi em ansnackt. Aver he hett us nich verstahn. Een Förster in Frankriek mutt kien Düütsch verstahn un Ingelsch ok nich. Maakt nix, hebbt wi dacht un hebbt em usen leddigen Waterbuddel wiest. He hett foors verstahn, wat us fehlen dee. Un so sünd wi to sien Huus gahn. Korte Tied later seten wi mit siene Froo an een moi indeckten Disch in ´n Wintergoorn. Wi, de Wanderer ut Düütschland, sünd to Orangentee un Keeks inlaad worrn. Mit de Tied kunnen wi noch so ´n poor Brocken Franzöösch rutkramen. Un use Gastgever een beten Düütsch. Veel keem dor nich bi rut, aver dat weer gor nich so wichtig. Wi hebbt us ok so verstahn. Wi hebbt Spaaß harrt, un us in de Gemeenschop woll föhlt, us över Orangentee un Keeks freit. Un dat hett wat mit Pingsten to doon.
Pingsten fiert wi, wiel Gott us sienen Geist schickt hett. De Bibel vertellt in de Apostelgeschicht:
dass Menschen aus allen Völkern unter dem Himmel zusammengekommen waren. Und als sie beieinander waren, geschah ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer und sie wurden erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in anderen Sprachen, so dass sie einander verstehen konnten.
Wo geern weer ik dorbi ween. Dat mutt grootaardig ween hebben. Een Fest von den Gloven. Een Inspiration, de een helet Leven lang dreggt. Dor warrt vandagen noch von vertellt. Dat liggt aver nich doran, dat de Vörfall damals so grootaardig weer, sünnern doran, dat de Geist von Gott ok vandagen noch in us wirken deit. Dör den Geist von Gott geiht dat wieter, wat Gott in Jesus daan hett. De Minschen hebbt in´ne Künn kregen, dat se von Gott holen un dragen warrt, se warrt stark maakt un kriggt Trost. Se maakt de Erfahrung, dat de Gloven wassen deit, de Hapen opbleuht un de Leev stärker is as de Doot.
De Geist von Gott föhrt in de Gemeenschop un lett dorbi nümms ut. He geiht över Grenzen. He begeistert un inspireert us. Dör em geiht een Door to den Heven op. Ja, de Geist von Gott is de Verbindung to den Heven.
Wir brauchen licht
um denken zu können
wir brauchen luft
um atmen zu können
wir brauchen ein fenster
zum himmel
hett Dorothee Sölle dicht. Ik glööv, dat de Geist von Gott us Finster to ´n Heven is, to dat Riek von Gott. Dorum sünd de Biller, de von Pingsten vertellt so groot un mächtig, un just so as Füer un Wind nich to regeern. Villicht is aver noch veel wichtiger, dat düsse Geist ok heel behutsam ween kann. Ehepartner, de nix mehr mitn´anner to doon hebbt, fangt an, sik woller för´nannern to intresseren. Se hebbt sik op ´n Mal woller wat to seggen un finndt to een nee´et Verständnis. Dor passeert Pingsten. Dor geiht de Heven op. De Witwe, de dat Bibelwoord op den Graffsteen von ehren Mann lesen deit un unner Tranen woller lächeln kann, wiel se em op ´n Mal woller heel nah is, spöört den Geist von Gott. Un de Schöler, de sik in de nee´e Klass ennelk inleevt hett, spöört em ok.
De Geist von Gott is unner us.
Männichmal sogor bi Orangentee un Keeks.
Ik wünsch Se een gesegnetet Pingstfest.
Ehr
Kreispfarrer Lars Dede
Gotteser-Fahr-ung
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Gotteser-Fahr-ung
Gerade und trotz Corona schwinge ich mich bei schönem Wetter möglichst oft auf mein Fahrrad, um den Körper zu bewegen und mir die gute ammerländer Luft um die Nase wehen zu lassen. Diese einsamen Touren fordern ein Nachsinnen über unser Dasein geradezu heraus. Und dann kommen auch Gefühle wieder hoch, welche man schon verloren glaubte. Die gleichmäßige Bewegung des Körpers lässt die Unruhe vergehen und sorgt für den geistigen Ausgleich. Ich sehe die schöne Landschaft langsam an mir vorüberziehen, sehe traumhafte Häuser, aber auch Ruinen. Sehe Wohnstätten an Ecken, wo ich sie nie vermutet hätte. Die Rinder auf den Weiden, die Pferde mit ihrem Nachwuchs, Landwirte auf den Feldern bei der Arbeit, eine Natur im jährlichen Aufbruch und Wechsel. Es erinnert aber auch an die Endlichkeit unseres irdischen Seins. Immer ist es eine Expedition ins Ungewisse, eine Fahrt durch wunderschöne Alleen, welche scheinbar ins Nichts führen. Das fordert die mobile Meditation. Zum Beispiel auch über unsere Kirche.
Die Mitgliederzahlen unserer Kirchengemeinden gehen zurück. In absoluten Zahlen stellen auch die Angehörigen unserer Edewechter Kirchengemeinde nicht mehr die Mehrheit der Bevölkerung. Das ist ein schon länger anhaltender bundesweiter Trend. Der wird sich wohl auch in Zukunft so fortsetzen. In diversen Gremien unserer Kirche wird schon länger über die Folgen diskutiert. Diese Entwicklung lässt sich vermutlich auch vorerst nicht aufhalten.
Vielleicht aber kann der Austretende nur mit dem geistlichen Angebot nichts mehr anfangen. Vielleicht fühlt er sich seiner Kirche nicht mehr verstanden oder wahrgenommen.
Möglicherweise gefällt ihm die angebotene Gottesdienstform nicht. Ganz sicher wird nicht jeder, welcher die Kirche verlässt, automatisch zum Atheisten. Vielleicht findet sie oder er bei einer anderen Glaubensgemeinschaft das, was er sucht.
Es gibt auch den Spruch, wenn ich beten will, dann gehe ich in den Wald. Habe ich in meiner Jugendzeit öfters zu hören bekommen. Macht sicher auch der eine oder andere. Es wurde in dieser Andachtsreihe doch schon angeführt, dass nur ein Viertel aller Menschen überhaupt nicht beten. Alle anderen tun es mehr oder auch weniger intensiv. Sehen sich also für unseren Gott erreichbar.
In der offenen Sommerkirche können wir immer wieder erleben, dass sich Menschen in die Bankreihe setzen und einfach nur schweigen. Oft auch sehr lange. Sie erfahren dann vielleicht eine Gottesnähe, die sie im lauten Alltagsleben nicht empfinden können. Zur Ruhe kommen, die Gedanken laufen lassen. Dabei eventuell auch einen geistigen Fingerzeig erhalten? Alles kann und nichts muss. Wir sollten alle auch über die verschiedensten Möglichkeiten einer Gotteserfahrung nachdenken. Eine so ausgelebte Spiritualität hat vielleicht mit der "Amtskirche" nicht so viel zu tun, sie ist aber präsent und sie ist wichtig. Und deshalb werde ich speziell beim Rad fahren zur Meditation, also auch zum Beten, geradezu herausgefordert. Und ich glaube fest daran, dass ich mit solchen Gefühlen nicht der Einzige bin.
Und deshalb werde ich auch zukünftig weiter in die Pedalen steigen, solange mir das überhaupt möglich ist. Eine schönere Gotteserfahrung kann es – für mich – eigentlich kaum geben.
Eberhard Geier, Lektor aus Edewecht
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Gotteser-Fahr-ung
Just nu un trotz Corona sett ik mi bi moijet Weder so faken as dat geiht op mien Fahrrad, um mienen Körper in Gang to holen un mi de gode ammerlänner Luft um de Nees weihen to laten. Op düsse eensamen Touren kummt een dor gor nich umto, över dat Leven natodenken. Un denn kaamt ok Geföhlen woller hooch, von de een meent, dat se al lang verloren weern. De beständig glieke Bewegung von mienen Körper lett de Unroh vergahn un sörgt för den geistigen Utgliek. Ik seh de moije Gegend langsam an mi vörbitrecken, ik seh Hüüs, so moi as een Droom, aver ok Ruinen. Ik seh Wahnstätten an Ecken, wo ik dat nich vermoden weer. De Keu op de Wischen, de Peer mir ehre Fohlen, Buern op de Felder bi de Arbeidt, de Natur in ehren ständigen jährlichen Wessel. Dat lett een aver ok an de Endlichkeid von us Leven op de Eer denken. Jümmer is dat een Expedition in ´t Ungewisse, een Fahrt dör wunnerbare Alleen, de schienbar in ´t Nix gaht. Dat föddert de mobile Meditation. To ´n Bispill ok över use Kark.
De Tallen von de Littmaten in use Karkengemenen gaht torügg. In afslute Tallen stellt ok de Littmaten in use Edewechter Karkengemeen nich mehr de Mehrheid von de Bevölkerung. Dat is een bundeswieten Trend, de al länger anhöllt. Dat warrt woll ok in Tokunft so wieter gahn. In vele Gremien in use Kark warrt al lang över de Folgen diskuteert. Düsse Entwicklung lett sik as dat utsüht ok eerst mal nich opholen.
Villicht kann een Minsch de ut de Kark uttreden will ok blots nix mehr mit dat geistige Angebott anfangen. Villicht hett he dat Geföhl, dat he in siene Kark nich mehr verstahn oder gor nich mehr wahrnahmen warrt. Mag ween un em gefallt de Aart von den Gottsdeenst nich mehr. Seker warrt nich jeder, de de Kark verlett foors to een Atheisten. Villicht finndt he in een anner Glovensgemeenschop dat, wat he söcht.
Dat gifft ok den Spröök, wenn ik beden will, denn gah ik in ´n Woold. Dat hebb ik in miene Jugend faken to hörn kregen. Dat maakt seker ok de een oder anner. Dat wurr in düsse Andachtsreeg doch ok al mal seggt, dat blots een Veerdel von alle Minschen överhaupt nich beden doot. All de annern maakt dat, mehr oder minner intensiv. De meent also, dat Gott se noch bikamen kann. In de open Sommerkark köönt wi jümmer woller beleven, dat sik Minschen in de Karkenbank sett un eenfach blots swiegt. Faken ok bannig lang. Villicht erfahrt se denn de Neegde von Gott, de se in den luten Alldag nich föhlen köönt. To Roh kamen, de Gedanken lopen laten. Dorbi eventuell ok een geistigen Wink kriegen? Allens kann un nix mutt. Wi schullen all ok över de verscheden Mööglichkeiten von een Gotteserfahrung nadenken. So een besünnere Aart von Spiritualität hett villicht mit de „Amtskirche“ nich so veel to doon, se is aver präsent un se is wichtig. Un dorum warr ik speziell bi ´t Rad föhrn to Meditation, also ok to ´n Beden, reinweg rutfoddert. Un ik glööv fast doran, dat ik mit socke Geföhlen nich de Eenzige bün.
Un dorum warr ik ok in Tokunft wieter in de Pedalen pedden, solang mi dat överhaupt mööglich is. Eene betere Gotteserfahrung kann dat– för mi –egens kuum geven.
Eberhard Geier, Lektor aus Edewecht
Segenswege
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Pastorin Dorothea Herbst, Apen/Augustfehn
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Lk 24, 52-53, Herrnhuter Losungen:
Die Jünger kehrten zurück nach Jerusalem
mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.
So endet das Lukasevangelium. Und so beginnt alles ganz neu – mit dem Glauben, mit der christlichen Gemeinde, mit der Hoffnung, die stärker ist als der Tod.
Himmelfahrt liegt hinter den Jüngern, Pfingsten vor ihnen. Noch wissen sie nicht von der Gabe des Heiligen Geistes, von der brausenden Begeisterung, die sie erfassen wird.
Aber sie singen schon ein neues Lied! Jesus lebt. Er ist auferstanden. Er hat sie gesegnet.
Als Gesegnete des Herrn gehen sie zurück in den Alltag, zurück nach Jerusalem, dem Ort der Kreuzigung Jesu. Und dort feiern sie Gottesdienste und preisen Gott.
Ein neues Lied hat sich in ihre Herzen und Sinne gesungen.
Es ist das Lied von Gottes Geist, der verwandeln kann.
Es ist das Lied, das von der Fülle erzählt, die Gott uns schenkt, ein geistliches Lied - durch das der Himmel für einen Moment aufbrechen kann und Gottes Nähe spüren lässt.
Etwas ist neu geworden: die Gewissheit, dass Gott auch da ist, wo sie ihn nicht vermuten, im Leiden, in der Not, im Zweifel, in der Angst. Denn im Leiden erkennen sie nun die Gesichtszüge Jesu am Kreuz, die Gesichtszüge Gottes, der nicht kneift, wenn es schwierig wird. Gott hält mit aus. Gott bleibt da, auch in der dunkelsten Nacht. Und er hilft hindurch!
Ein Loblied für Gott, auch in schweren Zeiten – das geht nur, weil Gottes Geist in uns singt und betet.
Auch wir sind Gesegnete des Herrn – bei der Taufe und der Konfirmation persönlich und mit Handauflegung, am Ende jedes Gottesdienstes immer wieder neu. Auch wir können als Gesegnete in unseren Alltag gehen, sogar in den Alltag, der gerade so sehr von Corona geprägt ist.
Das österliche Lob gilt auch hier. Auch hier erinnert es uns an die Fülle, die Gott uns schenkt, an die Gemeinschaft, die auch trägt, wenn wir Abstand halten müssen. Gottes Lob kann uns immer neu zu vertrauen und zu hoffen helfen.
Interessanterweise stellt Jesus besonders die Kleinen und die Geringen in den Vordergrund, wenn es um Vertrauen und Hoffnung geht. Nicht nur, dass Gott sich ein Lob aus dem Munde der Kinder und Säuglinge bereitet hat – die Kleinen sind es, durch die er in besonderer Weise die Erneuerung der Welt schaffen will. Gott ist dabei, wo Menschen sich das Evangelium zu Herzen nehmen, auch wenn sie in den Augen der Welt ganz unbedeutend sind. Das Lob Gottes schafft eine Umkehrung der Werte, ein Umdenken in der Welt, ein neues Lied von Gottes Liebe und Versöhnung! Und manchmal sind es gerade die Notzeiten, die solch ein Umdenken bewirken.
Die Jünger singen gemeinsam das neue Lied, schon bevor sie Pfingsten feiern können. Es verbindet sie. Es erinnert sie an den gemeinsamen Glauben und bestärkt sie darin. Es macht sie stark, trotz ihrer Angst und hinter verschlossenen Türen zu glauben, sich gegenseitig in Gebet, Wort und Tat beizustehen. Sie vertrauen darauf: „Ich bin gesegnet.“
Die Zusage, die uns seit unserer Taufe gilt, heißt: „Du bist gesegnet! Du bist ein Kind Gottes! Du kannst einstimmen in das neue Lied von Gottes Liebe und Nähe, die stärker sind als alles, was uns beschwert oder ängstigt. Denn Gott ist mit dir, wo immer du bist.“
Bleiben Sie behütet!
Dorothea Herbst, Pastorin im Kirchenkreis Ammerland
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Lk 24, 52-53, Herrnhuter Losungen:
Die Jünger kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude
und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.
So geiht dat Lukasevangelium to Enn. Un so fangt allens ganz nee woller an – mit den Gloven, mit de christliche Gemeen, mit de Hapen, de stärker is as de Doot.
Himmelfahrt liggt achter de Jünger, Pingsten för se. Se weet noch nix von de Gaav von de Hilligen Geist, von de grode Begeisterung, de se tofaten kriegen warrt. Aver se singt al een nee´et Leed! Jesus leevt. He is operstahn. He hett se sienen Segen geven. Mit den Segen von Gott gaht se torügg in den Alldag, torügg na Jerusalem, den Oort an den Jesus an ´t Krüüz slaan wurr. Un dor fiert se Gottsdeensten un priest Gott.
Een nee´et Leed hett sik in ehre Harten un Sinne sungen.
Dat is dat Leed von den Geist Gottes, de verwanneln kann.
Dat is dat Leed, dat von de Fülle vertellt, de Gott us schenken deit, een geistlichet Leed – dör dat de Heven för eene Momang opbreken kann un Gottes Nähe spören lett.
Dor is wat nee wurrn: de Gewissheid, dat Gott ok dor is, wo se em nicht vermoden doot, in`t Lieden, in de Nood, in ´n Twiefel, wenn se Bang sünd. Denn in ´t Lieden warrt se nu dat Antlitz von Jesus an ´t Krüüz gewahr, dat Antlitz von Gott, de nich kniepen deit, wenn dat stuur warrt. Gott höllt mit ut. Gott blifft dor, ok in de düüstere Nacht. Un he hölpt dor dör to gahn!
Een Leed vull Loff för Gott, ok in sture Tieden – dat geiht blots, wiel he in us singen un beden deit.
Ok us hett Gott sienen Segen geven – bi de Dööp un de Kumfermation persönlich un mit Handopleggen, am Enn von elkeen Gottsdeenst jümmer woller nee. Ok wi köönt as Gesegnete in usen Alldag gahn, de just so bannig von Corona prägt is.
Dat österliche Loff gellt ok hier. Ok hier köönt wi us op de Fülle besinnen, de Gott us schenken deit, an de Gemeenschop, de ok höllt, wenn wi Afstand holen mööt. Gottes Loff kann us jümmer woller hölpen, nee to vertroen un to hapen. Dat is interessant, dat Jesus besünners de Lütten un de Geringen na vörn stellt, wenn dat um Vertroen un Hapen geiht. Nich blots, dat Gott sik - as de achte Psalm dat seggt - een Loff ut den Mund von Kinner un Säuglinge bereitet hett – de Lütten sünd dat, dör de he in besünnere Aart un Wies een nee´e Welt schaffen will. Gott is dorbi, wo Minschen sik dat Evangelium to Harten nehmt, ok wenn se in de Ogen von de hele Welt ganz ohn Bedüden sünd. Dat Loff von Gott schafft een Umkehrung von de Weerten, een Umdenken in de Welt, een nee´et Leed von Gottes Leev un Versöhnung! Un männichmal sünd dat just Noodtieden, de so een Umdenken bewirkt.
De Jünger singt gemeensam dat nee´e Leed, al ehrdat se Pingsten fiern köönt. Dat verbinndt se. Se besinnt sik op den gemeensamen Gloven un dat maakt se stark dorin. Dat maakt se stark, trotzdem se Bang sünd achter tosloten Dören to gloven, sik een den annern in Gebett, Woort un Tat bitostahn. Se vertroet dorop: „Gott hett mi sienen Segen geven.“ Dat hett he us mit use Dööp versproken: „Du bist gesegnet! Du bist ein Kind Gottes! Du kannst einstimmen in das neue Lied von Gottes Liebe und Nähe, die stärker sind als alles, was uns beschwert oder ängstigt. Denn Gott ist mit dir, wo immer du bist.“
Bleiben Sie behütet!
Dorothea Herbst, Pastorin in Kirchenkreis-Ammerland
Ich mag nicht mehr nicht mögen!
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
Ich mag nicht mehr!
Den Satz können viele unterschreiben. Und täglich, nein stündlich werden es mehr. Sachsen-Anhalt macht Schluss, so rauscht es in diesen Minuten durch das dauererregte und -erregende Internet. An vielen Orten gehen Menschen in zum Teil abenteuerlich-grotesken Koalitionen auf die Straße und beklagen den vorgeblichen Verlust ihrer Grundrechte. Ein lieber Kollege würde das mit den Worten: „Finde den Fehler!“ kommentieren.
Ich mag nicht mehr!
Das ist ein Satz, den Eltern nur allzu gut kennen. Hausaufgaben (Homeschooling!), Spaziergang, Urlaubsreisenautofahrt, Familienfeier, (zu) vollgeladener Mittagsteller, Zähneputzen, Zimmer aufräumen, ...
Ich mag nicht mehr!
Das musste sich schon der liebe Gott anhören, als er sein Volk aus Ägypten befreit hatte und mit ihnen auf dem Weg in die Freiheit war. Da hieß es auch alsbald: Ich mag nicht mehr! Schon recht bald ist vom „Murren“ des Volkes zu hören. „Murren“ – ein wunderbares Wort. Es klingt schon so schön lautmalerisch: "sein Missfallen mit undeutlicher, mürrischer Stimme äußern“ ist zum Stichwort unter https://www.dwds.de/wb/murren zu finden.
So ein Murren scheint sich nun auf so manche Seele legen zu wollen: Ich mag nicht mehr! – Diese murrende Negation ist allenthalben wenn nicht zu hören, so doch zu spüren. Ich will das hier nicht weg reden, mich auch nicht erheben über die, die so empfinden. Wie könnte ich das?! Aber fragen möchte ich dürfen. Nämlich: Was es bringt?
Ich mag nicht mehr!
Das kann man sagen. Das wird ganz sicher so empfunden (auch von mir). Aber ich merke bei mir selbst, wie schon beim Aussprechen bei mir der Stecker gezogen wird. Das ist ein „Energie-Entlade-Satz“. Ein „Lebensfreude-Stehl-Satz“. Ein „Ich-betrüg-mich-selbst-Satz“. Ein „Ich fließ-durch-den-Gulli-ab-Satz“. Ich will mir das nicht antun. Nicht auch noch mir selbst den Lebensatem rauben (bevor das Virus tätig werden kann).
Ich mag nicht mehr
dem Negativen Raum geben. Ich will auf das Positive schauen. Mich daran festhalten und Kraft bekommen. In ein paar Tagen feiern wir Pfingsten. Das Fest des Heiligen Geistes. Das ist die „Anti-Murr-Kraft Gottes“. Die „Anti-Antikraft“ sozusagen. Das ist das Fest der puren Lebensenergie. Gott schenkt sich uns: in der Liebe, die uns leben und wiederlieben läßt. In den Begabungen und Fähigkeiten, die in uns schlummern, und die wir entdecken und trainieren und ausbauen können. In all den Fertigkeiten und Kenntnissen, mit denen wir füreinander da sein können. In der Kraft, Schweres zu (er)tragen. In Freundschaft, Kameradschaft und Nachbarschaft, in Familiensinn und Solidarität. Im Zutrauen zu uns selbst, im Vertrauen, das wir in andere setzen mögen, in der Hoffnung, dass die Liebe sich durchsetzen wird, dass das geknickte Rohr nicht abbricht und der glimmende Docht nicht erlischt.
Ich mag nicht mehr
ohne diesen Geist unterwegs sein, der mir Rückenwind und Lebensfreude schenkt. Lassen Sie uns von seiner Energie gemeinsam voranwehen!
Ihr
Stephan Bohlen
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Ik mag nich mehr.
Den Satz köönt vele unnerschrieven. Un elkeen Dag, nee, elkeen Stünn warrt dat mehr. Sachsen-Anhalt maakt Sluss dormit, so ruuscht dat in düsse Minuten dör dat egalweg opgeregte un opregende Internet. An vele Oorten gaht Minschen in to ´n Deel aventüerlich-groteske Koalitionen op de Straat un beklaagt dat se, dat Segge na, ehre Grundrechte verloren harrn. Een leven Kolleeg von mi wurr dat mit de Wöör: „Finndt den Fehler!“ kommenteern.
Ik mag nich mehr!
Dat is een Satz, den Öllern blots allto goot kennt. Huusopgaven (Homeschooling!), Spazeergang, Urlaubsreisenautofahrt, Familienfier, de övervulle Teller bi ´t Middageten, Tähnenputzen, Stuuv oprümen, ...
Ik mag nich mehr!
Dat muss sik all de leve Gott anhören, as he sien Volk ut Ägypten befreet harr un mit se op den Weg in de Freeheid weer. Dor heet dat ok gau: Ik mag nich mehr! Al fix weer wat von `t „Murren“ in ´t Volk to hören. „Murren“ – een wunderbaret Woort. Dat höört sik moi „lautmalerisch“ an: „Sein Missfallen mit undeutlich, mürrischer Stimme äußern“ ist zum Stichwort unter https://www.dwds.de/wb/murren to finnen.
So een Murren will sik schienbar nu op männicheen Seel leggen: Ik mag nich mehr! – düsse murrende Negation is allerwegens wenn nich to hören, so doch to spören. Ik will dat hier nich weg snacken, mi ok nich beter dünken, as de, de so föhlt. Wo kunn ik dat doon?! Aver ik much doch gern mal fragen. Nämlich: Wat bringt dat?
Ik mag nich mehr!
Dat kann een seggen. Dat föhlt vele seker ok so (ik ok). Aver ik mark bi mi sülvst, dat al wenn ik dat segg bi mi de Stecker trocken warrt. Dat is een „Energie-Entlade-Satz“. Ein „Lebensfreude-Stehl-Satz“. Ein „Ich-betrüg-mich-selbst-Satz“. Ein „Ich-fließ-durch-den –Gulli-ab-Satz“. Ich will mi dat nich andoon. Mi nich ok noch sülvst den Aten to ´n Leven nehmen (ehrdat de Virus dat deit).
Ik mag nich mehr!
Dat Negative Ruum geven! Ik will op dat Positive kieken. Mi doran fastholen un Kraft kriegen. In ´n paar Daag fiert wi Pingsten. Dat Fest von den Hilligen Geist. Dat is de „Anti-Murr-Kraft Gottes“. Die „Anti-Antikraft“ sotoseggen. Dat is dat Fest von de pure Levensenergie. Gott schenkt sik us: In de Leev, de us leven un wollerleven lett. In de Begabungen un Fähigkeiten, de in us verborgen sünd, un de wi woller finnen, traineeren un utboon köönt. In all de Fertigkeiten un Kenntnisse, mit de wi för´nanner dor ween köönt. In de Kraft, wat sworet uttoholen. In Fründschop, Kamradschop un Naverschop, in Familiensinn un Solidarität. In Totroen to us sülvst, in ´t Vertroen, dat wi in anner Minschen sett, in de Hapen, dat de Leev sik dörsetten deit, un dat dat geknickte Rohr nich afbrickt un de glimmende Docht nich utgeiht.
Ik mag nich mehr
ohn düssen Geist unnerwegs ween, de mi Rückenwind un Levensfreud schenkt. Laat Se us von siene Energie tosamen vöranweihen!
Ihr Stephan Bohlen
Lupenreine Freude
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Lupenreine Freude
Damals, als wir noch Kinder waren und das Leben ein großes Abenteuer; damals im Sommer, da haben wir draußen gespielt: im Wald und auf den Feldern. Mit den Rädern waren wir im Moor unterwegs, haben auf dem Heuboden Höhlen gebaut, haben uns dort an Seilen durch die Lüfte geschwungen und uns ängstlich weggeduckt, wenn die Eule durch die Scheune flog – und wir haben mit der Lupe Feuer gemacht. Das war eine ganz besondere Magie, zu beobachten, wie das Licht durch die Linse gebündelt wurde und irgendwann fing es da, wo für eine Weile ein gleißendes heller Lichtpunkt zu sehen war, an zu qualmen, bis eine zarte Flamme entstand, die gefüttert werden wollte, um zu wachsen.
Zu kokeln, das hatte schon immer seinen ganz besonderen Reiz.
Ein Spaß war es auch, im Schwimmbad oder anderswo, jenen Lichtpunkt einem anderen auf die Haut zu brennen… aber das sind andere Geschichten ;-)
Das mit dem Brennglas, das das Licht zu bündeln und auf den Punkt zu bringen vermag, ist hier das, worum es geht: Denn irgendwer muss zwischen all den vielen Worten, die diese Krise auch hervorgebracht hat (und zu denen wir vom Kirchenkreis mit unseren Andachten alle Tage ein paar hundert weitere dazu beigetragen haben), gesagt haben, diese CORONA-Krise wirke wie ein Brennglas. Sie bringe auf den Punkt, was wichtig ist. Decke konzentriert auf, was klappt und was im Argen liegt. Da kann ich diesem Menschen nur Recht geben. Und Sie, liebe Leserin und lieber Leser, vielleicht auch. Diese Krise hebt hervor und vergrößert, was sonst unter dem Weichzeichner und Nebelwerfer des Alltags im Diffusen und Ungefähren verbleibt. Es bringt auf den Punkt und läßt aufflammen, wo es brennt. Und es läßt aufstrahlen, was zurecht ins helle Licht der Öffentlichkeit gehört, weil es richtig und gut und mitunter sogar richtig gut ist. Da gibt es viel, das da aufstrahlt. Wie ein lichter Sternenhimmel in einer Sommernacht. Damals haben wir in mancher Sommernacht die Lupe aus der Hand gelegt und auf dem Boden gelegen und in den Himmel geschaut und gestaunt. So viele Lichter waren da zu sehen. So weit weg. Unendlichkeit war zu spüren. Ein ganz eigenes Gefühl beschlich einen da. Und so ist es auch, wo ich mich jetzt umschaue. Sicher: Das sind auch die Ausfälle. Komische Leute, die unmögliche Dinge tun. Ohne Rücksicht auf Verluste und ohne Rücksicht auf den anderen. Aber das haben diese Leute schon immer so getan. Die können auch nicht aus ihrer Haut. Und ich will mich über die nicht ärgern. Gerade in Zeiten wie diesen nicht. Ich schaue lieber auf die Lichter. Sehe mir die Schönheit der Sterne an. Die „Stars“ dieser Tage: Die Menschen, die im Gesundheitswesen tätig sind, in der Pflege, in den Rettungsdiensten, bei der Polizei und anderen Sicherheitsbehörden, die Männer und Frauen bei der Bundeswehr und bei zivilen Hilfseinrichtungen, die vielen ehrenamtlich Tätigen in den verschiedensten Bereichen, die ganz selbstverständlich auch jetzt für andere da sind, die Nachbarinnen und Nachbarn, die ein Auge auf ihren Nächsten haben, die Mitarbeitenden in den Kindertagesstätten, in Betreuungseinrichtungen und in den Schulen, die Küsterinnen und Küster, die lieben Menschen, die in den Kirchenbüros und in der öffentlichen Verwaltung arbeiten, die, die in den Reinigungsdiensten und -firmen tätig sind, die sauber machen und aufräumen, die dafür sorgen, dass Brot und Butter eingekauft werden können, dass das Auto funktioniert, das Dach dichthält und der Abfluss abläuft, alle, die ihren Dienst tun, damit unser Gemeinwesen auch in Zeiten wie diesen funktioniert…
Dabei sind oft die kleinen Dinge die Entscheidenden. Nicht das Laute, nicht der eine Mensch im Vordergrund, dessen Geschichte vielleicht in der Zeitung erzählt wird, ist wichtig, sondern die vielen, die hinter ihm stehen und das tun, was alle Tage – und auch in Tagen wie diesen – zu tun ist.
Mitunter braucht es ein Brennglas, um sie in den Fokus zu bekommen. Manchmal ist es die Lupe, die uns vor Augen führt, was zählt.
Es gibt so viele positive Beispiele, so viele Lichtpunkte, so viel Helles, das uns das Dunkel licht machen kann… Darauf lohnt es zu schauen. Das macht Spaß und schenkt Freude am Leben. Wie damals im Sommer…
... und vielleicht wäre es ja eine Idee, das Licht weiter zu reichen? Dafür braucht es nur ein lupenreines Wort: „Danke“.
Stephan Bohlen, Edewecht
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Lupenreine Freude
Damals, as wi noch Kinner weern un dat Leven een grodet Aventüer, damals in ´n Sommer, dor hebbt wi buten speelt: In ´n Wold un op ´n Kamp. Mit use Rööd weern wi in ´t Moor unnerwegs, hebbt op den Heuböhn Höhlen boot, sünd dor an Tauen dör de Luft flogen un hebbt us vull Bang wegduukt, wenn de Uhl dör de Schüür flogen is – un wi hebbt mit een Lupe Füer maakt. Dat harr een heel besünnere Magie, dorop to luren, wo dat Licht dör de Linse bündelt wurr un dat jichtenswann anfung to qualmen, an de Steed, wo een Tied lang een gleißend heller Lichtpunkt to sehn weer, bit een zarte Flamm opkeem. De wull fodert weern um to wassen. To kokeln harr al jümmer sien ganz besünnern Reiz.
Dat weer ok jümmer een Spaaß, in ´t Swemmbad oder annerswo, düssen Lichpunkt een annern op de Huut to brennen... aver dat sünd anner Geschichten :-)
Dat mit dat Brennglas, dat dat Licht bündeln un op een Punkt bringen kann, is hier dat, wo dat um geiht: Denn jichtenseen mutt twüschen al de velen Wöör, de düsse Krise hervörbrocht hett (un to de wi von ´n Karkenkreis mit use Andachten elkeen Dag een paar hunnert mit bidragen hebbt) seggt hebben, dat düsse CORONA-Krise so as een Brennglas wirkt. De Krise bringt dat op den Punkt, wat wichtig is. Se deckt konzentreert op, wat klappt un wat in ´n Argen liggt. Dor kann ik düssen Minsch blots recht geven. Un Se, leve Leserin un leve Leser, villicht ok. De Krise bringt na vörn un maakt grötter, wat anners unner den Weektekner un Nebelwerfer von den Alldag in ´t Diffuse un Ungefähre blifft. Dat bringt op den Punkt un lett oplüchten, wo dat brennt. Un dat lett opstrahlen, wat torecht in ´t helle Licht von de Öffentlichkeid höört, wiel dat richtig un goot un männichmal sogor richtig goot is. Dor gifft dat veel, wat dor opstrahlt. As een lichten Steernenheven in een Sommernacht. Damals hebbt wi in männicheen Sommernacht de Lupe ut de Hand op den Bodden leggt un in den Heven keken un hebbt us wunnert. So veel Lichter weern dor to sehn. So wiet weg. Unendlichkeid weer to spören. Een ganz besünneret Geföhl keem eenen denn an. Un so is dat ok, wenn ik mi nu umkiek. Seker: Dor sünd ok wecke, de bannig ut de Reeg danzt. Sünnerbare Lüe, de unmöögliche Saken maakt. Ohn Rücksicht op Verluste un ohn Rücksicht op de annern. Aver dat hebbt düsse Lüe al jümmer so maakt. De köönt ok nich ut ehre Huut. Un ik will mi över de nich argern. Just in Tieden as düsse nich. Ik kiek lever op de Lichter. Kiek mi de Schöönheit von de Steerns an. De „Stars“ von düsse Daag: de Minschen, de in ´t Gesundheitswesen arbeiden doot, in de Pleeg, in ´n Reddungsdeenst, bi de Polizei un anner Sekerheidsbehörden, Mannslüe und Froonslüe bi de Bundeswehr un bi zivile Hilfseinrichtungen, de velen de sik ehrenamtlich in de vele verschedene Rebeten inbringt, de ganz sülvstverständlich ok nu vör anner Lüe dor sünd, de Navers, de een Oog op ehre Nächsten hebbt, de Lüe de in de Kitas arbeidt, in Betreungsinrichtungen un in de Scholen, de Küsterinnen un Küster, de leven Minschen, de in de Karkenbüros un in de öffentliche Verwaltung arbeidt, de, de in de Reinigungsdeensten un –firmen ehre Arbeit maakt, de rein maakt un oprüümt, de dorför sorgt, dat wi Brood un Botter inkopen köönt, dat dat Auto funktioneert, dat Dack dicht is un dat Schmutzwater aflöppt, all de, de ehren Deenst doot, dat use Gemmenschop ok in Tieden as düsse funktioneert... Dorbi sünd faken de lütten Saken de Wichtigsten. Nich dat Lude, nich de eene Minsch von den villicht een Geschicht in ´t Blatt steiht is wichtig, sünnern de velen, de achter em staht un dat doot, wat alle Daag – un ok in Daag as düsse – to doon is. Af un an bruukt man een Brennglas, um se in den Fokus to kriegen. Männichmal is dat de Lupe, de us för Ogen bringt, wat tellt. Dat gifft so vele positive Bispillen, so vele Lichpunkten, so veel Hellet, dat us dat Dunkel licht maken kann... Dat lohnt sik, dorop to kieken. Dat maakt Spaaß un schenkt Freud an ´t Leven. As damals in ´n Sommer...
... un villicht weer dat ja een Idee, dat Licht wieter to geven? Dor bruukt dat blots een lupenreinet Woort: „Danke“.
Stephan Bohlen, Edewecht
Freiheit ist die der Andersdenkenden
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Freiheit ist die der Andersdenkenden
„Weißt Du eigentlich, wie großartig das ist, das in unserem Land jede und jeder einfach alles sagen darf?“, das fragte mich dieser Tage jemand, als wir über Corona und Verschwörungstheorien sprachen. „Das ist doch das Großartige an unserem Land! Die Freiheit, die darin liegt!“ Und als ich später so darüber nachdachte, dachte ich: Stimmt! Wie schlimm muss das sein, wenn Menschen Ängste, Befürchtungen, wilde oder auch kluge Phantasien und auch quere Meinungen nicht aussprechen dürfen. Wenn ihnen das Wort verboten wird. Wenn einem für Kritik Gefängnis droht. Ja, die Freiheit, alles, wirklich alles – also auch Falsches, Dummes oder Beängstigendes - sagen zu dürfen ist etwas Kostbares; das muss ich einsehen. Und eine Gesellschaft, die die Größe hat, solcher Meinungsfreiheit Raum zu geben, muss stark sein. Ich jedenfalls bin froh, in solch einem Land zu leben und möchte nicht darauf verzichten … auch wenn es mir zuweilen Angst macht, was da alles so öffentlich und oft genug auch mit Gift und Galle vertreten wird.
Was sagt die Bibel dazu? Sie spricht viel von Freiheit. Und erzählt auch einige Geschichten davon, dass offenbar auch Gott etwas von Meinungsvielfalt hält. Von dem armen, frommen Hiob, dem wirklich völlig unverdient so viel Schlimmes widerfährt, lässt er sich die zornige Anklage gefallen. Mose verhandelt hart mit ihm, ob das abtrünnig gewordene Volk, das dem Goldenen Kalb gehuldigt hat, ausradiert oder ‚nur‘ bestraft gehört. Denn immerhin hatte ihm ja er, Gott selbst, nach der Sklaverei in Ägypten nicht nur Rettung, sondern die >Freiheit< versprochen. Jesus nennt als eine seiner Hauptaufgaben, den Gefangenen die Freiheit zu predigen; und er meint damit nicht nur die, die im Gefängnis sitzen, sondern vor allem die, die in sich selbst ‚gefangen‘ sind.
Und Paulus fügt dieser biblischen Sammlung dann den Gedanken an, den ich persönlich am schönsten finde:
Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.
Alles ist mir erlaubt,
aber nichts soll Macht haben über mich.
(Es steht im 1. Brief an seine Gemeinde in Korinth, Kapitel 6, Vers 12)
Das ist ein guter Maßstab: Können kann ich viel – aber dient das, was ich tue, dem Guten? Wo bin ich wirklich frei und wo hat etwas Ungutes Macht über mich?
Anders ausgedrückt: Ich darf nicht alles was ich kann, die Grenze die hier aufgezeigt wird, ist klar: Es geht um das Gute, die Liebe.
Wenn ich mir für mich die Freiheit nehme, eine Meinung zu haben – dann muss ich auch anderen die Freiheit zugestehen, eine andere Meinung zu haben; und diese auch zu äußern. Die Freiheit eines anderen zu beschneiden, dem anderen eine Meinung zu verwehren, ihm sogar mit Gewalt oder noch Schlimmerem zu drohen, da hört die Freiheit auf – das dient nicht mehr dem Guten.
Ich für meinen Teil möchte mit denen ins Gespräch kommen können, die eine andere Meinung haben, als ich. Ich glaube ja, dass hinter den Verschwörungstheorien Ängste wohnen, Gefühle von Ausgeliefertsein und von die-Welt-nicht-mehr-verstehen. Ich verstehe ja auch manches nicht, fühle mich in vielem ausgeliefert und auch Angst ist mir nicht fremd. Aber mir hilft dieser Maßstab: Was dient zum Guten?!
Möge Gottes Geist uns alle zumindest so frei machen, dass wir mit einander ins Gespräch kommen können. Sollen ruhig die Fetzen fliegen – die Meinungen auf einander prallen. Aber lasst uns nicht aufhören, miteinander zu reden, Meinungen auszutauschen, gemeinsam nach guten Lösungen zu suchen und sie anzustreben. Vielleicht findet sich ein gemeinsamer Weg, auf den wir ohne Auseinandersetzung und ohne Zuhören und gemeinsames Fragen und Denken gar nicht gekommen wären … und das wäre ein SEGEN und diente doch bestimmt dem Guten, oder?
Pastorin Regina Dettloff, Edewecht
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Freiheit ist die der Andersdenkenden
„Weetst Du egens, wo grootaardig dat is, dat in us Land jedereen eenfach allens seggen draff?“ hett mi düsse Daag een fraagt, as wi över Corona un Verschwörungstheorien snackt hebbt. „Dat is doch so grootaardig an us Land! De Freeheid, de dorin liggt!“ As ik dor denn later noch över nadacht hebb, weer mi kloor: Stimmt! Wo leeg mutt dat ween, wenn Minschen nicht seggen dröfft, wenn se Bang sünd, Befürchtungen hebbt, wenn se wilde oder ok plietsche Phantasien un ok verquere Menen nich mit anner Minschen delen köönt. Wenn se een open Woort verbaden warrt. Wenn een för Kritik in ´t Kaschott kummt. Ja, de Freeheid is allens, würkelk allens – dat een also ok verkehrte oder dumme Saken, oder wat een Bang maakt seggen draff, dat is besünners weertvull; dat mutt ik insehn. Un een Sellschop, de de Grötte hett, socke Meenungsfreeheid Ruum to geven, mutt stark ween. Ik för mienen Deel bin op jeden Fall froh, in so een Land to leven un ik much dor nich op verzichten... ok wenn mi dat af un to Bang maakt, wat dor so allens öffentlich un faken ok mit Gift un Gall vertreden warrt.
Wat seggt de Bibel dorto? Dor warrt veel von Freeheid snackt. In de een or anner Geschicht kann een lesen, dat ok Gott schienbar veel von Meenungsveelfalt höllt. Von den armen, frommen Hiob, de völlig to unrecht so veel Leges passeert, lett he sik de vergrellte Anklag gefallen. Mose verhannelt hard mit em, of dat aftrünnige Volk, dat achter dat „Goldene Kalb“ achteran lopen is, utradeert oder „blots“ bestraft weern schall. Jümmerhen harr em ja Gott sülvst, na de Sklaveree in Ägypten nich blots de Redden, sünnern de „Freeheid“ verspraken. För Jesus is dat een von siene wichtigsten Opgaven, de Gefangenen de Freeheid to predigen; un he meent dormit nich blots de, de in ´t Kaschott sitt, sünnern vör allen de, de in sik sülvst „gefangen“ sünd.
Un Paulus föögt düsse biblische Sammlung denn ok noch den Gedanken to, den ik persönlich besünners moi finn:
Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.
Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.
(Es steht im 1. Brief an seine Gemeinde in Korinth, Kapitel 6, Vers 12)
Dat is een godet Maat: Könen kann ik veel – aver is dat wat ik do, för alle goot? Wo bün ik würkelk free un wo hett wat Ungodet Macht över mi? Anners seggt: Ik draff nich allens wat ik kann, de Grenzen de hier wiest warrt sünd kloor: Dat geiht um dat Gode, um de Leev.
Wenn ik mi de Freeheid nehm, een egen Menen to hebben – denn mutt ik ok de annern de Freeheid togestahn, een anner Menen to hebben; un de ok to seggen. De Freeheid von een anner Minschen intoschränken, em de egen Menen to verwehren, em sogor mit Gewalt oder noch legere Saken to drohen, dor höört de Freeheid op – dat deit nümms mehr goot.
Ik för mienen Deel much mit de Minschen in ´t Gespreek kamen, de een anner Menen hebbt as ik. Ik glööv, dat achter de Verschwörungstheorien veel Bang stickt, dat Geföhl utlevert to ween un von de-Welt-nich-mehr-verstahn. Ik verstah ja ok dat een or anner nich, föhl mi in vele Saken utlevert un bün ok faken bang. Aver düsse Maßstab hölpt mi: Wat deent dat Gode?!
Much de Geist von Gott us all tominnst so free maken, dat wi mit´nanner snacken köönt. Dor schüllt denn rohig de Fetzen flegen – de verscheden Menen op´nanner prallen. Aver laat us nich ophören, mit´nanner to snacken, use Menen uttotuschen, gemeensam na gode Lösungen to söken un de denn ok umtosetten. Villicht finndt sik een gemeensamen Weg, den wi ohn den Stried un ohn Tohöörn un gemeensamet Fragen un Denken gor nich funnen harrn... un dat weer den doch een SEGEN un kunn dat Gode denen, oder?
Pastorin Regina Dettloff, Edewecht
Was ist Wahrheit?
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Was ist Wahrheit?
Liebe Gemeinde,
was ist wahr? Wahr sind bestimmte Tatsachen. Termine, Menschen, defekte Geräte, Unfälle, Umweltverschmutzung, Fakten, Greifbares, Fassbares, Geschenke, Krankheiten, der Tod. Der Sänger Rio Reiser drückt das in einem bekannten Lied so aus:
„Es ist wahr dass das Jahr über dreihundert Tage
in nur zweiundfünfzig Wochen schafft
Es ist wahr es ist wahr dass das Ausland
vielmehr Ausländer als Deutsche hat.
Aber sonst aber sonst: Alles Lüge Alles Lüge.
Selbst wenn Du mich fragst ob ich Dich liebe und ich sag ja
Weiß ich manchmal nicht genau ist das nun Lüge oder wahr.“
Und er fragt:
„Oder ist da mehr oder ist da mehr?“
Was ist wahr?
Das, was wir mit eigenen Augen sehen können? Was die Zeitung schreibt? Worte, die gesagt werden, sind die wahr? Oder gibt es da noch mehr? Dass viele bei der aktuellen Situation Angst haben? Oder dass die vielen Einschränkungen der letzten Wochen zur Entschleunigung beigetragen haben? Sind Fake-News wirklich so falsch? Ist da was dran – an den Mutmaßungen, dass hinter Corona ein großer Plan steht? Impfzwang, Beschneidung der Freiheit? Es gibt eine äußere Wahrheit und eine innere. An die äußere Wahrheit hält man sich fest, klammert sich an sie. Die ersten Christen haben es erleben müssen, dass sie bis aufs Blut verfolgt wurden. Dass man ihnen ihre Würde nehmen wollte. Es ging immer um das Äußere. Das, was man nicht sehen kann. Schlicht die Zugehörigkeit einer Gruppe reichte schon aus, um jemanden anzufeinden. Ihn als gefährlich einzustufen. Im Grunde genommen heute nichts anderes. Auch wir definieren uns über das Äußere. Über Funktion, über Status, Zugehörigkeiten. Selbst Gott wird in Gesetzen, Überlieferungen und Bestimmungen festgehalten. Aber ist das die Wahrheit? Jesus hat dagegen die Botschaft der Freiheit, der Menschlichkeit und der Liebe gerichtet und er hat der damaligen Religion der Äußerlichkeit einiges zugemutet. Wehe den Unruhestiftern, die dieses Festgelegte stören. Menschliche Freiheit ist für die Menschen, bei denen alles geordnet ist, immer etwas Fürchterliches und Angsteinflößendes. Jesus hat Unruhe gestiftet, die Ordnung durchbrochen. Mit Leidenschaft und verzehrendem Feuer, das brennen will. Das ist es, was in den leisen Worten des Johannesevangelium mit „Geist der Wahrheit“ ausgedrückt ist. Jesus wollte die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Die, die innerlich ist. Die, die wir ahnen, spüren und doch Tag für Tag unterdrücken, wegmachen, weil die Konsequenzen Angst machen. Denn diese Wahrheit würde unser Leben auf den Kopf stellen. Was wäre denn, wenn wir wirklich erkennen und sehen, was unsere Ordnung stören würde? Wenn unsere heile Welt aus den Fugen geraten würde? Wir tun uns schwer mit dem Wahr haben wollen. Sehen, was wirklich ist. An Macht, dass der andere klein gemacht wird. Es gibt so viel Lügen , die jeder als seine eigene Wahrheit verkauft. So viel, was nur auf den eigenen Vorteil hin abzielt. An Manipulation, bei der die Wahrheit verdreht wird. An Neid und Häme, anderen das Gute nicht zu gönnen, an Jammern und Klagen, Und es gibt so viel Neid, anderen ein Glück nicht zu gönnen. An Wut und Unzufriedenheit. Was ist nun wahr? Die ganze Wahrheit Jesu war, dass Gott uns innerlich ist. Eingeschrieben in unser Herz, so dass man ihn nicht von außen lehren, verfügen und verordnen muss. Das einzige, was es dazu braucht, ist ein tiefes Vertrauen zu ihm. Es gibt kein anderes Reden, als das Vernehmen der leisen Sprache. Vieles davon ist nicht gerade angenehm. Aber wenn wir unseren Sinnen trauen würden, würden wir unendlich viel gewinnen. Es wäre ja einmal einen Versuch wert, sich vielleicht 1 ganze Stunde vorzunehmen, alles ganz genau wahr zu nehmen. Innerlich wie äußerlich. Und es nicht zu bewerten, sondern so sein zu lassen, wie es ist. Eine neue Sicht auf die Dinge! Auch das ist wahr. Die Wahrheit des Geistes. Unser Ureigenstes. Wir können von unseren Plätzen aufstehen. Wir können aber auch mit Würde aufstehen. Beides ist wahr. Und doch ist da noch mehr. Amen.
Pastor Holger de Buhr, Westerstede
in Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Leve Gemeen,
wat is wahr? Wahr sünd bestimmte Umstänn, Termine, Minschen, defekte Geräte, Unfäll, Umweltverschmutzung, Fakten, wat een griepen kann, wat een faten kann, Geschenke, Krankheid, de Doot. De Sänger Rio Reiser seggt dat in een bekanntet Leed so:
„Es ist wahr dass das Jahr über dreihundert Tage
in nur zweiundfünfzig Wochen schafft
Es ist wahr es ist wahr dass das Ausland
vielmehr Ausländer als Deutsche hat.
Aber sonst aber sonst: Alles Lüge Alles Lüge.
Selbst wenn Du mich fragst ob ich Dich liebe
und ich sag ja Weiß ich manchmal nicht genau
ist das nun Lüge oder wahr.“
Und er fragt:
„Oder ist da mehr oder ist da mehr?“
Wat is wahr? Dat, wat wi mit egen Ogen sehen köönt? Wat in´t Blatt steiht? Wöör, de seggt warrt, sünd de wahr? Oder gifft dat dor noch mehr? Dat vele bi de momentane Situation bang sünd? Oder dat de velen Inschränkungen in de leßden Weken dorto hulpen hebbt, dat de Virus nich so gau wieter geiht? Sünd Fake-News würkelk so verkehrt? Is dor wat an - an de Mutmaßungen, dat achter Corona een groden Plan steiht? Impfzwang, Besniedung von Freeheid? Dat gifft een äußere Wahrheid un een innere. An de äußere Wahrheid holt een sik fast, klammert sik an se. De eersten Christen hebbt beleven musst, dat se bit op ´t Bloot verfolgt wurrn. Se schullen ehre Wöörd verlehren. Dat geiht jümmer um dat Äußere. Dat, wat een sehn kann. Blots dat jichtenseen to een Gruppe tohöörd hett al langt, um em antogriepen. Em för gefährlich to holen. Dat is egens vandagen nich anners. Ok wi defineert us över dat Äußere. Över Funktion, över Status, Togehörigkeid. Sülvst Gott warrt in Gesetzen, Överleverungen un Bestimmungen fastholen. Aver is dat de Wahrheid? Jesus hett sik mit siene Bottschop von Freeheid, Minschlichkeid un Leev dortegen stellt un dormit de damalige Religion „der Äußerlichkeit“ teemlich wat tomoodt. Wer Unroh stiften deit un dat wat fastleggt is stöört, den geiht dat an den Kragen. Minschliche Freeheid is för de Minschen, de jümmer allens op Schick hebbt gräsig, dat maakt se bang. Jesus hett Unroh brocht, de Ornen nich inholen. Mit Liedenschop un verzehrendet Füer, wat brennen will. Dat is dat, wat in de liesen Wöör von dat Johannesevangelium mit „Geist der Wahrheid“ meent is. Jesus wull de Wahrheid, de hele Wahrheid un nix as de Wahrheid. De, de innerlich is. De wi ahnt, spöört un doch Dag för Dag unnerdrückt, wegmaakt, wiel wi Bang sünd vör de Konsequenzen. Denn düsse Wahrheid wurr us Leven op den Kopp stellen. Wat weer denn, wenn wi würkelk erkennt un seht, wat use Ornen stören wurr? Wenn use heile Welt ut de Angeln hoven wurr? Wi doot us swoor mit dat Wahrhebben wullen. Sehen, wat würkelk is. An Macht, de den annern lütt maakt. Dat gifft so vele Lögen, de jedeen as siene Wahrheid verköfft. So veel, wat blots op den egen Vördeel hen maakt warrt. An Manipulation, bi de de Wahrheid verdreiht warrt. An Afgunst un Häme, anner Lüe dat Gode nich to günnen, an Jammern un Klagen. Und dat gifft so veel Nied, anner Lüe ehr Glück nich to günnen. Dor is so veel Woot, so vele sünd bannig untofreden. Wat is nu wahr? De ganze Wahrheid von Jesus weer, dat Gott in us is. Inschreven in us Hart, so dat man em nich von buten her lehren, verfögen un verornen mutt. Dat eenzige, wat du dorto bruukst, is een depet Vertroen to em. Dat gifft kien anner Reden, as dat Vernehmen von de liese Spraak. Veel dorvon is nich just angenehm. Aver wenn wi use Sinne troen deen, wurrn wi bannig veel winnen. Dat weer doch mal een Versöök weert, sik villicht een Stünn lang vörtonehmen, allens heel genau wahr to nehmen. Enn nee´en Blick op de Saken! Ok dat is wahr. De Wahrheid von den Geist. Use uregene Wahrheid. Wi köönt von usen Platz opstahn. Wi köönt aver ok mit Wöörd opstahn. Beides is wahr. Un doch is dor noch mehr. Amen.
Pastor Holger de Buhr, Westerstede
Worte
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Kerstin Grusemann-Wahl
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
Anfang diesen Jahres habe ich für eine kleine Weile den Konfi-Unterricht für die Vorkonfirmanden in Augustfehn übernommen. Bei unserem Treffen im Januar ging es um die Schöpfungsgeschichte. Im Laufe des Vormittags haben wir uns über die einzelnen Schöpfungstage unterhalten und daraus ein wunderbares Legebild entwickelt. Auch die naturwissenschaftlichen Theorien zur Entstehung der Welt kamen zur Sprache. Ganz schön spannend, über welche Themen ich mich mit ihnen unterhalten konnte. Ziemlich zum Schluss der Einheit fragte dann eine Konfirmandin in die Runde: „Wer hat eigentlich die Worte erfunden? Kommen die Worte auch von Gott? Und wer hat eigentlich bestimmt welches Wort für welchen Begriff steht?“
Worte. Jeden Tag sprechen wir sie. Worte können liebevoll sein, Trost spenden, ermutigen und stärken. Sie können begeistern und leidenschaftlich sein. Worte können aber auch verletzen, Angst machen, lähmen und zerstören. Sie können wie Giftpfeile sein. Worte lösen in uns Erinnerungen, Gefühle, Bilder und Vorstellungen aus. Und Worte sind mächtig. Viele machtvolle Worte wurden im Laufe unserer Geschichte schon gesprochen.
Und manchmal fehlen uns einfach die Worte. Weil wir sprachlos vor Glück sind oder auch erschrocken oder verletzt. Und gerade in der besonderen Zeit in der wir uns befinden fehlen uns die Worte. Wir können nicht persönlich miteinander sprechen, sondern nur per Telefon oder virtuell. Durch die Corona-Krise wird es uns noch einmal mehr bewusst, wie wichtig uns Gespräche sind. Die Worte sind, die wir mit anderen Menschen wechseln.
Hören und gehört werden. Diese Erfahrung tut jedem Menschen gut. Heute feiern wir den Sonntag Exaudi. Die Bezeichnung für den heutigen Sonntag stammt aus Psalm 27: Höre meine Stimme, Gott. Vielleicht könnte man auch sagen: Höre, meine Worte, Gott. Wir können sicher sein, Gott hört unsere Worte, auch die, die uns gar nicht über die Lippen kommen. Gottes Ohren sind weit offen. Offen für alles, was uns bewegt. Ich höre dich und ich bin für dich da sagt er uns zu. Ich sorge für dich. Wir dürfen ihn beim Wort nehmen.
Um noch einmal auf die Konfirmanden zurück zu kommen. Über die Frage der Konfirmandin haben wir eine Weile gesprochen und versucht, sie für uns zu beantworten. Eine Idee ist daraus entstanden. Und die ist…Ein neues Wort zu erfinden. Ich hoffe, dass es im nächsten Jahr eine Abschluss-Konfi-Fahrt für sie geben wird, die ich begleiten darf. Ich bin gespannt, ob es dann ein neues Wort gibt, das über ihrer Konfi-Zeit steht.
Bleiben Sie behütet
Ihre Kerstin Grusemann-Wahl
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegrert Peters / Hude
Wöör
An ´n Anfang von dütt Johr hebb ik för een korte Tied den Unnerricht för de Vörkumfermanden in Augustfehn övernahmen. As wi us in ´n Januar drapen hebbt gung dat um de Schöpfungsgeschicht. An den Vörmiddag hebbt wi us över de Schöpfungsdaag unnerholen un dor een wunnerbaret Legebild ut maakt. Wi hebbt ok över de Theorien von de Wetenschop to de Entstehung von de Welt spraken. Dat weer bannig spannend, över wecke Themen ik mit de jungen Lüe snacken kunn. Teemlich to ´n Sluss von den Unnerricht hett denn een Kumfermandin in de Runn fraagt: „Wer hett egens de Wöör erfunnen? Kaamt de Wöör ok von Gott? Un wer hett egens fastleggt wecket Woort för wecken Begriff steiht?“
Wöör. Elkeen Dag seggt wi se. Wöör köönt vull von Leev ween, Trost spenden, Moot geven un stark maken. Se köönt begeistern un vull von Liedenschop ween. Wöör köönt aver ok verletzen, Bang maken, lähmen un Saken toschann maken.
Se köönt as een Giftpiel ween. Wöör lööst in us Erinnerungen, Geföhle, Biller un Vörstellungen ut. Un Wöör hebbt Macht. Vele machtvulle Wöör sünd in den Loop von de Geschichte al seggt wurrn.
Un männichmal fehlt us eenfach de Wöör. Wiel wi nix seggen köönt vör Glück oder wi us verfehrt hebbt oder verletzt sünd. Un just in de besünnere Tied, in de wi us just befinndt, fehlt us de Wöör. Wi köönt nich persönlich mit´nanner snacken, sünnern blots per Telefon, oder virtuell. Dör de Coronakrise warrt us dat nochmal mehr bewusst, wo wichtig us Gespreke sünd. Wo wichtig de Wöör sünd, de wi mit anner Minschen wesselt.
Hören un höört weern. Düsse Erfahrung deit jedeen Minschen goot. Wi fiert vandagen den Sünndag Exaudi. De Naam stammt ut den Psalm 27: „Höre meine Stimme, Gott.“ Villicht kunn een ok seggen: „Höre meine Worte, Gott.“ Wi köönt seker ween, Gott höört use Wöör, ok de, de us gor nich över de Lippen kaamt. De Ohren von Gott sünd wiet open. Open för allens, wat us umdrifft. Ik höör di un ik bün för di dor, seggt he us to. Ik sorg vör di. Wi dröfft em bi ´t Woort nehmen.
Um nochmal op de Kumfermanden torügg to kamen. Över de Fraag von de Kumfermandin hebbt wi een Tied lang snackt un hebbt versöcht, för us een Antwoort to finnen. Dor is een Idee bi rut kamen. Un de is... Een nee´et Woort to erfinnen. Ik will hapen, dat dat in ´t tokamen Johr een Fahrt to ´n Afsluss von ehre Kumfermandentied geven warrt, bi de ik dorbi ween draff. Ik bün neeschierig, of dat denn een nee´et Woort gifft, dat över ehre Kumfermanden-Tied steiht.
Blievt Se behööd.
Ihre Kerstin Grusemann-Wahl
Alles andere als selbstverständlich
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Alles andere als selbstverständlich
Heute, am Himmelfahrtstag 2020, sollte ich eigentlich – zusammen mit 30 weiteren Gemeindegliedern – im Reisebus unterwegs sein in Richtung der Partnergemeinde Idafehns, Königshain in der Oberlausitz. Seit über 60 Jahren fahren Menschen aus unserer Gemeinde dorthin, nicht einmal die innerdeutsche Grenze konnte sie vor 1990 daran hindern. Nun ist es die Coronapandemie, die erstmals unsere Reise zu unseren geschätzten Freunden an die polnische Grenze verhindert hat. Dabei war es für uns so selbstverständlich geworden, dorthin zu fahren.
Das ist aber nur ein Beispiel dafür, was für uns alles selbstverständlich war. 75 Jahre Frieden in Mitteleuropa, ein nie dagewesener Wohlstand, die beste medizinische Versorgung, die es je gab und die höchste Lebenserwartung, die die Welt je gesehen hat, haben meiner Meinung nach bei vielen von uns zu folgender Haltung geführt:
Wohlstand ist selbstverständlich,
Reisen ist selbstverständlich,
Essen gehen ist selbstverständlich,
Frieden ist selbstverständlich,
Gesundheit ist selbstverständlich,
Treffen mit Familie und Freunden sind selbstverständlich,
Gottesdienste sind selbstverständlich.
So haben die meisten von uns bis Februar gedacht. Nun, drei Monate später wissen wir: Nichts davon ist selbstverständlich. Dabei hätten wir doch von den Alten oder zumindestens Älteren längst lernen können, dass nichts selbstverständlich ist. Von denen, die erlebt haben, dass man Lebensmittelmarken brauchte, um Brot, Butter oder Fleisch zu kaufen, wenn es überhaupt welches gab; dass sie von Tieffliegern angegriffen wurden, wenn sie zur Schule gegangen sind; dass man sie ausgegrenzt, abgeholt, eingesperrt und gefoltert hat, nur weil sie als ganz normale Deutsche Kinder Abrahams, Isaaks und Jakobs waren; dass man nur reisen konnte, wenn die Regierung einen ließ, und das konnten 17 Millionen Deutsche im Osten bis 1989 nur sehr eingeschränkt; dass Kirchen geschlossen und Gottesdienste verboten waren, weil sowjetische Diktatoren meinten, dass Religion gefährlich ist für Volk und Staat. Und, last but not least, wir hätten lernen können, dass nichts selbstverständlich ist von denen, die erfahren haben, dass Verwandte und Freunde weit weg sind, unerreichbar in einem anderen Land oder gar vermisst oder verschollen, so wie man es auf dem Kriegsmahnmal hier hinter unserer Kirche in Idafehn nachlesen kann.
Neben vielem anderen, was wir aus den vergangenen Wochen und Monaten lernen konnten und können, ist mir dieses besonders klar geworden: Dass wir das, was unser Leben schön und lebenswert macht, in Zukunft wieder mehr wert schätzen sollten, als etwas sehr kostbares betrachten und noch dankbarer dafür sein sollten, dass wir es empfangen dürfen.
Bei unserer letzten Reise nach Königshain 2016 haben wir auch den Gottesacker der Herrnhuter Brüdergemeinde besucht. Bevor man diesen wunderschönen Friedhof betritt, muss man durch einen Rundbogen gehen, den Sie auf dem Foto sehen, das ich dieser Andacht vorangestellt habe.
Die Inschrift „Christus ist auferstanden von den Toten“ wird jedem zugesprochen, der durch dieses Tor geht oder auf seinem letzten Weg dort durch getragen wird. Das ist für mich das Größte und Wichtigste, was ich niemals als selbstverständlich erachten möchte: Dass ich so geliebt bin von meinem Herrn, dass er mich nicht vergisst auf dieser Reise, die wir Leben nennen. Weder unterwegs noch am Ende der Reise. Einer Reise mit einem wunderbaren Ziel.
Ihr Pastor Florian Bortfeldt, Idafehn
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Alles andere als selbstverständlich
Vandagen, an Christi Himmelfahrt 2020, schull ik egens - tohoop mit dartig anner Lüe von de Gemeen – in een Reisebus unnerwegs ween in Richtung Königshain in de Oberlausitz, de Partnergemeen von Idafehn. Siet över sösstig Johr föhrt Minschen ut use Gemeen dor hen, nich mal de innerdüütsche Grenze kunn se vör 1990 dorvon afholen. Nu is dat de Coronapandemie, de dat eerste Mal use Reis to use geschätzten Frünn an de polnische Grenze verhinnert hett. Dorbi weer dat för us sülvstverständlich wurrn, dor hen to föhren. Dat is aver blots een Bispill dorför, wat för us allens sülvstverständlich weer. Fiefunsöventig Johr Freden in Middeleuropa, Wohlstand as wi den noch nie vörher harrn, de beste medizinische Versorgung de dat je geven hett un noch nie kunnen Minschen mit so een langet Leven reken. Dat hett de Welt vörher nienich to sehen kregen. Dat allens hett na mien Menen bi vele von us to folgende Instellung föhrt:
Wohlstand is sülvstverständlich,
Reisen is sülvstverständlich,
Eten gahn is sülvstverständlich,
Freden is sülvstverständlich,
Gesundheid is sülvstverständlich,
mit de Familie un de Frünnen tosamen kamen is sülvstverständlich,
Gottsdeensten sünd sülvstverständlich.
So hebbt de mehrsten von us bit Februar dacht. Nu, dree Maand later weet wi: Nix dorvon is sülvstverständlich. Dorbi harrn wi von de Olen oder tominnst Ölleren al lang lehren kunnt, dat nix sülvstverständlich is. Von de, de beleevt hebbt, dat een Levensmiddelkarten bruukt, um Brot, Botter oder Fleesch to kopen, wenn överhaupt wat to kriegen weer, dat se von Deepflegers angrepen wurrn, wenn se na School hen gungen, dat man se utgrenzt, afholt, inspart un foltert hett, blots wiel se ganz normale Düütsche Kinner von Abraham, Isaak un Jakob weern; dat een blots reisen kunn, wenn de Regierung dat toleet, un dat kunnen seventeihn Millionen Düütsche in ´n Osten bit 1989 blots bannig inschränkt; Karken wurrn dicht maakt un Gottsdeensten weern verbaden, wiel sowjetische Diktatoren de Menen weern, dat Religion för dat Volk un den Staat gefährlich is. Un, last but not least, wi harrn lehren kunnt, dat nix sülvstverständich is von de, de beleevt hebbt, dat Verwandte un Frünnen wiet weg sünd, nich to erreichen in een anner Land oder sogor vermisst oder verschollen, so as een dat op dat Mahnmal achter use Kark in Idafehn nalesen kann.
Neven vele anner Saken, de wi in de verleden Weken un Maanden lehren kunnen un köönt, is mi besünners kloor wurrn: Dat wi dat, wat us Leven so moi un levensweert maakt, in de Tokunft woller mehrt weertschätzen schullen, sehn wo kostbar dat is un dankbar dorför ween, dat wi dat hebben dröfft.
Bi use leßde Reis na Königshain 2016 hebbt wi ok den „Gottesacker der Herrnhuter Brüdergemeinde“ besöcht. De Weg op düssen wunnerbaren Karkhoff föhrt dör een Rundbogen, Se könnt em op dat Foto sehen, dat ik düsse Andacht vöran stellt hebb. De Inschrift „Christus ist auferstanden von den Toten“ gellt för jedeen, de dör dütt Door geiht oder op sienen leßden Weg dor dör dragen warrt. Dat is för mi dat Gröttste un Wichtigste, wat ik nienich as sülvstverständlich ankieken much: Dat de Herr mi so leev hett, dat he mi nich vergeten deit op de Reis, de wi Leven nöömt. Weder unnerwegs noch an ´t Enn von de Reis. Een Reis mit een wunderbaret Teel.
Ihr Pastor Florian Bortfeldt, Idafehn
Kurswechsel
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Meike Bruns
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Kurswechsel
Der Mann, der mir im Zug gegenüber sitzt, hat es sich bequem gemacht. Er schaut aus dem Fenster.
Der Zug hält.
Der Mann mir gegenüber atmet schwer.
Wir fahren weiter.
Nächster Halt.
Der Mann seufzt.
Der Zug setzt sich wieder in Bewegung.
Wieder eine Station.
Der Mann stöhnt.
Wir fahren wieder an.
Ich nehme meinen Mut zusammen und spreche ihn an: „Ist alles in Ordnung?“
„Ja“, entgegnet mein Mitreisender, „wieso fragen Sie?“
„Sie seufzen bei jeder Station. Als hätten Sie Schmerzen.“
„Wissen Sie“ erwidert er, „ich fahre in die falsche Richtung.“
„Aber warum steigen Sie dann nicht aus?“ frage ich verwundert.
„Ach, hier ist es so schön warm“
Mir kommt das bekannt vor: Genau zu wissen, eigentlich müsste ich etwas ändern, aber dann doch lieber alles beim Alten lassen. Kleine Gewohnheiten, die mir schaden, aus Bequemlichkeit beibehalten; Vertrautes, das mich belastet, nicht aufgeben - aus Angst vor der Ungewissheit – Und jedes Mal, wenn ich innehalte und in mich hineinhorche, spüre ich dann doch, dass es immer weiter in die falsche Richtung geht.
In den letzten Tagen haben mir Menschen erzählt, wie ungewohnt und andererseits wohltuend die Zwangspause durch den Shutdown der Coronazeit für sie war. „Ich war auf mich zurückgeworfen“, meint eine Kollegin, „das war schwer, aber nur so habe ich endlich eingesehen, dass ich an meiner Wohnsituation etwas ändern muss.“ Ein Bekannter, der seine Ernährung in der Coronazeit komplett umgestellt hat, wünscht sich „Ich hoffe, ich falle nicht wieder zurück in den alten Trott“. Und eine Freundin hat sich ein Herz gefasst und das Gespräch mit ihrem Partner gesucht. „Ich habe gemerkt, dass ich endlich mit ihm sprechen muss, statt mein Unglücklichsein in mich hineinzufressen – auch wenn ich überhaupt nicht weiß, wie es dann weitergeht“.
Die Corona-Maßnahmen werden gelockert, der Alltag nimmt wieder Fahrt auf.
Ich wünsche uns, dass wir weiterhin Haltepunkte finden, Stationen, an denen wir innehalten und sorgsam in uns hineinhören. Und dann vertrauensvoll zulassen, wenn uns eine innere Stimme oder ein Mitreisender rät „setz dich in Bewegung, ändere die Richtung, steig um …“
Die Richtung wechseln, wenn sich unsere Seele danach sehnt – dazu ermutigt uns Gott!
Und er sagt mir: Du bist nicht allein, wenn Du Dich auf den Weg machst.
Gott entlastet mich, wenn das Gepäck zu schwer wird, er legt einen Mantel um mich, wenn es zugig wird. Er kennt den Fahrplan und tröstet, wenn ich mich verloren fühle. Mit ihm finde ich den Weg zum neuen Gleis. Er ist mir Einstiegshilfe und führt mich zum einem guten neuen Platz.
Bei meinem letzten Kurswechsel hat mich Paul Gerhardts Lied zu Psalm 37,5 begleitet:
Befiehl du deine Wege
und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege,
des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden
gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden,
da dein Fuß gehen kann.
In dieser Zuversicht wünsche ich uns freudvolle Neuanfänge!
Amen.
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Kurswechsel
De Mann, de mi tegenöver sitt, hett sik dat kommodig maakt. He kickt ut dat Finster.
De Tog höllt. - De Mann mi tegenöver atent swoor. - Wi fahrt wieter.
Woller een Station. - De Mann sücht. - De Tog sett sik woller in Bewegen.
Woller een Station. - De Mann stöhnt. - Wi fahrt woller an. Ik nehm mienen Moot tosamen un snack em an: „Is allens goot?“ „Ja“, seggt de Mann, „woso fraagt Se?“ „Se stöhnt bi jedeen Station. Hebbt Se Wehdag?“ „Weet Se“ antert he, „ik fahr in de verkehrte Richtung.“ „Aver woso stiegt Se denn nich ut?“ fraag ik em verwunnert. „Ach, hier is dat so moi warm.“
MI kummt dat bekannt vör: Nipp un nau to weten, egens müss ik wat ännern, aver denn doch lever allens bi ´t Ole laten. Lütte Gewohnheiten, de nich goot för mi sünd, ut Bequemlichkeit beholen. Vertroetet, dat mi belasten deit, nich opgeven , ut Bang vör de Ungewissheid. – Un jümmer, wenn ik inne hool un in mi rin luuster, spöör ik denn doch, dat dat jümmer wieter in de vekehrte Richtung geiht.
In de leßden Daag hebbt mi Minschen vertellt, dat düsse ungewohnte Zwangspause dör den Shutdown von de Coronatied för se op de anner Siet ok goot daan hett. „Ik weer op mi allen stellt“ , meen een Kollegin, „dat weer swoor, aver blots so hebb ik ennelk insehn, dat ik an miene Wohnsituation wat ännern mutt.“ Een Bekannten, de siene Ernährung in de Coronatied komplett umstellt hett, wünscht sik „Ik will hapen, ik fall nich woller torügg in den olen Trott.“ Un een Frünndin hett sik een Hart faat un dat Gespreek mit ehren Partner söcht. „Ik hebb markt, dat ik ennelk mit em snacken mutt, anstatt mien Unglücklichween in mi rinn to freten – ok wenn ik överhaupt nich weet, wo dat denn wieter geiht.“
De Corona-Maßnahmen warrt lockert, de Alldag nimmt woller Fahrt op. Ik wünsch us, dat wi woller Stationen finndt, Punkte an de wi inne holen un sorgsam in us rin hören köönt. Un denn vull Vertroen tolaat, wenn us een innere Stimm oder een Mitreisender den Rat gifft; „sett di in Bewegen, änner de Richtung, stieg um...“
De Richtung wesseln, wenn sik use Seel dorna sehnt – dorto maakt Gott us Moot! Un he seggt mi: Du büst nich alleen, wenn du di op den Weg maakst.
Gott nimmt mi de Last af, wenn de Packelaag to swoor warrt, he leggt mi sienen Mantel um, wenn dat zugig warrt. He kennt den Fahrplan un gifft mi Trost, wenn ik mi verloren föhl. Mit em finndt ik den Weg to ´t nee´e Gleis. He hölpt mi bi ´t Instiegen un föhrt mi to eenen goden nee´en Platz.
Bi mienen leßden Kurswessel hett mi Paul Gerhardts Lied zu Psalm 37,5 begleitet:
Befiehl du deine Wege
und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege,
des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden
gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden,
da dein Fuß gehen kann.
In dieser Zuversicht wünsche ich uns freudvolle Neuanfänge! Amen.
Meike Bruns, Westerstede
Meike Bruns, Westerstede
Ich bin dann mal weg!
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Vikarin Lina Kohring
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Ich bin dann mal weg!
So lautet der Titel des bekannten Buchs von Hape Kerkeling. Ich bin dann mal weg. Dieser Satz ist für uns schon zur Redewendung geworden: „Ich bin dann mal weg!“ ruft er mit der Einkaufsliste für den Wochenendeinkauf in der Hand, die von Toilettenpapier bis Spaghetti reicht. „Ich bin dann mal weg!“ murmelt sie auf dem Weg zum Zigarettenautomaten, der zum gedanklichen Kurztrip nach New York, Hawaii oder San Francisco wird. „Ich bin dann mal weg!“ flüstert er, winkt noch einmal auf dem Weg zum Gate und steigt in das Flugzeug nach Australien.
Ich bin dann mal weg. Das kann vieles bedeuten. Ein kurzer Abstecher. Eine längere Reise. Ein Gedankenspiel. Abschalten. Rauskommen. Wegsein. Aber es bedeutet eigentlich immer auch irgendwann ein Wiedersehen. Heimkommen. Zurücksein. Und dann gibt es noch das Dazwischen. Sowohl bei denen, die zurückgelassen werden, als auch bei dem oder der Aufbrechenden. Für die einen ist diese Zwischenzeit vielleicht geprägt von Unsicherheit, Sorgen und Ängsten. Für die anderen eher von Freude, Genuss und Ruhe. Beim Einkauf sind es sicherlich auch Gedanken, wie „Denkt er an alles?“ „Wann kommt sie denn nun endlich zurück?“ oder „Mist, Tomatenmark ist auch leer.“
„Er wurde vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.“ (Apostelgeschichte 1,9 ff)
Heute ist Himmelfahrt. Der Tag also, an dem diese Begebenheit noch einmal ganz real wird: Jesus ist dann mal weg. Aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters. Von dort wird er wiederkommen. Eigentlich alles ganz einfach und klar. Das kennen wir doch. Vom Einkaufen. Vom Zigaretten-holen. Vom Flug in die Ferne. Und trotzdem ist es manchmal ganz schön schwer auszuhalten. Wann kommt er denn? Warum zeigt er sich nicht? Warten wir vergebens? Und vor allem: Was passiert eigentlich dann, wenn er wiederkommt?
Jesus ist dann mal weg. Und das inzwischen 2000 Jahre lang. Ewig. Und manchmal fühlt es sich genauso an. Manchmal ist er unendlich weit weg. Da reichen auch keine Lieder vom mächtigen König der Ehren, davon, dass wir nie allein und stets die Seinen sind oder von Quelle und Brot in Wüstennot. Da reichen keine Erinnerungen an Zeiten, in denen man sich fest mit ihm verbunden wusste. Da reichen keine Gebete. Die Entfernung scheint grenzenlos. Der Glaube so klein.
Und dann: Genau das Gegenteil. Das Gefühl ihm auf einmal so nah zu sein. Himmel auf Erden. Übersprudelnde Seligkeit. Mit leuchtenden Augen kommt es über die Lippen: „Lobe den Herren…“, „Komm Herr, segne uns…“ oder „Bewahre uns Gott…“ – weil wir sie spüren diese Bindung zu ihm. Erinnerungen werden groß und neue Erlebnisse kommen dazu: Die Konfirmation der Enkeltochter, das befreiende Gespräch mit dem Pastor, das Gefühl der Geborgenheit auf dem Heimweg. Wir können uns gar nicht vorstellen, uns jemals allein gefühlt zu haben.
Ich bin dann mal weg. Aber ich komme wieder. Und auch dazwischen verlasse ich euch nicht. Für uns bedeutet das, ein immer wiederkehrendes Schwanken zwischen Nähe und Distanz. Zwischen Wegsein und Wiedersehen. Zwischen Glaube und Zweifel. Heute an Himmelfahrt und jeden Tag neu. Und so schreibt Hape Kerkeling über seine Zeit auf dem Jakobsweg, was genauso für uns und unseren Glauben gilt:
„Dieser Weg ist hart und wundervoll. Er ist eine Herausforderung und eine Einladung. Er macht dich kaputt und leer. Und er baut dich wieder auf. Er nimmt dir alle Kraft und gibt sie dir dreifach zurück.“ (Hape Kerkeling)
Lina Kohring, Vikarin in der Kirchengemeinde Wiefelstede
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters
Ik bün denn mal weg!
Dat is de Titel von een Book von Hape Kerkeling. Ik bün denn mal weg. Düsse Satz is för us al to een Snack worrn. „Ik bün denn mal weg!“ röppt he mit den Inkoopszedel för den Wekeninkoop in de Hand, de von ´t Klopoppier bit Spaghetti langt. „Ik bün denn mal weg!“ brummelt se op den Weg to ´n Zigarettenautomat, de in Gedanken to een korten Trip na New York, Hawaii oder San Francisco warrt. „Ik bün den mal weg!“ suustert he, winkt noch mal op den Weg to ´t Gate un stiggt in den Fleger na Australien.
Ik bün denn mal weg. Dat kann veel bedüden. Een lütten Afsteker. Een längere Reis. Een Gedankenspeel. Afschalten. Rutkamen. Wegween. Aver dat heet egens jümmer ok dat gifft jichtenswann een Wollersehn. Na Huus kamen. Torügg ween. Un denn gifft dat noch dat „Dortwüschen“. Dat gellt för den, de torügg laten warrt just so as för den de geiht. För den Eenen is düsse Twüschentied villicht vull von Unsekerheid, Sorgen un Bang. För den Annern ehrder vull von Freid, Geneten un Roh. Bi ´t Inkopen sünd dat seker ok Gedanken, as „Denkt he an allens?“ „Wann kummt se denn nu ennelk torügg?“ oder „Schiet, Tomatenmark is ok leddig.“
„Er wurde vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.“ (Apostelgeschichte 1,9 ff)
Vandagen is Himmelfahrt. De Dag also, an den düsse Begevenheid noch mal ganz real warrt: Jesus is denn mal weg.„Aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters. Von dort wird er wiederkommen.“ Egens allens ganz eenfach un kloor. Dat kennt wi doch, Von ´t Inkopen. Von ´t Zigaretten-halen. Von den Flug in de Ferne. Un liekers is dat männichmal teemlich swoor, dat uttoholen. Wann kummt he denn? Woso wiest he sik nich? Töövt wi umsünst? Un vör allen: Wat passeert egens denn, wenn he woller kummt.
Jesus is denn mal weg. Un dat nu al siet 2000 Johr. Ewig. Un männichmal föhlt sik dat just so an. Männichmal is he unendlich wiet weg. Dor langt ok kiene Leder von den mächtigen König der Ehren, dorvon, dat wi nie alleen un stets de „Seinen“ sünd oder von Quelle un Brot in Wüstennot. Dor langt ok kiene Erinnerungen an Tieden, in de een sik fast mit em verbunnen wuss. Dor langt kiene Gebeden. De Entfernung is schienbar grenzenlos. De Gloven so lütt.
Un denn: Just dat Gegendeel. Dat Geföhl em op ´n Mal so nah to ween. Heven op de Eer. Överquellende Seligkeit. De Ogen lücht, wenn een dat över de Lippen kummt: „Lobe den Herren…“, „Komm Herr, segne uns…“ oder „Bewahre uns Gott…“ – wiel wi se spöört düsse Verbunnenheid mit em. Erinnerungen warrt groot un nee´e Erlebnisse kaamt dorto. De Kumfermation von de Enkeldochter, dat Gespreek mit den Paster, dat free maakt, dat Geföhl von Geborgenheid op den Weg na Huus. Wi köönt us gor nich vörstellen, dat wi us jemals alleen föhlt hebbt.
Ich bün denn mal weg. Aver ik kaam woller, Un ok dortwüschen verlaat ik jo nich. Dat bedütt för us, dat dat jümmer woller hen un her geiht twüschen Neegde un Distanz. Twüschen Wegween un Wollersehn. Twüschen Gloven un Twiefel. Hüüt an Himmelfahrt un elkeen Dag nee. Un so schrifft Hape Kerkeling över siene Tied op den Jacobsweg, wat just so vör us un usen Gloven gellt:
„Dieser Weg ist hart und wundervoll. Er ist eine Herausforderung und eine Einladung. Er macht dich kaputt und leer. Und er baut dich wieder auf. Er nimmt dir alle Kraft und gibt sie dir dreifach zurück.“ (Hape Kerkeling)
Lina Kohring, Vikarin in der Kirchengemeinde Wiefelstede
Schöne Momente sammeln
Andacht 20. Mai 2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Pastorin Heike-Regine Albrecht
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
Schöne Momente sammeln
Es ist später Nachmittag. Mein zehnjähriger Sohn und ich joggen diesen schönen Weg, der auf dem Foto zu sehen ist. Ein Weg an einem Nebenkanal der Hunte. Man könnte es auch ein ganz entspanntes Traben nennen, was wir tun, weil wir ganz langsam und entspannt laufen – wir wollen ja schließlich eine Weile durchhalten!
Wir absolvieren damit gemeinsam eine seiner Hausaufgaben. Sein Sportprogramm. Homeschooling. Seine Sportlehrerin schickt jede Woche ein neues Programm, joggen ist immer mit dabei und wird jede Woche ein wenig intensiver und mehr.
Als Fünftklässler gehört er zu den letzten Jahrgängen, die in diesem Schuljahr noch in die Schule gehen werden. Vielleicht irgendwann kurz vor den Sommerferien, wir werden sehen. Am 13. März 2020 hatte er seinen letzten normalen Schultag. Das ist jetzt neuneinhalb Wochen her. Seitdem heißt es „Homeschooling“, „Schule zu Hause“. Inzwischen haben wir uns eingespielt.
Da ich selbst das Joggen als Hobby seit Jahren mehr oder weniger oft praktiziere, dachte ich mir, dass wir das dann doch super gemeinsam machen können. Sozusagen haben wir dann gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Er macht seinen Sport und ich tue auch gleich etwas für meine Gesundheit. Und er hat nichts dagegen, dass ich mit ihm laufe. Es ist ihm noch nicht pubertär peinlich.
Nun ist mir aufgefallen, es sind gar nicht nur zwei Fliegen mit einer Klappe, die wir schlagen. Es ist viel mehr. Das Laufen ist für mich wie ein Gebet. Wie eine Meditation. Ich fühle mich im Einklang mit mir und der Welt um mich herum. Und ich fühle mich im Einklang mit meinem Kind. Es ist ein Stück zeitlose Ewigkeit, die ich fühle.
Dieses gemeinsame Laufen mit meinem Kind ist oft der schönste Moment des Tages für mich. Nirgends bekomme ich den Kopf freier und fühle ich mich wohler als bei diesem Laufen am Wasser. Alle Sorgen wegen Corona, alle privaten Sorgen, alle Streitigkeiten, alle Sorgen um andere Menschen, unsere Wirtschaft, um die Menschen in anderen Ländern, die es noch viel härter trifft, all dies laufe ich dann irgendwie weg und ich fühle mich frei. Dass mein Kind neben mir läuft, ist für mich ein Glücksmoment, den ich in vollen Zügen genieße. Und wenn er selbst dann noch Bemerkungen macht, wie schön er die hohen Gräser am Ufer und sogar das Unkraut findet, was da am Ufer wächst, dann bin ich einfach zutiefst glücklich in diesem einen Moment, egal, welche Sorgen mich sonst auch belasten. So laufen wir, meist schwiegend oder nur mit wenigen Worten, die sagen, wie schön es hier ist, wo wir sind.
Den Kopf mal frei bekommen, sich mal nur auf den Atem und das unmittelbare Umfeld einlassen, die schöne Natur aufsaugen, den Duft der Bäume und Sträucher jetzt im Mai, diesen herrlichen Himmel mit seinen Schäfchenwolken genießen. Glücklich sein.
Schöne Momente sammeln. Neuerdings suche ich abends beim Schlafengehen nach drei schönen Momenten des Tages und mache sie mir noch einmal bewusst. Das ist nämlich die Hausaufgabe meines Heilpraktikers an mich. Und immer fndet sich da was. Es sind die kleinen Momente, die kleinen Dinge, in denen so viel Tiefe stecken kann. Wir müssen nur lernen es zu sehen und zu spüren.
Gott hat alles gut gemacht zu seiner Zeit. Er wird uns auch durch diese unruhige Zeit geleiten.
„Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet, o Gott, in dir“, so sagte einst der Kirchenvater Augustin über Gott.
Beim Laufen am Wasser mit meinem Kind – da kann ich diese göttliche Ruhe ein klein wenig spüren.
Tiefe Freude beim ´schöne Momente sammeln´ wünscht Ihnen
Pastorin Heike-Regine Albrecht
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Schöne Momente sammeln
Dat is al laat an ´n Namiddag. Mien Söhn is teihn Johr oolt. Wi beiden joggt op düssen moijen Weg, de op dat Foto to sehn is. Een Weg an een Sietenkanal von de Hunte. Een kunn dat ok een ganz sinniget Traben nömen, wat wi dor maakt, wiel wi heel langsam un entspannt loopt – wi wüllt ja amenn ´n Tied lang dörholen!
Wi afsolveert dormit gemeensam een von siene Huusopgaven. Sien Sportproramm. Homeschooling. Siene Sportlehrerin stüert us elkeen Week een nee´et Programm to, joggen is jümmer mit dorbi un warrt elkeen Week een beten intensiver un mehr.
He is in de föffte Klass un hört dormit to de leßden Johrgäng, de in dütt Schooljohr noch woller to School gahn warrt. Villicht jichtenswann kort vör de Sommerferien, wi warrt dat sehn. An ´n 23. März 2020 harr he sienen leßden normal Dag in de School. Dat is nu al negen´nhalf Weken her. Sietdem heet dat „Homeschooling“, „School to Huus“. In de Twüschentied hebbt wi us inspeelt.
Joggen is siet Johren mien Hobby, naja, wenn ik dorto kaam. Dor hebb ik dacht, dat weer doch goot dat tosamen to maken. Denn köönt wi glieks twee Flegen mit een Klapp slaan. He maakt sien Sport un ik do wat vör miene Gesundheid. Un he hett nix dortegen, dat ik mit em loop. Dat is em noch nich „pupertär pienlich“.
Nu is mi opfullen, dat sünd gor nich twee Flegen mit een Klapp, de wi dor slaagt. Dat is veel mehr. Dat Lopen is för mi as een Gebedd. As een Meditation. Ik föhl mi in Inklang mit mi sülvst un de Welt um mi to. Un ik föhl mi in Inklang mit mien Kind. Dat is een Stück tiedlose Ewigkeid, de ik föhl.
Dütt gemeensame Lopen mit mien Kind is för mi faken de schönste Momang von ´n Dag. Nargens krigg ik den Kopp so free un föhl mi beter as bi düssen Loop an ´t Water. All de Sorgen wegen Corona, all de privaten Sorgen, all den Striet, all de Sorgen um anner Minschen, use Wirtschaft, um de Minschen in anner Länner, de dat noch veel leger geit as us, all de loop ik denn jichtenswi weg un föhl mi free. Dat mien Kind tegen mi löppt, is för mi een Glücksmoment, den ik dör un dör geneet. Un wenn he denn ok noch seggt, wo moi he dat hoge Gras un sogor dat Unkruut finndt, wat dor an ´t Över wasst, denn bün ik eefach ganz un gor glückelk in düssen eenen Momang, egal, wecke Sorgen mi anners ok bedrücken doot. So loop wi meist swiegend, oder seggt blots een poor Wöör doröver wo moi dat hier utsüht, wo wi sünd.
Den Kopp mal free to kriegen, de Duft von de Bööm un Strücker nu in ´n Mai, düsse wunnerbare Heven mit sien „Schäfchenwulken“ geneten. Glückelk ween.
Moije Ogenblicke sammeln. In leßde Tied söök ik avends bi ´t Tobettgahn na dree moije Momente von den Dag un roop mi de nochmal vör Ogen. Dat is nämlich miene Huusopgaav von mienen Heilpraktiker för mi. Un dor finndt sik jümmer wat. Dat sünd jümmer de lütten Ogenblicke, de lütten Saken, in de so veel Deepde steken kann. Wi mööt blots lehrn dat to sehn un to spören. Gott hett allens goot maakt to siene Tied. He warrt us ok dör düsse unruhige Tied bringen.
„Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet, o Gott, in dir“, so hett dat in verleden Tieden de „Kirchenvater Augustin“ över Gott seggt.
Bi ´t Lopen an ´t Water mit mien Kind – dor kann ik düsse göttliche Roh een lütt beten spören.
Grote Freud bi ´t „moije Ogenblicke sammeln“ wünscht
Pastorin Heike-Regine Albrecht
(Fußball-)Leidenschaft
Andacht 19.05.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
(Fußball-)Leidenschaft
Brauchen wir wirklich eine Andacht über die Fußballbundesliga?
Nein, natürlich nicht, kein Mensch braucht so etwas – Sie haben Recht!
Und, ist es wirklich richtig, die Bundesliga in Corona-Zeiten wieder zu starten?
Nein, wahrscheinlich nicht.
Ich schreibe diese Andacht hier und jetzt aber trotzdem.
.
Wir haben ein Sky-Abo und wenn es irgendwie möglich ist, unterstützen wir zumindest einmal in der Woche unseren Lieblingsverein vom Wohnzimmer aus. Irgendwann wollten wir es auch einmal ins Stadion schaffen. Eigentlich war das eines unserer Ziele für 2020. Das hat leider nicht geklappt. Genauso wenig wie der Urlaub, den ich mir gewünscht hatte. Aber, was soll’s… Seit Corona ist einiges anders. Zum Beispiel spielen wir jetzt tatsächlich selber Fußball im Garten, ganz echt, mit einem richtigen Ball und Toren und allem was dazu gehört. Mit fast allem… Nein, natürlich spucken wir nicht auf unseren Rasen!
Aber, kürzlich, als ich nach Hause kam, da wurde mir noch einmal bewusst, dass es bald wieder losgehen wird mit der Bundesliga: Kaum hatte ich die Tür aufgeschlossen, vernahm ich hymnenartigen Gesang. Mein erster Gedanke war, dass der Rest meiner Familie ein Tischlied angestimmt hatte. Warum warten die mit dem Essen denn nicht auf mich? Aber wie „Komm Herr Jesus…“ klang das dann doch nicht: „Mer schwöre dir, he op Treu un op lehr! Mer stonn zo dir, FC Kölle! Un mer jon met dir, wenn et sin muss durch et Füer, halde immer nur zo dir, FC Kölle…“ erklang es mindestens vierstimmig aus der Küche.
Ja, ich weiß, wenn Sie bis hierhin gelesen haben, dann sind Sie wahrscheinlich nicht Mitglied beim FC Köln. Falls Sie das doch sind, befürchten Sie vielleicht, dass Köln seine Erfolgsserie unter Corona-Umständen nicht fortsetzen kann. Mit viel höherer Wahrscheinlichkeit sind Sie aber ein Werder-Fan und verstehen nicht, warum die Bundesliga unter diesen Umständen jetzt noch einmal starten muss. Aber, vielleicht mögen Sie auch den HSV (wenn sie den nicht hassen) und hoffen auf den Aufstieg. Bitte, ärgern Sie sich nicht über mich! Lesen Sie getrost weiter; immerhin bin ich kein Fan vom FC Bayern!
Aufgepasst, jetzt kommt die Übersetzung der Köln-Hymne ins Hochdeutsche: „Wir schwören dir hier auf Treue und Ehre, wir stehen zu dir, FC Köln, und wir gehen mit dir wenn es sein muss durch das Feuer, halten immer nur zu dir, FC Köln!“ Na so was, das ist ja fast so inbrünstig wie die Amerikaner ihre Nationalhymne singen. Und das alles nur für einen Fußballverein. „Schwören“, „Auf Treue und Ehre“, oh ha! Und, wofür gehen wir schon durch’s Feuer? Da ist Stimmung im Stadion, wenn das Köln Lied gesungen wird. „Freud oder Leid, Zukunft und Vergangenheit, ein Gefühl, das verbindet, FC Köln…“ Ja, da ist das Gefühl ganz groß gewesen, damals. Und, die Leute, die dieses Lied singen, die meinen es ernst. Das wird es so aber nicht mehr geben, dieses Jahr.
Und, Sie erwarten es sicherlich, es fehlt der geistliche Impuls. Das hier war bisher keine Andacht sondern eine eher kuriose Abhandlung über Fußball. Was soll ich an dieser Stelle schreiben? Sie merken es ja selbst: Das Gefühl, die Begeisterung für den eigenen Fußballverein… sie steckt so oft viel mehr in der Vereinshymne als im „Komm Herr Jesus“-Kanon. Schwören und durch’s Feuer gehen, das klingt quasi religiös. Leider wollen die Leute das eher im Stadion als in der Kirche. Ich manchmal auch. Wie schade!
Aber, jetzt kommt’s: Unsere Kirchen sind offen, wir dürfen Gottesdienste feiern. Die Fußballstadien aber bleiben für Besucher geschlossen. Das ist unsere Chance!
Singen ist leider auch bei uns verboten. Inbrünstig Gottesdienst feiern geht aber vielleicht trotzdem. Hey, hier geht es nicht nur um den FC Kölle, der hin und wieder für ein bisschen Stimmung sorgt (was bei Geisterspielen auch nur eingeschränkt möglich ist), hier geht’s um den Schöpfer aller Dinge, der mir und Ihnen das Leben geschenkt hat! Vielleicht muss man sich das hin und wieder bewusst machen.
Und jetzt fehlt zu einer richtigen Andacht nur noch ein passender Bibelvers! Wir gehen immer noch, bekleidet mit Gesichtsmasken, Unsicherheit, Angst und Handschuhen mitten durch die Corona-Zeit. Deshalb ende ich an dieser Stelle mit Jesaja 43, 1-2:
Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob,
und dich gemacht hat, Israel:
Fürchte dich nicht,
denn ich habe dich erlöst;
ich habe dich bei deinem Namen gerufen;
du bist mein!
Wenn du durch Wasser gehst,
will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen;
und wenn du ins Feuer gehst,
sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.
Amen.
Ihre Pastorin Kerstin Falaturi
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
(Fußball-) Leidenschaft
Bruukt wi würkelk een Andacht över de Footballbundesliga? - Ne, seker nich, kien Minsch bruukt so wat – Se hebbt Recht! - Un is dat würkelk richtig, de Bundesliga in Corona-Tieden woller to starten? - Ne, wahrschienlich nich.
Ik schriev düsse Andacht hier un nu aver liekers.
Wi hebbt een Sky-Abo un wenn dat jichtenswi to maken is, staht wi usen levsten Vereen tominnst eenmal in de Week von de Wahnstuuv ut bi. Jichtenswann wullen wi dat ok mal hen kriegen in ´t Stadion to gahn. Wi harrn us dat egens för 2020 vörnahmen. Aver dor warrt woll nix von. Just so as von den Urlaub, den ik mi wünscht harr. Aver wat schall ´t... Siet Corona is männich wat anners. To ´n Bispill speelt wi nu würkelk sülvst Football in ´n Goorn, ganz echt, mit een richtigen Ball un Doren un allens wat dorto höört. Mit fast allens... Nee, natürlich speet wi nich op usen Rasen!
Aver, vör korten, as ik na Huus keem, dor wurr mi nochmal kloor, dat dat bold woller los gahn schall mit de Bundesliga: Ik harr de Döör noch gor nich ganz opslaten, dor hebb ik al „hymnenartigen Gesang“ höört. Mien eersten Gedanken weer, dat de Rest von de Familie een Dischleed singt. Aver woso töövt de mit dat Eten nich op mi? Aver as „Komm Herr Jesus...“ hörde sik dat denn doch nich an: „Mer schwöre dir, he op Treu un op lehr! Mer stonn zo dir, FC Kölle! Un mer jon met dir, wenn et sin muss durch et Füer, halde immer nur zo dir, FC Kölle…“ weer ut de Köök tominnst veerstimmig to höörn.
Ja, ik weet, wenn Se bit hier hen leest hebbt, denn sünd Se wahrschienlich nich Liddmaat bi den FC Köln. Wenn doch, denn sünd Se seker bang, dat dat mit de Erfolgsserie bi Köln wegen de Corona-Umstänn nich so wieter geiht. Wahrschienlich sünd se aver ehrder Werder-Fan un köönt nich verstahn, woso de Bundesliga unner düsse Umstänn nu nochmal woller starten mutt. Aver, villicht möögt Se ok den HSV (wenn Se kien Haat op den hebbt) un luert op den Opstieg. Bidde, argert Se sik nich över mi! Leest Se getrost wieter, tominnst bün ik kien Fan von FC Bayern!
Oppassen, nu kummt de Köln-Hymne op hochdüütsch: „Wir schwören dir hier auf Treue und Ehre, wir stehen zu dir, FC Köln, und wir gehen mit dir wenn es sein muss durch das Feuer, halten immer nur zu dir, FC Köln!“ Kiek an, dat is ja meist so inbrünstig as de Amerikaners ehre Nationalhymne singt. Un dat allens blots för een Footballvereen. „Schwören“, „Auf Treu und Ehre“, oh ha! Un, för wat gaht wi al dör ´t Füer? Dor is echt wat los in ´t Stadion, wenn dat Köln Leed sungen warrt. „Freud oder Leid, Zukunft und Vergangenheit, ein Gefühl, das verbindet, FC Köln…“ Ja, dor weer dat Geföhl heel groot, damals. Un de Lüe, de düsset Leed singt, meent dat eernst. Dat warrt dat so aver nich mehr geven, in dütt Johr.
Un, Se töövt seker al, dor fehlt de geistliche Impuls. Bit nu weer dat hier kiene Andacht sünnern ehrder een kuriose „Abhandlung“ över Football. Wat schall ik an düsse Steed schrieven? Se markt dat ja sülvst: Dat Geföhl, de Begeisterung för den egen Footballvereen... de stickt so faken veel mehr in de Vereenshymne as in ´t „Komm Herr Jesus“-Kanon. Swören un döör ´t Füer gahn, dat klingt quasi religiös. Leider wüllt de Lüe dat ehrder in ´t Stadion as in de Kark. Ik männichmal ok. Wo schaad!
Aver, nu kummt ´t: Use Karken sünd open, wi dröfft Gottsdeenst fiern. De Footballstadien aver blievt vör Besöker dicht. Dat is use Chance!
Singen is leider ok bi us verbaden. Inbrünstig Gottsdeenst fiern geiht aver villicht liekers. Hey, hier geiht nich blots um den FC Kölle, de af un an för ´n beten Stimmung sorgt (wat bi Geisterspelen ok blots to ´n Deel mööglich is), hier geiht dat um den Schöpfer von use Welt, de di un mi dat Leven schunken hett! Villicht mutt een sik dor jümmer Mal woller op besinnen.
Dorum kaam ik an düsse Steed mit Jesaja 43, 1-2 to ´n Enn:
Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob,
und dich gemacht hat, Israel:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst;
ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein,
dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen;
und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen,
und die Flamme soll dich nicht versengen.
Amen.
Ihre Pastorin Kerstin Falaturi
Neues vom Tröster
Andacht 18. Mai 2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Die Tageslosung für den heutigen 18. Mai lautet:
Jesus spricht: „Der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Johannes 14, 26)
Diese Worte Jesu, die heute unsere Gedanken leiten sollen, hat Jesus vor seinem Leidensweg zu seinen Jüngern gesprochen. Bevor Jesus gefangengenommen und gekreuzigt wird, spricht er Worte des Abschieds. Er bereitet die Seinen darauf vor, dass er selbst bald nicht mehr körperlich bei ihnen sein kann. Alles wird sich ändern, nichts bleibt so, wie es war.
Kennen wir das nicht auch? Wenn sich jemand verabschiedet, der uns lieb ist, sind wir traurig. Das ist nicht nur so, wenn es ein Abschied für einen überschaubaren Zeitraum ist. Wie viele Tränen mögen in den letzten Wochen geflossen sein, weil wir unsere Lieben nicht besuchen, nicht sehen durften. Wir wissen mit dem Verstand, dass es nötig war und ist, aber im Herzen ist es schwer auszuhalten. Und noch viel mehr geht es uns so, wenn wir einen Abschied für immer erleben, wenn jemand stirbt, der uns wichtig ist.
Wer kann mich trösten, wenn ich traurig bin? Wo finde ich Trost, wenn ich nach einem Abschied alleine bin?
Jesus tröstet seine Jünger damals und verspricht auch uns heute Trost. Er deutet hier schon an, was wir am Pfingstfest wieder feiern werden: Der Heilige Geist wird von Gott geschickt, damit wir einen Tröster in unserem Leben haben, einen Beistand in schweren Zeiten. Auf geheimnisvolle Weise ist Gott so selbst bei uns gegenwärtig.
Wie aber tröstet uns der Geist Gottes? Wie steht er uns bei? Wie spüren wir, dass Gott bei uns ist?
Der Geist wirkt in uns, indem er – wie Jesus hier sagt – uns alles lehrt und an alles erinnert, was Jesus gesagt hat. „Erinnern“ - das ist ein schönes Wort. „Weißt du noch?“ sagen wir zueinander, und schon können gute Erinnerungen wach werden. Manchmal werden Erinnerungen auch durch einen Duft, durch Musik, durch einen Anblick ausgelöst. Alle Sinne können beteiligt sein. Und plötzlich sind die vergangenen Erlebnisse wieder da und erfüllen die Gegenwart.
Wenn wir uns an Jesus erinnern, finden wir also Trost und Beistand? Wie kann das gehen?
An Jesus, in seinem Leben, Sterben und Auferstehen, in seinem Schicksal sollen und dürfen wir unser eigenes Leben, unser eigenes Schicksal sehen. In seinem Leiden sollen und dürfen wir unser eigenes Leiden sehen, in seinem Sterben unser eigenes Sterben, in seinem Tod unseren eigenen Tod, und in seiner Auferstehung unsere eigene Zukunft, die Vollendung und Erfüllung unseres Lebens. Wenn das kein Trost ist!
Und so ist es die Aufgabe, die Gott selbst, der Heilige Geist, unaufhörlich in uns verrichtet, unsere Gedanken und Gefühle auf Jesus hin auszurichten, uns alles zu lehren und uns an alles zu erinnern, was Jesus für uns bedeutet.
In diesem Sinne brauchen wir Christen für uns selbst nur eines von Gott zu erbitten: dass sein Heiliger Geist auch uns trösten und uns beistehen möge.
Pastorin Friedgard Möllmann, Wiefelstede
ins Niederdeutche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Die Tageslosung für den heutigen 18. Mai lautet:
Jesus spricht: „Der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Johannes 14, 26)
Düsse Wöör von Jesus, de vandagen use Gedanken stüren schüllt, hett Jesus vör sienen Liedensweg to siene Jünger seggt. Ehrdat Jesus gefangen nahmen un an ´t Krüüz nagelt warrt, seggt he düsse Wöör to ´n Afscheed. He will siene Jünger dorför praat maken, dat he sülvst bold nich mehr körperlich unner Se ween kann. Allens warrt sik ännern, nix blifft so, as dat weer.
Kennt wi dat nich ok? Wenn een Minsch von us weg geiht, de us leev is, sünd wi trorig. Dat is nich blots so, wenn dat een Afscheed för een Tied is, de wi afsehn köönt. Wo veel Tranen sünd woll in de leßden Weken weent worrn, wiel wi use Leven nich besöken, nich sehen kunnen. De Verstand seggt us, dat dat nödig weer un is, aver in ´t Harten is dat swoor uttoholen. Un noch veel leger is dat, wenn wi een Afscheed för jümmer beleevt, wenn een starven deit, de us wichtig is.
Wer kann mi trösten, wenn ik trorig bün? Wo finn ik Trost, wenn ik na een Afscheed alleen bün?
Jesus tröstet siene Jünger damals un verspreckt ok us hüüt Trost. He lett us hier al ahnen, wat wi an Pingsten woller fiern warrt: De Hillige Geist warrt von Gott to us stüürt, dat wi een Tröster in us Leven hebbt, een Bistand in swore Tieden. So is Gott sülvst op geheemnissvulle Aart un Wies bi us togegen.
Wo aver kann de Geist von Gott us trösten? Wo steiht he us bi? Wo könnt wi spören, dat Gott bi us is?
De Geist wirkt in us, indeem he – as Jesus hier seggt – us allens lehrt un an allens erinnert, wat Jesus seggt hett. „Erinnern“ – dat is een moijet Woort. „Weetst du noch?“ seggt wi faken to´nanner, un foors köönt gode Erinnerungen waak weern. Männichmal weert Erinnerungen ok dör een Duft, dör Musik, dör een Bild utlööst. All Sinne köönt dorbi ween. Un op ´n Mal sünd de vergahn Beleevnissen woller dor un erfüllt de Gegenwart.
Wenn wi us op Jesus besinnt, finndt wi also Trost un Bistand? Wo kann dat gahn? In Jesus, in sien Leven, Starven un Operstahn, in sien Schicksal schüllt un dröfft wi us egen Leven, un us Schicksal sehen. In sien Lieden schüllt un dröfft wi us egen Lieden sehen, in sien Starven us egen Starven, in sienen Doot us egen Doot, un in sien Operstahn us egen Tokunft, de Vullendung un Erfüllung von us Leven. Wenn dat kien Trost is!
Un so is dat de Opgaav, de Gott sülvst, de Hillige Geist, egalweg in us nageiht, use Gedanken un Geföhle op Jesus hen uttorichten, us allens bi to bringen un us an allens to erinnern, wat Jesus för us bedüden deit.
In düssen Sinn bruukt wi Christen för us sülvst von Gott blots um dat eene beden: dat de Hillige Geist ok us trösten un bistahn much.
Pastorin Friedgard Möllmann, Wiefelstede
Vom Beten
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Vom beten
Drei Viertel der Menschen in Deutschland beten. Hätten Sie das gedacht? Ist aber in zig Umfragen immer wieder bestätigt worden, zuletzt 2017. Nur ein Viertel betet nie. Ein Viertel betet selten, nur 1-2x im Jahr; jeder zweite betet öfter mal, manche ganz regelmäßig.
beten-online.de hat Millionen Zugriffe im Jahr, auf amen.de sind 3½ Mio Gebete online gestellt.
Warum eigentlich?
Ja wohl nicht, weil es sich lohnt. Klar, dazu gibt es beeindruckende Geschichten von Gebetserhörungen, Heilungen, Wundern. Keine Frage. Aber genauso viele Geschichten könnten doch vom Gegenteil erzählen.
Warum also? Was bringt das?
Warum bete ich eigentlich?
Seitdem wir im Ausland waren bete ich ganz oft am Tag. Irgendwann kam das – und hat mich nicht mehr verlassen. Immer wieder kommt’s mir in den Sinn: „Danke, Gott, dass du mich geführt hast.“ Oder – auch öfter: „Verzeih, was ich schon wieder für einen Mist gemacht habe.“
Keine Ahnung, was ich mir davon verspreche. Aber es begleitet mein Leben.
Mahatma Gandhi, die große Seele Indiens, hat mal gesagt: „Beten ist nicht bitten. Beten ist das Sehnen der Seele.“ Da hat er vielleicht recht.
Ich bete gar nicht, um was zu bekommen, sondern viel eher, um mich in Gottes Licht zu stellen. Die Perspektive zu wechseln. Und das, was ich erlebe, nicht nur mit mir abzumachen, sondern Gott dazu einzuladen dabei zu sein. Mir gefällt das, dass Gott irgendwie dabei ist.
Ich muss dann gar nicht viel sagen. Gott weiß ja eh, was ich brauche, noch bevor ich ihn bitte. Hat er gesagt in Matthäus 6,8.
Im Gegenteil, manchmal höre ich auch nur hin. So wie Sören Kierkegaard schreibt: „Je intensiver ich betete, desto mehr wurde ich zum Hörenden.“ Auch das gefällt mir. Gar nicht von sich aus reden, sondern umgekehrt: Die Welt mal von Gott her hören!
Manchmal stellt sich das ein, wenn ich gar nicht viel nachdenke beim Beten, wenn ich beim 20-Sekunden-Händewaschen das Vaterunser spreche – die Vikarin aus Wiefelstede, Lina Kohring, hat mich in ihrer Andacht für den 19. April drauf gebracht. Super Idee, finde ich. Darauf zu hören, was einen dann „erreicht“, öffnet neue Welten. Ich glaube, so nehmen wir Gott wahr.
Heute ist der Sonntag Rogate. „Betet!“ heißt das. Ein guter Anlass, das mal auszuprobieren. Mit dem Vaterunser beim Händewaschen vielleicht. Oder mit einem Dank. Oder mit einem Wunsch für jemanden, dem es nicht so gut geht.
Oder mit dem Wochenspruch für heute aus Psalm 66:
"Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“ AMEN
Pastor Tessen v. Kameke, Schulpfarrer an der BBS Wechloy
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Vom Beten
Dree Veerdel von de Minschen in Düütschland beedt. Harrn Se dat dacht? Is aver in zig Umfragen jümmer woller beleggt worrn, toleßd 2017. Blots een Veerdel beedt nie. Een Veerdel beedt selten, blots een – twee Mal in ´t Johr, jede twete beedt faken mal, männich een regelmäßig.
beten-online.de warrt Millionen mal in ´t Johr opropen, op amen.de staht 3 ½ Mio Gebeden online.
Woso egens?
Seker woll nich, wiel sik dat lohnen deit. Kloor, dat gifft dor beindruckende Geschichten von Gebetserhörungen, Heilungen, Wundern. Kiene Fraag. Aver just so vele Geschichten kunnen doch ok von ´t Gegendeel vertellen.
Woso also? Wat bringt dat?
Woso beedt ik egens?
Siet wi in ´t Utland weern beedt ik heel faken an ´n Dag. Jichtenswann keem dat – un hett mi nicht woller verlaten. Jümmer woller kummt mi dat in den Sinn: „Danke, Gott, dass du mich geführt hast.“ Oder – ok faken: „Verzeih, was ich schon wieder für einen Mist gemacht habe.“
Kien Ahnung, wat ik mi dorvon verspreken do. Aver dat höört to mien Leven.
Mahatma Gandhi, de grote Seel von Indien, hett mal seggt: „Beten ist nicht bitten. Beten ist das Sehnen der Seele.“ Dor hett he villicht recht mit.
Ik beedt gor nich, um wat to kriegen, sünnern ehrder, um mi in dat Licht von Gott to stellen. De Perspektive to wesseln. Un dat, wat ik beleev, nich blots mit mi aftomaken, sünnern Gott dorto intoladen dorbi to ween. Mi gefallt dat, dat Gott jichtenswi dorbi is.
Ik mutt denn gor nich veel seggen. Gott weet ja eh, wat ik bruuk, noch ehrdat ik em beden do. Hett he seggt in Matthäus 6,8.
In ´t Gegendeel, männichmal höör ik ok blots hen. So as Sören Kierkegaard schrifft: „Je intensiver ich betete, desto mehr wurde ich zum Hörenden.“ Ok dat gefallt mi. Gor nich von sik ut to reden, sünnern annersrum: De Welt mal von Gott her hören!
Männichmal stellt sik dat in, wenn ik gor nich veel nadenk bi ´t Beden, wenn ik bi ´t 20-Sekunnen-Hannenwaschen dat Vaterunser opsegg – de Vikarin ut Wiefelstede, Lina Kohring, hett mi in ehre Andacht för den 19. April dorop brocht. Super Idee, finn ik. Dorop to höörn, wat een denn „erreicht“, maakt nee´e Welten op. Ik glööv, so könnt wi Gott wahrnehmen.
Vondagen is de Sünndag Rogate. „Betet!“ heet dat. Een goden Grund, dat mal uttoprobeern. Mit dat Vaterunser bi ´t Hannenwaschen villicht. Oder mit eenen Dank. Oder mit een Wunsch för jichtenseen, denn dat nich so goot geiht.
Oder mit den Weekenspröök för hüüt ut Psalm 66:
„Gelobet sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“ AMEN
Pastor Tessen v. Kameke, Schulpfarrer an der BBS Wechloy
Gartenbetrachtungen
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Pastorin Wiebke Perzul
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
So schön wie in diesem Sommer wird mein Garten noch nie gewesen sein! Das hoffe ich jedenfalls, denn so viel Arbeit habe ich auch noch nie dort hinein gesteckt, dafür hatte ich sonst immer zu wenig Zeit.
Allerdings liegt Schönheit ja bekanntermaßen im Auge des Betrachters, und was die eine schön findet, erscheint in den Augen des anderen als schrecklich.
In meinem Garten wächst viel und vieles durcheinander: Stauden und Brennnesseln, Rosen und Kletten, Johannisbeeren und reichlich Giersch, leider auch mitten im Staudenbeet. Ordnungsliebenderen Menschen wäre mein Garten vermutlich ein Graus. Es gäbe auch noch etliches anderes zu bemängeln, aber ich finde ihn ganz schön, so wie er ist.
Und habe ich überhaupt das Recht, allein darüber zu bestimmen? Klar, es ist 'mein' Garten, aber ich teile ihn ja trotzdem mit vielen anderen: Dem Amselpaar mit dem Nest in der Kletterhortensie gefiele es sehr, wenn ich die nie zurückschneiden würde; der Hund fände den Garten viel schöner, wenn ich seine frisch gebuddelten Löcher nicht immer wieder zuschütten würde; und wie die Wünsche des Maulwurfs sich mit meinen vertragen sollen, ist mir ein Rätsel.
Ein Garten – das ist ein kleiner geschützter Raum, er soll dem Leben dienen. So wird es schon in der ersten Gartengeschichte der Bibel erzählt: Zu der Zeit, da Gott der Herr Erde und Himmel machte … da machte Gott den Menschen … Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gen Osten … und ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume ... und den Baum des Lebens mitten im Garten … und nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten, dass er ihn bebaute und bewahrte. (Gen 2, 4-9.15 i.A.)
Gott selbst legt hier einen prächtigen Garten an, der die Menschen mit allem versorgt, was sie zum Leben brauchen. Und der Mensch bekommt den Auftrag, diesen Garten zu bebauen und zu bewahren.
Das mit dem 'Bewahren' ist uns Menschen ja nicht wirklich gut gelungen. 'Fridays for future' hat uns das im letzten Jahr sehr deutlich vor Augen geführt. Nun ist die ganze Diskussion um Nachhaltigkeit und Bewahrung der Schöpfung in den Hintergrund getreten. Und wenn ich die vielen Appelle zur Stärkung der Wirtschaft und des Konsums höre, dann bekomme ich Angst, dass wir die viel größere Bedrohung durch den Klimawandel wieder komplett verdrängen.
Inzwischen haben wir fast die ganze Erde zu unserem Garten gemacht, überall nutzen wir die Gaben, die sie uns bietet; wirkliche Wildnis, also vom Menschen unbeeinflusste Gegend, gibt es kaum noch. Dementsprechend tragen wir Verantwortung dafür, dass die Erde ein guter und geschützter Raum zum Leben bleibt, nicht nur für die Menschen, sondern auch für alle anderen Geschöpfe Gottes. Wir wissen schließlich, wie verbunden alles Leben miteinander ist.
In meinem Garten kann ich diese Verbundenheit sehen und erleben, mich daran freuen; und mich darin üben, meine Interessen mit denen der anderen Gartennutzer auszutarieren. Das ist keine einfache Aufgabe. Aber in einem Zeitungsartikel habe ich neulich gelesen, dass die Fläche aller Gärten in Deutschland so groß ist wie die aller Naturschutzgebiete. Was ich in meinem, was Sie in Ihrem Garten tun, das bewirkt etwas. Wenn wir unsere Gärten verantwortungsvoll bebauen und bewahren, dann entsteht so etwas wie ein Netz von kleinen geschützten Räumen, in denen es sich gut leben lässt – für Pflanze, Tier und Mensch.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Gärtnern und dass Gott seinen Segen dazu gibt!
Pastorin Wiebke Perzul, Elisabethfehn
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Gartenbetrachtungen
In düssen Sommer warrt mien Goorn so moi utsehn as noch nie nich! Will ik ok tominnst hapen, denn so veel Arbeid hebb ik dor bit nu noch nie investeert, dor harr ik anners jümmer to wenig Tied to.
Schönheid liggt aver ja ok jümmer in ´t Oog von den Betrachter, un wat den sien Uhl is den annern sien Nachtigall.
In mienen Goorn wasst veel un veel dör´nanner: Stauden un Brennnettel, Rosen un Kletten, Kakelberen un jede Menge Giersch, leider ok meern in ´t Staudenbeet.
Mi dücht, för Minschen, de jümmer geern allens pikobello hebbt, is mien Goorn een Graus. Dor is ok seker veel an to kriddeln, aver ik finn den ganz moi, so as he is.
Un hebb ik överhaupt dat Recht, alleen doröver to bestimmen? Kloor, dat is `mien´ Goorn , aver ik deel den ja liekers mit vele anner: Dat Amselpoor hett een Nest in de Kletterhortensie, de wurrn sik freuen, wenn ik de nich trügg snieden dee; de Hund wörr den Goorn veel schöner finnen, wenn ik de Löcker, de he just so fein buddelt hett, nich jümmer woller dicht maken dee; un wo de Wünsche von den Winneworp mit miene övereen kamen schüllt, is mi een Radel.
Een Goorn – dat is ´n lütten behödten Ruum, de dat Leven denen schall. So warrt dat al in de eerste Goorngeschicht von de Bibel vertellt: : Zu der Zeit, da Gott der Herr Erde und Himmel machte … da machte Gott den Menschen … Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gen Osten … und ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume ... und den Baum des Lebens mitten im Garten … und nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten, dass er ihn bebaute und bewahrte. (Gen 2, 4-9.15 i.A.)
Gott sülvst leggt dor een prächtigen Goorn an, de de Minschen mit allens versorgt, wat se to ´n Leven bruukt. Un de Minsch kriggt den Opdrag, düssen Goorn to bearbeiden un to bewahren.
Dat mit dat `Bewahren´ is us Minschen ja nich würkelk goot slumpt. `Fridays for future´ hett us dat in ´t verleden Johr bannig düütlich vör Ogen brocht. Nu steiht de hele Diskussion um de Nahaltigkeid un dat Bewahren von de Schöpfung nich mehr an eerste Steed. Un wenn ik höör, wo faken dorto opropen warrt, de Wirtschop un den Konsum woller stark to maken, denn warrt mi Bang, dat wi de veel gröttere Bedrohung dör den Klimawandel woller komplett an de Siet drängt. Wieldess hebbt wi meist de hele Eer to usen Goorn maakt, överall nutzt wi de Gaven, de se us anbeden deit; echte Wildnis, also von Minschen nich beröhrte Gegend, gifft dat bold nich mehr. Dorum hebbt wi de Verantwoordung dorför, dat de Eer een goden un geschützten Ruum to ´n Leven blifft, nich blots för de Minschen, sünnern ok för all de annern Geschöpfe von Gott. Amenn weet wi doch, wo eng all dat Leven mit´nanner verbunnen is.
In mienen Goorn kann ik de Verbunnenheid sehn un beleven, mi doran freuen; un mi dorin öven, miene Interessen mit de von de annern Goornnutzer aftostimmen. Dat is kiene eenfache Opgaav. Annerleßt hebb ik in een Zeidungartikel leest, dat de Fläche von all Goorns in Düütschland tosamen just so groot is as de von all Naturschutzgebiete. Wat ik in mienen, wat Se in Ehren Goorn maakt, dat bewirkt wat. Wenn wi use Goorns vull Verantwoordung bearbeidt un bewahrt, denn entsteiht dor sowat as een Nett von lütte geschützte Rüüm, in de sik dat goot leven lett – för Planten, Deerten un Minschen.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Gärtnern und dass Gott seinen Segen dazu gibt!
Pastorin Wiebke Perzul, Elisabethfehn
Mit anderem Blick
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Mit anderem Blick
Immer wieder gibt es für mich in diesen besonderen Zeit der Krise neue Blickwinkel auf das Leben, die Menschen und auch Gott. So schob ich neulich im Supermarkt zielstrebig meinen Wagen durch die Gänge. Mein Blick suchte in den Regalen über den Maskenrand hinweg nach bestimmten Produkten. Zwischendurch hob ich die Augen, um zu sehen, ob ich hinter einer anderen Maske vielleicht jemanden erkenne. So um mich schauend, kam bei mir die Frage auf, was man eigentlich gerade von meinem eigenen Gesicht sieht, außer meiner Sternchenmaske. Vor allem sind natürlich die Augen zu sehen, ein schmaler Streifen, fast wie im Tatortvorspann. Doch was sagen meine Augen, die über die Maske hinweg blinzeln? In Augen ist ja viel zu erkennen, wie Offenheit, Tränen für Traurigkeit, ein Leuchten vor Freude, ein Blitzen für eine Idee oder auch Müdigkeit. Und doch sieht man mit den Augen eben gerade immer wieder nur einen Teil unseres Gesichtes, sei es im Supermarkt, beim Bäcker oder nun auch in den Gottesdiensten! Wir sehen keinen Mund der uns freundlich anlächelt oder Lippen die sich zusammenkneifen. Vieles vom Gesicht bleibt bedeckt und damit auch manche Gefühle verborgen. Die Augen erhalten so über das eigentliche Sehen hinaus gerade einen noch größeren Wert.
Kontaktaufnahme ist um so mehr über einen freundlichen Blick möglich, wenn wir uns nicht mehr die Hände geben können und auf Abstand bleiben. Ich kann auch zwinkern, mit den Augen rollen oder in Verbindung mit einem Blick die Stirn runzeln. Ich schaue andere Menschen bewusster an und frage mich: Was möchte ich mit meinem Blick sagen und was erkennt mein Gegenüber in meinen Augen? Wie schaffe ich es meinem Gegenüber, auch mit Maske, freundlich und offen zu begegnen? Welche Sorgen und Freude lese ich in den Augen von Anderen und wie kann ich darauf mit einem Blick oder auch Worten reagieren?
Doch unabhängig von dem, wie wir Menschen uns untereinander ansehen gilt: Gott schaut uns freundlich an! In seinen Augen ist jeder und jede von uns unendlich wertvoll und er beschützt uns. Ja, wie heißt es in den schönen Worten aus dem Alten Testament über Gott und Jakob: „Er behütet ihn wie einen Augapfel!“ So sind wir bei Gott geborgen in dieser Zeit - mit unserem sorgenvollen Blick und der Freude in unseren Augen. Und wenn die Angst zu groß wird, der Kummer zu drückend, die Einsamkeit schwer, dann können wir mit Worten aus Psalm 121 beten: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“
Mit einem freundlichen Blick grüßt
Daniela Ludewig-Göckler, Pastorin in Petersfehn
in Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Mit anderem Blick
Jümmer woller gifft dat för mi in düsse besünnere Tied von de Krise nee´e Blickwinkel op dat Leven, de Minschen un ok op Gott. So weer ik för ´n poor Daag in ´n Supermarkt mit mienen Inkoopswagen unnerwegs. Mien Blick gung över den Maskenrand weg, ik hebb in de Regale na bestimmte Produkte söcht. Twüschendör hebb ik in de Runn keken, of ik achter de annern Masken villicht jichtenseen erkennen kann. Bi de Gelegenheid keem bi mi de Fraag op, wat een egens von mien egen Gesicht süht, uter mien Sternchenmaske. Dor sünd op jeden Fall de Ogen to sehn, een smalen Striepen, meist so as in den Vörspann von een Tatort. Aver wat seggt miene Ogen, de över de Maske weg pliert? In Ogen kann een ja veel erkennen, so wat as Openheid, Tranen för Troer, Lüchten vör Freid, een Blinkern för een Idee oder ok of een mööd is. Un liekers süht een mit de Ogen even jümmer blots een Deel von us Gesicht, of in Supermarkt, bi ´n Bäcker oder nu ok in ´n Gottsdeenst. Wi seht kienen Mund, de us fründlich angrient oder Lippen de sik tosamen kniept. Veel von us Gesicht blifft bedeckt un dormit ok männicheen Geföhl verborgen. De Ogen kriggt so, över dat Sehen rut, just nu noch een besünnern Wert. So köönt wi över een fründlichen Blick Kuntakt opnehmen, wenn wi us nich de Hannen geven köönt un op Afstand blievt. Ik kann ok knippogen, mit de Ogen rullen oder verbunnen mit een Blick de Stirn krüseln. Ik kiek anner Minschen bewusster an un fraag mi: Wat much ik mit mienen Blick seggen un wat kann mien Gegenöver in mien Ogen sehn? Wo krigg ik dat hen, mien Gegenöver ok mit de Maske fründlich un open entegen to kamen? Wecke Sorgen oder Freuden kann ik in de Ogen von anner Lüe lesen un wo kann ik dorop mit een Blick oder ok mit Wöör reageern?
Doch egal, wo wi Minschen us unner´nanner ankiekt, gellt: Gott kickt us fründlich an! In siene Ogen is jeder un jede von us besünners weertvull un he steiht us bi. Ja, wo heet dat in de moijen Wöör ut dat Ole Testament över Gott un Jakob: „Er behütet ihn wie einen Augapfel!“ So sünd wi bi Gott geborgen in düsse Tied – mit usen sorgenvullen Blick un de Freud in use Ogen. Un wenn de Bang to groot warrt, de Kummer, de Ensaamkeid to swoor, denn köönt wi mit Wöör ut Psalm 121 beden: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“
Mit een fründlichen Blick grööt
Daniela Ludewig-Göckler, Pastorin in Petersfehn
Vergissmeinnicht und Tränendes Herz
Andacht 14.05.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Vergissmeinnicht und Tränendes Herz
Liebe Schwestern und Brüder, nein, es ist noch nicht vorbei. Wir feiern in diesen Wochen diese Sonntage mit ‚ate‘ Jubilate, Kantate, Rogate, Osterzeitgottesdienste. An diesen Sonntagen wird sonst viel konfirmiert und getauft, gesungen und gefeiert. Es wird gejubelt, österlich und frühlingshaft. Manche versuchen das auch jetzt, trotz allem jubeln. Mir mag das nicht recht gelingen. Der Gottesdienst mit Mund-Nasenschutz freut mich, aber eben so leise wie die Bedingungen sind.
Nein, es ist noch nicht vorbei. Die ersten Lockerungen lehren uns weiter Besonnenheit. Die Situation bleibt eine Herausforderung, keineswegs eine Befreiung oder Rückkehr zum Normalen, wie manche fordern, ebenso wenig eine Bedrohung oder Willkür, wie manche skandieren.
An den Mund-Nasenschutz werden wir uns gewöhnen müssen. Er schützt nicht uns selbst, sondern andere. Leute ohne Mund-Nasenschutz in Geschäften oder anderen geschlossenen Räumen machen mich nervös, nicht um meinetwillen, sondern um anderer willen.
Seit Wochen hat mich niemand umarmt. Das fehlt mir. Patientinnen und Patienten im Krankenhaus dürfen keinen Besuch empfangen, nur in sehr besonderen Situationen die Allernächsten. In anderen Einrichtungen ist es ähnlich. Unter der Sehnsucht nach ihren Liebsten leiden manche sehr.
Wir freuen uns über jeden Schritt zu gewohntem Tun. Doch Normalität ist das nicht. Firmen, Geschäfte, Betriebe sind auf ganz unterschiedliche Weise betroffen. Verantwortung für Mitarbeitende und andere Menschen braucht Besonnenheit und gewissenhaftes Handeln. Manchmal ist das eine Zerreißprobe.
Auch in der Krise möchte ich Subjekt meines Lebens bleiben. Unter der Maske brauche ich langen Atem. Die Gedenkfeier zum 75. Jahrestag des Kriegsendes vor einigen Tagen hat mich beeindruckt und darin ermahnt. Froh und dankbar können wir sein, dass wir in Europa mit anderen Völkern seit 75 Jahren in Frieden leben. Das ist und bleibt nicht selbstverständlich und muss immer wieder erprobt und geschützt werden. Im Gedenken an den Krieg und in der Versöhnungsarbeit bin ich aufmerksam für Menschenverachtung im Verborgenen und für Diskriminierungen in unserer Gesellschaft. Ich möchte nicht bange werden wegen eines Virus, sondern wach und aktiv bleiben, sowohl im Umgang mit diesem Virus als auch für gesellschaftliche Prozesse. Komplexe Situationen brauchen differenziertes Denken und Handeln.
Jubilate, Kantate, Rogate – Jubelt, singt und betet, in dieser Osterzeit nicht nur mit Osterglocken und fröhlichen Gottesdiensten. Vergissmeinnicht und tränendes Herz blühen in diesen Tagen und erinnern daran, dass das Kreuz des Auferstandenen überwunden, aber nicht vergessen ist.
Zu Beginn der Coroanakrise wurde das Wort aus dem 2. Timotheusbrief, 1,7 oft zitiert: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Möge Gottes Geist uns langen Atem geben, kräftig, liebevoll und besonnen zu leben, wichtiges von unwichtigem zu unterscheiden und der Gemeinschaft mit dem Auferstandenen zu vertrauen. Amen.
Meike von Kajdacsy, Klinik- und Hospizseelsorgerin in Westerstede
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Leve Gemeen, ne, dat is noch nich vörbi. Wi fiert in düsse Weken de Sünndaag mit ,ate` Jubilate, Rogate, Gottsdeensten in de Oostertied. An düsse Sünndaag warrt anners veel kumfermeert un dööpt, sungen un fiert. Dor warrt jubelt, österlich un fröhlingshaft. Männicheen versöcht dat, ok in düsse Situation to jubeln. Ik krigg dat nich so recht hen. De Gottsdeenst mit „Snutenpulli“ freit mi, aver even so liesen as de Bedingungen sünd.
Ne, dat is noch nich vörbi. De eersten Lockerungen wiest us, dat wi wieter vörsichtig ween mööt. De Situation foddert us wieter rut, wi sünd noch lang nich free von de Gefahr un köönt nich so doon, as weer allens normal, so as männicheen dat foddert. Gifft ok wecke de seggt, dat weer Willkür oder een Bedrohung, wat de Coronaregeln us afverlangt. Aver so is dat nich.
An den „Snutenpulli“ mööt wi us wennen. He is nich för use Sekerheid, sünnern vör de Sekerheid von de annern. Lüe ohn „Snutenpulli“ in Ladens oder in anner grote Rüüm maakt mi nervös, nich wegen mi, sünnern wegen de annern.
Siet Weken hett mi nümms mehr in ´n Arm nahmen. Dat fehlt mi. Patientinnen un Patienten in de Krankenhüüs dröfft kienen Besöök hebben, blots in heel besünnere Situationen de allernächsten Angehörigen. In anner Inrichtungen is dat just so. Vele liedt bannig unner de Sehnsucht na ehre Levsten.
Wi freit us över jeden Schreed neger to dat, an wat wi wennt sünd. Doch Normalität is dat nich. Firmen, Geschäften, Bedrieven sünd op heel verscheden Aart un Wies bedrapen. Um de Verantwoordung vör de Mitarbeiders un anner Minschen to övernehmen, mutt een besonnen un besünners akraat hanneln. Männichmal is dat bold nich hen to kriegen.
Ok in de Krise much ik „Subjekt“ von mien Leven blieven. Unner de Maske bruuk ik een langen Aten. De Gedenkfier to den 75. Johresdag von dat Enn von den Krieg vör ´n poor Daag hett mi beindruckt un ermahnt. Froh un dankbar köönt wi ween, dat wi in Europa siet 75 Johr mit anner Völker in Freden leevt. Dat is un blifft nich sülvstverständlich un mutt jümmer woller utprobeert un in Schutz nahmen weern. In dat Gedenken an den Krieg un in de Versöhnungsarbeid bün ik opmerksam för Minschenverachtung in ´n Verborgenen un för Diskriminierungen in us Sellschop. Ik will nich bang ween wegen een Virus, sünnern waak un aktiv blieven, sowoll in den Umgang mit den Virus as ok för Prozesse in de Sellschop. In komplexe Situationen mutt een in alle Richtungen överleggen um to hanneln.
Jubilate, Kantate, Rogate. – Jubelt, singt un beed, in düsse Oostertied nich blots mit Oosterklocken un fröhliche Gottsdeensten. „Vergissmeinnicht“ un „Tränendes Herz“ bleuht in düsse Daag un laat us doran denken, dat dat Krüüz von den operstahn Jesus överwunnen, aver nich vergeten is.
To Beginn von de Coronakrise wurr dat Woort ut den 2. Timotheusbrief, 1,7 faken zitiert: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Mag de Geist von Gott us een langen Aten geven, vull Kraft, vull Leev un besonnen to leven, wichtige Saken von unwichtige to unnerscheden un de Gemeenschop mit den operstahn Jesus to troen. Amen.
Meike von Kajdacsy, Klinik- und Hospizseelsorgerin in Westerstede
Herzenskenner
Andacht 13. Mai 2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
„Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder.“
(1. Könige 8,39; Tageslosung für den 13. Mai 2020)
Fast 3.000 Jahre alt sind diese Worte, die die Losung des heutigen Tages sind. König Salomo sprach sie in einem langen Gebet, als in Jerusalem der Tempel eingeweiht wurde. Der Tempel diente dem Gebet zu Gott. Gleichzeitig ist es König Salomo selbst, der damals als erster aussprach, dass kein Gebäude Gott fassen kann, denn er ist größer als ein Gebäude und größer selbst als das Universum.
Obwohl Salomo wusste, dass ein Gebäude Gott nicht fassen kann, baute er den Tempel. Oder sagen wir lieber: Gerade weil er es wusste. Denn zu Gott können wir überall beten. Aber wir brauchen feste Zeiten und Orte, um das nicht zu vergessen. Selbst die ersten Christen versammelten sich zum Gebet im Tempel und feierten jeden Sonntag das Brotbrechen, das wir heute als Abendmahl kennen.
Heute dürfte uns sehr stark berühren, dass Salomo in seinem Tempelgebet etwas erwähnte, was direkt in unsere Zeit führt. Er betete nämlich: „Wenn eine Hungersnot oder Pest oder Dürre oder Krankheit da ist – wer dann bittet und fleht, jeder in seinem Herzen, und breiten ihre Hände aus zu diesem Hause, - so wollest du hören im Himmel, an dem Ort, wo du wohnst, und gnädig sein.“ (1. Könige 8,37-39, etwas verkürzt).
Salomo wusste, dass es schwere Zeiten geben wird. Sie gibt es immer wieder. Die Welt nimmt keinen Fortschritt in einen Himmel auf Erden. Wir sind bedroht von Hunger, Kriegen, Krankheiten – wir können dagegen kämpfen, aber wir haben damit umzugehen, dass wir bedroht sind. Auch den Tod können wir nicht besiegen. Wir können aber Trost und Hoffnung behalten in unserem Gott.
Gott hört unsere Bitten. Weil er an unserer Seite steht. Und weil er im Kreuz Jesu Christi unsere Ängste, Sorgen und selbst unsere Schuld und Verfehlungen auf sich genommen hat.
„Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder.“ Ein logisch denkender Mensch könnte sagen: „Wenn Gott unser Herz kennt, brauchen wir ja gar nicht mehr zu beten; er weiß doch, was gut für uns ist.“ Ja, Gott weiß um uns, und wir leben aus seiner Liebe, bevor wir diese Liebe überhaupt erst begreifen können. Ja, Gott hat uns schon alles geschenkt, und streng genommen benötigt er nicht unsere Information im Gebet, was uns auf dem Herzen lastet. Aber in der Liebe zwischen Menschen gehen wir ja auch aufeinander zu, sagen es dem anderen und lassen es uns gern sagen. Im Gebet wird uns klar, dass wir schon alles haben, was für uns nötig ist.
„Aber hat Gott denn mein Gebet von gestern erhört? Ich habe doch um etwas ganz Konkretes gebeten und es nicht erhalten.“ Ja, diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Aber für das Gebet gilt, was für jedes Gespräch gilt: Je länger man Erfahrungen hat mit dem Gebet, um so mehr erfährt man, dass Gott lange Wege mit uns geht. Was ich mir heute wünsche und morgen nicht erhalte, wird übermorgen gut. Vielleicht auf eine ganz andere Weise, als ich mir es im Gebet vorgestellt habe. Aber Gott hat alles schon gut gemacht, seine Liebe in Christus geschenkt und uns vergeben – weil er in unsere armen Herzen schaut!
Pastor Dr. Tim Unger, Wiefelstede
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
„Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder.“
(1. Könige 8,39; Tageslosung für den 13. Mai 2020)
Bold 3.000 Johr old sünd düsse Wöör. Dat is de Losung för den hütigen Dag. As König Salomo in Jerusalem een nee´en Tempel inwieht hett, weern düsse Wöör Deel von sien Gebedd. De Tempel schull för dat Gebedd to Gott dor ween. To glieke Tied is dat König Salomo sülvst, de damals as Eersten seggt hett, dat kien Boowark Gott faten kann, denn he is grötter as een Boowark un sogar grötter sülvst as dat Universum.
Ofschoon Salomo wuss, dat een Boowark Gott nich faten kann, hett he den Tempel boot. Oder seggt wi beter: Just wiel he dat wusst hett. Denn wi köönt överall to Gott beden. Aver wi bruukt faste Tieden un Steden, um dat nich to vergeten. Sülvst de eersten Christen sünd in een Tempel för ehr Gebedd tosamen kamen un hebbt elkeen Sünndag dat Brotbreken fiert, wat wi hüüt as Avendmahl kennt.
Vandagen kunn us wat bannig stark beröhren, dat Salomo in sien Tempelgebedd wat seggt hett, dat direkt bit in use Tied langt. He hett nämlich beed: „Wenn eine Hungersnot oder Pest oder Dürre oder Krankheit da ist – wer dann bittet und fleht, jeder in seinem Herzen, und breiten ihre Hände aus zu diesem Hause, - so wollest du hören im Himmel, an dem Ort, wo du wohnst, und gnädig sein.“ (1. Könige 8,37-39, etwas verkürzt).
Salomo hett wusst, dat swore Tieden op us to kamt. De gifft dat jümmer woller. De Welt nimmt kienen Fortschritt in een Heven op de Eer. Us droht jümmer woller Hunger, Kriege, Krankheiten – wi köönt dor tegen an gahn, aver wi mööt dormit umgahn, dat wi bedroht sünd. Ok tegen den Doot könnt wi nich winnen. Wi köönt aver Trost un Hapen finnen in usen Gott.
Gott höört us Beden. Wiel he an use Siet steiht. Un wiel he in ´t Krüüz von Jesu Christi us Bangen, use Sorgen un sülvst use Schuld un use Sünnen op sik nahmen hett.
„Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder.“ Een Minsch de logisch denkt, kunn seggen: „Wenn Gott unser Herz kennt, brauchen wir ja gar nicht mehr zu beten; er weiß doch, was gut für uns ist.“
Ja, Gott weet um us, un wi leevt ut siene Leev, noch ehrdat wi düsse Leev överhaupt eerst begriepen köönt. Ja, Gott hett us al allens schunken, un wenn een dat genau nimmt, bruukt he nich use Informationen in ´t Gebedd, över dat, wat us op´t Hart liggt. Aver in de Leev twüschen de Minschen gaht wi ja ok op´nanner to, seggt dat een den annern un laat us dat geern seggen. In ´t Gebedd warrt us kloor, dat wi al allens hebbt, wat för us nödig is.
„Aber hat Gott denn mein Gebet von gestern erhört? Ich habe doch um etwas ganz Konkretes gebeten und es nicht erhalten.“ Ja, dat hebb ik ok so beleevt. Aver för dat Gebedd gellt, wat ok för jedeen Gespreek gellt: Je mehr Erfahrungen een mit dat Gebedd maakt, um so mehr kriggt een mit, dat Gott lange Weeg mit us geiht. Wat ik mi vandagen wünschen do un morgen nich krigg, warrt övermorgen goot. Villicht op een heel anner Aart, as ik mi dat in mien Gebedd vörstellt hebb. Aver Gott hett al allens goot maakt, siene Leev in Christus schunken un us vergeven – wiel he in use armen Harten kickt!
Pastor Dr. Tim Unger, Wiefelstede
Andacht 12.05.2020
Singen vermisst – Gemeinschaft gesucht
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Stephan Bohlen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
Es mutete schon ein bisschen wie Realsatire an,
dass wir ausgerechnet an „Kantate“ (Singet!), einem Sonntag,
der uns zum lauten und frohen Singen und Musizieren ermuntern soll,
das erste Mal nach langer Zeit wieder zum Gottesdienst treffen durften.
Doch singen war verboten. Auch die Bläser hatten keine Chance.
Man saß auf Abstand. Schaute in – durch den Mund-Nase-Schutz – vermummte Gesichter.
Kantate! – Singet dem Herrn ein neues Lied!
Noch befremdlicher wirkten dann die Worte,
die von der Einweihung des Tempels zu Salomos Zeiten erzählten.
Von lautem Gesang aus vielen hundert Mündern war da zu hören.
Vom Schall der Trompeten, und dem Klang vieler anderer Instrumente.
Und alles zum Lobe Gottes: »Der HERR ist gut zu uns, seine Liebe hört niemals auf!«, bis die Herrlichkeit Gottes den Raum erfüllt.
Körperlich wahrnehmbar. Zu sehen und zu spüren. Und doch nicht zu fassen:
Wie eine Wolke. Ein herrlicher Moment.
Vielleicht kennen auch Sie das,
das Gefühl in eine solche Wolke einzutauchen – mag sein vor allem im Zusammenhang mit Musik.
Wo uns Musik zu Herzen geht, da mögen wir das spüren: Wie uns das Herz aufgeht. Die Musik Teil von uns wird und wir ein Teil der Musik.
Raum und Zeit verlieren ihre Bedeutung. Alle Sorgen und Ängste, all der Ballast des Alltags ist vergessen. Da ist nur noch Klang, nur noch der Moment,
Empfinden, Glück, Lebensfreude.
Das muss keine Bachkantate sein, kein Oratorium, keine Symphonie, keine Oper. Das kann ein Schlager sein. Irgendein Song irgendeiner Band. Egal welcher Richtung. Jeder und jede von unshat da so seine und ihre Favoriten.
Bei mir ist es U2. Ob aus der Konserve oder – noch besser – live: Da vergesse ich, was um mich ist. Bin nur noch in der Musik. Im Augenblick. Heilige Momente sind das.
Und wo es mir geschenkt ist, diesen Augenblick der Ewigkeit mit anderen zu teilen, da ist sie da – diese Wolke. Da spüre ich, wie Gott meine Seele berührt. Den Hauch seiner Gegenwart.
Ob Konzert, Schützen- oder Volksfest, Gottesdienst oder Kirchenkonzert, Familienfeier oder daheim am Fernsehgerät oder Radio. Überall und jederzeit kann uns dieses Geschenk zuteilwerden.
Und in mit und unter solchen Momenten ist immer auch Gott verborgen.
Denn in den Liedern, die wir singen und hören, die wir mitsummen oder – wie heute – still mitvollziehen – ist immer auch die Melodie der Liebe Gottes zu vernehmen. Die Musik des Lebens, die mit der Schöpfung angehoben hat:
„Es werde Licht!“ – Diese Worte werden nicht nur so dahingesagt worden sein, sondern gesungen, meinte einmal der große Komponist und Dirigent Leonhard Bernstein. Seitdem jenes erste Lied erklungen ist, durchzieht die Musik der Liebe Gottes das All und alles Leben.
Und wir können sie vernehmen – auch ohne gottesdienstliche Versammlung in einer Kirche. Denn die schöne neue Palastkapelle, der Tempel mit all seiner Pracht, mit dem sich Salomo großtun will, das alles verliert sich ganz hinter der Gegenwart Gottes. Die Wolke verdeckt, was Menschen geschaffen haben.
Gott läßt sich nicht in Mauern einsperren, die wir hochmauern. Selbst wenn Könige voller Weisheit und Pracht sie zu errichten befohlen haben.
Auch in Kirchengebäude läßt Gott sich nicht fassen. Und selbst in den kunstvollen Liturgien, die wir uns ausgedacht haben, ist er doch nicht zu festzuhalten. Selbst der Dienst der Gottesdiener wird obsolet, wo Gott selbst ins Spiel kommt. Als die Wolke erscheint, können sie nichts mehr tun.
Das Lied seiner Liebe, Gott singt es, wann und wo er will. Die Musik der Schöpfung, sie erklingt all überall.
Es gilt – und daran sollten wir uns gerade in Zeiten wie diesen erinnern – das provokante Wort, das der damalige Präses der rheinischen Kirche, Peter Beier, zur Wiedereröffnung des Berliner Doms gesagt hat: "Gottes Wort braucht keine Dome."
Bei aller Liebe zu unseren Gotteshäusern, die wir nun zur Andacht wieder aufsuchen dürfen, dürfen wir sie in all unserer Sehnsucht und unserem Schmerz nicht zu “goldenen Kälbern“ erheben.
Unser Herz soll frei sein. Es soll offen bleiben für die Berührung durch jene Wolke, die uns oft durch die Musik erreicht. Durch ein Lied, das wir hören. Durch ein Lied, das wir singen.
Dafür sind Kirchen und Gottesdienste schön. Und auch mir geht das Herz auf, wenn ich es ab und zu einmal erleben darf, eine Gottesdienstgemeinde laut und freudig singen zu hören. Aber das ist nicht die einzige Möglichkeit. Daran hängt weder unser Glück noch unser Heil.
Von Gottes Wort können wir uns – abseits davon und darüber hinaus – auf vielfältige Weise berühren lassen: Durch Andachten und Musik aus den Medien etwa: Im Radio, im Fernsehen, im Internet. Da haben wir in diesen Tagen wunderbare Formate entdecken dürfen. Aber auch durch das Lesen in Büchern, Zeitschriften und Zeitungen.
Und singen und musizieren?
Das können wir auch daheim. Und auch hier haben kreative Menschen uns in den letzten Wochen viele beglückende Momente eröffnet. Die Musiker und Sänger des Staatstheaters etwa haben getrennt zusammen im Internet musiziert – wie viele andere auch.
Und jede und jeder kann auch für sich singen. Unter der Dusche. Am Herd. Beim Staubsaugen. Oder ganz bewusst. Manche gehen dazu seit einigen Wochen auf den Balkon, ans Fenster oder auf die Terrasse – immer um 19 Uhr.
"Gottes Wort braucht keine Dome."
Die Erfahrung geschenkt zu bekommen, von jener Wolke berührt zu werden,
ist unabhängig von Zeit und Raum. Gott kommt uns so nahe,
wie und wo und wann er das will. Was wir aber brauchen,
ist die Gemeinschaft.
Denn: „Der Christus im eigenen Herzen ist schwächer
als der Christus im Worte des Bruders;
jener ist ungewiss, dieser ist gewiss“,
schreibt Bonhoeffer in seinem Buch „Gemeinsames Leben“.
Diese Stärkung, dieses Zurechtweisen vielleicht auch, durch Lob und Unterstützung, durch Entgrenzung und Grenzziehung, durch Nähe und Wärme, durch erfahrene Liebe, die gelebte Gemeinschaft: sie fehlt.
Am Sonntag durften wir nach Wochen wieder zusammenkommen. Längst nicht so, wie wir es uns wünschen. Aber immerhin. Ein erster Schritt ist getan. Wir können wieder ein bisschen ahnen von dem, wozu wir zum Gottesdienst kommen und was wir brauchen.
Und wir können feinfühliger werden. Nicht immer braucht es die dicke Umarmung. Die kann auch beengend sein. Mitunter ist das Zarte, das Leichte, das, was nicht wirklich zu fassen ist, viel intensiver. Die Berührung durch jene Wolke. Sie kann sein wie ein zarter, hingehauchter Kuß. Und diese zarte Berührung, sie ist auch da möglich, wo wir eine zeitlang etwas weiter weg stehen müssen.
Gottes Liebe reicht weiter.
Ihre Berührung lässt uns leben.
Und loben. Und singen. Amen.
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Dat kummt een all so ´n beten as een „Realsatire“ vör, dat wi just an „Kantate“ (Singet!), an een Sünndag de us Moot maken schall, luut un froh to singen un Musik to maken, dat eerste Mal na lange Tied woller Gottsdeensten mööglich weern. Doch singen weer verbaden. Ok de Bläser harrn kiene Chance. Een seet op Afstand. Keek in – dör den „Snutenpulli „ – vermummte Gesichter.
Kantate! – Singet dem Herrn ein neues Lied!
Noch befremdlicher wirkten dann die Worte, die von der Einweihung des Tempels zu Salomos Zeiten erzählten. Von lautem Gesang aus vielen hundert Mündern war da zu hören.
Vom Schall der Trompeten, und dem Klang vieler anderer Instrumente.
Und alles zum Lobe Gottes: »Der HERR ist gut zu uns, seine Liebe hört niemals auf«, bis die Herrlichkeit Gottes den Raum erfüllt.
Körperlich wahrnehmbar. Zu sehen und zu spüren. Und doch nicht zu fassen:
Wie eine Wolke. Ein herrlicher Moment.
Villicht kennt Se dat ok, Dat Geföhl in so een Wulk in to duken – mag ween vör allen in ´n Tosamenhang mit Musik.
Ruum un Tied verleert ehr Bedüden. Alle de Sorg un dat Bangen, all de Ballast von ´n Alldag is vergeten. Dor is blots noch Klang, blots noch de Momang. Föhlen, Glück, Levensfreud.
Dat mutt kien Bachkantate ween, kien Oratorium, kien Symphonie, kien Oper. Dat kann een Slager ween. Jichtenseen Song von jichtenseen Band. Egal wecke Richtung. Jeder von us hett dor so siene Favoriten.
Bi mi is dat U2 (you two). Of ut de Konserve oder – noch beter – live: Dor vergeet ik, wat um mi to is. Bün blots noch Musik. In ´n Momang. Hillige Ogenblicke sünd dat. Un wenn mi dat geven is, düsse Ogenblicke von de Ewigkeid mit anner Minschen to delen, denn is se dor – düsse Wulk. Dor warr ik gewahr, wo Gott miene Seel anröhrt. De Hauch von siene Gegenwart.
Of Kunzert, Schützen- oder Volksfest, Gottsdeenst oder Karkenkunzert, Familienfier oder tohuus an ´n Feernseher oder Radio. Överall un to jede Tied köönt wi düsset Geschenk annehmen.
Un in socke Ogenblicke is jümmer ok Gott verborgen. Denn in de Leder, de wi singt un höört, de wi mit summen doot oder – as hüüt – still mitdenkt – is jümmer ok de Melodie von Gottes Leev to höörn. De Musik von ´t Leven, de he mi mit de Schöpfung anbaden hett:
„Es werde Licht!“ – De grote Komponist un Dirigent Leonhard Bernstein meent, dat düsse Wöör seker nich blots so dorhen seggt worrn sünd, sünnern ehrder sungen wurrn. Siet düsset eerste Leed to höörn weer, treckt de Musik von de Leev Gottes dör dat All un all us Leven.
Un wi köönt se vernehmen – ok ohn us in een Gottdeenst in de Kark to drapen. Denn de moije nee´e Palastkapelle, de Tempel mit all siene Pracht, mit de sik Salomo dick doon will, dat allens verleert sik ganz achter de Gegenwart von Gott. De Wulk verdeckt, wat Minschen schafft hebbt.
Gott lett sik nich in Muern insparen, de wi hoochtreckt. Sülvst wenn wiese Könige, vull von Pracht, de Order geven hebbt se optoboen.
Ok in Boowarken von de Karken lett Gott sik nich faten. Un sülvst in de kunstvullen Liturgien, de wi us utdacht hebbt, is he doch nich fasttoholen. Sülvst de Deensten von de Gottesdener sünd dorbi över, wo Gott sülvst in ´t Speel kummt. As de Wulk optreckt, köönt se nix mehr doon.
Das Lied seiner Liebe, Gott singt es, wann und wo er will. Die Musik der Schöpfung, sie erklingt all überall.
Dat gellt jümmer noch – un dorop schullen wi us just in Tieden as düsse besinnen – dat provokante Woort, dat de damalige Präses von de rheinische Kark, Peter Beier, seggt hett, as de Dom in Berlin woller open maakt wurr: „Gottes Wort braucht keine Dome!“
Bi all de Leev to use Karken, de wi nu för een Andacht woller besöken dröfft, dröfft wi se in all use Sehnsucht un usen Schmerz nich to „goldenen Kälbern“ maken. Us Hart schall free ween. Dat schall open blieven för dat Beröhren dör düsse Wulk, de us faken dör de Musik tofaat kriggt. Dör een Leed, dat wi singt.
Dorför sünd Karken un Gottsdeenste moi. Un ok mi geiht dat Hart op, wenn ik dat af un an mal beleven draff, dat een Gemeen in een Gottsdeenst luut un vull Freud singt. Aver dat is nich de eenzige Mööglichkeid. Dor hangt weder us Glück noch us Heil an.
Von Gotts Woort köönt wi us – afseits dorvon un doröver rut – op vele Aart un Wies beröhren laten . Dör Andacht un Musik ut de Medien to ´n Bispill: In ´t Radio, in ´t Feernsehn, in ´t Internet. Dor hebbt wi in düsse Daag wunnerbare Formate rutfunnen. Aver ok dör dat Lesen in Böker, Tiedschriften un Daagbläder.
Un singen un musizeern?
Dat köönt wi ok tohuus. Ok hier hebbt us kreative Minschen in de leßden Weken vele Ogenblicke bescheert, de us glückelk maakt. De Musiker un Sängers von ´t Staatstheater hebbt von´nanner trennt tosamen musizeert – as vele anner ok.
Un jedeen kann ok för sik alleen singen. Unner de Bruus. An´n Heerd. Bi ´t Stoffsugen. Oder ganz för sik. Männicheen geiht siet ´n poor Weken op den Balkon, an´t Finster oder op de Terasse – jümmer um Klock seven an ´n Avend.
„Gottes Wort braucht keine Dome.“
Us is De Erfahrung schenkt worrn, dat elkeen Wulk us beröhren warrt. Dat hangt nich von Tied un Ruum af. Gott kummt us so nah, wi un wo un wann he dat will. Wat wi aver bruukt, is de Gemeenshop.
Denn: „Der Christus im eigenen Herzen ist schwächer als der Christus im Worte des Bruders; jener ist ungewiss, dieser ist gewiss“, schreibt Bonhoeffer in seinem Buch „Gemeinsames Leben“.
Düsse Stärkung, düsset Torechtwiesen villicht ok, dör Loff un Unnerstütten, dör Entgrenzung un dat trecken von Grenzen, dör Neegde un Warmte, dör Leev, de us geven warrt, Gemeenschop de wi leevt: Dat fehlt us.
An ´n verleden Sünndag kunnen wi na Weken woller tosamen kamen. Noch lang nich so, as wi dat geern harrn. Aver jümmerhen. Een eersten Schreed is daan. Wi köönt woller so ´n beten ahnen, woso wi to ´n Gottsdeenst kaamt un wat wi bruukt. Un wi köönt fienföhliger weern. Wi mööt us nich jümmer grootaardig umarmen. Dat kann ok inengen. Männichmal is dat Zarte, dat Lichte, dat, wat wi nich würkelk faten köönt, veel intensiver. Dat Beröhren dör de Wulk. Se kann as een zarten Kuss ween, as so ´n Hauch. Un dütt zarte Beröhren, dat is ok dor mööglich, wo wi een Tied lang Afstand holen mööt.
De Leev von Gott langt wieter.
Ehr Beröhren lett us leven.
Un loven. Un singen. Amen.
Pastor Stephan Bohlen, Edewecht
Tun, was dran ist...
Andacht 11.05.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Noah, Britta und Wolf Gurrey
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Noah, Britta und Wolf Gurrey
Singet dem Herrn ein neues Lied! (Ps 98,1)
Tu, was dir vor die Hand kommt; denn Gott ist mit dir. 1. Samuel 10,7
Der Herr aber wird dir in allen Dingen Einsicht geben. 2.Timotheus 2,7
Die Gärten stehen in schöner Blüte – alles scheint friedlich – ja ausgelassen.
Mancher von uns hat die Losung in die Tat umgesetzt, Arbeiten, schon lange vor sich her geschoben, wurden erledigt oder stehen kurz vor der Fertigstellung.
Die Welt scheint wieder halbwegs in Ordnung – nur sie ist es nicht. Gewohnheiten – Freunde zu besuchen – Essen zu gehen – gar Urlaub – unrealistisch.
Eine unwirkliche Situation in der dem Auge sich anbietenden schönen heilen Welt. Stimmen werden laut, rufen: Normalität! Ich kann nichts sehen – also ist auch nichts da!
Der Mensch sieht, was vor Augen ist, – es ist doch alles in Ordnung – wir leben – wir wollen so leben wie immer.
Alles ist in Ordnung! Wirklich?
Wer so denkt und handelt, sieht nur sich selber – ich kann nichts sehen – ich will nichts sehen – also ist auch nichts!
Am Ostermorgen und in den Tagen danach - war für viele genau die gleiche Situation – die Welt hatte sich seit Karfreitag weitergedreht – alles war so wie immer.
Der Mensch sieht, was vor Augen ist – die ganz andere Wirklichkeit Gottes will oft nicht erkannt werden, da unbequem, aufrüttelnd – Verantwortung schaffend, aus der wir nicht herauskommen.
Jetzt gilt es, Schritt für Schritt voranzugehen – das Naheliegende zutun ohne sich einem Wunschdenken von hätte, könnte, möchte hinzugeben.
In dieser Verantwortung stehen wir alle füreinander und miteinander vor Gott.
Die Einschränkungen sind gewiß lästig – verlangen vielen von uns oft mehr ab, als wir meinen tragen zu können – all das stimmt!
Weg damit – zurück in die Normalität!
Dieser Weg würde uns gewiß zurückwerfen, nur dahin, wohin wir alle wirklich nicht wollen.
Einsicht in das Notwendige – die eigenen Wünsche zurückzustellen – bedeutet, sich seiner Verantwortung zu stellen und versuchen, ihr gerecht zu werden.
Wie sollen wir das angehen – wie sollen wir das alles schaffen – die Familie – ich selber – dazu der Beruf – die finanziellen Belastungen – die Sorge um das Morgen – um den Arbeitsplatz und vieles mehr.
Diese Belastungen sind da. Der Berg scheint immer größer zu werden - der steile Anstieg nie aufzuhören.
Woher die Kraft nehmen?
Tu, was dir vor die Hände kommt,..
schön und weiter so bin ich doch nur der Hamster im Hamsterrad.
Nein, wir, Sie und ich, sind mehr – kein Hamster in einem Käfig eingesperrt, denn der Herr ist mit dir!
Diese Sicherheit – diese Hoffnung der Geborgenheit ist uns durch die Taufe zugesprochen – nur ich muss auch bereit sein, diese zu sehen in meiner Wirklichkeit, in meinem Leben, in dem doch allzu Vertrauten, dem scheinbar Alltäglichen.
Es gibt jeden Tag schöne Dinge zu entdecken – drei finden wir immer, wenn wir bereit sind, diese auch zu entdecken in meinem Alltag und eben nicht – da so vertraut – mit geschlossenen Augen durch diesen Alltag zu gehen – „kenn ich schon!“ – „weiß ich schon!“ zu denken, die Augen kann ich geschlossen lassen.
Wer so denkt, ähnelt dem Mann, der in die Hölle gerät, nach einiger Zeit wieder herausfindet und gefragt wird: „Na, wie war es?“ antwortet: „Heiß!“
Jeden Tag können wir schöne Dinge entdecken und diese unseren Belastungen entgegenhalten. Das und das mag mir die Kraft rauben, mich an meine Grenzen bringen – gewiß sie sind da diese Lasten, aber dies und das war heute schön – der Anruf bei einem Freud – dem Partner – der Partnerin – der freundliche Gruß an der Kasse. Diese kann ich nur wahrnehmen, wenn ich dafür Danke sage – Gott Danke sage. All dies als Geschenke zu erkennen, wenn nicht, ähneln all diese schönen Kleinigkeiten als ungewollte, unerkannte Flugblätter – achtlos weggeworfen.
Tu, was dir vor die Hand kommt; denn Gott ist mit dir.
Der Herr aber wird dir in allen Dingen Einsicht geben.
Amen.
Pastor Malte Borchardt, Westerstede
in Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Singet dem Herrn ein neues Lied! (Ps 98,1)
Tu, was dir vor die Hand kommt; denn Gott ist mit dir. 1. Samuel 10,7
Der Herr aber wird dir in allen Dingen Einsicht geben. 2. Timutheus 2,7
In de Goorns bleuht allens heel wunnerbar – allens is schienbar vull Freden – ja vergnöögt.
Männicheen von us hett de Losung foors umsett. He hett Arbeid, de he al lang vör sik her schoven hett ennelk erledigt oder is dor bold mit fardig.
Een kunn menen, in de Welt weer woller allens halvwegs in de Reeg – aver dat is nich so. Saken an de wi weent sünd – Frünnen besöken – Eeten gahn – Urlaub – unrealistisch.
De Situation is irreal wenn een op de moije hele Welt kickt. Dor warrt Stimmen luut, de roopt: Normalität! Ik kann nix sehn, also is dor ok nix!
De Minsch süht wat he vör Ogen hett – dor is doch allens in de Reeg – wi leevt – wi wüllt so leven as jümmer.
Allens in de Reeg! Würkelk?
Wer so denkt un hannelt, süht blots sik sülvst – ik kann nix sehn – ik will nix sehn – also is dor ok nix!
An ´n Oostermorgen un in de Daag dorna – weer dat för vele just de sülvige Situation – de Welt harr sik siet Karfredag wieter dreiht – allens weer as jümmer.
De Minsch süht, wat he för Ogen hett – de heel anner Wahrheid von Gott will een faken nich sehn, wiel se unbequem is, opwöhlt – un dor Verantwoordung entsteiht, ut de wi nich ruut kaamt.
Nu gellt dat Schreed för Schreed vöran to gahn – dat to doon, wat nah liggt, ohn sik een Wunschdenken von „harr woll, kunn woll, much ik geern“ hentogeven .
In düsse Verantwoordung staht wi all för´nanner un mit´nanner vör Gott.
De Inschränkungen sünd seker lästig – verlangt vele von us faken mehr af, as wi dragen köönt – al dat stimmt!
Weg dormit – torügg to de Normalität!
Düsse Weg wurr us seker torügg smieten, dorhen, wo wi all nich hen wüllt.
Insicht in dat wat nödig is –de egen Wünsche torügg to stellen – dat bedütt, sik siene Verantwoordung to stellen un to versöken ehr gerecht to weern.
Wo schall dat gahn – wo schall ik dat allens hen kriegen – de Familie – ik sülvst – dorto de Beroop – de finazielle Last – de Sorg um de Tokunft – um de Arbeid un noch veel mehr.
Düsse Belastungen sünd dor. De Barg warrt schienbar jümmer grötter – de steile Weg op düssen Barg nimmt kien Enn.
Wo schall een de Kraft her nehmen?
Tu, was dir vor die Hände kommt... moi, un wieter so, denn bün ik doch blots so as de Hamster in ´t Hamsterrad.
Nee, wi, Se un ik, sünd mehr – kien Hamster in een Käfig insparrt, denn der Herr ist mit dir!
Düsse Sekerheid – düsse Hapen op Geborgenheid wurr us mit de Dööp toseggt. Ik mutt blots tolaten, dat in miene Gegenwart, in mien Leven to sehn, in dat wat us so bannig vertroot is, in dat wat elkeen Dag um us to passeert.
Een kann elkeen Dag moije Saken gewahr weern – dree finndt wi jümmer, wenn wi praat sünd de ok to sehn in usen Alldag. Un even nich, wiel dat so vertroot is, de Ogen dicht to maken – „kenn ik al!“ – „weet ik al!“ to denken, de Ogen kann ik dicht laten.
Wer so denkt, is so as de Mann, de in de Höll kummt, na een Tied woller rut finndt un op de Fraag: „Na, wo weert?“ antert: „Heet!“
Elkeen Dag köönt wi moije Saken beleven un de tegen use Belastungen opreken. Dat een or anner mag mi veel Kraft afverlangen, mi an miene Grenzen bringen – seker, se sünd dor düsse Lasten, aver dütt un dat un dat weer vandagen moi – de Anroop bi mienen Fründ – de Partner – de Partnerin - de fründliche Froo an de Supermarktkass. Aver ik kann dat allens blots wahrnehmen, wenn ik dorvör „Danke“ segg – Gott „Danke“ seeg. Ik mutt all dat as Geschenk annehmen. Wenn ik dat nich do, denn sünd all düsse moijen Momente as lästige Werbezedels – achtlos wegsmeten.
Tu, was dir vor die Hand kommt; denn Goot ist mit dir.
Der Herr aber wird dir in allen Dingen Einsicht geben.
Amen
Singen oder summen?
Andacht 10.05.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Pastor Thomas Perzul
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Es ist Sonntag! In manchen Kirchen wird heute wieder Gottesdienst gefeiert, nach einer gefühlten Ewigkeit. Es wird sich anders anfühlen als im März vor dem Shutdown. An den Abstand gewöhnen wir uns, ans Händewaschen, an Gesichtsmasken… Vorsichtig bewegen wir uns wieder, beten gemeinsam an dem vertrauten Ort. Das wird gut tun!
Nur singen dürfen wir nicht, auch nicht an diesem Sonntag Kantate, der seinen Namen dem 98. Psalm entlehnt: „Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“ Also werden wir wir Gott vielleicht unser Lied zur Orgelmelodie summen. Hoffnungsvoll, ein wenig trotzig und doch voller Gottvertrauen.
Bei all den Schwierigkeiten und Nöten, die uns bewegen, weil dieses Virus unser Leben so schwer macht, haben wir doch allen Grund, Gott zu loben.
Und da, wo wir Not haben, verzweifelt sind, da dürfen wir singen, summen oder pfeifen, weil Gott Wunder tut, uns immer wieder hoffen lässt. Heute Morgen in der Kirche ist es nicht gestattet zu singen, um meine Nachbarin, meinen Nachbarn in der Bank neben oder vor mir zu schützen. Schade, aber okay.
Doch auf dem Weg nach Hause, bei einer Radtour am Nachmittag... kann ich Gott lauthals mein Lob singen. Das tut mir gut, vielleicht auch den Menschen, die sich in ihrem Garten sitzend wundern, wer da singend vorbei fährt. „Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“ Die Aufforderung aus Psalm 98 beschränkt sich nicht auf die Gottesdienste in unseren Kirchen.
Tja, und was singen wir? Da hat wohl jede und jeder SEIN Lieblingslied, seine Melodie – die muss ja nicht immer zu 100% mit dem Text im Gesangbuch übereinstimmen. Da kann man auch mal kreativ umdichten.
In unserer Christuskirche wird heute eine Melodie zu hören sein:
Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Die Töne, den Klang hast du mir gegeben
von Wachsen und Werden, von Himmel und Erde,
du Quelle des Lebens, dir sing ich mein Lied.
Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Den Rhythmus, den Schwung hast du mir gegeben
von deiner Geschichte, in die du uns mitnimmst,
du Hüter des Lebens. Dir sing ich mein Lied.
Ich sing dir mein Lied, in Ihm klingt mein Leben.
Die Tonart, den Takt hast du mir gegeben
von Nähe, die heil macht – wir können dich finden,
du Wunder des Lebens. Dir sing ich mein Lied.
Also singen, summen wir Gott unser Lob, laut oder leise, egal! Aber von ganzem Herzen.
Bleiben Sie behütet!
Pastor Thomas Perzul, Elisabethfehn
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Dat is Sünndag! In männich een Kark warrt vandagen woller Gottsdeenst fiert, von ´t Geföhl her na een Ewigkeit. Dat warrt sik anners anföhlen as in ´n März vör den Shutdown. An den Afstand hebbt wi us wennt, an ´t Hannenwaschen, an de Gesichtsmasken... Vörsichtig bewegt wi us woller, beedt gemeensam an den vertroten Oort. Dat warrt goot doon!
Blots singen dröfft wi nich, ok nich an düssen Sünndag Kantate, de sienen Naam ut den 98. Psalm hett: „Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“ Also warrt wi Gott villicht us Leed to de Orgelmelodie summen. Vull Hapen, een beten trotzig un doch vull Gottvertroen.
Bi all de Maleschen un de Noot, de us bewegt, wiel düsse Virus us Leven so swoor maakt, hebbt wi doch allen Grund, Gott to loven.
Un dor, wo wi Noot hebbt, vertwiefelt sünd, dor dröfft wi singen, summen oder fleuten, wiel Gott Wunner deit, us jümmer woller hapen lett. Hüüt draff ik in de Kark nich singen, um mienen Naver in de Bank tegen oder vör mi nich to gefährden. Schaad, aver okay.
Doch op den Weg na Huus, bi een Radtour an ´n Namiddag... kann ik Gott luuthals mien Lob singen. Dat deit mi goot, villicht ok de Minschen, de in ehren Goorn sitt un sik wunnert, wer dor woll singend vörbi föhrt. „Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“ De Psalm 98 foddert us op, to singen, un dat beschränkt sik nich blots op de Gottsdeensten in use Karken.
Tja, un wat singt wi? Dor hett woll jede un jeder SIEN Melodie, sien Leed, wat he an levsten mag – de mutt ja nich jümmer to 100 % mit den Text in ´t Gesangbook övereen ween. Dor kann een ok mal kreativ umdichten.
In use Christuskark warrt hüüt een Melodie to höörn ween:
Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Die Töne, den Klang hast du mir gegeben
von Wachsen und Werden, von Himmel und Erde,
du Quelle des Lebens, dir sing ich mein Lied.
Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Den Rhythmus, den Schwung hast du mir gegeben
von deiner Geschichte, in die du uns mitnimmst,
du Hüter des Lebens. Dir sing ich mein Lied.
Ich sing dir mein Lied, in Ihm klingt mein Leben.
Die Tonart, den Takt hast du mir gegeben
von Nähe, die heil macht – wir können dich finden,
du Wunder des Lebens. Dir sing ich mein Lied.
Also singt, un summt wi um Gott to loven, luut oder liesen, egal! Aver von ganzen Harten.
Blievt Se behööd!
Pastor Thomas Perzul, Elisabethfehn
"... die Nerven liegen blank"
Andacht 09.05.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Pastor Achim Neuebauer
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
"... die Nerven liegen blank"
Es wird nicht einfacher, wahrlich nicht. Immer stärker stellt sich die Frage nach einer Perspektive. Wann können wir das Fest feiern? Die "es-ist-überstanden" Party?
Meine Geduld hat jedenfalls ihre Grenzen; und: Wenn wir wenigstens einer Meinung wären, was denn jetzt angebracht ist. Abwarten oder handeln? Machen lassen oder verharren?
Ich habe mich gefreut, als es hieß, dass ab morgen wieder Gottesdienste möglich sein werden. Aber die Bedingungen auf die sich die Kirchen, die Gemeinden da einlassen ... es ist doch zum Heulen. Kein Gesang, kein Händedruck beim Friedensgruß, kein Abendmahl, kein Schnack vor der Kirchentür, das Gesicht, die Mimik nur schwer unter der Mund-Nase-Maske zu erkennen, nicht länger als 30 Minuten und Abstand halten; mindestens 1,5 Meter.
Gleichzeitig öffnen die Biergärten, die Restaurants, die Friseursalons und, und, und ... Da ist es leicht, die Fragen der kleinen Kinder zu stellen: "Warum ich nicht?" "Die dürfen aber!" "Das ist ungerecht!" "Du bist gemein!"
"Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen!" Das sind Worte, die Martin Luther zugeschrieben werden. Als es für ihn vor ziemlich genau 499 Jahren um die Frage nach dem richtigen Weg geht, will er allein die Worte der Bibel zum gültigen Maßstab für sein Handeln machen. Kein Triumph, keine Überheblichkeit, er formuliert seine Überzeugung. Alle Anfragen beantwortet er mit dem Hinweis auf die Heilige Schrift.
Die aber benennt sehr klar, wie sich ein Leben in Gottes Angesicht geziemt. So jedenfalls, dass es geprägt ist von Rücksichtnahme, Schutz der Schwachen und Kranken, Sorge um die Nächsten; zu Handeln jedenfalls.
Zum anderen quellen die Bücher geradezu über von aufgeschriebenen Ungedulds-Erlebnissen und gleichzeitig der immer neuen Aufforderung, darauf zu vertrauen, dass Gottes Weg mit seinen Menschen an ein Ziel führt.
Zu keiner Zeit war es leicht diesem Versprechen zu vertrauen. Sicher, manchmal ist es ganz handfest zu erleben, dass - und wie - der Allmächtige an deiner Seite steht. Dann spürst Du den Hauch des Engels, der vor Schwierigem bewahrt hat. Situationen allerdings der Hilflosigkeit sind genauso bekannt.
"... und dennoch bleibe ich stets an Dir!" so sagt es einer meiner Lieblingsverse aus der Bibel. In diesem "dennoch" spielt sich der Glaube, in diesem "dennoch" spielt sich das ganze Leben ab. Der Psalmbeter jedenfalls schöpft seine Kraft daraus, dass er sich von Gott gehalten weiß; trotzdem und trotz alledem.
"... und dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“
Ihr Pastor Achim Neubauer
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
„..die Nerven liegen blank“
Dat warrt nich lichter, würkelk nich. Jümmer mehr stellt sik de Fraag na een Perspektive. Wann köönt wi dat Fest fiern? De „wi-sünd-dormit-dör“ Party? Miene Geduld hett op jeden Fall ehre Grenzen; un: Wenn wi tominnst een Menen weern, wat nu to doon is. Aftöven oder hanneln? Maken laten oder stillstahn?
Ik hebb mi freit, as dat rutkeem, dat af morgen woller Gottsdeensten mööglich sünd. Aver de Bedingungen op de sik de Karken, de Gemeenen dor inlaat... dat is doch to ´n Hulen. Kien Gesang, kien Hannen geven bi den Fredensgrööt, kien Avendmahl, kien Snack vör de Karkendöör, de Mimik nur swoor unner de Mund-Nase-Maske to kennen, nich länger as dartig Minuten un Afstand holen; tominnst een Meter fofftig.
To glieke Tied sünd de Beergoorns, de Restaurants, de Frisörsalons un un un ... woller open. Dor is dat licht, as de lütten Kinner to fragen: „Woso ik nich?“ „De dröfft aver!“ „Dat is ungerecht!“
„Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen!“ Dat sünd Wöör, de Martin Luther toschreven warrt. As dat för em vör teemlich genau 499 Johren um de Fraag na den richten Weg geiht, will he alleen de Wöör ut de Bibel to den gültigen Maßstab för sien Hanneln maken. Kien Triumph, kiene Överheblichkeid, he formuleert siene Övertügung. Op all Anfragen antert he mit den Henwies op de hillige Schrift.
De aver seggt heel kloor, wo sik een Leven in ´t Angesicht Gottes schickt. Op jeden Fall so, dat de Rücksicht op de annern Minschen an eerste Steed steiht, de Schutz von de Swacken un Kranken, de Sorg um den Nächsten.
Op de eene Siet quellt de Böker över von de dor opschreven „Ungedüür-Beleevnisse“ un to glieke Tied foddert se jümmer woller op, dorop to vertroen, dat Gottes Weg mit siene Minschen an een Teel föhrt.
To kiene Tied weer dat licht op düsset Verspreken to vertroen. Seker, männichmal is dat heel handfast to beleven, dat - un wo – de Allmächtige an diene Siet steiht. Denn spöörst du den Hauch von den Engel, de di vör Schwierigem bewahrt hett. Situationen in de wi us ohn Help föhlt kenn wi aver just so.
„...und dennoch bleibe ich stets an Dir!“ so seggt dat mien levsten Vers ut de Bibel. In düsset „dennoch“ speelt sik de Gloven, in düsset „dennoch“ speelt sik dat hele Leven af. De Psalmbeter tominnst schöpft siene Kraft dorut, dat he sik von Gott bewahrt weet; trotzdem un trotz alledem.
„...und dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“
Ihr Pastor Achim Neubauer
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
„..die Nerven liegen blank“
Dat warrt nich lichter, würkelk nich. Jümmer mehr stellt sik de Fraag na een Perspektive. Wann köönt wi dat Fest fiern? De „wi-sünd-dormit-dör“ Party? Miene Geduld hett op jeden Fall ehre Grenzen; un: Wenn wi tominnst een Menen weern, wat nu to doon is. Aftöven oder hanneln? Maken laten oder stillstahn?
Ik hebb mi freit, as dat rutkeem, dat af morgen woller Gottsdeensten mööglich sünd. Aver de Bedingungen op de sik de Karken, de Gemeenen dor inlaat... dat is doch to ´n Hulen. Kien Gesang, kien Hannen geven bi den Fredensgrööt, kien Avendmahl, kien Snack vör de Karkendöör, de Mimik nur swoor unner de Mund-Nase-Maske to kennen, nich länger as dartig Minuten un Afstand holen; tominnst een Meter fofftig.
To glieke Tied sünd de Beergoorns, de Restaurants, de Frisörsalons un un un ... woller open. Dor is dat licht, as de lütten Kinner to fragen: „Woso ik nich?“ „De dröfft aver!“ „Dat is ungerecht!“
„Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen!“ Dat sünd Wöör, de Martin Luther toschreven warrt. As dat för em vör teemlich genau 499 Johren um de Fraag na den richten Weg geiht, will he alleen de Wöör ut de Bibel to den gültigen Maßstab för sien Hanneln maken. Kien Triumph, kiene Överheblichkeid, he formuleert siene Övertügung. Op all Anfragen antert he mit den Henwies op de hillige Schrift.
De aver seggt heel kloor, wo sik een Leven in ´t Angesicht Gottes schickt. Op jeden Fall so, dat de Rücksicht op de annern Minschen an eerste Steed steiht, de Schutz von de Swacken un Kranken, de Sorg um den Nächsten.
Op de eene Siet quellt de Böker över von de dor opschreven „Ungedüür-Beleevnisse“ von Luther un to glieke Tied foddert he jümmer woller op, dorop to vertroen, dat Gottes Weg mit siene Minschen an een Teel föhrt.
To kiene Tied weer dat licht op düsset Verspreken to vertroen. Seker, männichmal is dat heel handfast to beleven, dat - un wo – de Allmächtige an diene Siet steiht. Denn spöörst du den Hauch von den Engel, de di vör sware Belevnisse bewahrt hett. Situationen in de wi us ohn Help föhlt, kennt wi aver just so.
„...und dennoch bleibe ich stets an Dir!“ so seggt dat mien levsten Vers ut de Bibel. In düsset „dennoch“ speelt sik de Gloven, in düsset „dennoch“ speelt sik dat hele Leven af. De Psalmbeter tominnst schöpft siene Kraft dorut, dat he sik von Gott bewahrt weet; trotzdem un trotz alledem.
„...und dennoch bleibe ich stets an dir;
denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“
Ihr Pastor Achim Neubauer
Vor 75 Jahren ...
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
Donwload als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
Vor 75 Jahren ...
Heute vor 75 Jahren ging in Europa mit der deutschen Kapitulation der Zweite Weltkrieg zu Ende. Eine schreckliche Zeit lag hinter den Menschen. Die Kriegshandlungen und der Terror der Nationalsozialisten hatten vielen Millionen Menschen das Leben gekostet. Vielen ging es zuletzt nur noch darum, sich irgendwie durchzuschlagen. Nun wussten die Menschen: weitere Kampfhandlungen, nächtliche Alarme und Zerstörungen würde es nicht mehr geben. Doch wie würde es weitergehen? Die Menschen ahnten, dass noch sehr schwere Zeiten bevorstanden. Denn alles lag am Boden. Das Schicksal vieler Menschen, die vermisst wurden, war ungewiss. Die Folgen aller geschehenen Grausamkeiten wurden erst nach und nach im vollen Ausmaß bekannt. Doch zwischen all dem Schlimmen keimte doch auch die Hoffnung auf, dass nun etwas Neues beginnen konnte. Heute können wir dankbar darauf zurückblicken, dass dies geschehen ist. Vor allem: dass wir in weiten Teilen Europas seitdem von kriegerischen Handlungen verschont geblieben sind.
Die Krise, die wir in diesen Wochen und Monaten durchmachen, ist der erste schwerwiegende Einbruch in den gewohnten Lauf des Lebens in unserem Land und vielen anderen Ländern, seitdem sich die Wogen des Krieges und der Nachkriegsjahre gelegt hatten. Zum ersten Mal stehen wir wieder in einer Situation, in der vieles, was uns selbstverständlich schien, innerhalb kurzer Zeit außer Kraft gesetzt worden ist. Das schafft viele Unsicherheiten und Ängste. Manche Pläne und Wünsche müssen aufgegeben werden. Dazu bei nicht wenigen die Sorge um das eigene Leben und das Leben lieber Menschen. Und dass um den Schutz des Lebens willen auf die Nähe lieber Menschen verzichtet werden muss, tut besonders weh und ist für viele kaum noch zu ertragen.
Ein Endpunkt wie damals das Kriegsende ist im Augenblick noch nicht in Sicht, auch wenn es zu ersten Lockerungen der Verbote kommt. Wir wissen: Es stehen noch schwierige Zeiten bevor. Für nicht wenige unter uns geht das Bangen um eine gesicherte Zukunft weiter. Und für manche auch das Bangen um liebe Menschen.
Doch auch in diesen Tagen gibt es Hoffnung. Einmal rein menschlich gesehen die Hoffnung, dass bessere Therapiemöglichkeiten für Erkrankte und eines Tages auch ein Impfstoff gefunden werden mögen. Dazu die Hoffnung, dass die Solidarität und Hilfsbereitschaft unter Menschen, die an vielen Stellen in diesen Wochen gewachsen ist, über die unmittelbare Krise hinaus Bestand behält. Und nicht zuletzt die Hoffnung, dass Erkenntnisse, die in der Ausnahmesituation gewonnen wurden, für den Neuaufbau nach der Krise nutzbar gemacht werden – zum Wohl der Menschen wie der Umwelt. Nicht zu vergessen: auch für den Frieden, den wir schon so lange haben, der aber alles andere als selbstverständlich ist. Freilich bedarf es dazu der Bereitschaft, neue Wege zu gehen wie seinerzeit nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges.
Hoffnung und Ermutigung für den Weg in eine gute und verantwortbare Zukunft gibt uns Gott in vielen seiner Worte im Alten und Neuen Testament. An dieser Stelle ein Wort, das er durch den Propheten Jeremia in schwerer Zeit zu den Menschen gesagt hat: „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“ (Jeremia 29,11)
Auf Gottes Gedanken des Friedens können wir bauen.
Bleiben Sie behütet!
Christoph Müller, Pastor in Hahn-Lehmden
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Heute vor 75 Jahren...
Dat is vondagen 75 Johr her, dat in Europa mit de düütsche Kapitulation de Tweete Weltkrieg to Enn gung. Een gräsige Tied leeg achter de Minschen. De Kriegshandlungen un de Terror von de Nationalsozialisten hett vele Millionen Minschen dat Leven kost. Vör vele gung dat an ´n Enn blots noch dorum, sik jichtenswi dörtoslaan. Nu weer för de Minschen kloor: dat warrt kiene Kämpfe, kienen Alarm in de Nacht un kiene Zerstörung mehr geven. Doch wo warrt dat wieter gahn? De Minschen hebbt ahnt, dat se noch bannig swore Tieden vör harrn. Denn allens leeg an ´n Bodden. Dat Schicksal von vele vermisste Minschen weer ungewiss. Wat bi all de velen Grausamkeiten würkelk passeert is, keem eerst later na un na vör Dag. Doch twüschen all dat Lege wat passeert weer, keem denn ok de Hapen op, dat nu wat Nee´es anfangen kann. Vondagen köönt wi dankbar dorvör ween, dat sik düsse Hapen erfüllt hett. Besünners dorvör, dat wi siet düsse Tied in de mehrsten Delen von Europa vör Krieg bewahrt bleven sünd.
De Krise, de wi in düsse Weeken dör maakt, is de eerste swore Daalslag in den Loop von us Leven, so as wi dat wennt sünd, siet sik de Wogen von ´n Krieg un de Johren na den Krieg leggt hebbt. Dat gellt in us Land un in vele annere Länner. Wi staht to ´n eersten Mal woller in een Situation, in de so veel, wat vör us sülvstverständlich weer, binnen korte Tied nich mehr gellt. Dor kummt veel Unsekerheid op un dat maakt bang. Männicheen Plaan un vele Wünsche mööt wi opgeven. Un dorto kummt noch de Sorg um dat egen Leven un dat von Minschen de us leev sünd. Dat deit besünners weh un is bold nich uttoholen, dat wi op de Neegde von leve Minschen verzichten mööt, um ehr Leven to bewahren.
Een Slusspunkt so as damals dat Kriegsenn is to Tied noch nich aftosehn, ofschoon dat al eerste Lockerungen von de Regeln gifft. Wi weet: Dor staht noch swore Tieden vör us. För vele unner us geiht dat Bangen um een sekere Tokunft wieter. Un för den een or annern ok dat Bangen um leve Minschen.
Doch ok in düsse Daag gifft dat Hapen. Eenmal ut rein minschliche Sicht de Hapen, dat bold betere Medikamente för de Kranken funnen warrt. Un dat in de nahe Tokunft ok een Impfstoff entwickelt warrt. Dorto noch de Hapen, dat de Solidarität un de Willen de Minschen to helpen, de an vele Steden in düsse Weken wussen is, ok na de Krise noch wieter besteiht. Un nich toleßd de Hapen, dat wi dat, wat wi in düsse besünnere Situation an Erkenntnissen wunnen hebbt, för den Neeanfang na de Krise nutzen doot. To ´t Woll von de Minschen un ok för de Umwelt. Un nich to vergeten: ok vör den Freden, de al so lang höllt, wat nich sülvstverständlich is. Dorför mööt wi aver ok praat ween, nee´e Weeg to gahn, so as vör Johren na de Katastrophe von den Tweeten Weltkrieg.
Hapen un Moot för den Weg in een gode Tokunft, de wi verantwoorden köönt, gifft us Gott in vele von sien Wöör in ´t Ole un Nee´e Testament. An düsse Steed een Woort, das he dör sienen Propheten Jeremia in swore Tieden to de Minschen seggt hett: „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch hebe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides. Dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“ (Jeremias 29.11)
Op de Gedanken von Gott vör den Freden köönt wi boen.
Blievt se behööd!
Christoph Müller, Pastor in Hahn-Lehmden
Sich belehren lassen...
Andacht 07.05.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
„Unsere Tage zu zählen –
das lehre uns, Herr,
damit wir einbringen ein weises Herz.“
Psalm 90,12
Geht es Ihnen auch so: Nach den vielen Tagen der Einschränkungen durch die Corona-Krise freue ich mich über die ersten Lockerungen und ich zähle die Tage, bis wir endlich wieder Gottesdienste in den Kirchen und Kapellen feiern dürfen. Noch drei Tage! Sicher, wir haben alle Verständnis für die aktuelle Situation, aber es waren viele Tage ohne das „Normale“. Und ich spüre bei ganz vielen Menschen eine aufkommende Ungeduld und Unzufriedenheit ganz nach dem Motto: Es muss doch endlich wieder alles seinen normalen Gang gehen. Wir können und wollen nicht länger mit diesen massiven Einschränkungen leben. So richtet sich der Blick deutlich voller Zuversicht nach vorne. Wie wird es werden, wenn vieles wieder geht?
Beim Blättern durch meinen zur Zeit noch recht übersichtlichen Kalender richtet sich mein Blick bereits auf die kommenden Wochen und Monate. Es geht in den Sommer, eigentlich in die Ferien- und Urlaubszeit. Die helle, sonnige und vielleicht auch wieder viel zu trockene Jahreszeit liegt vor mir. Wie lässt sich in diesem Jahr diese Zeit gestalten? Der Frühling ist einfach so dahin gegangen, man war kaum draußen, konnte das Grünen und Blühen kaum genießen. Ich möchte etwas von diesen Tagen des Wachsens und Gedeihens mitnehmen in die kommende Zeit, möchte davon etwas mehr umsetzen und wieder Neues wachsen lassen in der Gemeinde, im Miteinander der Menschen.
„Unsere Tage zu zählen – das lehre uns, Herr!“ Das wird für mich nötig sein! „Lehre uns!“ darin liegt für mich die Hoffnung, denn Lehren bedeutet doch: gezeigt und erklärt bekommen. Zu verstehen lernen, welchen Sinn die Tage der Krise und der Einschränkungen haben, gerade auch, wenn es auf unser ganzes Leben gesehen doch nur eine recht kurze Zeit gewesen ist.
„Lehre uns!“ Das hat zu tun mit „sich belehren lassen“, und ich weiß – nicht nur aus der Schulzeit – wie unbequem das sein kann. Dennoch, vielleicht hilft es, dass durch Gottes „Lehren“ uns das Leben mit all seinen unterschiedlichen Tagen nicht fremd wird, sondern bekannt bleibt: die dunklen und trüben Tage genauso wie die hellen und unbeschwerten Tage, das Aufblühen und das Vergehen, Gesundheit und Krankheit, Freiheit und Einschränkung.
Letztlich liegen all unsere Tage in Gottes Hand, sind umfangen von seiner Liebe zu uns. Doch Gottes Liebe in den dunklen Tagen des Lebens zu erkennen, fällt mir manchmal sehr schwer. Darum: „Lehre uns!“ Ich möchte es als Bitte aussprechen, damit ich bewahrt bleibe vor Täuschung und Enttäuschung in diesen Zeiten. Lass mich erkennen, dass alles – Licht und Dunkelheit – zum Leben gehört und das jeder Tag beides bereit halten kann.
Sie spüren vielleicht, dass diese Worte nicht voller Begeisterung klingen. Sie strahlen nicht wie die Sonne des kommenden Sommers. Aber ich schreibe sie voller Hoffnung für die kommenden Tage. Ich will mich gerne belehren lassen, alle meine Tage zu zählen. Geht es Ihnen auch so? Dann können wir alle gemeinsam in die Gestaltung der Zukunft ein weises Herz einbringen. Dazu helfe uns Gott.
Ihr Pastor Peter Kunst
ins Niederdeutscche übertragen von
Annegret Peters / Hude
„Unsere Tage zu zählen – das lehre uns,
Herr, damit wir einbringen ein weises Herz.“
Psalm 90,12
Geiht se dat nich ok so: Na de velen Daag, de wi wegen de Corona-Krise inschränkt weern freu ik mi doröver, dat nu dat een oder anner woller mööglich is. Ik tell al de Daag, bit wi ennelk woller Gottsdeensten in de Kapellen un Karken fiern dröfft. Noch dree Daag! Seker, wi hebbt all Verständnis för de momentane Situation, aver dat weern vele Daag ohn dat „Normale“. Un ik spöör bi ganz vele Minschen da se ungeduldig un untofreden warrt ganz na dat Motto: Dat mutt doch bi lütten mal woller allens sien ganz normalen Gang gahn. Wi köönt un wüllt nich länger mit düsse massiven Inschränkungen leven. So richt sik de Blick düütlich mit Toversicht na vörn. Wo warrt dat weern, wenn woller mehr geiht?
Wenn ik in mienen, to Tied ehrder noch teemlich översichtlichen Klenner kiek, richt sik mien Blick al op de tokamen Weken un Maanden. Dat geiht op den Sommer to, egens de Ferien- un Urlaubstied. De helle, sünnige un villicht ok woller veel to dröge Johrestied liegt vör mi. Wat lett sik in dütt Johr ut düsse Tied maken? Dat Fröhjohr is eenfach so vörbi gahn, een weer bold nie buten, kunn dat Grönen un Bleuen kuum geneten. Ik much ´n beten wat von düsse Daag von Wassen un Gedeihen mitnehmen in de tokamen Tied, much dorvon een beten mehr umsetten un woller Nee´et wassen laten in de Gemeen, in ´t Mit´nanner von de Minschen.
„Unsere Tage zu zählen – das lehre uns, Herr!“ Dat warrt för mi nödig ween! „Lehre uns!“ dorin liggt för mi dat Hapen, denn Lehren bedüdd doch: Een warrt wat wiest un verkloort. Lehrn to verstahn, wecken Sinn de Krise un de Inschränkungen hebbt, just ok, wenn dat in ´n Vergliek mit us helet Leven blots een recht korte Tied wesen is.
„Lehre uns!“ Dat hett wat to doon mit „sich belehren lassen“, un ik weet – nich blots ut miene Schooltied – wo unbequem dat ween kann. Un liekers, villicht helpt dat, wenn us dör Gottes „Lehren“ dat Leven mit al siene verscheden Daag nich frömd warrt, sünnern bekannt blifft: de düüstern un bedröövten just so as de hellen un sorglosen Daag, dat Opbleuhen un dat Vergahn, Gesundheid un Krankheid, Freeheid un Inschränkungen.
Am Enn liggt al use Daag in de Hand von Gott, sünd umgeven von siene Leev to us. Doch de Leev von Gott in düsse düüstern Daag gewahr to weern, dat fallt mi af un an swoor. Dorum: „Lehre uns!“ Ik will dorum bidden, dat ik dorvör bewahrt bliev, dat mi in düsse Tied jichtenseen wat vörmaakt oder mi achtergeiht. Laat mi gewahr weern, dat allens - Licht un Düüsternis – to ´t Leven tohört un dat elkeen Dag dat een un dat anner passeern kann.
Se markt villicht, dat düsse Wöör nich vull von Begeisterung sünd. Se Strahlt nich as de Sünn von den tokamen Sommer. Aver ik schriev se mit grote Hapen för de tokamen Daag. Ik will mi geern belehren laten, al miene Daag to tellen. Geiht Se dat ok so? Denn köönt wi all gemeensam in de Gestaltung von use Tokunft een wieset Hart inbringen. Dor mag Gott us bi helpen.
Ihr Pastor Peter Kunst
Frieden finden
Andacht für den 06.05.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Pastor Michael Kühn
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Frieden finden
Die damals Kinder waren und heute noch leben, werden in diesen Tagen an ihre Kindheit vor 75 Jahren erinnert. Hier im Ammerland lagen Schrecken und Tod manchmal ganz dicht neben Orten eines friedlichen Endes des 2. Weltkrieges. Während das Westersteder Dorf Halsbek bis auf wenige Häuser in Schutt und Asche geschossen wurde, gingen Ärzte aus dem damaligen Gemeindekrankenhaus unter Lebensgefahr mit einer weißen Fahne den anrückenden Panzern entgegen.
Am 3. Mai 1945 wurde Westerstede als Lazarettort kampflos von polnischen und kanadischen Truppen besetzt. Drei Probeschüsse in die Stadtmitte, einer davon traf die Mauer der St.-Petri-Kirche, zwei Jungs schützten sich auf der Rückseite der Kirche, kein Widerstand, dann war Schluss. Mit Ausnahme von Halsbek haben auch die Dörfer der Gemeinde kaum unter Kampfhandlungen gelitten.
Da die polnischen Soldaten sich vermutlich nicht vorstellen konnten, dass ein Pfarrer Kinder und Familie hat, besetzten sie unter Schüssen in die Luft die Alte Pastorei. Die Pfarrerstöchter liefen schreiend aus dem Haus.
Schon im März 1945 hatten die ersten Flüchtlinge den Ort erreicht. In der Folgezeit wurde die Gemeinde ein starkes Aufnahmegebiet für die aus den Ostprovinzen Deutschlands geflüchteten oder vertriebenen Landsleute. Die Einwohnerzahl stieg sprunghaft von etwa 10.000 auf 16.000.
Als Pastor wurden mir viele Erlebnisse erzählt. Und ich habe großen Respekt vor den Menschen und ihren Erfahrungen, die ihr Leben geprägt haben. Ich erinnere mich an viele altgewordene Westersteder, ihre Erinnerungen an jüdische Mitschülerinnen, an den Mann, der als 14jähriger einsam zwei Soldaten beerdigt hat, die in seinem Garten in Pommern gefallen waren, an den Mann, der als Einziger seiner Familie den Untergang der Gustloff als Kind erlebt hat, an die Frau, die in der Nähe des ostpreußischen Nemmersdorf gelebt hat, erschüttert war über die Darstellung der Ereignisse durch die deutsche Propaganda und sich erst im hohen Alter getraut hat, darüber zu reden. Ich denke an Männer und Frauen, die Bombenangriffe oder Hunger, Flucht oder Vertreibung miterleben oder tote Ehepartner, Geschwister, Kinder oder Eltern beweinen mussten, oft ohne einen sichtbaren Ort der Trauer, ein Grab zu haben.
Die Tageslosung steht bei einem jüdischen Heilspropheten, bei Jesaja (Kap. 42,16): „Ich will die Finsternis vor ihnen her zum Licht machen und das Höckerige zur Ebene.“ Und bei dem Arzt und Evangelisten Lukas (1,78-79) lesen wir heute: „Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes wird uns besuchen das aufgehende Licht aus der Höhe, auf dass es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.“
Als Seelsorger gebe ich den Erinnerungen Raum und äußere meinen großen Respekt vor den Menschen und ihren Finsternis-Erlebnissen im „Schatten des Todes“. Zwei Tagebücher deutscher Landser liegen vor mir aus ihrer Zeit ab Juni 1941. Manche ehemaligen Soldaten haben erst im Alter das Geschenk der Beichte kennengelernt und sind wirklich aus dem „Schatten eines lebenslangen Todes“ in wenigen Schritten im Namen Jesu Christi auf „den Weg inneren Friedens“ gelangt. (Ev. Gesangbuch 806.6)
Und dann höre ich, manchmal versteckt oder voller Scham, große Dankbarkeit für allen Schutz und alle erfahrene Bewahrung durch eine stärkere Macht, höre vom Segen Gottes und von den damals noch ungeahnten Kräften, die das weitere Leben bis ins hohe Alter getragen haben.
Ich ermutige gern dazu, die Erlebnisse aufzuschreiben und gleichzeitig festzuhalten, was das eigene Leben gestärkt und wieder mit neuer Lebensfreude erfüllt hat: „Nicht die Toten loben den HERRN …“ (Psalm 115,17). Die Überlebenden können höchstpersönlich von ihrem Weg zum Glauben, von Bewahrung „im Schatten des Todes“, von Rettung aus der Finsternis und Stärkung der eigene Seele erzählen.
Pastor Michael Kühn
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
De damals Kinner weern un vandagen noch leevt , besinnt sik in düsse Daag seker op ehre Kinnertied för 75 Johr. Hier in ´t Ammerland legen Schrecken un Doot männichmal heel dicht blangen Steden von een freedfullet Enn von den 2. Weltkrieg. Wieldess dat Westersteder Dörp Halsbek bit op een paar Hüüs in Schutt un Asch schoten wurr, gungen Ärzte ut dat damalige Gemeenkrankenhuus unner Levensgefahr mit een witte Fahn de anrückenden Panzer entegen.
An ´n 3. Mai 1945 wurr Westerstede as Lazarettoort ohn Kampf von polnische un kanadische Suldaten besett. Dree Probeschööt merrn in de Stadt, een dorvon hett de Muer von de St.-Petri-Kark drapen, twee Jungs hebbt sik achter de Kark in Sekerheit brocht, kien Tegenwehr, denn weer allens vörbi. Uter Halsbek hebbt de annern Dörpen von de Gemeen kuum wat mit de Kämpfe to doon kregen.
Wiel de polnischen Suldaten sik wahrschienlich nich vörstellen kunnen, dat een Paster Kinner un Familie hett, hebbt se mit Schöten in de Luft de ole Pastorei besett. De Döchter von den Paster sünd schreend ut ´t Huus lopen.
All in ´n März 1945 sünd de eersten Flüchtlinge in den Oort kamen. In de Folgetied kemen vele Landslüe, de ut de Ostprovinzen von Düütschland verdreven wurrn oder flücht sünd, in dat Rebett von de Gemeen. De Tall von de Inwohners steeg sprunghaft von etwa 10.000 op 16.000.
As Paster hebb ik vele Beleevnissen to hören kregen. Un ik hebb groten Respekt vör de Minschen un ehre Erfahrungen, de ehr Leven prägt hebbt. Ik kann mi op vele ole Westersteder besinnen, op ehre Erinnerungen an jüdische Mitschölerinnen, op den Mann, de mit 14 Johr eensam twee Suldaten inkuhlt hett, de in sienen Goorn fullen weern, op den Mann, de as Kind, as Eenziger von siene Familie, den Ünnergang von de Gustloff beleevt hett, op de Froo, de in de Neegde von dat ostpreußische Nemmersdorf leevt hett, de erschüttert weer över de Aart, wo de düütsche Propaganda de Narichten von de Kriegsverbreeken dor behannelt hett. Se hett sik eerst in ´t hoge Oller troet doröver to snacken. Ik denk an Mannslüe un Froons, de Bombenangriffe oder Hunger, Flucht oder Vertreibung beleevt hebbt. Oder de wegen den Doot von Ehepartners, Geschwister, Kinner oder Öllern wenen mussen, faken ohn een sichtbaren Oort för de Troer, een Graff to hebben.
De Tageslosung steiht bi een jüdischen Heilspropheten, bi Jesaja (Kap. 42,16): „Ich will die Finsternis vor ihnen her zum Licht machen und das Höckerige zur Ebene.“ Un bi den Arzt un Evangelisten Lukas (1,78-79) leest wir vandagen: „Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes wird uns besuchen das aufgehende Licht aus der Höhe, auf dass es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.“
As Seelsorger geev ik de Erinnerungen Ruum un hebb gröttsten Respekt för de Minschen un ehre „Finsternis-Erlebnissen im Schatten des Todes“. Twee Daagböker von ehemalige düütsche Landser liggt för mi ut ehre Tied af Juni 1941. Männicheen von de ehemaligen Suldat hett eerst in ´t Oller dat Geschenk von de Beichte kennenlehrt un is würkelk ut den „Schatten eines lebenslangen Todes“ mit een paar Schreed in ´n Naam von Jesus Christus op „den Weg inneren Friedens“ kamen. (Ev. Gesangbuch 806.6)Un denn höör ik, männichmal verstoken oder vull von Scham, grote Dankbarkeid för all den Bistand un dorför dat een högere Macht se bewahrt hett. Ik höör von den Segen Gottes un den damals noch ungeahnten Kräften, de dat wietere Leven bit in ´t hoge Oller dragen hebbt.
Ik much geern Moot maken, dat optoschrieven un to glieke Tied fasttoholen, wat dat egen Leven stark maakt un mit nee´e Levensfreud füllt hett: „Nicht die Toten loben den HERRN...“ (Psalm 115,17). De dat överleevt hebbt, köönt höchstpersönlich von ehren Weg to ´n Gloven, von bewahrt ween „im Schatten des Todes“, von dat Redden ut de Düüsternis un de Stärkung von de egen Seel vertellen.
Pastor Michael Kühn
Sehnsuchtsorte
Andacht 05.05.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
Sehnsuchtsorte
Da hatte ich doch Urlaub geplant im Wonnemonat Mai. Eine Städtetour nach Kopenhagen – aber die Dänische Grenze ist dicht. Ach ja und die Fahrt mit dem Schiff auf den Holländischen Flüssen – abgesagt.
Manch einer mag viel exotischere Orte der Sehnsucht für den Urlaub dieses Jahr geplant haben, aber aus Vielem wird nichts werden. Herausgeworfen aus unseren Planungen und Hoffnungen sind wir dieses Jahr.
Aber trotzdem ist er da, der Urlaub – und er wird genommen – aufsparen gilt nicht. „Wenn der weiße Flieder wieder blüht, sing ich dir mein schönstes Frühlingslied“. Das Lied von Richard Tauber, interpretiert von Max Raabe, bringt mich jetzt Anfang Mai auf die Spur von Sehnsuchtsorten – ganz nah – ganz anders – von jedem erreichbar und wunderschön.
„Frühling, Frühling wer dich liebt wie ich - Frühling, Frühling, Frühling voll Glück erwart ich dich“.
Er ist wieder da; der Frühling. Die Natur entwickelt ihre ganze Stärke. Grün stehen sie da, die Bäume. Blau strahlt der Himmel über uns. Wolken ziehen ihre Wege. Rosa strahlende Wolken entdeckt man am Abendhimmel.
Das Leben atmet und ist durchflutet mit Energie und wir dürfen die Schönheit und das besondere Licht genießen.
Max Raabe singt „ Ich brauch die Sonne um glücklich zu sein“.
„Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt“. Jes. 6.3 rufen himmlische Wesen.
Und auch Jesus bindet in seine Verkündigung immer wieder Naturbeobachtungen ein. Er lenkt unseren Blick auf die Vögel unter dem Himmel (Mt. 6,20) oder auf die Samenkörner (Mk 4,26). Er vergleicht Menschen mit Schafen, die von ihrem Hirten umsorgt werden (Lk 15,6) und sich selbst mit dem Licht (Joh. 8,12).
Gerade wenn uns nicht nur nach singen zumute ist kann die Erde, auf der wir leben, mit ihrer Schöpfungsmelodie unsere Sinne erreichen. Schaut deswegen hin und entdeckt die Sehnsuchtsorte in Formen und Farben der Natur. Atmet tief durch und tankt die wohlriechende Luft des Flieders. Hört auf die Schöpfung, die uns das Heil Gottes predigt. Und das nicht nur an fremden Orten, sondern hier vor unserer Haustür.
Laßt uns neue Sehnsuchtsorte entdecken! Die Radtour durch die Löwenzahnwiesen, das Picknick am Tief, wo wir den Kuckucksruf hören, die Freude über den Blütenschnee eines blühenden Apfelbaums.
Hinsehen und zuhören sind gefragt, um neue Sehnsuchtsorte für unsere Leben zu entdecken.
Dann können wir einstimmen in den Ruf: „Von Gottes Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt“.
Gott gibt uns Zeichen für seine Gegenwart. Laßt sie uns erkennen, denn das gibt dem Leben und Denken Sinn und Richtung.
Das Kreuz, das uns Christen miteinander verbindet und auf die Versöhnung von Gott und Menschen und der Menschen untereinander hinweist ist auch ein Sehnsuchtsort. Es ist das Symbol für die unendliche Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen.
Gottes Gegenwart beschränkt sich nicht nur auf den Himmel, sondern erstreckt sich auf seine ganze Schöpfung. Seine Lieben spüren nicht nur die Engel, die “Heilig, Heilig, Heilig“ rufen, auch für uns Menschen ist diese Liebe immer und überall spürbar. Er ist da. Laßt eure Dankbarkeit Kreise ziehen, damit wir neu in Bewegung kommen, neue Sehnsuchtsorte und Möglichkeiten der Anteilnahme an Menschen ausprobieren.
Ob in den kommenden Wochen auch unsere Gottesdienste zu Sehnsuchtsorten werden um Gemeinschaft zu erleben und auf Gottes gute Botschaft für unser Leben zu hören? Mal sehen, wie wir menschliche Nähe in gesundem körperlichen Abstand wieder herstellen.
Pastorin Sygun Hundt
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Sehnsuchtsorte
Dor harr ik doch mienen Urlaub plaant, in ´n Wonnemaand Mai. Een Städtetour na Kopenhagen – aver de däänsche Grenz is dicht. Ach ja un de Fahrt mit dat Schipp op de nedderlandschen Strööm – afseggt.
Männicheen hett villicht vele exotische „Sehnsuchtsorte“ för den Urlaub dütt Johr plaant, aver ut dat meiste warrt woll nix. Rutsmeten ut use Planungen un us Hapen sünd wi in dütt Johr.
Aver liekers is he dor, de Urlaub – un her warrt nahmen – opsporen gellt nich. „Wenn der weiße Flieder wieder blüht, sing ich dir mein schönstes Frühlingslied“. Dat Leed von Richard Tauber, sungen von Max Raabe, bringt mi nu Anfang Mai op de Spoor von „Sehnsuchtsorten“ – heel nah – heel anners – wo elkeen hen kamen kann un wunnerschöön.
„Frühling, Frühling wer dich liebt wie ich - Frühling, Frühling, Frühling voll Glück erwart ich dich“.
Dat is woller dor: dat Fröhjohr. De Natur wiest ehr hele Kraft. Gröön staht se dor, de Bööm. Blau strahlt de Heven över us. Wulken treckt ehr Weg. Wulken, de rosa strahlt, kann een an ´n Avendheven sehn.
Dat Leven atend un is dör un dör vull Energie un wi dröfft de Schöönheit un dat besünnere Licht geneten.
Max Raabe singt: „Ich brauch die Sonne um glücklich zu sein.“
„Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt“. Jes. 6.3 rufen himmlische Wesen.
Un ok Jesus bindt in siene Verküdigung jümmer woller Saken in, de he in de Natur süht. He lenkt usen Blick op de Vagels an ´n Heven (Mt. 620) oder op dat Samenkoorn (MK 4,26). He stellt de Minschen mit Schaap gliek, de von ehren Herder umsorgt weert (Lk 15,6) un sik sülvst mit dat Licht (Joh. 8,12).
Just denn, wenn us nich blots na singen tomoot is, kann de Eer, op de wi leevt, us mit ehre „Schöpfungsmelodie“ erfreuen. Dorum kiekt hen un finndt de „Sehnsuchtsorte“ in Formen un Farven in de Natur. Atent deep dör un tankt den moijen Duft von den Fleder. Hört op de Schöpfung, de us dat Heil von Gott predigt. Un dat nich blots in de wiete Welt, sünnern hier vör use Huusdöör.
Laat us nee´e „Sehnsuchtsorte“ finnen! Een Radtour dör de Hunnebloomwischen, dat Picknick an ´n Ried, wo wi den Kuckuck höört, de Freud över de witte Blödenpracht von den Appelboom.
Henkieken un tohören sünd fraagt, um nee´e „Sehnsuchtsorte“ för us Leven gewahr to weern.
Denn köönt wi instimmen in den Roop: „Von Gottes Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt“
Gott gifft us Teken för siene Gegenwart. Laat se us erkennen, denn dat gifft dat Leven un Denken Sinn un Richtung.
Dat Krüüz, dat us Christen mit´nanner verbinnen deit un op de Versöhnung von Gott un de Minschen un von de Minschen mit´nanner hen wiest is ok een „Sehnsuchtsort“. He is dat Symbol för de unendliche Leev von to siene Geschöpfe.
Gottes Gegenwart is nich blots op den Heven beschränkt, sünnern erstreckt sik op siene hele Schöpfung. Siene Leev spöört nich blots de Engel, de „Heilig“, Heilig, Heilig“ roopt, ok för us Minschen is düsse Leev jümmer un överall to spören. He is dor. Laat joen Dank Kreise trecken, dat wi nee in Bewegen kaamt, nee´e „Sehnsuchtsorte“ un Mööglichkeiten Andeel an Minschen to nehmen utprobeert.
Of in de tokamen Weken ok use Gottsdeensten to „Sehnsuchtsorten“ weert um Gemeenschop to beleven un op de gode Bottschop von Gott för us Leven to hören? Mal kieken, wo wi minschliche Neegde in „gesundem körperlichen Abstand“ woller herstellen köönt.
Pastorin Sygun Hundt
Einer trage des andern Last
Andacht für den 04.05.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Stephan Bohlen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Wir wohnen in der Nähe eines Waldstücks. Das ist schön. Quasi direkt ums Eck kann ich in die Natur. Der Hund kann direkt sein Geschäftchen erledigen und ich muss mich wegen der Entsorgung weder bücken noch an ein Tütchen oder so was denken. Die Leine kann ich auch daheim lassen. Das ist Freiheit pur. Ich liebe es. Und wo ich schon beim Thema „Entsorgung“ war: Was meinen Sie, spare ich an der braunen Tonne? Nur die kleinste Größe wird benötigt. Der Rest geht in die Natur. Sie verstehen… Am Wochenende ist meist starker Schubkarren-Verkehr in und aus dem Wald. Freunde wohnen neben dem Friedhof. Die sparen bei der grauen Tonne. Wenn die bei der Kirche auch so blöd sind, alles so offen anzubieten… Meist vergessen die ja auch noch, die Tore zu den Containern zu verschließen. Einer trage des anderen Last! Da nehmen die sich jedenfalls mal selber ernst.
Aber das wollte ich eigentlich gar nicht erzählen. Eigentlich sollte ich etwas Mutmachendes für „die herausfordernden Zeiten“ schreiben „durch die wir nun alle gemeinsam gehen müssen“. Unser Pfarrer hatte mich deswegen angeschrieben. Das in den Anführungszeichen ist sein O-Ton. So redet sonst kein Mensch. Kein normaler jedenfalls. Bei Kirche haben die ja so einen ganz eigenen Sprech. Warum der auf mich gekommen ist, weiß der Teufel. (Hui, das Wort sollte ich wohl besser nicht gebrauchen!) „Sie haben ja jetzt Zeit“ hat er in seiner Mail getextet, „da Sie nun daheim bleiben müssen.“ Natürlich bin ich daheim! Wer ist das nicht? Witzbold! Und wenn der wüßte, dass meine Firma eigentlich schon wieder aktiv ist und ihren Betrieb allmählich wieder hochzufahren beginnt, ich aber so schlau war und noch beim Arzt angerufen und in den Hörer gehustet habe… Aber egal. Ist doch auch irgendwie schön, gefragt zu sein. Mein Chef fragt auch immer wieder nach. Und mein Frau auch. Wegen Garten, Haushalt und diesem und jenem, was ich doch nun endlich reparieren oder aussortieren oder sonst was könnte. Die können MICH alle mal! Endlich habe ich Zeit für MICH!!! Drei Ausrufezeichen und ein fettes ICH! Wenn ich mit dem Hund rausgehe, schwenke ich kurz in den Wald. Dann gehts zu Heiner. Ein Bierchen auf der Terrasse. Wenn ich Glück habe, hat er den Grill angeworfen und es gibt was Saftiges dazu. Mitunter sind auch noch ein paar Kumpels da. „Refugees welcome!“ Ab und zu setzen wir uns auch rein und schauen uns zu zweit oder viert oder fünft (je nachdem, wer kommt) was auf seinem großen neuen Fernsehgerät an. Frisch gekauft. Heiner ist clever. Der nutzt die Zeit und surft durchs Internet. Findet immer den besten Preis. Beste Preisfindmaschine ever. Und niemand, der ihm reinredet. Seine Frau hat die Biege gemacht. Zwei Wochen CORONA hatten gereicht. Da hat sie ihm einen Zettel hingelegt: „Halte es nicht mehr aus mit Dir.“ Und weg war sie. Das Auto auch. Aber Heiner hat noch sein Motorrad. Hat ihn alles kalt gelassen. Lebt jetzt so vor sich hin. Einfach lustig in den Tag hinein. Lange aufbleiben, lange schlafen. Den ganzen Tag tun, wozu er Lust hat. Keiner redet ihm rein. Macht Vorhaltungen, stellt Forderungen. Echt klasse Leben.
Ich schaue auf die Uhr beim Bier. Nicht, dass meine Frau skeptisch wird und mir dieser Männerhort verschlossen wird…
Daheim ist der Abendbrottisch gedeckt. Aus der Garage habe ich mir ein Bier mitgenommen und schon auf dem Weg ins Esszimmer den ersten Schluck genommen. Von wegen Fahne. Alles wunderbar gedeckt. Sogar Blumen stehen auf dem Tisch. Frühling. Schon schön. Ein echter Kontrast zu Heiners Hausen.
Die Kinder kommen - widerwillig, aber immerhin - dazu. Gemeinsam wird gegessen. Ein frischer Salat. Gutes Brot, leckerer Aufschnitt. Wurst, Käse. Mein kaltes Bier. Tee und Saft. Menschen um mich herum. Wir reden und lachen. Und ich spüre, wie wohl ich mich fühle. Was für ein Geschenk das ist.
An der Spüle, als wir den Abwasch machen, schaut mich die beste Ehefrau von allen an. Hält inne und meint: „Heiner fühlt sich wohl ziemlich alleine, oder?“ Ich stutze. Natürlich weiß sie Bescheid. Sie wußte schon immer Bescheid. Hat mich durchschaut. Wie macht sie das nur? Und dann macht sie einfach weiter mit dem, was dran ist. Für die Familie. Und ich steh daneben. Und brauche einen Moment, um wieder Tritt zu fassen.
Es folgt ein typischer CORONA-Abend: Nachrichten, Sondersendung, Netflix oder das, was die Mediatheken so hergeben…Dann das Bett. Es ist anders als sonst. Meine Leichtigkeit ist dahin. Was hat mich da nur erwischt. Ich spüre so eine Unruhe in mir. Die Gedanken kreisen. Wald, Müll. Hund und Heiner, Firma, Attest und Hustenkunst. Bier und Familie. Meine Liebste und ich. Und diese komische Mail vom Pastor. Dahinter steckt bestimmt meine Holde. Die blickt immer so tief wie nur irgendwas. Ich schaue auf die Buchstaben in meinem Buch. SIE liegt neben mir. Stöpsel in den Ohren und Instagram vor der Nase. Dann kommt Bewegung in die Koje. Sie beugt sich rüber, nimmt die Stöpsel raus, legt das iPad beiseite: „Gute Nacht, Schatz. Schlaf gut!“ Licht aus. Schluss.
Ich liege noch da. Den Kopf voller Gedanken. Und ich spüre, wie mir unwohl wird. Lag das am Essen? Nein. Sicher nicht. Das kommt von tiefer unten. Viel tiefer. An Schlaf ist nicht zu denken, dafür denke ich zuviel. Ich nehme mein Mobiltelefon zur Hand. Tippe in die Suchleiste beim Browser ein. „Einer trage des anderen Last…“ - und lande in etwas, das sich Galaterbrief nennt. Whatever. Es geht wohl um so etwas wie Lastenausgleich. Solidarität. Dass einer an den anderen denkt. Dass einer vom anderen her denkt. Die Welt mit den Augen des anderen sieht. Sich an seine Stelle versetzt. Mist! Kein gutes Karma für dich, denke ich. Und dann blitzen so die Dinge auf, die scheinbar nur darauf gelauert haben, mich zu quälen… All die Momente, in denen ich ICH groß und fett geschrieben habe und keinen Platz für ein Du oder Wir habe lassen wollen. ICH hatte meinen Spaß. Ganz sicher. Fühlte mich clever, schlauer und gerissener als die anderen. Aber was ist, wenn alle so wären wie ich? Wenn alle das täten, was ich tue? Wie sähe dann die Welt aus? „Was du nicht willst, was man dir tu, …“ - Vielleicht sollte ich versuchen, was zu ändern. An mir. Für Dich und uns.
Stephan Bohlen, Pastor in Süddorf
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Einer trage des anderen Last
Wi wahnt dicht bi een Wold. Dat is moi. Ik kann quasi glieks um de Eck in de Natur. De Hund kann dor foors sien Geschäft maken un ik mutt mi nich bücken oder an een Tuut oder sowat för de Entsorgung denken. De Lien kann ik ok to Huus laten. Dat is Freeheit pur. Ik mag dat bannig. Un wo ik al mal bi dat Thema „Entsorgung“ bün: Wat denkt Se, kann ik an de brune Tünn sporen? Ik bruuk blots een lütte Tünn. De Rest geiht in de Natur. Se verstaht... An ´t Weekenenn is dor meist veel Schuuvkaren-Verkehr in un ut den Wold. Frünnen von mi wahnt blangen den Karkhoff. De sport ok bi de brune Tünn. Wenn de bi de Kark ok so dösig sünd, allens open antobeden... Meist vergeet de ok noch, dat Door to de Container dicht to maken. „Einer trage des Anderen Last!“ Dor nehmt de sik denn tominnst mal sülvst eernst.
Aver dat wull ik egens gor nich vertellen. Egens schull ik wat schrieven, wat Moot maakt för „die herausfordernden Zeiten, durch die wir nun alle gemeinsam gehen müssen“ Use Paster hett mi dorum anschreven. Dat in de Anföhrungsteken is sien O-Ton. So snackt anners kien Minsch. Tominnst kien normalen Minsch. Bi de Kark hebbt de ja so eenen heel besünnern „Snack“. Woso de op mi kamen is, weet de Düvel. (Upps, dat Woort schull ik woll beter nich bruken!) „Sie haben ja jetzt Zeit“ hett he in siene Mail textet, „da Sie nun daheim bleiben müssen.“ Natürlich bün ik tohuus! Wer is dat nich? Witzbold! Wenn de wuss, dat miene Firma egens al woller aktiv is un de Bedrief bi lütten woller hoog föhrt, ik aver so plietsch weer gau noch bi mien Doktor antoropen un in den Hörer to hosten... Aver egal. Is doch ok jichtenswo moi, fraagt to weern. Mien Chef fraagt ok jümmer woller na. Un mien Froo ok. Wegen den Goorn, den Huushalt un dütt un dat, wat ik doch nu ennelk mal repareern oder utsorteern oder sünstwat schull. De köönt MI all mal! Ennelk hebb ik Tied för MI!!! Dree Utroopteken un een fettet IK!
Wenn ik mit den Hund rut gah, maak ik een lütte Runn dör den Wold. Denn geiht dat to Heiner. Een Beerchen op de Terasse. Wenn ik Glück hebb, hett he den Grill ansmeten un dat gifft wat Saftiget dorto. Mitunner sünd ok noch een paar Kumpels dor. „Refugees welcome!“ Af un an sett wi us ok na binnen un kiekt us to tweet oder veert oder föfft (kummt op an, wer dor is)wat op sienen groden nee´en Feernseher an. Just kofft. Heiner is clever. De nutzt de Tied un surft dör ´t Internet. De finndt jümmer den besten Pries. De beste Priesfinndtmaschien ever. Un nümms, de em rinquatscht. Sien Froo hett de Biege maakt. Twee Weken CORONA hebbt er langt. Denn hett se em een Zedel hen leggt: „Halte es nicht mehr aus mit Dir.“ Un weg weer se. Dat Auto ok. Aver Heiner hett ja noch sien Motorrad. Dat hett em allens koolt laten. De leevt nu so vör sik hen. Eenfach vergnöögt in den Dag rin. Lang opblieven, lang slapen. Den helen Dag doon wo he Spaaß an hett. Nümms sabbelt em dor rin. Höllt em wat vör, foddert wat von em. Echt klasse Leven.
Ik kiek op mien Klock bi ´t Beer. Nich dat mien Froo skeptisch warrt un mi düssen Männerhort dicht maakt...
Tohuus steiht dat Avendbroot al op den Disch. Ut de Garaag hebb ik mi een Beer mitnahmen un al op den Weg in de Köök den eersten Sluck nahmen. Von wegen de Fahn. Allens wunnerbar opdeckt. Sogor Blomen staht op den Disch. Fröhjohr. Süht moi ut. Een echten Kuntrast to Heiners Huus.
De Kinner kaamt – wedderwillig, aver jümmerhen – dorto. Tosamen warrt Eten. Een frischen Salat. Godet Broot, lecker Opsnitt. Wust, Kees . Mien kolet Beer. Tee un Saft. Minschen um mi to. Wi snackt un lacht. Un ik spöör, wo woll ik mi föhl. Wat för een Geschenk dat is.
Bi ´t Afspölen kickt mi de beste von alle Ehefroon an. Maakt ´n lütte Paus un meent: „Heiner fühlt sich wohl ziemlich alleine, oder?“ Ik stutz. Natürlich weet se Bescheed. Se wuss al jümmers Bescheed. Hett dat foors spitzkregen. Wo maakt se dat blots? Un denn maakt se eenfach wieter mit dat,wat an de Reeg is. För de Familie. Un ik stah bito. Ik bruuk ´n Momang, um woller Tritt to faten.
Dorna een typischen CORONA-Avend: Nachrichten, Sondersendung, Netflix oder dat, wat de Mediatheken so her geevt... Denn to Bett. Dat is anners as sünst. Mien Lichtigheid is weg. Wat hett mi dor blots to faat kregen? Ik spöhr so een Unroh in mi. De Gedanken dreiht sik in mienen Kopp. Wold, Müll, Hund un Heiner, Firma, Attest un de Kunst to hosten. Beer un Familie. Mien Levste un ik. Un düsse sünnerbare Mail von ´n Paster. Dor stickt seker miene Holde achter. De kickt jümmer so deep as blots jichtenswat. Ik kiek op de Bookstaven in mien Book. SE liggt tegen mi. Stöpsel in de Ohren un Instagramm vör de Nees. Denn kummt Bewegen in de Koje. Se böögt sik röver, nimmt de Stöpsel rut, leggt dat iPad op de Siet: „Gute Nacht, Schatz. Schlaf gut!“ Licht ut. Sluss.
Ik ligg noch dor. Den Kopp vull von Gedanken. Un ik spöhr, dat mi dat op ´n Mal nich mehr so goot geiht. Leeg dat an ´t Eten? Nee. Seker nich. Dat kummt von deper unnen. Veel deper. An Slaap is nich to denken, dorför denk ik to veel. Ik nehm mien Mobiltelefon to Hand. Tipp: „Einer trage des anderen Last...“ un finn mi in wat woller, dat sik Galaterbreef nöömt. Whatever. Dat geiht woll um sowat as Lastenutgliek, Solidarität. Dat de een an den annern denkt. Dat een ok mal von den annern sien Siet denkt. De Welt mit de Ogen von den anner süht. Sik an siene Steed versett. Schiet! Kien godet Karma för di, denk ik. Un denn blitzt dor so Saken op, de schienbar blots dorop töövt hebbt, mi to quälen... All de Ogenblicke, in de ik IK groot schreven hebb un kien Platz för een Du oder Wir laten wull. IK harr mienen Spaaß. Ganz seker. Hebb dacht, ik weer clever, achtertücksch un plietscher, as all de annern. Aver watt is, wenn all so weern as ik? Wo seeg use Welt denn ut? „Was du nicht willst, was man dir tu, …“ – Villicht schull ik versöken, wat to ännern. An mi. För DI un us.
Stephan Bohlen, Pastor in Süddorf
Vom Segen des Gebets
Andacht für den 03.05.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Friedrich Henoch
Download als MP3 - gelesen von Britta und Noah Gurrey
Vom Segen des Gebets
„Wenn du beten willst, dann gehe in dein Zimmer“,
so empfiehl es Jesus in der Bergpredigt.
Seit dem 15. März haben wir uns an diese Ermahnung gehalten. Keine öffentlichen Gottesdienste gab es seitdem, nicht weil Jesus es geboten hat, sondern weil der Gesetzgeber dieses der Kirche Jesu Christi verordnet hat:
„Wenn du beten willst, dann gehe in dein Zimmer.“
Manche Menschen haben das beklagt und sogar gegen diese Anordnung geklagt. Andere wiederum haben durchaus Verständnis dafür gezeigt, dass es angesichts der Corona-Pandemie angemessen ist und für den Glauben nicht abträglich, wenn auf das öffentliche Gebet verzichtet wird.
Warum sollten wir gegen die Einstellung der öffentlichen Gottesdienste klagen? Denn Jesus sagte schon:
„Wenn du beten willst, dann gehe in dein Zimmer.“
Wie ist das eigentlich mit dem Gebet in den eigenen vier Wänden? Folgen wir noch dem Gebot Jesu? Nehmen wir uns Zeit –zuhause – in der Stille – vor Gott zu treten, die Hände zu falten, das eigene Herz vor Gott auszuschütten, ihn für das Leben zu danken und das Leben mit seinen Sorgen und Freundlichkeiten Gott ans Herz zu legen? Ich glaube mehr Menschen als wir ahnen, beten zuhause, im stillen Kämmerlein. Denn es tut uns gut, wenn wir uns Zeit gönnen, dort, wo wir zuhause sind, mit Gott ins Gespräch zu kommen und im Gebet das Leben Gott anzuvertrauen. Das entlastet und schenkt Kraft.
„Wenn du beten willst, dann gehe in dein Zimmer.“
Die Ermahnung Jesu erinnert uns daran, Beten ist etwas sehr intimes. Es geht um Gott und meine persönliche Beziehung zu ihm, es geht um das, was ich Gott zu sagen habe und vor allem darum, was Gott mir zu sagen hat. Beim Beten geht es nicht darum, dass Menschen mich in meiner Frömmigkeitsausübung sehen, was andere über mich denken und zu mir sagen. Es geht um mein Gespräch mit Gott, ums Reden und vor allem ums Hören, dass ich mein Herz für Gott öffne.
Glaube hat seinen primären Sitz in der Privatsphäre und nicht in der Öffentlichkeit.
Interessant ist, dass wir als Kirche Jesu Christi, obwohl Jesus etwas anderes empfiehlt, öffentliche Gottesdienste feiern und vor den Augen der Menschen Gottes Namen anrufen und ihn loben und preisen.
Was haben wir für einen Gewinn davon?
Warum brauchen wir öffentliche Gottesdienste?
Ich glaube, es tut unserer Seele gut, wenn wir spüren: Wir sind mit unserem Beten nicht alleine. Da sind andere die mit uns Gott anrufen und sich nach seinem Wort sehnen. Insofern freue ich mich darauf, wenn wir wieder gemeinsam Gottesdienst feiern können, damit wir in der Gemeinschaft der Glaubenden uns stärken lassen in der Freude an Gott und in der Liebe zu den Menschen.
Darüber hinaus tut es uns auch hin und wieder ganz gut, wenn wir auch in Glaubensfragen nicht immer nur in den eigenen Gedanken schwelgen. Wir brauchen auch das Wort, das von außen kommt, das unsere eigenen Gedanken anregt, bereichert, das uns weiter bringt. Dazu boten und bieten hoffentlich bald wieder öffentliche Gottesdienste Gelegenheit.
Wenn ich die letzten Wochen Revue passieren lasse, dann bin ich ganz dankbar. Die Kirche ist größer geworden. Das digitale kirchliche Angebot ist geradezu explosionsartig gewachsen. Was für ein Frühlingserwachen in der Kirche.
Wer aufmerksam hingehört und zugeschaut hat, hat auch dort, im Internet, im Fernsehen, vor dem Radio das eine oder andere hilfreiche Wort für seine Seele finden können und ganz neu gespürt, Gott spricht zu mir.
Pastor Friedrich Henoch, Rastede
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Wenn du beten willst...
„Wenn du beten willst, dann gehe in dein Zimmer“,
dat is de Raat, de Jesus us in de Bargpredigt gifft.
Siet den foffteihnsten März hebbt wi us an düsse Ermahnung holen. Dat geev sietdem kiene öffenliche Gottsdeensten mehr, nich wiel Jesus dat raden hett, sünnern wiel de Gesetzgever dat för de Kark von Jesus Christus so anseggt hett:
„Wenn du beten willst, dann gehe in dein Zimmer.“
Vele Minschen hebbt dat beklaagt, sogor tegen düsse Anordnung klaagt. Anner Lüe hebbt dat dörut insehn , dat dat wegen de Corona-Pandemie so ween mutt un den Gloven nich schaden warrt, von een öffentlichet Gebedd aftosehn. Woso schullen wi tegen dat Verbott von öffentliche Gottsdeensten klagen? Sülvst Jesus hett ja al seggt :
„Wenn du beten willst, dann gehe in dein Zimmer.“
Wo is dat egens mit dat Gebedd bi us tohuus? Folgt wi noch dat Gebott von Jesus? Nehmt wi us Tied – tohuus – in de Stille – vör Gott to treden, de Hannen to falten, dat egen Hart vör Gott uttogeten, em för dat Leven to danken un dat Leven mit siene Sorgen un Fründlichkeiten Gott an ´t Hart to leggen? Ik glööv dat mehr Minschen as wi ahnt tohuus in ehr „stillet Kämmerlein“ beden doot. Denn dat deit goot, wenn wi us Tied günnt, dor, wo wi tohuus sünd, mit Gott in ´t Gespreek to kamen um in ´t Gebedd dat Leven Gott antovertroen. Dat maakt us free von de Last un gifft us Kraft.
„Wenn du beten willst, dann gehe in dein Zimmer“
De Mahnung von Jesus erinnert us doran, dat Beden wat bannig intimes is. Dat geiht um Gott un mien persönliches Verhältnis to em. Dat geiht um dat, wat ik Gott to seggen hebb un in de Hauptsaak dorum wat Gott mi to seggen hett. Bi ´t Beden geiht dat nich dorum, dat anner Minschen seht wo ik beden do, wat anner Lüe över mi denkt un to mi seggt. Dat geiht um mien Gespreek mit Gott, um ´t Reden un in eerste Lien um ´t Hören, dat ik mien Hart open maak.
De Gloven hett sienen eersten Platz in use Privatsphäre un nich in de Öffentlichkeid.
Interessant is, dat wi as de Kark von Jesus öffentlich Gottsdeenste fiert , vör de Ogen von anner Minschen Gott anroopen doot un em loovt un priest, ofschoon Jesus wat anners raden deit. Wat hebbt wi vör een Gewinn dorvon? Woso bruukt wi öffentliche Gottsdeensten?
Ik glööv, dat deit use Seele goot, wenn wi spört: Wi sünd mit us Gebedd nich alleen. Dor sünd anner Lüe, de mit us tohoop Gott anropen un sik na sien Woort sehnen doot. Un dorum freu ik mi dor op, wenn wi woller gemeensam den Gottsdeenst fiern köönt. Dat wi us in de Gemeenschop von de Gäubigen stärken laat in de Freud an Gott un in de Leev to de Minschen.
Un dat deit us af un an heel goot, wenn wi ok in Fragen von den Gloven nich jümmer in de egen Gedanken schwelgen doot. Wi bruukt ok dat Woort, dat von buten kummt, dat use egen Gedanken anregen deit, rieker maakt, un us wieter bringt. Will hapen, dat wi dorto bold woller in öffentliche Gottsdeensten Gelegenheit hebbt.
Wenn ik de leßden Weken an mi vörbi trecken laat, denn bün ik bannig dankbar. De Kark is grötter worrn. Dat digitale Angebott von de Karken is explosionsardig wussen. Wat för een „Frühlingserwachen“ in de Kark.
Wer opmerksam tohöört un tokeken hett, hett ok dor, in ´t Internet, in ´t Feernsehn, an ´t Radio dat een oder anner helpende Woort vör siene Seele funnen un ganz nee spöört, Gott snackt mit mi.
Pastor Friedrich Henoch, Rastede
Im Galarock des heiteren Verschwenders ...
Andacht für den 02.05.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Im Galarock des heiteren Verschwenders,
ein Blumenzepter in der schmalen Hand,
fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders,
aus seiner Kutsche grüßend, über Land.
So beginnt Erich Kästners Gedicht über den Monat Mai, der ja auch bei uns im Ammerland eine ganz besonders schöne Zeit ist: Überall stehen die Rhododendren in voller Blüte, ihre Farbenvielfalt und füllige Blütenpracht lassen uns jedes Jahr aufs Neue staunen und manche würden diesen „Blütenrausch“ am liebsten das ganze Jahr hindurch bewundern. Aber gerade die Vergänglichkeit macht die Farbenpracht so kostbar!
Also raus, sobald es das Wetter und die Zeit zulassen! Raus vor die Tür, auf den Balkon, die Terrasse, in den Garten, raus in die Natur. Auch ein Virus soll uns nicht davon abhalten, Gottes Schöpfung zu bestaunen, zu genießen und Freude daran zu haben. Gott schenkt uns Licht, Farben und Düfte für die Seele. Er zeigt uns, dass das Leben bunt ist, dass es selbst unter lebensfeindlichen Bedingungen den Asphalt durchbricht und als Löwenzahn oder Giersch (zum Ärger mancher Gärtner/innen) nicht tot zu kriegen ist.
Mit allen Sinnen können wir die frohe Osterbotschaft erleben: Gott ist der Liebhaber des Lebens! Jede Blume, jeder Strauch, jeder Baum lässt uns das sehen. Jedes Vogel-gezwitscher lässt uns das hören, jede Spargelstange oder Erdbeere lassen und das schmecken, jeder Sonnenstrahl auf der Haut lässt uns das fühlen, und wer tief durchatmet wird ein Bild der Liebe Gottes auch im wunderbaren Duft der Maiglöckchen finden!
"Freuet euch der schönen Erde,
denn sie ist wohl wert der Freud.
O was hat für Herrlichkeiten
unser Gott da ausgestreut.“
Das Lied von Philipp Spitta (EG 510) jubelt vor Freude über unsere Natur, Abbild der lebensschaffenden Größe und Liebe Gottes. Seine Liebe zu uns ist verpackt in Grün und Bunt, in Sonne und Mond, in Tag und Nacht. Jetzt und heute gehört dieses Geschenk ausgepackt. Und jeden Tag aufs Neue! So zieht die Osterbotschaft in unser Herz und Gemüt.
Ja, „die Kutsche rollt“, heißt es am Ende in Kästners Gedicht über den Mai. Die Zeit verrinnt unaufhaltsam und unwiederbringlich. Blüten verwelken, Lebenszeit ist begrenzt. Aber Gottes Osterbotschaft bleibt, überdauert alle Monate, Jahreszeiten und Menschenzeiten.
„Wenn am Schemel seiner Füße
Und am Thron schon solcher Schein,
o was muss an seinem Herzen,
erst für Glanz und Wonne sein!“
Die letzte Strophe des Liedes von Spitta weitet unseren Blick über unser Leben auf dieser Erde hinaus. Sie singt von der Hoffnung, dass Gottes Zukunft mit uns Menschen nicht aufhört und unsere Vorstellungen übertreffen wird.
Also raus, Gott erleben und Zukunft ahnen!
Diese Freude wünscht Ihnen von Herzen
Ihre Dorothee Testa!
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Im Galarock des heiteren Verschwenders,
ein Blumenzepter in der schmalen Hand,
fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders,
aus seiner Kutsche grüßend, über Land.
So fangt een Gedicht von Erich Kästner över den Mai-Maand an. De Mai is ja ok bi us in ´t Ammerland een besünners moije Tied: Överall staht de Rhododendren vull von Bleuden. De velen Farven un de vulle Pracht von de Bleuden laat us elkeen Johr woller op ´t Nee´e wunnern un männicheen wurr düssen „Blütenrausch“ an ´n levsten dör dat hele Johr bewunnern. Aver just dat se vergänglich is maakt de Farvenpracht so kostbar!
Also ruut, jümmer wenn dat Weer un de Tied dat tolaat! Ruut vör de Döör, op den Balkon, de Terasse, in den Goorn, ruut in de Natur. Ok een Virus schall us nich dorvon afhalen, Gottes Schöpfung to bewunnern, to geneten un us doran to freuen. Gott schenkt us Licht, Farven un Düfte för de Seel. He wiest us, dat dat Leven bunt is, dat dat sülvst unner levensfiendliche Umstänn dör den Asphalt breken kann un as Hunnebloom oder Giersch (meist to ´n Arger von männicheen Goorner) nich doot to kriegen is.
Mit all use Sinne köönt wi de frohe Oosterbottschop beleven: Gott hett dat Leven geern! Elkeen Bloom, elkeen Struuk, elkeen Boom lett us dat sehen. Dat tirilieren von elkeen Vagel lett us dat hören. Jede Spargel oder jede Eerdbeer lett us dat smecken, oder de Strahlen von de Sünn op use Huut laat us dat föhlen, un wer deep inaten deit, warrt een Bild von de Leev Gottes ok in den wunnerbaren Duft von de Maiglöckchen finnen!
"Freuet euch der schönen Erde,
denn sie ist wohl wert der Freud.
O was hat für Herrlichkeiten
unser Gott da ausgestreut.“
Dat Leed von Philipp Spitta (EG 510) jubelt vör Freud över use Natur, dat Afbild von de levenschaffende Grötte un de Leev Gottes. Siene Leev to us is verpackt in Gröön un Bunt, in Sünn un Maand, in Dag un Nacht. Nu un vandagen hört düsset Geschenk utpackt. Un elkeen Dag op ´t Nee´e! So treckt de Oosterbottschop in us Hart un Gemüt.
Ja, „die Kutsche rollt“, heet dat an ´n Enn von dat Gedicht von Kästner över den Mai. De Tied vergeiht ohn dat wi se opholen oder torügg halen köönt. De Bleuden verwelkt, de Levenstied is begrenzt. Aver de Oosterbottschop von Gott blifft, överduert all Maanden, Johrestieden un Minschentieden.
„Wenn am Schemel seiner Füße
Und am Thron schon solcher Schein,
o was muss an seinem Herzen,
erst für Glanz und Wonne sein!“
De leßde Strophe von Spittas Leed maakt usen Blick wiet över us Leven op düsse Eer henweg. Se singt von de Hapen, dat Gottes Tokunft mit us Minschen nich ophöört un wiet över use Vörstellungen weg gahn warrt.
Also, ruut, Gott beleven un de Tokunft ahnen!
Diese Freude wünscht Ihnen von Herzen Ihre Dorothee Testa!
Snutenpullies
Andacht für den 01.05.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Pastorin Sabine Karwath
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Snutenpullies
Seit dieser Woche sind sie auch in Niedersachsen Pflicht geworden, die „Snutenpullies“, oder, um es in der hochdeutschen Übersetzung zu sagen, der einfache Mund und Nasenschutz. Über das Für und Wider mögen andere diskutieren, ich weiß nur, ich kann zwar nähen, meine notwendige Maske liegt parat, aber im Moment lockt mich die Nähmaschine nicht sonderlich zu weiteren Aktivitäten meinerseits. Umso mehr habe ich mich gefreut, als vor wenigen Tagen eine Tüte an der Haustür baumelte. Darinnen eine kurze Notiz und 10 handgenähte Masken. „Ich dachte mir, die wirst du brauchen! Ich kann ja nicht viel helfen, aber das kann ich“, las ich auf der beigelegten Karte, und es folgte der weitere Hinweis, wenn ich mehr Masken bräuchte, etwa für die Senioren, sollte ich mich melden. Ich wusste sofort, wer mein guter Geist ist. Nach einem Unfall vor einigen Jahren sind viele Dinge nicht mehr möglich, aber an der Nähmaschine, da ist und bleibt sie eine wahre, ungeschlagene Meisterin.
„Dient einander mit den Fähigkeiten, die Gott euch geschenkt hat – jeder und jede mit der eigenen, besonderen Gabe! Dann seid ihr gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes“lautet der Monatsspruch aus dem 1. Petrusbrief für den Monat Mai. Mich erinnert die Tasche mit den „Snutenpullies“ ganz sanft an die Gaben jedes einzelnen Menschen, die in diesen Tagen an vielen Orten und Gelegenheiten wieder aufbrechen. Freiwillige, ob jung oder alt, gehen einkaufen und bringen Lebensmittel an die Tür, Computerkundige installieren Videokonferenzen und stellen Tablets zur Verfügung, damit Senioren ihre Kontakte pflegen können, trotz Besuchsverbots. Die Tafeln können vielerorts weiter arbeiten, weil junge und alte Hände Hand in Hand gehen: Die einen haben das Wissen, die anderen vielleicht mehr Widerstandskraft gegen das Virus, das uns so viel Geduld abverlangt. Man unterstützt sich in der Betreuung der Kinder, weil die Berufszeiten schwanken, je nach Bedarf. Und Nachbarschaftshilfe hat im Ammerland wieder einen neuen Klang bekommen, behaupte ich einmal. Die Liste der Beispiele ist lang, schauen Sie sich doch einmal in Ihrem Ort um!
Und das alles spiegelt für mich Kirche, wie ich sie mag. Kirche ist nicht nur der Gottesdienst, wie wir ihn hoffentlich bald wieder gemeinsam feiern dürfen, sondern Kirche ist ein Geflecht von Menschen, die für einander einstehen in den verschiedensten Aktivitäten. In Liebe. Gottesdienst im Alltag der Welt, nannte das einmal ein bekannter Theologe. Viele der Treffen der Gemeinde finden im Moment nicht statt, aber darunter, die Aktivitäten im ‚Kleinen‘, die funktionieren vielerorts ganz phantastisch. Jede/r bringt eine kleine Gabe, ihre/seine Gabe, mit ein für andere, einfach, weil es die Not und die Liebe gebietet. Nicht aufrechnen, sondern tun. Die Gabe, sie ist Gottes Geschenk an uns, seine vielfältige Gnade. Uns allen, so verschieden wie wir sind, mit in die Wiege gegeben. Und sie macht das gemeinsame miteinander Leben „bunt“, denn so ließe sich das griechische Wort ‚vielfältig‘ im Vers des Petrusbriefes anders übersetzen.
„Bunt“ erlebe ich dieses miteinander Leben mit dem Coronavirus. Eben nicht aufzugeben, weil die Zeit lang wird, sondern „bunt“ zu leben, in den Gaben, die wir miteinander teilen können. Jedes einzelne Teil fügt sich zu einem riesigen Puzzel zusammen, das uns lehrt, ja, wir haben Gaben geschenkt bekommen, die uns Mut machen, die uns miteinander verbinden in der Liebe und Geborgenheit Gottes. Es geht nicht darum sich selbst zu optimieren oder vor anderen gut dazustehen – kennen wir das vielleicht nicht sonst zu gut? -, sondern in unserem Handeln Gott die Ehre zu geben.
„Jeder soll bereit sein, anderen mit der Begabung zu helfen, die Gott einem gegeben hat. Geht damit einfach gut und korrekt um, ja?“ lautet unser Vers in der Übersetzung der VolxBibel. Gut und korrekt umgehen mit den eigenen Gaben, das wäre schon was. Viele Menschen handeln in diesen Tagen genau danach, in ihren Berufen, für andere. Wir wissen das. Und sind unendlich dankbar. Aber die kleinen Dinge sind genauso wichtig. Sie erzählen von Hoffnung, von Miteinander und von Vertrauen – ineinander und in Gott. Ist es nicht das, was Jesus gelehrt hat? Ich bin sehr dankbar für meine „Snutenpullies“. Ich werde sie mit fröhlichem und freundlichem Gesicht tragen, und weiter reichen. Und mich darüber freuen, wie viele sichtbare und unsichtbare Gaben uns in dieser Zeit miteinander verbinden.
Pastorin Sabine Karwath, Westerstede
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Snutenpullis
Siet düsse Week sünd se ok in Neddersassen Plicht, de „Snutenpullis“. Vör een paar Daag geev dat düsset Woort noch gor nich. Dat steiht för den hochdüütschen Begreep „einfacher Mund und Nasenschutz“. Of dat nu wat bringt oder nicht, dor schüllt sik anner Lüe um strieden, ik weet blots dat ik woll neihen kann, de Masken de ik bruuk liggt praat, aver in ´n Momang kann ik mi nich so würkelk to mehr Aktivitäten an mien Neihmaschien oprappel. Dor hebb ik mi umso mehr freut, as vör ´n paar Daag een Büdel an de Huusdöör bummeln dee. Dor weer een korte Notiz binnen un teihn von Hand neihte Masken. „Ich dachte mir, die wirst du brauchen! Ich kann ja nicht viel helfen, aber das kann ich“ stunn op de Kaart, de dorbi leeg. Un dat ik mi mellen schull, wenn ik noch mehr bruken dee, to ´n Bispill för de Senioren. Ik wuss foors, wer mien goden Geist is. Na een Unfall, de ´n poor Johr torügg liggt, sünd vele Saken för ehr nich mehr mööglich, aver an de Neihmaschien, dor is un blifft se een wahre Meisterin. Dor is nümms beter.
„Dient einander mit den Fähigkeiten, die Gott euch geschenkt hat –
jeder und jede mit der eigenen, besonderen Gabe!
Dann seid ihr gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes“
dat is de Spröök vör den Maimaand ut den 1. Petrusbreef.
Wenn ik den Büdel mit de „Snutenpullis“ seh, besinn ik mi op de Gaven von elkeen Minschen, de in düsse Daag an vele Steden un Gelegenheiten to ´n Vörschien kaamt. Freewillige, of jung oder oolt, gaht inkopen un bringt Levensmiddel an de Dören, wer goot mit ´n Computer um kann installeert Vidoekonferenzen un stellt Tablets to Verfügung, dat Senioren ehre Leven sehen un mit se snacken köönt, solang een Besöök verbaden is. De „Tafeln“ köönt an vele Steden wieter arbeiden, wiel junge un ole Minschen Hand in Hand arbeidt: De eenen weet wo dat geiht un de annern köönt villicht beter gegen den Virus an, de us so veel Gedüür afverlangt. Wenn de Arbeidstied wegen de Krise nich so regelmäßig is, helpt een den annern, op de Kinner optopassen. Un Naverschopshelp hett in ´t Ammerland woller een nee´en Klang kregen, segg ik mal so. De List von de Bispillen is lang, kiekt se sik mal in ehren Oort um!
Un dat allens spegelt för mi Kark, so as ik se mag. Kark is nich blots de Gottsdeenst, will hapen, dat wi den bold woller gemeensam fiern dröfft, sünnern Kark is een Geflecht von Minschen, de een för den annern instaht, bi all möögliche Gelegenheiten. In Leev. „Gottesdienst im Alltag der Welt“ hett dat mal een bekannten Theologe nöömt. De Gemeenen köönt in ´n Momang nich in de Karken tosamen kamen, aver de „Aktivitäten im Kleinen“, de klappt an vele Steden ganz wunnerbar. Jedeen bringt een lütte Gaav mit, siene Gaav, för de annern, eenfach wiel de Noot un de Leev dat foddert. Nich gegenanner opreken, sünnern doon. De Gaav, se is een Geschenk von Gott an us, siene „vielfältige“ Gnaad. Us all, so verscheden wi ok sünd, mit in de Weeg leggt. Un se maakt dat gemeensame mit´nanner Leven „bunt“, den so leet sik dat griechische Woort „vielfältig“ im Vers von den Petrusbreef anners översetten.
„Bunt“ beleev ik dat mit´nanner Leven mit den Coronavirus. Even nich optogeven, wiel de Tied so lang warrt, sünnern „bunt“ to leven, in de Gaven, de wi mit´nanner delen köönt. Ut all de lütten Deele warrt so een riesig grodet Puzzel, dat us lehrt, ja, us sünd Gaven schenkt wurrn, de us Moot maakt, de us mit´nanner in de Leev un de Geborgenheid Gottes verbinnen doot.
Dat geiht nich dorum, jümmer de Beste to ween un vör de annern goot dor to stahn - kennt wi dat nich villicht anners to goot? – sünnern mit us Doon Gott de Ehr to wiesen.
„Jeder soll bereit sein, anderen mit der Begabung zu helfen, die Gott einem gegeben hat. Geht damit einfach gut und korrekt um, ja?“ seggt us de Vers in de Översetten in de VolxBibel. Goot un akraat umgahn mit de egen Gaven, dat weer al mal wat. Vele Minschen hannelt in düsse Daag akraat dorna, in ehre Arbeid, för anner Lüe. Wi weet dat. Un sünd ohn Enn dankbar dorför. Aver de lütten Saken sünd just so wichtig. Se vertellt von Hapen, von Mit´nanner un von Vertroen – een in den annern un in Gott. Is dat nich dat, wat Jesus lehrt hett? Ik bün bannig dankbar för miene „Snutenpullis“. Ik warr se mit een fröhlichet un fründlichet Gesicht dregen, un an anner Lüe wieter geven. Un mi doröver freuen, wo vele sichtbare un unsichtbare Gaven us in düsse Tied mit´nanner verbinnen doot.
Pastorin Sabine Karwath, Westerstede
Tanz in den Mai
Andacht für den 30.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Kerstin Grusemann-Wahl
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
Tanz in den Mai
Traditionell wird in vielen Regionen Deutschlands am 30.04. der Maibaum gesetzt. In den verschiedenen Regionen gibt es die unterschiedlichsten Bräuche. Aber ein Gedanke ist allen gemeinsam, der Frühling, soll mit aller Freude, aller Lebenskraft begrüßt werden. In einem Artikel habe ich einen Satz gelesen, der mir besonders gut gefallen hat. Da heißt es, dass der Maibaum für Gedeihen, Wachstum, Glück und Segen steht.
Die Nachbarschaft, der Ortsverein oder der Freundeskreis kommen zusammen und bereiten alles vor. Da wird die schönste Birke ausgesucht, Grün zum binden des Kranzes geschnitten und farbiges Krepppapier besorgt um den Baum festlich zu schmücken. Für das leibliche Wohl wird gesorgt und während darauf aufgepasst wird, dass niemand den Maibaum klaut, beginnt der Tanz in den Mai. Der Tanz endet um 06.00 Uhr am nächsten Morgen. Danach darf der Maibaum nicht mehr geklaut werden.
Nicht so in diesem Jahr. Durch die Corona Krise findet auch das Maibaum setzen und der Tanz in den Mai nicht statt. Das Kontaktverbot gilt noch bis in den Mai hinein. Für uns heißt es #stay at home, wir bleiben zu Hause. Ohne tanzen…oder?
Lt. Wikipedia hat das Tanzen schon seit je her eine Besondere Bedeutung. Es ist ein Ritual, ein Brauch, eine Sportart, ein Gefühl. Mit dem Tanz können wir Geschichten erzählen. Beim Tanzen können wir uns auspowern, fallen lassen, meditieren und unsere Gedanken tanzen lassen. So heißt es auch in einem Lied von Max Giesinger. Und wenn sie tanzt, ist sie wo anders. Für den Moment, dort wo sie will. Und wenn sie tanzt, ist sie wer anders, lässt alles los nur für das Gefühl.
Haben Sie schon einmal in der Kirche getanzt? Ich ja, mit den Kindergottesdienstkindern beim Weltgebetstag. Oder zum Lied „Einfach spitze, das du da bist“. In unseren Gottesdienst ist es unüblich zu tanzen, obwohl es auch eine Möglichkeit ist Gott zu loben. Die Bibel erzählt uns an einigen Stellen davon, dass es üblich war Gott mit Tanz anzubeten.
David tanzte vor dem Herrn als die Bundeslade zum Tempel gebracht wurde. Als Gott das Volk Israel durch das geteilte Meer geführt hatte, schlug die Prophetin Mirjam ihr Tamburin und sie und die anderen Frauen tanzten im Reigen. Auch in den Psalmen finden wir das Tanzen als Ausdruck der Freude und des Lobes. Und der Prediger sagt uns: Alles hat seine Zeit. Weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit.
Heute Abend haben wir die Möglichkeit das Maibaumsetzen und das Tanzen zu Hause auszuprobieren. Vielleicht haben Sie im Garten einen Baum, den sie festlich schmücken möchten. Oder sie schmücken einen Zweig in ihrem Wohnzimmer. Wir können damit Gott dafür danken, dass er die Natur so wunderbar geschaffen hat. Suchen Sie sich eine Musik aus, die ihnen gut gefällt und tanzen sie. Ohne Schrittfolgen und Figuren. So wie sie mögen. Sagen sie Gott was sie bewegt. Lassen sie ihn an ihren Sorgen und Freuden teilhaben. Und spüren sie, was das Tanzen mit ihnen macht.
Ich werde auch mitmachen, ich bin gespannt, was es mit mir macht. Denn trotz der Corona Krise bin ich gewiss, dass Gott an unserer Seite ist. Denn so sagt er es uns bei Matthäus im 28 Kapitel zu: Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Immer. Amen.
Bleiben sie behütet
Ihre Kerstin Grusemann-Wahl
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Danz in den Mai
Dat is in vele Gegenden von Düütschland Tradition an ´n 30.04. een Maiboom to setten. De Aart un Wies is överall een beten anners. Aver een Gedanken hebbt se all gemeensam, dat Fröhjohr schall mit alle Freud , all Levenskraft begrööt weern. In een Artikel hebb ik een Satz leest, de mi besünners goot gefallen hett. Dor heet dat, dat de Maiboom för Gedeihen, Wassen, Glück un Segen steiht.
De Navershop, de Oortsvereen oder Frünnen kaamt tosamen un maakt allens praat. Dor warrt een staatsche Birke utsöcht. Gröön to ´n binnen von den Kranz sneden un buntet Krepppapeer besorgt dat se den Boom festlich utstaffeern köönt. För de Helper un de Lüe de oppasst dat nümms den Maiboom klaut, warrt noog to Eten un to Drinken op den Disch kregen. Wieldess geiht dat mit den Danz in den Mai los. De Danz is eerst an annern Morgen um 06.00 Uhr vorbi. Dorna draff de Maiboom nich mehr klaut weern.
Nich so in dütt Johr. Wegen de Corona Krise finndt ok dat Maiboomsetten un de Danz in den Mai nich statt. Dat Kuntaktverbott gellt noch bit in den Mai. För us heet dat #stay at home, wi blievt to Huus. Ohn danzen... oder?
Lt. Wikipedia harrt dat Danzen al jümmer een besünner Bedüden. Dat is een Ritual, een Bruuk, een Sportaart, een Geföhl. Mit den Danz köönt wi Geschichten vertellen. Bi ´t Danzen könnt wi us „auspowern“, fallen laten, mediteern un use Gedanken danzen laten. So heet dat ok in dat Leed von Max Giesinger. Und wenn sie tanzt, ist sie wo anders. Für den Moment, dort wo sie will. Und wenn sie tanzt, ist sie wer anders, lässt alles los nur für das Gefühl.
Hebbt Se al mal in de Kark danzt? Ik ja, mit de Kinner von den Kinnergottsdeenst an den Weltgebetsdag. Oder to dat Leed „Einfach spitze, dass du dat bist.“ In use Gottsdeensten is dat nich gang un geve to danzen, ofschoon dat ok een Mööglichkeit is Gott to loven. De Bibel vertellt us an de een oder anner Steed dorvon, dat dat gang un geve weer Gott mit Danz antobeden.
David hett vör den Herrn danzt as se de Bundeslade to den Tempel brocht hebbt. As Gott dat Volk Israel dör dat deelte Meer föhrt hett, hett de Prophetin Mirjam ehr Tamburin slaan un se un de annern Froonslüüd hebbt in ´n Reigen danzt. Ok in de Psalmen finndt wi dat Danzen as Utdruck von Freud un Loff. Un de Prediger seggt us: Allens hett siene Tied. Wenen hett siene Tied, lachen hett siene Tied; klagen hett siene Tied, danzen hett siene Tied.
Wenn wi wüllt, köönt wi vanavend dat Maiboomsetten un dat Danzen to Huus utprobeern. Villicht hebbt Se in ´n Goorn een Boom, den se bunt maken köönt. Oder se stellt een moijen Twieg in ehr Stuuv op. Wi köönt dormit Gott dorför danken, dat he de Natur so wunnerbar maakt hett. Söökt Se sik een Musik ut, de se goot gefallt un danzt se. Ohn Schrittfolge un Figuren. So as se dat möögt. Seggt se Gott wat se umdrifft. Laat se em an ehre Sorgen un Freuden deel hebben. Un spöört se, wat dat Danzen mit se maakt.
Ik warr ok mitmaken, ik bün neeschierig, wat dat mit mi maakt. Denn ok in de Corona Krise bün ik seker, dat Gott an use Siet is. Denn so seggt he us dat bi Matthäus in ´t 28. Kapitel to: Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Immer. Amen.
Blievt se behööd
Ihre Kerstin Grusemann-Wahl
Die Zeit der Schafe
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Die Zeit der Schafe
Der Sonntag Miserikordias Domini ist den Schafen gewidmet. Und dem guten Hirten. Oft steht in Video-Gottesdiensten und Andachten im Internet der 23. Psalm im Mittelpunkt und der Versuch, die Schafe der Jetztzeit zum Vertrauen zu ermutigen: diese Schafe sind wir alle, die Jetztzeit ist die Corona-Krise und der gute Hirte ist...immer noch und zuallererst Jesus. Dann aber davon abgeleitet werden gern auch Eltern oder Pastorinnen und Pastoren oder Politiker genannt. Oder abstrakter: unsere Werte-Gemeinschaft. Auch diesen Hirtinnen und Hirten gilt es nun zu vertrauen. Hm. Da ich gerade wenig als Hirtin unterwegs bin, fühle ich mich den Schafen näher. Insbesondere denen, die lieber ein wenig weiter hinten stehen oder am Rand. Nein, keine verlorenen oder verloren gegangenen Schafe. Dazu geht es uns wahrlich viel zu gut. Aber doch die, die nicht so schnell begreifen und folgen wollen. Die ein bisschen widerspenstiger sind und immer noch eine Extra-Einladung brauchen – ich geb´s zu: ich hadere gern und tu mich manchmal schwer mit dieser Welt, ihren Hirten und dem Herden-Dasein. Und vielleicht geht es Ihnen oder dir auch so: wir tun uns etwas schwer damit, nicht nur im schwedischen Möbelhaus (das ja noch geschlossen hat), sondern jetzt auch bei Rewe, im Gartencenter und sonst wo geduzt und per Ansage auf eine Corona-Schicksalsgemeinschaft eingeschworen zu werden. Wir tun uns etwas schwer damit, die Befehle zu befolgen, die zum Teil per Klebeband auf den Boden abgelesen werden müssen: „Wartebereich“ – und das vor einem Blumengeschäft... mäh?! Wir tun uns etwas schwer damit zu begreifen, warum ein namhafter Sportartikel-Hersteller erst damit kokettiert, keine Miete mehr zahlen zu wollen für seine Filialen (im Gegensatz zu tausenden von privaten Mietern) und dann bei knapp 70.000 Mitarbeitern weltweit über 2,4 Milliarden Euro (=2400 Millionen!) Kredit von der KfW bewilligt bekommt plus Kurzarbeitergeld, zum Vergleich: ähnliches dürfen die Reinigungsfirmen mit 700.000 Beschäftigten hierzulande nicht erwarten. Wir tun uns etwas schwer damit einzusehen, dass die kleinsten und schwächsten Schäfchen, nämlich die KiTa-Kinder und Kinder mit Einschränkungen „als letztes drankommen“, sprich Monate lang ohne Sozialkontakte zu anderen Kindern und Erzieherinnen und professionelle Unterstützung auskommen müssen. Wir tun uns leichter damit, diese Pandemie als Umweltkatastrophe anstatt Naturkatastrophe zu verstehen, ausgelöst durch den rabiaten Umgang des Menschen mit den letzten Rückzugsgebieten der Natur. – Das ist doch alles nicht das Gleiche? Das darf man nicht so miteinander in einen Topf werfen? Ich sage ja: Schafe! Sie sind stur. Die machen sowas. Ich glaube aber auch, dass unser Herr und guter Hirte auch die Störrischen liebhat und uns einlädt an seinen Tisch im Angesicht unserer Feinde, unser Haupt mit Öl salbt und uns voll einschenkt.
Sandra Hollatz, Schaf/Hirtin in der Kirchengemeinde Zwischenahn
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Die Zeit der Schafe
De Sünndag Miserikordias Domini is de Schaap widmet. Un den goden Heerder. Faken steiht in Video-Gottsdeensten un Andachten in ´t Internet de 23. Psalm in ´n Middelpunkt un de Versöök, de Schaap in de Gegenwart Moot to maken to vertroen: düsse Schaap sünd wi al, de Gegenwart is de Corona-Krise un de gode Heerder is... jümmer noch un to allereerst Jesus. Dorna warrt denn aver ok geern Öllern oder Pastorinnen oder Pastoren oder Politiker so nöömt. Oder abstrakter: use Werte-Gemeenschop. Op düsse Heerder gellt dat nu to vertroen. Hm. Dor ik just nu wenig as Heerder unnerwegens bün, föhl ik mi in ´n Momang de Schaap neger. Besünners de, de lever ´n beten wieter achtern staht oder mehr an ´n Rand. Ne, dat sünd kiene Schaap de verloren gahn sünd. Dorto geiht us dat würkelk veel to goot. Aver doch de, de nich so gau begriepen un pareeren wüllt. De ´n beten opsternaatsch sünd un jümmer een Extra-Inladung bruukt – ik geev dat to: Ik harder geern un do mi ok männichmal swoor mit düsse Welt, mit ehre Heerder un dat Leven in een Heerde. Un villicht geiht Se oder di dat ok so: wi doot us ´n beten swoor dormit, dat wi nich blots in ´t swedische Möbelhuus, sünnern nu ok bi Rewe, in ´t Goorncenter un wat weet ik wo duzt un per Ansaag op een Corona-Schiksalsgemeenschop insworen warrt. Wi doot us ´n beten swoor dormit de Befehle to lesen un to befolgen, de to ´n Deel op den Bodden kleevt sünd : „Wartebereich“ – un dat vör een Blomenladen... mäh?! Wi doot us ´n beten swoor dormit to begriepen, woso een namhaften Sportartikel-Hersteller eerst mit den Gedanken speelt, kiene Miete mehr för siene Filialen to betahlen (In ´n Unnerscheed to dusende von private Mieters) un denn bi knapp 70.000 Mitarbeiter in de ganze Welt 2,4 Milliarden Euro (= 2400 Millionen!) Kredit von de KfW bewilligt kriggt plus Kurzarbeitergeld, to ´n Vergliek: dor köönt de Reinigungsfirmen mit 700.000 Beschäftigte hier in ´t Land nich mit reken. Wi doot us ´n beten swoor dormit, dat de lüttsten un swacken Schaap, nämlich de KiTa-Kinner un Kinner bi de Inschränkungen „as leßde an de Reeg kummt“, dat heet Maande lang ohn soziale Kuntakten to anner Kinner un Erzieherinnen un professionellen Bistand utkamen mööt. Wi doot us lichter dormit, düsse Pandemie as een Umweltkatastrophe anstatt een Naturkatastrophe to verstahn, utlööst dör den rabiaten Umgang von de Minschen mit de leßden „Rückzugsgebiete“ von de Natur. – Dat is doch allens nich dat Glieke? Dat draff een doch nich so mit´nanner in een Pott smieten? Ik segg ja: Schaap! De sünd stur. De maakt sowat. Ik glööv aver ok, dat use Herr un gode Heerder ok de Balstürigen leev hett un us in ´t Angesicht von use Fiende an sienen Disch inladen, us dat Haupt mit Oel salven un us vull inschenken warrt.
Sandra Hollatz, Schaf/Hirtin in der Kirchengemeinde Zwischenahn
Innere Nähe trotz körperlicher Distanz
Andacht für den 28.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Pastor Gundolf Krauel
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Liebe Menschen in unserem Kirchenkreis!
Lassen sie uns Abstand halten und damit umso mehr Zusammenhalt zeigen.
Mit diesem Satz grüßte mich ein früherer Konfirmand in einer Mail zu Ostern.
Was ein 22jähriger Studierender so treffend formuliert hat, empfinde ich seit Beginn dieser Zeit voller Kontaktsperre und körperlicher Distanz zu den Mitmenschen ganz besonders intensiv:
anstelle der von mir so geliebten und gerne durchgeführten Hausbesuche bei den Menschen unserer Kirchengemeinde sind es nun Telefonate oder E-Mails, durch die der Kontakt aufrechterhalten wird.
Das für meinen Beruf als Pfarrer so Entscheidende vermisse ich seit Mitte März wirklich sehr.
Ich darf zum Beispiel der 90 Jahre alt gewordenen Dame nicht in ihrem Haus gratulieren, das sie mit ihrem Mann bewohnt, der im Dezember sogar seinen 100. Geburtstag feiern möchte.
Ich muss dem Paar am Tag der Goldenen Hochzeit die Urkunde und das Buchgeschenk aus einer etliche Meter umfassenden Entfernung vorlesen, bzw. auf den Gartentisch vor dem Haus legen.
Diese Zeit ist wirklich „ spooky, “ das bedeutet: gespenstisch, wie es eine gute Bekannte beschrieben hat.
Es ist eine Zeit, die so ganz anders ist, als alles, was ich in meinen bisherigen 57 Lebensjahren erlebt habe: mir waren schon als Kind der persönliche Kontakt und das direkte Gespräch „ Auge in Auge “ ( also face to face ) sehr wichtig.
Ich habe mich schon immer sehr über die Möglichkeit der verbalen Kontaktaufnahme zu den Mitmenschen gefreut:
Zu den Spielkameraden auf dem Spielplatz oder im Sportverein; den Freunden in der kirchlichen Jugendgruppe oder der Clique in der Schule; den Kommilitonen während des Studiums;
den Kindern, Konfirmanden*innen, Brautpaaren, Taufeltern oder Senioren in den Kirchengemeinden, in denen ich tätig war oder heute bin; den Teilnehmer*innen der Gottesdienste oder der Andachten in den Kirchen und Kapellen.
Umso mehr bin ich dankbar, dass es in der aktuellen so krisenhaften Zeit wenigstens möglich ist, im kleinsten Kreis der Familie mit bis zu zehn Personen auf den Friedhöfen in Wahnbek, Rastede oder Ohmstede bei einer Trauerandacht gemeinsam Abschied zu nehmen von einem verstorbenen Menschen durch das Hören auf das Wort Gottes aus dem Alten und Neuen Testament, durch das gemeinsame Beten und durch die Zusprache des wunderbaren Segens unseres Gottes.
Dort spüre ich die zu Beginn zitierten Worte des Ex-Konfirmanden ganz besonders:
Lassen sie uns Abstand halten und damit umso mehr Zusammenhalt zeigen.
Ich wünsche Ihnen und Euch, den Menschen in den zehn Kirchengemeinden unseres Kirchenkreises Ammerland, oder wo auch immer Sie es gerade hören, dass Sie und Ihr trotz aller körperlichen Distanz die starke innere Verbindung mit für Sie und Euch wertvollen und wichtigen Menschen gerade jetzt erfahren und erleben dürft.
So zeigt es auch das wunderbare Bild zweier Menschen um das Kreuz herum.
Es stammt aus der Klosterkirche Bursfelde bei Hannoversch Münden.
Seien Sie und Ihr behütet durch die Gnade unseres Gottes, des Vaters, des Sohnes und des
Heiligen Geistes. Amen.
Pfarrer Gundolf Krauel, Rastede-Wahnbek
ins Niederdeutsch übertragen von
Annegret Peters / Hude
Innere Neegde trotz körperliche Distanz
Leve Minschen in usen Karkenkreis!
Lassen sie uns Abstand halten und damit umso mehr Zusammenhalt zeigen.
Mit düssen Satz hett mi een fröheren Kumfermand in siene Mail to Oostern grööt. Wat een 22jährigen Student so passend formuleert hett, föhl ik siet Anfang von düsse Tied vull von Kuntaktsperre un körperliche Distanz to de Minschen ganz besünners intensiv: ansteed von de Huusbesöök bi de Minschen in use Karkengemeen, de ik so besünners geern maak, sünd dat nu Telefonate oder E-Mails, dör de ik den Kontakt plegen do.
Dat för mienen Berop as Pfarrer so Wichtige vermiss ik siet Midde März würkelk bannig.
To ´n Bispill draff ik een Froo, de ehrn 90. Geboortsdag fiert nich in ehr Huss graleern, in dat se mit ehren Mann wahnt, de in ´n Dezember sogar sienen 100. Geboortsdag fiern will.
Ik mutt een Paar an den Dag von ehre Golden Hochtied de Urkunn un dat Bookgeschenk ut een groten Afstand vörlesen, bzw. op den Goorndisch vör dat Huus leggen.
Düsse Tied is würkelk „spooky“ , dat bedüddt: gespenstisch, so hett een goden Bekannten dat beschreven.
Dat is een Tied, de so ganz anners is, as allens, wat ik in miene 57 Levensjohr bit nu beleevt hebb: mi weern al as Kind de persönliche Kuntakt un dat direkte Gespreek „Oog in Oog“ (also face to face) bannig wichtig.
Ik hebb mi al jümmer bannig över de Mööglichkeit von de verbale Kuntaktopnahme to miene Mitminschen freit:
To de Speelkameraden op den Speelplatz oder in den Sportvereen; de Frünnen in de Jugendgrupp in de Kark oder de Clique in de School; de Kommilitonen in ´t Studium; de Kinner, Kumfermanden, Bruutpaare, de Öllern von de Dööplinge oder Senioren in de Karkengemeenen, in de ik mien Amt wahrnahmen hebb oder vandagen noch wahrnehm; de Minschen de an de Gottsdeensten oder Andachten in de Karken un Kapellen dorbi sünd.
Umso mehr bün ik dankbar, dat dat in de aktuelle Kriesentied tominnst mööglich is, in den lütten Kreis in de Familie mit bit to 10 Personen op den Karkhoff in Wahnbek, Rastede oder Ohmstede bi een Truerandacht gemeensam Afscheed to nehmen. Afscheed von een versturven Minschen dör dat Hören op dat Woort Gottes ut dat Ole un dat Nee´e Testament, dör dat gemeensame Beten un dör den Tosprook von den wunnerbaren Segen von usen Gott.
Dor spöhr ik de an ´n Anfang ziteerten Wöör von den Ex-Kumfermand ganz besünners: Lassen sie uns Abstand halten und damit umso mehr Zusammenhalt zeigen.
Ik much Se, de Minschen in de teihn Karkengemeenen in usen Karkenkreis Ammerland, oder wo ok jümmer Se dat just höört, wünschen, dat Se trotz all de körperliche Distanz de starke innere Verbindung mit för Se weertvulle un wichtige Minschen just nu erfahren un beleven dröfft.
So wiest dat ok dat wunnerbare Bild von twee Minschen um dat Krüütz umto. Dat stammt ut de Klosterkark Bursfelde bi Hannoversch Münden.
West Se behööd dör de Gnaad von usen Gott, von den Vader, den Söhn un den hilligen Geist. Amen.
Pfarrer Gundolf Krauel, Rastede-Wahnbek
Der Schatz auf dem Dachboden
Andacht für den 27.04.2020
Donwload als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Birgit Grohs
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Die einen müssen in diesen Wochen so viel arbeiten, dass es bald über ihre Kräfte geht. Bei anderen kommt zur normalen Arbeit noch dazu, dass sie Lehrerinnen ihrer Kinder und Spielkameraden ersetzen müssen. Und dann gibt es noch viele weitere Menschen, die plötzlich nur noch wenig bis gar nicht arbeiten können bzw. dürfen.
Was also tun? Aufräumen, den Garten in Schuss bringen, Akten sortieren, auch die Ecken mal putzen, Liegengebliebenes aufarbeiten. Doch inzwischen sind nun schon einige Wochen vergangen. Was jetzt?
Wie gut, wer da noch einen Dachboden hat, der schon lange nicht mehr aufgeräumt wurde! Also los! Rauf auf den Dachboden und schauen, was sich da alles findet.
Vielleicht ein altes Fahrrad, das man putzen und über das Internet noch verkaufen kann.
Alte Aktenordner, die schon längst weggeschmissen werden dürfen. Also, weg damit und schon ist wieder mehr Platz da.
In einer Ecke findet sich da doch tatsächlich noch die „Erinnerungskiste“ - eine schöne Holzkiste, in der viele kleine Erinnerungsstücke liegen: der erste Liebesbrief vom Ehemann, die ersten Schühchen von der Tochter. Das Fotoalbum mit Bildern aus der Jugendzeit und die Taschenuhr von Uropa.
Manchmal tut so eine große Aufräumaktion richtig gut und bringt auf einmal sogar kleine und große Schätze wieder zum Vorschein.
Wie wäre es, wenn wir uns in diesen Wochen, sofern wir zu denen gehören, die mehr Zeit haben als sonst, einmal unseren „inneren Dachboden“ anschauen und aufräumen?
Gibt es da „Altes“, das sich lohnt wegzuwerfen?
Gibt es „Verstaubtes“, wo es sich lohnen würde, einmal zu putzen?
Oder es doch besser auszusortieren?
Was ist, wenn wir auf unser Leben zurückschauen, wo wir gerade stehen? Was ist mir in meinem Leben gelungen? Was wollte ich erreichen? Was für Träume hatte ich? Und was ist aus all dem geworden? Wo stehe ich heute? Wo will ich noch hin? Worüber kann ich mich von Herzen freuen und wo ist eine Richtungsänderung angesagt?
Sollten Sie Zeit und Lust haben zu so einem Aufräumen des „inneren Dachbodens“, dann bitten Sie doch wie ich „den himmlischen Profi“ als Hilfe mit dazu. Dieser „Profi“ ist für mich Jesus Christus. Er hat einen guten Blick für Unnötiges und wirklich Wichtiges und einen Überblick über das Chaos. Er hilft beim Entstauben, Wegwerfen und sinnvollen Richtungsänderungen.
Und wer weiß, vielleicht entdecke ich auf meinem „Inneren Dachboden“ ja dann auch noch einen besonderen Schatz.
In Kollosser 2,2-3 schreibt ein Apostel:
Es geht mir darum, dass ihr gestärkt und ermutigt werdet
und dass ihr in Liebe zusammenhaltet.
Dann werdet ihr eine tiefe und umfassende Erkenntnis erlangen,
ein immer größeres Verständnis für das Geheimnis Gottes.
Christus selbst ist dieses Geheimnis;
in ihm sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen.
Pastorin Birgit Grohs, Rastede
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Der Schatz auf dem Dachboden
In düsse Weken gifft dat Lüe, de so veel arbeiden mööt, dat se bold nich mehr köönt. För annere kummt to ehre normale Arbeit noch dorto, dat se de Lehrer von ehre Kinner oder de Speelkameraden ersetten mööt. Un denn gifft dat noch vele Minschen, de op ´n Mal blots noch wenig bit gor nich arbeiden köönt bzw. dröfft.
Wat also doon? Oprümen, den Goorn op Schick bringen, ok in de Ecken mal rein maken, to Enn bringen, wat liggen bleven is. Aver in de Twüschentied sünd nu al ´n paar Weken vergahn. Wat nu?
Dor kann jeder froh ween, de noch ´n Dackböhn hett, de dat Oprümen bannig nödig hett! Also los! Rup op den Böhn un kieken, wat dor noch allens so rum liggt. Villicht een olet Fahrrad, dat een putzen un denn in ´t Internet setten un verköpen kann. Ole Aktenordners, de al lang in ´n Müll schullen. Also, weg dormit un dor is woller mehr Platz.
In een Eck finndt sik dor doch würkelk noch de „Erinnerungskiste“ – een moije Kist ut Holt, in de vele lütte Erinnerungststücken liggt: eerste Leevsbrefen von den Ehemann, de eersten Schoh von de Dochter. Dat Fotoalbum mit Biller ut de Jugendtied un de Taschenuhr von Uropa.
Männichmal deit so een grote Oprüümaktion richtig goot un bringt op ´n Mal sogar lütte un grote Schätze woller to ´n Vörschien.
Wenn wi to de höört, de mehr Tied hebbt as sünst, weer dat doch de Gelegenheid, mal usen „inneren Dachboden“ antokieken un optorümen! Gifft dat dor „Olet“, dat sik lohnt dat weg tosmieten? Gifft dat „Verstaubtes“, wat sik lohnen dee, dat mal to putzen? Oder dat doch beter weg to doon?
Wo staht wi, wenn wi op us Leven torügg kiekt? Wat is mi in mien Leven glückt? Wat wull ik hen kriegen? Wat harr ik för Drööms? Un wat is ut al dat wurrn? Wo stah ik vandagen? Wo will ik noch hen? Över wat kann ik mi von Harten freuen un wo schull ik miene Richtung ännern?
Wenn Se Lust un Tied hebbt, to so een Oprümen von den „inneren Dachboden“, denn bidd Se doch so as ik „den himmlischen Profi“ as Help mit dorto. Düsse Profi is för mi Jesus Christus. He hett een goden Blick för dat wat nich nödig deit un wat würkelk wichtig is un een Överblick över dat Chaos. He helpt bi ´t Enstauben, Wegsmieten un bi sinnvulle Richtungsännerungen.
Un wer weet, villicht finndt ik op mienen „inneren Dachboden“ ja denn ok noch een besünnern Schatz.
In Kollosser2,2-3 schreibt ein Apostel:
Es geht mir darum, dass ihr gestärkt und ermutigt werdet
und dass ihr in Liebe zusammenhaltet.
Dann werdet ihr eine tiefe und umfassende Erkenntnis erlangen,
ein immer größeres Verständnis für das Geheimnis Gottes.
Christus selbst ist dieses Geheimnis;
in ihm sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen.
Pastorin Birgit Grohs, Rastede
„Ich bin doch kein Schaf!“
Andacht für den 26.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Pastorin Sabine Feuerhake
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
„Ich bin doch kein Schaf!“
Die Konfis schauen mich schief an. „Ich bin doch kein Schaf!“, sagt einer. Die anderen nicken. Jetzt ist es an mir, zu antworten.
Vielleicht haben Sie es sich schon gedacht, in der Konfirmandenstunde wird wohl gerade über Psalm 23 und darin über das Bildwort des guten Hirten gesprochen. Für sehr viele Menschen ist das immer noch ein sehr vertrautes Bibelwort: Jesus spricht: „Ich bin der gute Hirte.“ (Johannesevangelium 10,11). Da gehört schon etwas Lebenserfahrung dazu, da kann frau und man berichten, wann sie und er sich behütet gefühlt hat. Worauf es im Leben ankommt – dass Menschen vertrauen können. Vertrauen ist Leben! Sich selbst zu vertrauen und auch anderen, oder ins Leben Vertrauen zu haben – da kommt ganz schön was zusammen. Ich erlebe oft intensive Gespräche dazu. Solche Gespräche, in denen sich Menschen Nähe erlauben und sich einander zuwenden. Manches Mal sind wir dann selbst erstaunt darüber, welches Vertrauen und wieviel Nähe gerade möglich war.
Konfis sehen erstmal das, was vor Augen ist. Ein Hirte ist ein Hirte und dazu gehören Schafe oder andere Tiere. Schwieriger wird es schon, was den Beruf des Hirten ausmacht. Denn wo gibt es in Deutschland noch Hirten? In Landschaftschutzgebieten, z.B. in der Lüneburger Heide oder im Rhöngebirge. Also: unbekannt, was so ein Hirte macht und wozu! Der Konfi staunt bestenfalls. Oder denkt sich seinen Teil, weil es gerade über Landwirtschaft und Tierhaltung geht!
Einige Generationen zurück, wäre das kein Thema gewesen. Mein Stiefvater war Ziegenjunge bis er in die Schule kam. Was so ein Hirte alles verantwortet und sehen muss bei seinen Tieren, das war ihm wohl bekannt.
Und was hab ich nun geantwortet? Unser Gespräch ging darin weiter: Wem ich vertrauen kann? Und wem ich mich anvertraue und wem ich folgen möchte? Und darüber, dass Kids es erleben, wer es gut mit ihnen meint, oder wo falsche „Hirten“ versuchen, Menschen zu vereinnahmen.
„Ich bin der gute Hirte“ - heute ist der Sonntag zu diesem Evangelium und in vielen Kirchen wäre heute Konfirmationsfest. Das wird heute nicht möglich sein. Aber sich selbst oder mit anderen zu erzählen, wem ich vertrauen kann und worauf ich mein Vertrauen setze, das ist ja eigentlich nicht nur ein Sonntags- oder Konfirmationsthema, sondern ein Lebensthema.
So wie es mit vielen Sprachen und Menschenstimmen die Bibel immer wieder neu spricht: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Psalm 23,1
In diesem Sinne wäre es für mich okay zu sagen: „Ich glaube und vertraue auf meinen guten Hirten!“ Naja, im Grunde ein bisschen schon, wie ein Schaf es auch tut!☺
Ihr Pastorin Sabine Fuerhake / Reekenfeld
in Niederdeutsch übertragen von
Annegret Peters / Hude
„Ich bin doch kein Schaf“
De Konfis kiekt mi scheef an. „Ik bün doch keen Schaap!“ seggt een. De annern nickkoppt. Nu bün ik an de Reeg , to antern.
Villicht hebbt Se sik dat al dacht, in de Kumfermandenstünn warrt woll just över Psalm 23 also över dat Bibelwoort von den goden Hirten snackt. Vele Minschen sünd dormit jümmer noch bannig vertroet. Jesus spricht: „Ich bin der gute Hirte.“ (Johannesevangelium 10,11). Dor höört al ´n beten Levenserfahrung to, dor kann een vertellen, wann een sik goot behöödt föhlt hett. Wo dat in ´t Leven op an kummt – dat Minschen vertroen köönt. Vertroen is Leven! Sik sülvst to vertroen un ok anner Minschen, oder Vertroen in ´t Leven to hebben – dor kummt gau wat tosamen. Ik beleev dat faken in besünners intensive Gespreek. Gespreken, in de Minschen Neegde tolaat un een sik den annern towennen deit. Männichmal wunnert wi us denn sülvst, wo veel Vertroen un Neegde just mööglich weer.
Konfis seht eerstmal dat, wat vör Ogen is. Een Hirte is een Hirte un dor höört Schaap to oder anner Deerten. Sworer is dat al, to verkloren, wat den Berop von een Hirten utmaakt. Wo gifft dat in Düütschland denn noch Hirten? In Landschaftsschutzgebieten, to ´n Bispill in de Lüneburger Heide oder In de Rhön. Also: dat is nich bekannt, wat een Hirte so maakt un woto! De Konfi wunnert sik bestenfalls. Oder he denkt sik sien Deel, wiel dat just um Landwirtschop un Deerten geit!
Een paar Generationen torügg weer dat kien Thema ween. Mien Steefvadder hett Zegen höödt, ehrdat he na School hen keem. Op wat een Hirte bi siene Zegen achten un oppassen muss, dat wuss he nipp un nau.
Un wat hebb ik de Konfis nu antert? Us Gespreek gung dormit wieter: Wen ik vertroen kann? Un wen ik mi anvertroen kann un wen ik folgen much? Un doröver, dat Kids dat beleevt, wer dat goot mit se meent, oder wo „falsche Hirten“ versöken doot, Minschen op ehre Siet to trecken.
„Ich bin der gute Hirte“ – vandagen is de Sünndag to düsset Evangelium un in vele Karken schull eegens Kumfermation fiert weern. Dat warrt vandagen nich mööglich ween. Aver mit sik sülvst oder mit anner Lüe doröver to snacken, wen ik vertroen kann un op wat ik mien Vertroen sett, dat is ja egens nich blots een Sünndags– oder Kumfermationsthema, sünnern een Levensthema.
So as dat mit vele Spraken un Minschenstimmen de Bibel jümmer woller nee seggt: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Psalm 23,1
In düssen Sinn weer dat för mi okay to seggen „Ich glaube und vertraue auf meinen guten Hirten!“ Naja, egens een beten so, as een Schaap dat ok deit! :-)
Tag des Baumes
Andacht für den 25.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Tag des Baumes
Heute, am 25.4. ist der Tag des Baumes
Er wird weltweit begangen und soll uns erinnern, dass die Bäume unsere Mitgeschöpfe sind und dass die Wälder zu unserer Lebensgrundlage gehören.
Heute ist also der Tag des Baumes. Ich schaue aus dem Fenster und schaue in lauter zartes Grün - und ich freue mich. Und denke an das Lied, das ich vor ein paar Tagen nach langer Zeit mal wieder gehört habe: Alexandra, die ihren Freund, den Baum, traurig besingt. Dabei erinnere ich mich daran, wie wir als Kinder noch in die Bäume geklettert sind; wie Bäume uns Schutz gaben auf dem Schulweg beim plötzlichen Regen. Und auch wir haben schon mal den einen oder anderen Baum umarmt. Ja, denke ich, sie sind unsere Mitgeschöpfe - auch wenn sie niemals ihren Platz verlassen, nicht laufen, hetzen, Aufgaben erledigen, haben sie doch ihren Platz in der Schöpfung Gottes. „Gott der Herr ließ aus dem Ackerboden allerlei Bäume wachsen, verlockend anzusehen und mit köstlichen Früchten.“, so steht es in der Bibel. Sie geben uns neben ihren Früchten Material zum Wohnungsbau und produzieren ganz nebenbei auch noch unseren Sauerstoff. Sie wehren sich nie - und haben doch überlebt. Sie sind wie gutmütige Riesen. Aber achten wir die Bäume und ihr Lebensrecht, oder geht es uns nur um den Nutzwert?
Im Lukasevangelium erzählt Jesus eine Baum-Geschichte. Ein Mann hat einen Feigenbaum gepflanzt. Und nun trägt dieser Baum nach 3 Jahren immer noch keine Frucht. „Hau ihn ab!“, sagt der Mann zu seinem Gärtner. Doch der setzt sich ein für den Baum: „Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er doch noch Früchte…“ Vielleicht braucht er nur mehr Pflege! Vielleicht nur, dass sich mal einer richtig kümmert. Gib ihm Zeit! Werd nicht ungeduldig! Es kann ja noch werden. Ist er erst umgehauen, ist nichts mehr zu retten.
Bei Jesus geht um es um die Liebe - und die Liebe fragt nicht nach dem Nutzwert eines Geschöpfs. Die Liebe hat Geduld. Sie kümmert sich, sorgt, hilft, versorgt mit dem Nötigen. Sie macht sich Mühe. Gibt neue Chancen. Und das ist doch das, was wir in dieser Krisenzeit gerade brauchen. Dass der höchste Wert nicht der Nutzen eines Menschen für andere ist, sondern der Schutz eines jeden Lebens.
Und vom Baum lernen wir: Es macht nicht das Hetzen und Laufen, ob wir einen Platz haben auf dieser Welt. Es macht nicht, ob man sich wehren oder lauter als andere schreien kann. Wir HABEN eine Platz auf dieser Welt, weil wir Gottes Geschöpfe sind. Und weil er uns liebt, können wir uns darauf verlassen, dass er Geduld mit uns hat. Er gibt uns alle Zeit der Welt! Er gibt dabei den Glauben an uns nicht auf. Ganz im Gegenteil, er gibt uns noch mehr Zuwendung, noch mehr von seiner Kraft - und dann können wir gute Frucht bringen.
Und die ‚gute Frucht‘ das kann sein, dass wir in der Krise im Denken und Handeln gemeinschaftsorientiert bleiben. Dann können wir es gemeinsam schaffen. Dann können wir einander helfen und auf einander achten. Dass wir keinen unnötig in Gefahr bringen. Dass wir das kostbare Leben schützen und dass wir Wege finden, wie es weitergehen kann. An dieser Stelle ein dickes DANKESCHÖN an alle, die Vernunft und Hilfsbereitschaft haben walten lassen in den letzten Wochen.
Und die ‚gute Frucht‘ kann auch sein, dass wir tatsächlich lernen, unsere Umwelt anständig zu behandeln, mit Achtung und Respekt: die Bäume und die ganze Schöpfung. Geben wir die Hoffnung nicht auf! Gott tut es auch nicht!
Ihre Pastorin aus Edewecht, Regina Dettloff
Meinen Gedanken möchte ich ein dazu passendes Gebet von Lothar Zenetti hinzufügen,
(es ist auch als Lied bekannt):
„Herr, wie ein Baum, so sei vor dir mein Leben,
Herr, wie ein Baum sei vor dir mein Gebet.
Gib Wurzeln mir, die in die Erde reichen,
dass tief ich gründe in den alte Zeiten,
verwurzelt in dem Glauben meiner Väter.
Gib mir die Kraft, zum festen Stamm zu wachsen,
das aufrecht ich an meinem Platze stehe
und wanke nicht, auch wenn die Stürme toben.
Gib, dass aus mir sich Äste frei erheben,
oh meine Kinder, Herr, lass sie erstarken
und ihre Zweige recken in den Himmel.
Gib Zukunft mir und lass die Blätter grünen
Und nach den Wintern Hoffnung neu erblühen,
und wenn es Zeit ist, lass mich Früchte tragen.
Herr, wie ein Baum, so sei vor dir mein Leben,
Herr, wie ein Baum sei vor dir mein Gebet.“
(Aus Cantate II, Lied Nr. 334)
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Tag des Baumes
He warrt överall in de Welt begahn. An den Dag schüllt wi us dorop besinnen, dat de Bööm use „Mitgeschöpfe“ sünd un dat de Walden to use Levensgrundlaag höört.
Vandagen is also de Dag von den Boom. Ik kiek ut ´t Finster un kiek op jede Menge zartet Gröön un frei mi doröver. Un ik denk an dat Leed, dat ik vör een paar Daag na lange Tied mal woller höört hebb: Alexandra, de ehren Fründ, den Boom, trorig besingt. Dorbi besinn ik mi dorop, wo wi as Kinner noch in de Bööm klattert sünd; wo de Bööm us Schuul geven hebbt wenn dat op mal anfung duchtig to regen. Un ok wi hebbt al mal den een oder annern Boom in ´n Arm nahmen. Ja, denk ik, se sünd use „Mitgeschöpfe“ – ok wenn se nienich von ehren Platz weg gaht, nich lopen köönt, nich hetzen, Opgaven erledigen, hebbt se doch ehren Platz in Gottes Schöpfung. „ Gott der Herr ließ aus dem Ackerboden allerlei Bäume wachsen, verlockend anzusehen und mit köstlichen Früchten.“, so steiht dat in de Bibel. Se geevt us ehre Früchte un Material um Hüüs to boon un produzeert blangenbi ok noch Sauerstoff för us. Se wehrt sik nie – un hebbt doch överleevt. Se sünd as gootmödige Riesen. Aver acht wi düsse Bööm un ehr Recht to leven, oder geiht us dat blots dorum för wat wi se bruken köönt?
In ´t Lukasevangelium vertellt Jesus een Boom-Geschicht. Een Mann hett een Fiegenboom plant. Un nu dreggt düsse Boom na dree Johr jümmer noch kiene Früchte. „Hau ihn ab!“ seggt de Mann to sienen Goorner. Doch de sett sik för den Boom in: „Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen, ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er doch noch Früchte...“ Villicht bruukt he blots mehr Pleeg! Villicht mutt sik blots mal een um em scheren. Geev em Tied! Warr nich ungedürig. Dat kann ja noch kamen. Wenn wi em nu umhaut, is nix mehr to redden.
Bi Jesu geiht dat um de Leev – un de Leev fraagt nich dorna, wat en Geschöpf us bringen deit. De Leev hett Gedüür. Se kümmert sik, sorgt, helpt, versorgt mit dat Nödigste. Se maakt sik Möh. Gifft nee´e Chancen. Un dat is doch dat, wat wi in düsse Krisentied just bruukt. Dat de högste Weert nich dat is, wat een Minsch de annern nutzen deit, sünnern dat wi sien Leven bewahren köönt.
Un von den Boom lehrt wi: Nich dat Hetzen un Lopen maakt, of wi een Platz op düsse Welt hebbt. Ok nich of een sik wehren kann oder luder schreen as de annern. Wi HEBBT een Platz op düsse Welt, wiel wi Geschöpfe Gottes sünd. Un wiel he us leev hett, köönt wi us dorop verlaten, dat he Gedüür mit us hett.
He gifft us al Tied von de Welt! He gifft dorbi den Gloven an us nich op. Ganz in ´t Gegendeel, he wennt sik us noch mehr to, gifft us noch mehr von siene Kraft – un denn köönt wi gode Frucht bringen.
Un de „Gode Frucht“ kann ween, dat wi in de Krise in ´t Denken un Hanneln jümmer de Gemeenschop in ´n Blick hebbt. Denn köönt wi dat gemeensam hen kriegen. Denn köönt wi een den annern helpen un op´nanner acht geven. Dat wi nümms unnödig in Gefahr bringt. Dat wi dat kostbare Leven bewahrt un dat wi Weeg finndt, wo dat wieter gahn kann. An düsse Steed een grodet DANKESCHÖN an al de, de in de leßden Weeken vernünftig weern un hulpen hebbt, wo se blots kunnen.
Un de „gode Frucht“ kann ok ween, dat wi würkelk lehrt, mit use Umwelt anstännig umtogahn, mit Achtung un Respekt: mit de Bööm un de hele Schöpfung. Geevt wi de Hapen nich op! Gott deit dat ok nich!
Ihre Pastorin aus Edewecht, Regina Dettloff
Am Ende wird alles gut
Andacht für den 24.04.2020
Download als MP3- hochdeutsch - gesprochen von Pastor Holger de Buhr
Donwload als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Am Ende wird alles gut
Es war im April 2020.
Die Straßen waren leerer als sonst, die meisten Geschäfte geschlossen, die Leute hatten plötzlich Zeit.
Die Natur atmete auf.
Und die Blumen blühten, die Sonne schien - der Himmel so blau wie schon lange nicht. Die Wahrnehmung nahm zu, das Sehen und Hören wurde mehr.
Es war im April 2020.
Und am Nachmittag spielte man im Haus und im Garten.
Es war das Jahr, in dem man nur zum Einkaufen raus gehen konnte.
Fast alles war geschlossen.
Auch die Büros, Hotels und Bars. Ausgänge und Grenzen wurden bewacht. Das Jahr, in dem man entdeckte, dass es auch kleine Geschäfte gibt. Die eigene Welt war auf das Wesentliche reduziert.
Es gab nicht genügend Platz mehr für alle in den Krankenhäusern.
Und die Leute wurden krank. Und manche von Ihnen starben.
Die Natur holte sich etwas zurück und die Pflanzen trieben Sprossen. Die großen Schiffe lagen im Hafen, die Flugzeuge brauchte keiner mehr.
Alte und Junge, der Gesundheit wegen ans Haus gebunden.
Es war nicht möglich, in die Zukunft zu denken.
Und der Natur war es egal, die Blumen blühten weiter.
Es wurde wieder Freude daran entdeckt, gemeinsam zu essen,
zu schreiben und zu reden, man ließ der Fantasie freien Lauf und aus Langeweile wurde Kreativität. Und manche Einsamkeit brach sich Bahn.
Manche lernten eine neue Sprache.
Manche entdeckten die Kunst. Manche, dass sie gerne etwas abgeben von ihrer Kraft und dankbar waren. Es war das Jahr, in dem man die Augen zudrückte und Fünfe gerade sein ließ. In dem man das Wichtige vom Unwichtigen unterschied. Und sich Zeit ließ.
Der Eine merkte, dass er getrennt vom Leben war und fand zu sich zurück.
Der Andere hörte auf, mit Arroganz zu handeln. Der Neid verblasste allmählich, denn in diesem Jahr waren alle gleich. Die Konkurrenz und die Macht legten sich, denn man begegnete sich nicht mehr direkt.
Der Eine kündigte seinen Job, zog in einen umgebauten Bauwagen und kümmerte sich fortan um Gestrandete und Wohnungslose.
Der Andere verließ seine Freundin, um seinem besten Freund seine Liebe zu gestehen. Der Nächste entdeckte die Schönheit seiner Partnerin und verliebte sich neu.
Ein anderer entdeckte für sich, was Würde bedeutet und ändert seine Haltung sich und anderen gegenüber.
Es war das Jahr, in dem man die Bedeutung der Gesundheit und des wahren Leidens erkannte und vielleicht auch seine eigene Berufung. Seinen Auftrag, um dem Sinn und der Erfüllung im Leben ein Stück näher zu kommen.
Das Jahr, in dem die Welt am Ende zu sein schien.
Und die Wirtschaft den Bach runterging.
Aber die Welt hörte nicht auf, sie erfand sich neu. Und ein Gefühl von Sinn lag über allem.
Und die Natur bekam ihre Seele zurück, Strände und Wälder menschenleer – und ein Zaunkönig sprang von einem Ast zum anderen.
Und dann kam der Tag, an dem allen gesagt wurde, dass es vorbei sei und das Virus verloren habe.
Und dann gingen die Menschen auf die Straße.
Mit Tränen in den Augen.
Ohne Masken und Handschuhe.
Umarmten den unbekannten Nachbarn als sei er unser Bruder.
Es kam der Sommer. Und es war so seltsam anders. Anders als alle Sommer zuvor.
Und die Welt drehte sich und das Leben ging weiter.
Trotz allem.
Trotz des Virus.
Trotz der Angst.
Trotz des Todes.
Die Schöpfung Gottes lehrte allen die Kraft des Lebens. Den Geist. Den ewigen Atem. Und den Hauch, der in uns steckt.
Am Ende wird alles gut.
Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht zu Ende. Amen
Pastor Holger de Buhr / Westerstede
Am Ende wird alles gut
Dat weer in ´n April 2020.
Op de Straten weer nich so veel los as sünst, de mehrsten Ladens weern dicht, de Lüe harrn op mal Tied. - De Natur kunn sik verpusten. De Blomen weern an bleuhen, de Sünn schien – de Heven so blau as al lang nich mehr. Een hett woller mehr mitkregen, mehr sehn un mehr höört.
Dat weer in ´n April 2020.
Un an ´n Namiddag hett een in ´t Huus un in ´n Goorn speelt.
Dat weer dat Johr, wo een blots to ´n Inköpen rut gahn kunn. Meist allens weer dicht. Ok de Büros, Hotels un Bars. An Utgäng un Grenzen stunnen Wachen. Dat Johr, in dat een markt hett, dat dat ok lütte Ladens gifft. De egen Welt weer op dat Wesentliche reduzeert.
Dor weer nich noog Platz för al de Minschen in de Krankenhüüs. Un de Lüe wurrn krank. Un männicheen is sturven.
De Natur hett sik wat torügg haalt un de Planten hebbt Sprossen dreven. De groten Schepen legen in ´n Haven, nümms hett mehr Flegers bruukt.
De Olen un de Jungen weern wegen de Gesundheit an ´t Huus bunnen.
Dat geev kien Chance, in de Tokunft to denken.
Un de Natur weer dat egal, de Blomen hebbt wieter bleuhd.
Enn hett woller Freid doran funnen, gemeensam to eten, to schrieven un to snacken. Een hett de Fantasie woller Ruum geven un ut Langewiel wurr Kreativität. Un männicheen weer Eensam.
Wecke hebbt ´n nee´e Spraak lehrt. Anner hebbt de Kunst entdeckt. Woller anner hebbt markt, dat se geern wat von ehre Kraft afgeven wullen un dorför dankbar weern. Dat weer dat Johr, in dat een mal ´n Oog todrücken dee un Fiev graad ween leet. In dat Johr hett een den Unnerscheed von wichtig un unwichtig woller funnen un sik Tied laten.
De Een hett markt, dat he von ´t Leven trennt weer un hett woller to sik sülvst funnen.
De Anner hett markt, wo arrogant he sik gifft un hett dat ännert. Dat geev kuum noch Neid, denn in dütt Johr weern al Lüe gliek. De Konkurrenz un de Macht hebbt sik leggt, denn een stunn den Annern nich mehr direkt gegenöver.
De Een hett sien Job hen smeten, is in een Boowagen trucken un hett sik blots noch um Gestrandete un Obdachlose kümmert.
De Anner hett siene Fründin verlaten, un denn sienen besten Fründ siene Leev ingestahn. De Nächste hett woller markt, wo schön siene Partnerin is un hett sik nee in se verleevt.
Annerseen hett för sik rutfunnen, wat Würde bedüden deit un hett siene Haltung sik un de Annern gegenöver ännert.
Dat weer dat Johr in dat de Minschen dat Bedüden von de Gesundheid un von dat wahre Lieden woller funnen hebbt un ok ehre egen Berufung. Ehren Opdrag, um den Sinn un de Erfüllung in ´t Leven een Stück neger to kamen.
Dat Johr, in dat dat so utseeg as weer de Welt an ´n Enn.
De Wirtschop den Barg daal gung.
Aver de Welt weer nich to Enn, se hett sik nee erfunnen. Un een Geföhl von Sinn leeg över all dat. Un de Natur kreeg ehr Seel woller, Stränn un Walden minschenleer – un een Tuunkönig hüppt von een Twieg to ´n annern.
Un denn keem de Dag, an den al de Lüe seggt wurr, dat dat vörbi weer un dat Virus verloren harr.
Un denn gungen de Minschen op de Straat. Mit Tranen in de Ogen. Ohn Masken un Handschoh.
Se sünd ehren Naver um den Hals fullen as weern dat ehr Broder weer, of se em kennen deen oder nich.
Denn keem de Sommer. Un dat weer so seltsam anners. Anners as al de Sommers dorvör.
Un de Welt hett sik dreiht un dat Leven gung wieter.
Trotz allens wat passeert weer.
Trotz den Virus.
Trotz de Angst.
Trotz den Doot.
De Schöpfung von Gott hett se al de Kraft von ´t Leven lehrt. Den Geist. Den ewigen Aten. Un den Hauch, de in us steken deit.
Am Enn warrt allens goot.
Un wenn dat noch nich goot is, denn is dat noch nich to Enn. Amen.
Pastor Holger de Buhr / Westerstede
In den Pausen steckt das Leben
Andacht für den 23.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Kreispfarrer Lars Dede
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
In den Pausen steckt das Leben
Pausen sind schön. Ich erinnere mich an die gefühlt endlosen Autofahrten in den Urlaub mit meinen Eltern nach Schweden.
Auf Parkplätzen an der Straße wurde Pause gemacht. Und dann kamen die Hackfleischbällchen aus den Plastikdosen auf den Tisch, die Tomaten und der Tee. Pause bedeutete, durchzuatmen und sich zu stärken. Und damit verbunden, die Vorfreude auf das, was kommt.
Auch meine Tochter hätte in dieser Zeit gerne mal wieder eine Pause. Nicht, weil wir auf einer Reise in den Urlaub sind, sondern weil eine Pause für sie bedeuten würde, dass sie wieder zur Schule gehen und ihre Klassenkameraden treffen könnte.
Pausen sind schön und sie sind wichtig. Wer seine Arbeitsfähigkeit erhalten will, muss Pausen machen. In der Musik sorgen sie dafür, dass die Sängerinnen und Sänger Atem holen können.
Sie sind künstlerische Unterbrechungen - und doch auch ein entscheidender Teil der Musik selbst. Genauso ist es in einer guten Rede. Durch die Pause bekommt das, was vorher gesagt wurde mehr Gewicht und das, was folgt auch. Pausen sind keine Leerstellen. Sie sind Teil des Lebens. In ihnen ist das Leben.
Viele Menschen haben im Moment ein Gefühl als hätte jemand die Pause-Taste gedrückt. Nur gut fühlt es sich im Moment nicht an. Denn diese Pause ist anders. Weil wir sie nicht gewollt haben. Weil wir nicht wissen wie und wann es weitergeht. Und auch nicht wirklich wohin.
Im der Bibel ist mir diese Tage ein Wort begegnet, das mir zeigt, wie wir diese Pause so füllen können, dass sie nicht leer bleibt und gut wird.
Es steht in Psalm 62. Da heißt es:
Mein Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.
Für mich heißt das: Es gibt es einen Teil in mir selbst, der zu Gott in Verbindung treten kann. Und damit das geschieht, braucht es Stille, eine Pause. Und in die Stille hinein die Ausrichtung auf Gott. Das kann ein Gebet sein, das Nachdenken über ein Bibelwort, das Lesen der Tageslosung, ein Lied, eine Kerze, das Hören eines Gottesdienstes, der mich zur Ruhe kommen lässt ...
Und indem ich das tue, indem ich mich auf Gott einlasse, ihn zu mir sprechen und in mich hinein lasse, erfahre ich, dass Gott mir hilft. Er hilft mir, mich zurecht zu finden, Innezuhalten, aber auch mich zu engagieren, wo es nötig ist. In guten und in schweren Zeiten. In seiner Nähe finde ich Halt, Geborgenheit und Trost. Gerade jetzt.
Ihr Kreispfarrer Lars Dede
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Pausen sünd moi. Ik kann mi op de Autofahrten in den Urlaub na Sweden mit miene Öllern besinnen. Ik harr jümmer dat Geföhl de nehmt kien Enn. Op Parkplätz an de Straat hebbt wi Pausen maakt. Un denn kemen de Frikadellen ut de Plastikdöös op den Disch, de Tomaten un de Tee. Pause, dat bedüddt, sik to verpusten un to stärken. Dormit is ok de Freid verbunnen, op dat wat dor kummt.
Ok mien Dochter harr in düsse Tied geern mal woller een Paus. Nich, wiel wi op de Reis in den Urlaub sünd, sünnern wiel een Paus för se heten de, dat se woller na de Scholl gahn un ehre Klassenkameraden sehen kunn.
Pausen sünd moi un se sünd wichtig. Wer siene Arbeidtskraft beholen will, mutt Pausen maken. In de Musik sorgt se dorför, dat de Sängerinnen un Sänger Luft halen köönt. Se sünd een künstlerische Unnerbrekungen – un liekers doch ok een wichtigen Deel von de Musik sülvst. Dat gellt just so för een gode Reed. Dör de Pausen kriggt dat, wat vörher seggt worrn is mehr Gewicht un dat, wat dor na kummt ok. Pausen sünd kiene Leersteden. Se sünd Deel von us Leven. In se is dat Leven.
Vele Minschen kummt dat in ´n Momang so för, as harr dor een op de Paus-Taste drückt. Dat föhlt sik blots in ´n Momang nich goot an. Denn düsse Paus is anners. Wiel wi se nich wullt hebbt. Wiel wi nich weet, wo un wann dat wieter geiht. Un ok nich würkelk wo hen.
In de Bibel is mi in düsse Daag een Woort in de Mööt kamen, dat mi wiesen deit, wo wi düssen Paus füllen köönt, dat se nich leer blifft un goot warrt.
Dat steiht in den Psalm 62. Dor heet dat:
Mein Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.
För mi heet dat: Dat gifft dor een Deel in mi sülvst, de to Gott Verbindung opnehmen kann. Un dat dat passeert, bruukt wi Stille, een Paus. Un in de Stille mutt een sik op Gott utrichten. Dat kann dör een Gebett passeern, oder bit ´t Nadenken över een Bibelwoort, bi ´t Lesen von de Losung vör den Dag, mit een Leed, een Keers, wenn een sik een Gottsdeenst anhört, de em to Roh kamen lett...
Un wieldess ik dat do, wieldess ik mi op Gott inlaat, em to mi spreken, em in mi rin laat, mark ik, dat Gott mi helpen deit. He helpt mi, mi torecht to finnen. Innetohalen, aver ok mi intobringen, wo dat nödig is. In gode un in slechte Tieden. In siene Neegde finn ik Stütt un Trost un föhl mi geborgen. Just nu.
Kreispfarrer Lars Dede
Hoffnung
Andacht für den 22.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
Hoffnung
Gerade hat es die Bundeskanzlerin noch einmal gesagt: „Die Krise ist noch nicht vorbei, wir sind noch lange nicht über den Berg.“ Andere ergänzen: „Wenn wir jetzt nicht aufpassen und leichtsinnig werden, gehen wir auf einem sehr schmalen Grat“ Ungefähr, um im Bild zu bleiben, so schmal wie der Weg auf dem Foto, aufgenommen auf dem Gipfel des Kinnekulle in Mittelschweden. Er wurde gebaut, um beim Wandern nicht im Morast zu versinken.
Wir werden also damit leben müssen, auch in den kommenden Wochen und leider wohl auch Monaten folgende Begriffe noch oft zu hören zu bekommen: Das Virus, Ansteckung, Mundschutz, Desinfektion, Abstand, Versammlungsverbot, Beatmung, Genesung und viele weitere mehr. Ein Wort breitet sich in dieser Zeit zum Glück aber wohl noch stärker aus als das Virus selbst, nämlich Hoffnung. Die Hoffnung gibt vielen von uns Kraft, diese Tage besser zu überstehen. Es ist die Hoffnung, nicht schwer krank zu werden, bald wieder so etwas wie Normalität zu erleben und dass schließlich wieder bessere Zeiten für uns alle einkehren.
Dabei ist es nicht so leicht zu hoffen, schon im normalen Leben nicht und erst recht nicht in Coronazeiten. Dies wird deutlich an der Definition von Hoffnung, die z.B. der Apostel Paulus im Römerbrief gemacht hat:
Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht? Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld (Römer 8,24-25).
Paulus meint damit, dass die Rettung von Sünde und Tod durch Kreuz (Karfreitag) und Auferstehung (Ostern) Jesu Christi für uns schon geschehen ist, dass aber die sichtbare Vollendung dieser Rettungstat für uns noch aussteht. Auf sie dürfen wir aber mit fester Zuversicht hoffen, brauchen dazu aber Geduld. Geduld und Hoffnung gehören also zusammen wie zwei Seiten einer Medaille.
Auch in Bezug auf die Coronakrise sehen wir noch nicht das, auf was wir jetzt hoffen, nämlich die oben erwähnte Normalität, zu der z.B. auch gehört, geliebte Menschen endlich wieder in den Arm nehmen zu dürfen, einen Gottesdienst besuchen, wieder in ein Café gehen oder sein Geschäft endlich wieder oder wieder richtig öffnen zu dürfen. Wenn aber unsere Hoffnung mit Geduld gepaart ist, dann werden wir diese Tage besser überstehen. Grund unserer Hoffnung sollte dabei allerdings nicht nur die erwünschte „Herdenimmunität“ oder der ersehnte Impfstoff sein, sondern das Vertrauen, dass es Gott auch in schweren Zeiten gut mit uns meint und dass alles seine Zeit hat (vgl. Prediger Salomo 3). Die Zeit nach dem Virus wird kommen und dann werden wir hoffentlich dankbar sein, dass wir diese Zeit überstanden haben. Nicht ohne dann derer zu gedenken, die sie leider nicht überstanden haben, die aber trotzdem in Gottes Liebe geborgen sind und bleiben. Und, und auch darauf dürfen wir hoffen, dass wenigstens ein Teil des Positiven, was wir auch in diesen Tagen erleben dürfen, nämlich wunderbare Zeichen gelebter Nächstenliebe, sauberere Luft, weniger Hektik und vieles andere mehr uns erhalten bleiben. Ein frommer Wunsch? Vielleicht. Aber wie heißt es doch so schön: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“.
Der Wochenspruch für diese Woche nach dem Sonntag „Quasimodogeniti“ (1.Sonntag nach Ostern) sagt dazu auch etwas:
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. (1.Petrus 1,3)
Also, bitte die Hoffnung nicht aufgeben.
Es wird sich lohnen!
Pastor Florian Bortfeldt, Idafehn
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Hoffnung
Just even hett de Bundeskanzlersch nochmal seggt: „Die Krise ist noch nicht vorbei, wir sind noch lange nicht über den Berg.“ Anner Lüe seggt ok noch: „Wenn wir jetzt nicht aufpassen und leichtsinnig werden, gehen wir auf einem sehr schmalen Grat“
Ungefähr so smaal as de Weg op dat Foto. Dat wiest den Weg to den Gipfel von den Kinnekulle in Middelsweden. Den Weg hebbt se boot, dat een bi ´t Wannern nich in ´n Morast versinken deit.
Wi mööt also dormit leven, in de tokamen Weeken un leider ok woll Maanden, dat wi den een or annern Begreep faken to hören kriegt: Dat Virus, Ansteckung, Mundschutz, Desinfektion, Afstand, Versammlungsverbodd, Beatmung, Genesung un vele mehr. Een Woort geiht aver to ´n Glück woll noch gauer um as de Virus sülvst, nämlich Hapen. De Hapen gifft vele von us Kraft, düsse Daag beter to överstahn. Dat is de Hapen, nich swoor krank to weern, bold woller so wat as Normalität to beleven un dat am Enn woller beter Tieden för us all inkehrt.
Dorbi is dat nich so licht to hapen. Dat is dat al in ´t normale Leben nich, un eerst recht nich in Coronatieden. Dat warrt düütlich wenn een lesen deit, wo Apostel Paulus dat in den Breef an de Römer verkloort: Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht? Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld (Römer 8,24-25). Paulus meent dormit, dat de Redden von de Sünnen un den Doot dör dat Krüütz (Karfredag) un dat Operstahn von Jesus (Oostern) för us al passeert is. Dat is för us aver noch nicht to sehn, dat düsse „Rettungstat“ to Enn brocht wurrn is. Dor dröfft wi aver mit feste Toversicht op hapen, bruukt dorto aver veel Gedüür. Gedüür un Hapen höört also tosamen, as twee Sieden von een Medaille.
Ok in ´n Tosamenhang mit de Coronakrise seht wi noch nich dat, op wat wi nu hapen doot, nämlich de baven erwähnte Normalität, to de to ´n Bispill ok höört, Minschen, de wi leev hebbt, woller in de Arms to nehmen, een Gottsdeenst to besöken, woller in een Café to gahn oder sien Laden ennelk woller richtig open to maken. Wenn aver nu us Hapen mit Gedüür tosamen geiht, denn warrt wi düsse Daag beter överstahn. De Grund von us Hapen schull dorbi aver nich blots de „Herdenimmunität“ ween, de wi us wünschen doot oder de Impfstoff op den wi luert, sünnern dat Vertroen, dat Gott dat ok in swore Tieden goot mit us meent un dat allens siene Tied hett (vgl. Prediger Salomon 3). De Tied na den Virus warrt kamen un wi wüllt hapen, dat wi den dankbar sünd, dat wi düsse Tied överstahn hebbt. Nich ohn denn ok an de to denken, de de Tied leider nich överstahn hebbt, de aver liekers in de Leev von Gott geborgen sünd un blievt. Aver wi dröfft ok dorop hapen, dat vele gode Saken, de in düsse Tied passeert sünd, ok wieter bestaht: wunnerbare Teken von lebennige Nächstenleev, reine Luft, nich so veel Hektik un noch veel anner Saken mehr. Een frommen Wunsch? Villicht. Aver wo heet dat doch so moi: „Dat Hapen starvt tolest.“ De Spröök för düsse Week na den „Quasimodogeniti“ (1. Sünndag na Oostern) seggt dorto ok wat: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. (1.Petrus 1,3) Also, bidde de Hapen nich opgeven. Dat warrt sik lohnen!
Pastor Florian Bortfeldt, Idafehn
Entdeckungen
Andacht für den 21.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Entdeckungen
„Corona, Corona, Corona, jeden Tag nur Corona, ich mag das nicht mehr“, schrieb mir ein Freund.
„Wir werden zu sehr damit gefüttert, das macht einen ganz fertig“, sagte eine Freundin. Sie sprechen mir aus dem Herzen.
Es ist wahr: Zeitung, Nachrichten, Sondersendungen - die Medien sind voll davon. Ist es doch auch das Thema, das gerade obenauf liegt, an dem wir alle nicht vorbeikommen, ob wir wollen oder nicht. Mit Spannung haben wir auf die Erklärung der Bundeskanzlerin am letzten Mittwoch gewartet - manch einer hatte sich schon eine Aufhebung der Maßnahmen erhofft. Doch trotz kleiner Lockerungen - die Kontaktsperre bleibt bestehen. Wir müssen weiter durchhalten.
So nervig das alles ist; ich möchte nicht resignieren und mir nicht immer nur vor Augen halten lassen, was alles nicht geht. Will mich nicht damit zufrieden geben, dass gerade alles nur schlecht ist.
Meine Welt besteht schließlich doch nicht nur aus Corona. Also setze ich mich jetzt erstmal hin und schaue, was passiert...
Den Gedanken nachhängen.
Was wohl die Freunde und Freundinnen gerade so machen? Wie es all den lieben Menschen geht, die man so lange nicht gesehen hat? Wie lange das alles noch dauern wird? Ohne unser Zutun ist die Zeit vorangeschritten.
Zur Ruhe kommen.
Keine Freizeitaktivität tun zu müssen - nicht nach Feierabend noch Zumba/Yoga/Bauch-Beine-Po-Kurse besuchen oder ins Fitnessstudio gehen zu müssen. Einfach mal faul sein dürfen, ohne sich einen dummen Kommentar anhören zu müssen: „Was, du machst keinen Sport?“
Auch das Wochenende ist gerade nicht mehr so verplant wie sonst.
Ohne unser Zutun steht die Welt auf besondere Weise still.
Hinsehen.
Schauen, wie in der Natur alles aufbricht: die zarten Blüten in vielen schönen Farben; das Gras, plötzlich gewachsen und ganz grün; die Graureiher, die in den Kronen der Bäume ihre Nester bauen. Ohne unser Zutun ist es Frühling geworden.
Das, was geht, genießen: Den täglichen Spaziergang, den Garten; Post von lieben Menschen - per Mail, per WhatsApp oder sogar wieder als Brief oder Karte handgeschrieben (wie schön!); die Videokonferenz mit Kolleg*innen; die Kinder, denen am Studienort die Decke auf den Kopf fällt und die darum Zuhause sind; das Buch mal etwas schneller als sonst zu Ende lesen zu können; mehr Zeit zum Kochen zu haben oder für all das, was sonst immer liegenbleibt; die Sonne, die uns gerade so verwöhnt.
Ohne unser Zutun bekommen wir auch in dieser Zeit ganz viel geschenkt.
Hinhören.
Hören, wie die gute Nachricht sich ausbreitet, die Nachricht von Jesu Auferstehung. Noch einmal nachspüren, wie das damals gewesen ist. Das Unfassbare ins Herz lassen - glauben...
Die Geschichte mit dem leeren Grab - ausgerechnet Frauen haben das leere Grab gefunden. Das muss wirklich so gewesen sein, denn so etwas hätte damals niemand erfunden. Frauen galten als unzuverlässige Zeuginnen. Wenn man so eine Geschichte erfunden hätte, dann hätte man erzählt, dass Männer das leere Grab gefunden haben. Und dass Männer, Evangelisten, das dann auch noch aufgeschrieben haben - ein doppelter Beweis.
Nach dem ersten Erschrecken kam die Freude, und dann verbreitete sich die gute Nachricht in aller Welt: Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja! Bis zu uns ist diese Freude über die Ereignisse jenes Ostermorgens gekommen. Die Freude über das leere Grab verbreitet sich weiter - sie lässt sich nicht aufhalten, auch nicht durch Corona.
Ohne unser Zutun ist es Ostern geworden.
Entdeckungen.
Es sind die vielen kleinen Zeichen, die Hoffnung geben, dass letztendlich das Leben siegt und nicht der Tod.
Auch wir alle werden wieder neu ins Leben gehen.
Ihre Pastorin Petra Adomeit, Bad Zwischenahn
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
„Corona, Corona, Corona, elkeen Dag blots Corona, ik kann ´t al nich mehr hörn“, hett mi een Fründ schreven.
„Wi warrt to dull dormit fodert, dat maakt een ganz fardig“, hett een Fründin seggt. Dat geiht mi just so.
Dat is wahr: De Zeitungen, Narichten, Sondersendungen – de Medien sünd vull dorvon. Is ja ok dat Thema, dat just bovenan steiht, an dat wi nich vörbi kaamt, of wi dat wüllt oder nich. Wi hebbt gespannt op de Erklärung von de Bundeskanzlersch verleden Middeweek töövt – männich een hett al dacht, de Maßnahmen warrt ophoven. Aver wenn ok dat een or anner ´n beten lichter worrn is – de Kontaktsperre blifft. Wi mööt wieter dörholen.
So bannig dat allens ok nervt: ik will nich opgeven un mi nich jümmer blots vör Ogen holen laten, wat allens nich geiht. Will mi nich dormit tofreden geven, dat just allens blots slechter is. Miene Welt besteiht amenn doch nich blots ut Corona. Also sett ik mi eerstmal hen un kiek, wat passeert...
Miene Gedanken nahangen.
Wat woll de Frünnen un Fründinnen just so maakt? Wo dat all de leven Minschen geiht, de een so lang nicht mehr sehen hett? Wo lang dat allens noch duern warrt? Ohn dat wi wat daan hebbt is de Tied wieter gahn.
To Roh kamen.
Kiene Plichten in de Freetied – nich na Fieravend noch Zumba/Yoga/Bauch-Beine-Po-Kurse besöken oder in ´t Fitnessstudio gahn. Een draff eenfach mal fuul ween, ohn sik een dösigen Kommentar anhörn to möten: „Wat, du maakst kien Sport?“
Ok dat Wekenenn is just nich mehr so verplant as sünst. Ohn dat wi dor wat an daan hebbt steiht de Welt op een besünner Aart un Wies still.
Henkieken.
Kieken, wo in de Natur allens opbreken deit: de zarten Blöden in vele moije Farven; dat Gras, dat mit ´n Mal wussen un ganz gröön is; de Graureiher, de in Kronen von de Bööm ehre Nesten boot. Ohn dat wi wat daan hebbt is dat Fröhjahr kamen.
Dat, wat geiht, geneten: den Spazeergang elkeen Dag, den Goorn; Post von Minschen de us leev sünd – per Mail, per WhatsApp oder sogar woller as Breef oder Kaart von Hand schreven (wo moi): de Videokonferenz mit Kolleg*innen; de Kinner, de an ehren Studienort de Deek op den Kopp fallt un de dorum to Huus sünd; dat Book mal ´n beten gauer as sünst to Enn lesen to könen: mehr Tied to ´t Kaken to hebben oder för all dat, wat anners jümmer liggen blifft, de Sünn, de us just nu so verwöhnt. Ohn dat wi wat dorför daan hebbt warrt us ok in düsse Tied heel veel schunken.
Henhören.
Hören, wo gode Narichten rum gaht, de Naricht dat Jesus operstahn is. Noch mal naspören, wo dat damals ween is. Dat wat een nich faten kann in sien Hart laten – glöven...
De Geschicht von dat leere Graff – utgerekent Froonslüe hebbt dat leere Graff funnen. Dat mutt würkelk so passeert ween, so wat harr sik damals nümms utdacht. Froonslüe wurrn damals as untoverlässige Tügen ankeken. Wenn sik een so een Geschicht utdacht harr, denn harr he vertellt, dat Mannslüe dat leere Graff funnen hebbt. Un dat Mannslüe, Evangelisten, dat denn ok noch opschreven hebbt – een tweefachen Bewies.
Na den eersten Schreck keem de Freid, un denn is de gode Naricht in alle Welt rum gahn: De Herr is operstahn, he is wahrhaftig operstahn. Halleluja! Bi to us is de Freid över dat leere Graff kamen – se lett sik nich ophollen, ok nich dör Corona. Ohn dat wi wat daan hebbt is Oostern worrn.
Entdeckungen.
Dat sünd de velen lütten Teken, de hapen laat, dat amenn dat Leven siegen warrt un nich de Doot.
Ok wi all weert woller nee in ´t Leven gahn.
Ihre Pastorin Petra Adomeit, Bad Zwischenahn
Dauerlauf
Andacht für den 20.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Pastor Tim Rahtjen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Eigentlich hätte ich jetzt ganz schwere Beine. Für gestern war der Hamburg Marathon geplant. 42,195 Kilometer wollte ich mich durch Hamburg schleppen und dann im besten Fall irgendwo mitten im großen Läuferfeld die Ziellinie erreichen. Ganz vorne sind die Spitzenläufer, die von ihren Tempomachern gezogen werden und in einem Wahnsinnstempo über den Asphalt jagen. Irgendwann steigen diese Tempomacher aus und nach gut zwei Stunden sind diese Profis im Ziel. Ich bin nicht besonders schnell. Dann ist so ein Marathon eine ganz gute Distanz. Ob man vier oder fünf Stunden braucht, wen interessiert das schon. Nun gab es Post vom Veranstalter. Der Lauf fällt aus oder wird verschoben, aber jeder soll sein Shirt bekommen. Wir merken mittlerweile, dass die Corona-Pandemie kein Sprint ist. Wir brauchen Ausdauer um diese Krise zu bewältigen. Aber ich bin der Meinung, wenn sich jemand damit auskennt, dann sind es wir Christen. Christsein ist ein ganz besonderer Dauerlauf. Normalerweise ist es ja so: Wer läuft, der will gewinnen. Als erster über die Ziellinie und alle anderen besiegen. Oder zumindest den inneren Schweinehund besiegen und die persönliche Bestzeit verbessern. Es gibt etwas, was einen antreibt schneller zu laufen. Paulus benutzt so einen Vergleich im Brief an die Korinther: „Wisst ihr nicht: Die im Stadion laufen, die laufen alle, aber nur einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt.“ (1. Kor. 9,24) Gibt es also einen Wettbewerb im Christsein? Paulus sucht den Superchristen!? Diese Vorstellung ist weit verbreitet, dass es beim Glauben vor allem darauf ankommt, was wir tun und lassen. Und dass wir versuchen uns immer ein wenig zu verbessern. Den geistlichen Schweinehund besiegen und das persönliche Verhalten ein wenig verbessern. Aber das trifft nicht den Kern unseres Glaubens. Ein christlicher Dauerlauf unterscheidet sich grundsätzlich von allen anderen. Christen werden nicht angetrieben, sondern gezogen. Wir laufen und wissen bei jedem Schritt schon, dass wir gewonnen haben. Wir sind als Gewinner unterwegs. Egal, wie viele uns scheinbar überholen, egal wie langsam wir sind und wie oft wir hinfallen. Wir stehen am Ende als Sieger da. Jesus hat diesen Sieg errungen. Das haben wir gerade erst vor einer Woche an Karfreitag und Ostern gefeiert. In diesem Wissen dürfen wir in unserem Dauerlauf unterwegs sein. Zur Zeit mehr alleine, bald auch wieder gemeinsam als Trainingsgruppe. Lassen Sie sich dabei nicht antreiben. Lassen Sie sich ziehen. Wir haben einen Tempomacher, der niemals aussteigt und der sich an unser Tempo anpasst. Einen fröhlichen Dauerlauf des Glaubens wünscht
Pastor Tim Rathjen
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Dauerlauf
Egens harr ik just nu heel swore Been. Vör güstern stunn de Hamborg Marathon op ´n Plaan. Ik harr vör mi 42,195 Kilometer dör Hamborg to slepen un denn, wenn ´t goot löppt, jichtenswo middenmang in ´t grote Löperfeld in ´t Teel to kamen. Ganz vörn sünd de Spitzenlöper, de von ehre Tempomaker trocken warrt un in een Wahnsinnstempo över den Asphalt jaagt. Jichtenswann stiegt düsse Tempomaker ut un na goot twee Stünnen sünd düsse Profis in ´t Teel. Ik bün nich sünnerlich gau. Denn is so ´n Marathon een ganz gode Distanz. Of een veer oder fief Stünnen bruukt, wer will dat weten? Nu geev dat Post von den Veranstalter. De Loop fallt ut oder warrt verschoven, aver al schüllt se ehr Shirt kriegen. Wi markt middewiel, dat de Corona-Pandemie kien Sprint is. Wi bruukt Gedüür um düsse Krise achter us to bringen. Ik bün de Menen, wenn sik dormit een utkennt, denn sünd dat wi Christen. Christween is een ganz besünnern Duerloop. Normalerwies is dat ja so: Wer löppt, de will winnen. As Eerster in ´t Teel ankamen un gegen all de annern winnen. Oder tominnst den inwendigen Swienhund besiegen un de persönliche Besttied verbetern. Dat gifft dor wat, dat een andrifft gauer to lopen. Paulus benutzt so een Vergliek in den Breef an de Korinther: „Wisst ihr nicht: Die im Stadion laufen, die laufen alle, aber nur einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt.“ (1. Kor. 9,24) Also gifft dat so wat as een Weddstried in ´t Christ ween? Paulus söcht den Superchristen? Dat stellt sik schienbar vele Minschen so vör, dat dat bi den Gloven in eerste Lien dorop an kummt, wat wi doot oder laat. Un dat wi versöökt, jümmer ´n beten beter to weern. Den geistlichen Swienhund to besiegen un dat persönliche Benehmen ´n beten verbetern. Aver dat dröppt nich den Kern von usen Gloven. Een christlichen Duerloop is grundsätzlich verscheden von all de annern. Christen warrt nich andreven, sünnern trucken. Wi loopt un weet bi jeden Schritt al, dat wi wunnen hebbt. Wi sünd as Gewinner unnerwegs. Egal, wo veel anner Löpers us schienbar överhaalt, egal wo langsaam wi sünd un wo faken wi hen fallt. Wi staht an ´t Enn as Sieger dor. Jesus hett düssen Sieg errungen. Dat hebbt wi just eerst vör een Week an Karfredag un Oostern fiert. Mit dütt Weten dröfft wi in usen Duerloop unnerwegs ween. In ´n Momang meist ehrder alleen, bold ok woller gemeensam in ´t Training as Koppel. Laat Se sik dorbi nich drieven. Laat Se sik trecken. Wi hebbt een Tempomaker, de nienich utstiggt un de sik an us Tempo anpasst.
Eenen vergnögten Duerloop in ´n Gloven wünscht
Pastor Tim Rathjen
20 Sekunden
Andacht für den 19.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Vikarin Lina Kohring
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
20 Sekunden
20 Sekunden braucht harte Butter in der Mikrowelle, um so geschmeidig zu werden, dass man sie perfekt zum Kuchen backen verwenden kann. Nach 40 Sekunden wäre sie schon flüssig und nach 5 Sekunden noch zu hart.
20 Sekunden dauert auch der Teil der Übungen beim Tabata, der mich ordentlich ins Schwitzen bringt. Tabata ist ein Fitnesskurs bei dem sich immer 20 Sekunden hohe Belastung mit intensiven, schnellen Übungen und 10 Sekunden Pause abwechseln.
20 Sekunden singt NENA den Refrain, wenn sie ihren Hit „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ zum Besten gibt. Dieses Lied wird wohl bei jedem Schützenfest irgendwann gespielt. Die einen verdrehen die Augen und andere stürmen auf die Tanzfläche.
20 Sekunden sind eine Zeitspanne, die in den letzten Wochen Konjunktur hat. Gebetsmühlenartig wird uns überall gesagt, dass wir uns mindestens 20 Sekunden lang die Hände waschen sollen. Wenn wir einkaufen waren, wenn wir unterwegs gewesen sind, wenn wir bei der Arbeit waren, natürlich nach dem Toilettengang und sowieso auch immer mal zwischendurch. Händewaschen rettet Leben. Schnell wurde überall verkündet, man könne während des Händewaschens zweimal „Happy birthday!“ singen – oder eben „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ – genau 20 Sekunden! Im Laufe der Zeit hat sich dann herausgestellt, dass nicht nur diese Lieder 20 Sekunden dauern, nicht nur eine Tabata-Übungseinheit oder einmal geschmeidige Butter:
20 Sekunden beten wir auch das Vaterunser (Nachzulesen in Matthäus 6,9-13).
Vater unser
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung;
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Seitdem hat bei mir auch das Vaterunser Konjunktur. Ich spreche es jedes Mal beim Händewaschen. Mehrmals täglich. So häufig habe ich es noch nie gesprochen. Und mit jedem weiteren Mal, eröffnet sich wieder ein neuer Aspekt.
Einmal stelle ich fest, was für ein Segen es ist, dass ich diesen Gott mit „Vater“ ansprechen darf. Eine so vertraute und liebevolle Anrede tut mir gut, jetzt wo ich Freunden und Familie zumindest körperlich nicht so nah sein kann.
Ein anderes Mal frage ich mich, wann er uns denn bitte endlich erlöst von dem Bösen. Ich bitte und bitte darum, aber trotzdem schaue ich schweren Herzens in die Lager auf den griechischen Inseln, in die afrikanischen Länder und auch immer noch nach Spanien oder Großbritannien und sehe wie dort (nicht nur) Corona wütet und tötet.
Wieder ein anderes Mal erinnere ich mich daran, wie wir diese Worte gemeinsam im Gottesdienst gesprochen haben. Als noch alles normal war. Als währenddessen die Kirchenglocken läuteten und ich wusste: Jetzt gerade sprechen tausende Menschen zusammen das Gebet Jesu, ob in den Kirchen, zu Hause, beim Spaziergang oder auch im Krankenhaus. Spürbare christliche Gemeinschaft.
Egal worauf mein Kopf beim jeweiligen Händewaschen den Fokus legt, das Vaterunser wächst mir immer noch ein Stückchen mehr ans Herz.
Und egal in welcher Situation ich es spreche, ob ich gerade gehetzt oder genervt bin, nervös oder verunsichert, enttäuscht oder traurig, dieses Gebet gibt mir neue Kraft, lässt mich zur Ruhe kommen, auftanken, meine Gedanken sammeln, Sorgen los- und Hoffnung hell werden.
Und auch egal, ob ich es manchmal vielleicht einfach „runterbete“, ohne wirklich jeden Aspekt zu bedenken, und auf einmal sage ich „Amen“ ohne überhaupt gemerkt zu haben, was ich vorher alles gesagt habe. Diese Worte tragen mich auch ohne, dass ich etwas dazu beitrage. Ich kann mich in ihnen fallenlassen und Gott die Kontrolle übergeben. Jedes Mal wieder.
Das alles. Und noch mehr. In nur 20 Sekunden. Es ist einen Versuch wert. Irgendwie, irgendwo, irgendwann.
Lina Kohring, Vikarin in der Kirchengemeinde Wiefelstede
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
20 Sekunden
20 Sekunnen bruukt harde Botter in de Mikrowelle, um so smiedig to weern, dat een se perfekt to ´n Koken backen nehmen kann. Na 40 Sekunnen weer se al flüssig un na 5 Sekunnen noch to hard.
20 Sekunnen duert ok de Deel von mien Tabatatraining, de mi duchtig in ´t Sweten bringt. Tabata is een Fitnesskurs bi denn sik jümmer 20 Sekunnen hoge Belastung mit intenseve, gaue Opgaven un 10 Sekunnen Paus afwesselt.
20 Sekunnen singt Nena den Refrain, wenn se ehren Hit „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ to ´n Besten gifft. Düsset Leed warrt woll bi elkeen Schützenfest irgendwann speelt. De eenen verdreiht de Ogen un de anners strömt op dat Parkett.
20 Sekunnen is de Tied, de in de leßden Weken Konjunktur hett. Jümmerto warrt us överall seggt, dat wi us tominnst 20 Sekunnen lang de Hannen waschen schüllt. Wenn wi inkopen weern, wenn wi unnerweges wesen sünd, wenn op de Arbeid weern, natürlich na den Gang to de Toilette un sounso ok jümmer mal twüschendör. Hannen waschen rett Leven. Gau wurr överall verkünndt, een kunn twee mal „Happy birthday!“ singen wieldess een dorbi is, de Hannen to waschen – oder even „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ - akraat 20 Sekunnen! Mit de Tied hett sik denn rutstellt, dat nich blots düsse Leder 20 Sekunnen duert, nich blots een Tabata-Övung oder eenmal smiedige Botter:
20 Sekunnen beedt wi ok dat „Vaterunser“(Nachzulesen in Matthäus 6,9-13)
Us Vadder
Us Vadder in'n Hääven,
laat hillig weern dienen Naam.
Laat kamen dien Riek.
Laat weern dienen Willen,
so as in Hääven, so ok op de Eerd.
Geew us dat Brot, wat wi vundagen nödig hebbt,
un vergeev us use Schuld,
as ok wi de vergeewt, de us wat schüllig sind.
Hool us fast, wenn dat Böse an us will
un mak us dor free von.
Du wullt dat, du kannst, du deist dat ok.
Amen.
Sietdeem hett bi mi ok dat Vaterunser Konjunktur. Ik segg dat bi jedet Hannenwaschen mehrmals an ´n Dag op. So faken hebb ik dat noch nienich opseggt. Un jümmer kaamt mi dorbi anner Aspekte vör Ogen.
Eenmal hebb ik faststellt, wat för een Segen dat is, dat ik düssen Gott mit „Vater“ anspreken draff. Een Anrede de so vertroet un vull Leev is, deit mi goot, nu wo ik Frünnen un Familie tominnst körperlich nich so na ween kann.
Een anner Mal hebb ik mi fraagt, wann he us denn bidde erlöst von dat Böse. Ik bidd un bidd dorum, aver liekers kiek ik mit een sworet Hart op de Lager op de griechischen Inseln, in de afrikanschen Länner und ok jümmer noch na Spanien oder Großbritannien un seh wo dor (nich blots) Corona wütet un de Minschen umbringt.
Noch een anner Mal besinn ik mi dorop, wo wi düsse Wöör tosamen in ´n Gottsdeenst spraken hebbt. As noch allens normal weer. As to glieke Tied de Karkenklocken lüddt hebbt un ik wuss: Just nu spreekt dusende von Minschen tosamen dat Gebett Jesu, in de Karken, to Huus, bi ´n Spazeergang oder ok in ´t Krankhuus. Spörbare christliche Gemeenschop.
Egal op wat mien Kopp bi dat jeweilige Hannenwaschen den Fokus leggt, dat Vaterunser wasst mi jümmer noch ´n Stück mehr an ´t Hart.
Un egal in wecke Situation ik dat Vaterunser opsegg, of ik just total af bün oder genervt, nervös oder unseker, enttüscht oder trorig, dütt Gebett gifft mi nee´e Kraft, lett mi to Roh kamen, optanken, miene Gedanken sammeln, Sorgen los laten un Hapen hell werden.
Un ok egal, of ik dat männichmal villicht eenfach „runnerbeden“ do, ohn würkelk jeden Aspekt to bedenken, un denn segg ik op ´n Mal „Amen“ ohn dat ik överhaupt markt hebb, wat ik vorher seggt hebb. Düsse Wöör draagt mi ok, ohn dat ik wat dorto bidragen do. Ik kann mi in se fallen laten un Gott de Kuntrull överlaten. Elkeen Mal woller.
Dat allens. Un noch mehr. In blots 20 Sekunnen. Dat is een Versöök weert. Irgendwie, irgendwo, irgendwann.
Lina Kohring, Vikarin in der Kirchengemeinde Wiefelstede
Rettung aus der Gefahr durch die Gefahr
Andacht für den 18.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Pfarrerin Heike-Regina Albrecht
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
Rettung aus der Gefahr durch die Gefahr
Gibt es das, die Rettung aus einer Gefahr durch eine Gefahr? Kann uns die Corona-Krise vielleicht Wege aufzeigen, wie wir uns vor künftigen gleich großen oder sogar noch größeren Krisen wie einem Klima-Kollaps retten können?
Das Helle – es braucht keine Hoffnung. Hoffnung, sie wird immer aus dem Dunkeln geboren und das Licht, es entfacht auch nur im Dunkeln seinen besonderen Schein und seine Wirkung. Wir haben jetzt eine Krise und viele sehen gerade sehr schwarz. Aber wir erleben auch schon die vielen kleinen Lichtzeichen, die uns Hoffnung machen. Von den kleinen Gesten des Klatschens wie den größeren Gesten wirtschaftlicher Hilfen und das gemeinsame politische Handeln, soweit es eben im Moment möglich ist. Durchhalten ist das Gebot der Stunde. Wir sind nämlich noch nicht durch. Wir sind noch mittendrin. Darum, lasst uns nicht Angst haben, sondern Hoffnung. Und Vertrauen. Das Licht der Osterkerze – es leuchtet uns.
Ein Licht markiert auch in der Erzählung „Der Bergkristall“ von Adalbert Stifter die Wende vom Dunkeln zum Licht, vom Tod zum Leben, von der Angst zur Hoffnung.
Die Erzählung spielt am Heiligen Abend: Zwei Bergdörfer, Gschaid und Milsdorf, sind durch einen Berg voneinander getrennt. Die Bewohner der beiden Dörfer betrachten sich als Fremde. Dessen ungeachtet hat der Schuster aus Gschaid die Färberstochter aus Milsdorf geheiratet. Das Ehepaar hat zwei Kinder, Konrad und Sanna. Am Heiligen Abend schickt die Mutter Konrad und Sanna zu den Großeltern in Milsdorf, um ihnen Weihnachtsgrüße und -geschenke zu übermitteln. Dazu gehen die Kinder über den beide Dörfer trennenden Gebirgspass. Die Großmutter schickt ihrerseits die Kinder so rechtzeitig auf den Heimweg, dass sie vor Einbruch der Dämmerung wieder daheim sein müssten.
Auf dem Heimweg aber geraten sie in dichten Schneefall. Auf dem Gebirgspass verirren sie sich, finden auch nicht den gewohnten Wegweiser: eine rote Säule, die dort als Mahnmal für einen tödlich verunglückten Wanderer steht. Anstatt talwärts zu gehen, irren die Kinder hinauf in die nackte Fels- und Eisregion. Als es dunkel wird, suchen sie unter einem Felsendach Zuflucht. Sie essen die von der Großmutter eingepackten Brote und die Leckerbissen auf und halten sich mit dem Kaffee wach, den sie ihrer Mutter bringen sollten, denn Konrad erinnert sich, wie der Vater einmal erzählte, dass man in so einer Situation nicht einschlafen dürfe, sonst erfriere man wie der alte Eschenjäger, der einschlief und vier Monate tot auf einem Stein saß, bis man ihn fand.
So sitzen sie. Konrad, der ältere der Geschwister, ist überwältigt von den Natureindrücken. Die Kinder hören das Eis krachen; das ist der Moment, der sie beide rettet. Das krachende Eis, es ist eine abgehende Lawine weiter weg, ein Zeichen für drohendes Unheil. Dieses Knacken und die Gefahr der Lawine, die eigentlich ein Unglück bedeuten, ist es, was die Kinder vor dem Einschlafen rettet, denn nun sind die beiden, die schon fast eingeschlafen waren, wieder hellwach. So hat ein drohendes Unheil sie vor einem anderen Unheil bewahrt, der für die beiden Kinder den Tod bedeutet hätte: das Einschlafen in dieser Kälte. Das Knacken der Lawine hat sie wach gemacht und bewahrt.
So kann uns die Corona-Krise auch wach machen für die Empfindlichkeit unserer Welt, unserer Gesellschaften. Lasst uns also nicht einschlafen, sondern wach bleiben!
Stifter erzählt, dass Konrad und Sanna dann am Nachthimmel ein Nordlicht bestaunen, welches sich am Himmel zeigt. Das Licht, welches die Wende markiert von der Bedrohung der Kinder zu deren Rettung.
Bei Einbruch der Morgendämmerung brechen Konrad und Sanna auf, um einen Weg talwärts zu finden. Auch aus den beiden Dörfern Gschaid und Milsdorf waren inzwischen die Männer aufgebrochen, um nach den Kindern zu suchen. Sie finden sie schließlich und fahren sie auf dem Schlitten heim. Im Elternhaus treffen sich aus großer Freude und Erleichterung darüber alle Freunde und Nachbarn, sogar die Großmutter aus Milsdorf ist angereist. Die Eltern haben ihre Kinder wohlbehalten zurück. Die Kinder sind nach der Todesgefahr im Gebirge nun wieder unter den Lebenden. Die Bewohner der beiden Dörfer hat diese gemeinsame Rettungsaktion verbunden und sie betrachten einander nicht länger als Fremde.
Gefahr und Dunkelheit – Licht und Rettung – Jubel und Versöhnung.In dieser Erzählung finden sich Motive unserer christlichen Feste wieder: Die Todesbedrohung der Kinder – Karfreitag. Das Auffinden und die Wiederkehr der Kinder – Auferstehung, Ostern. Das gemeinsame Handeln der eigentlich verfeindeten Dörfer. Sie sprechen angesichts der Gefahr eine Sprache, verstehen einander – Pfingsten.
Rettung vor einer Gefahr durch eine Gefahr. Diese Hoffnung möchte ich haben, dass wir aus dieser Corona-Krise gereift hervorgehen, dass wir begreifen, dass wir EINE Welt sind, dass wir aus dieser Krise für zukünftige Krisen lernen und uns vorbereiten. Dass wir nicht Sündenböcke suchen, sondern dass wir einander an einem Strang ziehen, die Krise zu bewältigen. Ob arm, ob reich, ob Kommunist oder Kapitalist, ob Muslim oder Christ oder Atheist, gemeinsam handeln, eine Sprache sprechen, einander helfen. Miteinander klug und weise und vorausschauend handeln. Nicht nur im Hinblick auf Corona, sondern im Hinblick auf alle Krisen, die da noch kommen werden. Es ist eine Sache des Blickwinkels, globale Geschehnisse und die Geschehnisse unseres Lebens zu betrachten und zu deuten. Wir sehen jetzt, dass wir durchaus zu Anstrengungen und Veränderungen fähig sind. Ohne die jetzige Situation schön reden zu wollen, bin ich doch gespannt, welche Lehren wir ziehen werden und was sich vielleicht auch alles Positives aus dieser Krise heraus entwickelt.
Konrad und Sanna sahen ein Licht. Ein Polarlicht. Dieses Licht brachte die Wende. Die Rettung. Die Heimkehr.
Die Gefahr für die Einen bedeutet die Fürsorge der anderen. Wie Konrad und Sanna, die in Gefahr waren und von den Dorfbewohnern gesucht wurden. Das Dunkle kann das Helle gebären, es kann Versöhnung herbeiführen. Wie es bei den beiden Dörfern in der Geschichte geschah. Das Unheil kann zum Heil werden – wenn Gottes Licht leuchtet. Auferstehung ist kein Mirakel. Lasst uns wach bleiben!
Ihre Pfarrerin Heike-Regine Albrecht
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Andacht Rettung durch die Gefahr...
Kann dat angahn, dat wi ut een Gefahr dör een Gefahr reddt warrt? Kann us de Corona-Krise villicht Weeg wiesen, wo wi us vör tokamen just so grote oder sogar noch gröttere Krisen as to ´n Bispill een Klima-Kollaps redden köönt?
Dat Licht – dat bruukt kien Hapen. Hapen kummt jümmer ut de Düüsternis in de Welt un dat Licht kann blots in de Düüsternis besünners schienen un wirken. Wi hebbt in ´n Momang een Krise un vele Lüe seht just teemlich swart. Aver wi beleevt ok al de velen lütten Lichtteken, de us hapen laat. In de lütten Gesten as dat Klatschen oder de grötteren Gesten von Help in de Wirtschop oder dat in de Politik gemeensam entscheden warrt, sowiet dat im ´n Momang mööglich is. Dörholen is to Tied anseggt. Wi sünd dor noch nich dör. Wi sünd dor noch middenmang. Dorum laat us nich Bang ween sünnern hapen. Un vertroen. Dat Licht von de Oosterkeers - dat lücht ok för us.
Een Licht markeert ok in de Geschicht „Der Bergkristal“ von Adalbert Stifter de Umkehr von de Düüsternis to ´t Licht, von den Doot to ´t Leven, von ´t Bangen to ´t Hapen.
De Geschicht speelt an ´n Hilligavend: Twee Dörpen, Gschaid un Milsdorf, sünd dör een Barg von´nanner trennt. De Bewohner von de beiden Dörpen sünd sik spinnefiend. Liekers hett de Schooster ut Gschaid de Dochter von den Farver ut Milsdorf heiradt. Se hebbt twee Kinner, Konrad un Sanna. An ´n Hilligavend schickt de Mudder Konrad un Sanna na de Grootöllern in Milsdorf, um se Gröten to Wiehnachten un Geschenken to bringen. De beiden Kinner gaht över den Gebirgspass, de de beiden Dörpen trennt. De Grootmudder schickt de Kinner bi Tieden op den Weg na Huus, se schüllt dor ankamen ehrdat dat düüster warrt.
Op den Weg na Huus kaamt de Kinner in dichten Sneefall. Op den Gebirgspass verirrt se sik, findt ok den gewohnten Wegwieser nich: een roden Pieler, de dor as Mahnmal för een verunglückten Wannersmann steiht. Statts rünner in ´t Daal to gahn, irrt de Kinner rup in de karge Fels- un Iesregion. As dat düüster warrt söökt se unner een Felsdack Toflucht. Se eet dat Broot un de Leckerbissen , de de Grootmudder vör se inpackt hett un holt sik mit den Koffie waak, den se egens ehre Mudder mitbringen schullen. Konrad is infullen, dat sien Vadder mal seggt hett, dat een in so een Situation nich inslapen draff, anners kunn een verfreern, as de ole Eschenjäger, de inslapen is un veer Maanden doot op sienen Steen seten hett, ehrdat se em funnen hebbt.
So sitt se dor. Konrad, de öllere von de Geschwister, is bannig beindruckt von de Natur. De Kinner hört dat Ies krachen; dat is de Momang, de se beide retten deit. Dat krachen von ´t Ies. Dat is een Lawine, de wiet weg den Barg daal geiht, een Teken dat dor Unheil droht. Dütt Knacken un de Gefahr von de Lawine, wat ja egens Unglück bedüden deit, bewahrt de Kinner vör ´t Inslapen, denn nu sünd de beiden, de al meist inslapen weer, woller hellwaak. So hett een drohendet Unheil se vör een anner Unheil bewahrt, dat vör de beiden Kinner de Doot wen weer: dat Inslapen bi düsse Küll. Dat Knacken von de Lawine hett se waak maakt un bewahrt.
So kann de Corona-Krise ok waak maken för de Empfindlichkeid in use Welt, in use Sellschop. Laat us also nich inslapen, sünnern waak blieven.
Stifter vertellt, dat Konrad un Sanna denn mit Staunen een Nordlicht an ´n Heven to sehn kriegt. Dat Licht markeert de Wende von de Bedrohung von de Kinner to ehre Redden.
In de Morgendämmerung breekt Konrad un Sanna op, um een Weg runner in ´t Daal to finnen. Ok ut de beiden Dörpen Gschaid un Milsdorf weern in de Twüschentied Mannslüe opbroken, um de Kinner to söken. Se findt se amenn un föhrt mit de Kinner op Sleden na Huus. In ehr Öllernhuus draapt sik al Frünnen un Navers, sogar de Grootmudder ut Milsdorf is kamen. Al sünd heel froh un erleichtert. De Öllern hebbt ehre Kinner gesund un munter torügg. De Kinner sünd na de grote Gefahr för Liev un Leven nu woller unner de Levenden. De Kinner to redden hett de Bewohner von de beiden Dörpen woller verbunnen un se sünd kien Feend mehr.
Gefahr un Düüsternis – Licht un Redden – Jubel un Versöhnen. In düsse Geschicht finndt sik Motive von us christliche Festen woller: De Bedrohung von de Kinner dör den Doot – Karfredag. Dat Wollerfinnen un de Rückkehr von de Kinner – Dat Operstahn von Christus. Oostern. Dat gemeensame Söken von de Dörpen, de egens spinnefiend sünd. In de Gefahr spreekt se de sülvige Spraak, verstaht sik woller - Pingsten.
Dat Redden vör een Gefahr dör een Gefahr. Ik will hapen, dat wi ut düsse Corona-Krise rieper rutgaht, dat wi begriept, dat wi EEN Welt sünd, dat wi ut düsse Krise för tokamen Krisen wat lehrt un us praat maakt. Dat wi nich na Sünnenbück söökt, sünnern dat wi mit´nanner an een Strang treckt, um de Krise achter us to bringen. Of arm oder riek, of Kommunist oder Kapitalist, of Muslim oder Christ oder Atheist, gemeensam hanneln, een Spraak spreken, eenanner helpen. Mit´nanner klook un wiese hanneln, den Blick in de Tokunft richten. Nich blots wat Corona angeiht, sünnern ok för all de Krisen de noch op us tokaamt. Dat kummt dorop an, wo een dat wat global passeert, un wat in us Leven passeert ankickt un wat een dor för Lehren ut treckt. Wi seht just nu, dat wi op jeden Fall in de Laag sünd, us antostrengen un to verännern. Ohn dat ik de jetzige Situation schön snacken will, bün ik neeschierig, wecke Lehren wi dorut trecken warrt. Wat wi villicht an positive Saken ut de Krise mitnehmen warrt.
Konrad un Sanna hebbt Licht sehn. Een Polarlicht. Dat Licht hett de Wende brocht. Dat Redden. Dat na Huus kamen.
De Gefahr för den eenen bedütt de Försorg von de annern. So as Konrad un Sanna, de in Gefahr weern un von de Navers söökt wurrn. De Düüsternis kann dat Licht bringen, se kann to Versöhnung föhren. So as dat twüschen de beiden Dörpen passeert is. Dat Unheil kann to ´t Heil werden – wenn Gottes Licht schient. Operstahn is kien Mirakel. Laat us waak blievn!
Ihre Pfarrerin Heike-Regine Albrecht
Die Spannung ertragen
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Andacht für den 17.04.2020
Letzte Woche Donnerstag, 09. April, in St Peter im Vatikan. Es ist Gründonnerstag. Der Papst steht am Lesepult seiner riesigen Kirche. In den Bänken sitzen nur einzelne Menschen in Ordenskleidung, in erster Linie spricht er für die Kamera:
„Heute will ich den Priestern nahe sein... Wir sind gesalbt vom Herrn. Gesalbt, um die Eucharistie zu feiern. Und gesalbt, um zu dienen... Ich denke an Priester, die ihr Leben dem Herrn hingeben. Priester, die Diener sind. In diesen Tagen sind mehr als sechzig Priester hier in Italien gestorben, weil sie sich in der Corona-Krise um die Kranken, die Ärzte und Helfer gekümmert haben. Sie sind die Heiligen von nebenan. Priester, die dienend ihr Leben gegeben haben.“
Da liegen Menschen isoliert, getrennt von ihren Angehörigen und sie sterben. Sie sterben alleine. Das Schreckliche in dieser Pandemie ist ja, dass Hand-Halten und Dabei-Sein plötzlich zum No-Go werden. Näher heran dürfen nur Befugte in Schutzkleidung. Und auch die sind nicht nur überfordert sondern auch noch gefährdet. (Stand in Italien am 7. April: 94 verstorbene Mediziner, 26 tote Krankenpfleger).
Dann gibt es Priester, die gehen dort hin, die sind da, für Ärzte, Pflegende und Sterbende. Obwohl es für sie lebensgefährlich ist geben sie Beistand. Eine Form der Begleitung, die viele mit ihrem eigenen Leben bezahlt haben.
Ich muss sagen, das hat mich tief berührt. Neben den Ärzten und Pflegekräften, die auch tagtäglich ihr Leben riskieren, sind oder waren da Menschen, die sich der Krankheit entgegen gestellt haben, um Gottes Liebe zu den Menschen in dieser Situation erfahrbar zu machen: Die alten Männer aus der katholischen Kirche.
Ansteckende Krankheiten gab es auch schon zu Jesu Zeiten. Aussätzige z.B. mussten getrennt von den anderen Menschen irgendwo für sich leben. Es gab Kolonien von Aussätzigen, die sich mehr schlecht als recht abseits der Gesellschaft durch den Rest ihres Lebens schlugen. Man durfte sie nicht berühren. Natürlich nicht! Sie waren ja ansteckend, so viel hatte man damals auch schon verstanden. In Lukas 17 begegnen zehn aussätzige Menschen Jesus. „Die standen von ferne und erhoben ihre Stimme und sprachen“, steht dort. Mindestens zwei Meter Abstand! Die biblischen Aussätzigen halten sich an die Regel. Und Jesus heilt sie – einfach so von ferne. Sie dürfen sich den Priestern zeigen, dann sind sie rein. An einer anderen Stelle berührt Jesus einen Aussätzigen mit der Hand ( Lk5,13) und auch er wird gesund. Zwei Heilungen, eine aus der Distanz, nur durch das Wort, eine mit körperlicher Berührung.
Ich bin unglaublich beeindruckt von unserer Regierung, von dem Krisenmanagement, das hier in Deutschland bisher betrieben wurde. Ich bin auch überrascht von uns allen, die wir uns an die Abstandsregeln halten. Ich bin gerührt, dass wir so umfangreich aufeinander Rücksicht nehmen, gerade um einander in dieser Situation zu schützen. Wie viel Menschenliebe in dieser Distanz steckt! Wie kreativ die Menschen werden, um sich trotz körperlichem Abstand in irgendeiner Form nahe zu sein und sich zu unterstützen.
Trotzdem wünsche ich mir so sehr, wir könnten leibhaftig hin gehen und da sein, wo wir gebraucht werden!
Trotzdem wünsche ich mir, dass ein Licht am Himmel erscheint:
Ein Blitz, ein Engel oder auch nur eine Taube, dass Gott eingreift und die Gefahr dieses Virus’ wegnimmt!
Trotzdem wünsche ich mir, dass Gott endlich spricht:
Mit einem großen Donner vielleicht oder auch nur durch ein leises Säuseln.
Ist das naiv?
Möglicherweise.
Not lehrt beten, heißt es.
Ja, sicherlich beten wir, aber, in erster Linie sind wir vernünftig.
Von Gott erwarten wir keine Wunder, nur vielleicht ein bisschen distanzierte Begleitung.
Inzwischen ist es Ostern geworden – bei uns und auf der ganzen Welt. Und auch die Ostertage sind still dahin gegangen.
Hat Ostern etwas verändert... damals... heute?
Da ist der auferstandene Christus: Der Sohn Gottes, der zu den Menschen gekommen ist um ihnen nahe zu sein. Ihn hat diese Nähe das Leben gekostet.
Und trotzdem: Auch an diesem stillen Osterfest feiern wir seine Auferstehung.
Hallelujah! Er ist auferstanden!
Das macht Hoffnung: Sein Weg führt durch den Tod ins Leben. Möglicherweise ist das etwas, was vielen Menschen in diesen Tagen Halt gibt. Auch wenn sie es nur über Internet, Funk und Fernsehen hören können.
„Heute will ich den Priestern nahe sein“ hat der Papst am Gründonnerstag gesagt. Er kann ihnen körperlich gar nicht nahe sein. Auch hier geht es nur um eine Gemeinschaft im Herzen oder im Geist. Und trotzdem schauen sehr viele auf den Papst: Was er jetzt sagt, was er tut, gibt sicherlich vielen Hoffnung. Und dass da jemand ist, der Hoffnung gibt, das betrifft natürlich nicht nur ihn, sondern auch die Geistlichen unserer Kirche, die jetzt neue Wege für das Wort Gottes suchen.
Das Virus breitet sich derweil weiter aus. Jetzt zum Beispiel auch in den Entwicklungsländern. Oft gibt es dort nicht einmal genug Wasser zum Hände waschen. Wir sollten etwas tun, helfen! Wann waren wir schon einmal so hilflos?
Die Spannung bleibt – unerträglich.
Pastorin Kerstin Falaturi / Dreibergen
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Andacht zum 17.04.
Die Spannung ertragen
Verleden Week Dünnersdag. 09. April, in St. Peter in ´n Vatikan. Dat is Grööndünnersdag. De Papst steiht an ´t Lesepult von siene riesige Kark. In de Bänke sitt Minschen in Ordensdrachten, jedeen för sik. De Papst snackt in eerste Lien för de Kamera:
„Heute will ich den Priestern nahe sein... Wir sind gesalbt vom Herrn. Gesalbt, um die Eucharistie zu feiern. Und gesalbt, um zu dienen... Ich denke an Priester, die ihr Leben dem Herrn hingeben. Priester, die Diener sind. In diesen Tagen sind mehr als sechzig Priester hier in Italien gestorben, weil sie sich in der Corona-Krise um die Kranken, die Ärzte und Helfer gekümmert haben. Sie sind die Heiligen von nebenan. Priester, die dienend ihr Leben gegeben haben.“
Dor liggt Minschen isoleert, getrennt von ehre Angehörigen un se starvt. Se starvt alleen. Dat Gräsige in düsse Pandemie is ja, dat Hand-Holen un Dorbi-Ween op ´n Mal to ´n „No-Go“ weert.
Neger ran dröfft blots Befugte in Schutzkledaasch. Un ok de sünd nich blots överfoddert sünnern ok noch gefährdet. (Stand in Italien am 7. April: 94 verstorbene Mediziner, 26 tote Krankenpfleger).
Un denn gifft dat Preester, de gaht dor hen, die sünd dor, för Ärzte, Plegende un Starvende. Ofschoon dat för se levensgefährlich is geevt se Bistand. Een Aart von Geleid, de vele mit ehr egen Leven betahlt hebbt.
Ik mutt seggen, dat hett mi deep beröhrt. Neven de Ärzte un Plegekräft, de ok elkeen Dag ehr Leven riskeert, sünd oder weern dor Minschen, de sik tegen de Krankheit stellt hebbt, dat de Kranken de Leev von Gott ok in düsse Situation erfahren köönt: De olen Mannslüe ut de katholsche Kark.
Anstekende Krankheiten geev dat ok al to Jesu Tieden. Utsätzige to ´n Bispill mussen getrennt von de annern Minschen jichtenswo för sik leven. Dat geev Kolonien von Utsätzige, de sik mehr slecht as recht wiet weg von de Sellschop dör den Rest von ehr Leven slahn hebbt. Een druff se nich beröhren. Natürlich nich! Se kunnen ja ansteken, so veel harrn se do ok al verstahn. In Lukas 17 (söventhein) kaamt thein utsätzige Minschen Jesus in de Mööt.
„Die standen von ferne und erhoben ihre Stimme und sprachen“ steiht dor. Tominnst twee Meter Afstand! De Utsätzigen in de Bibel holt sik an de Regel. Un Jesus hett se gesund maakt – eenfach so von Wieden. Se dröfft sik de Preesters wiesen, denn sünd se rein. An een anner Steed beröhrt Jesus een von de Utsätzigen mit de Hand. (Lk5,13) un ok he warrt woller gesund. Twee Minschen hett Jesus woller gesund maakt. Eenmal ut de Distanz, blots dör dat Woort, dat anner Mal dör dat Beröhren mit siene Hand.
Use Regierung hett bannig Indruck op mi maakt, mit de Aart un Wies wo se de Krise hier in Düütschland bit nu regelt hett. Ik bün ok överrascht von us all, de wi us an de Afstandsregeln holt. Dat beröhrt mi, dat wi so veel Rücksicht op´nanner nehmt, um us just in düsse Situation een´nanner bitostahn. Wo veel Minschenleev in düsse Distanz steken deit! Wo kreativ Minschen weert, um den annern nah to ween un em Stütt to geven, ok wenn wi nicht bi´nanner ween köönt.
Liekers wünsch ik mi bannig, wi kunnen würkelk dor ween, wo wi bruukt warrt!
Liekers wünsch ik mi, dat dor een Licht an ´n Heven oplücht:
Een Blitz, een Engel oder ok blots een Duuv, dat Gott ingriepen deit un de Gefahr von düssen Virus wegnimmt!
Liekers wünsch ik mi, dat Gott ennelk spreken deit:
Mit een groten Dunner villicht oder ok blots mit een liesen Windhauch.
Is dat naiv?
Mag ween.
Noot lehrt us beden, seggt een.
Ja, seker beedt wi, aver, in eerste Lien sünd wi vernünftig.
Von Gott verwacht wi kiene Wunner, villicht blots, dat he ´n beten op Distanz mit us geiht.
In de Twüschentied is dat Oostern wurrn – bi us un in de hele Welt. Un ok de Oosterdaag sünd still vörbi gahn.
Hett Oostern wat verännert... domals... hüüt?
Dor is Christus, operstahn von de Doden: De Söhn Gottes, de to de Minschen kamen is um nah bi se to ween. Düsse Neegde hett he mit sien Leven betahlt. – Un liekers: Ok in dütt Johr, wo Oostern eher still is, fiert wi, dat Jesus operstahn is.- Halleluja! He is operstahn!
Dat lett hapen. Sien Weg gung dör den Doot in ´t Leven. Mag ween, dat dat wat is, wat vele Minschen in düsse Daag Stütt gifft. Ok wenn se dat blots över Internet, Funk un Feernsehen hören köönt.
„Heute will ich den Priestern nahe sein“ hett de Papst an ´n Grööndünnersdag seggt. He kann nich nah bi se ween. Ok hier geiht dat blots um een Gemeenschop in ´t Hart oder in ´n Geist. Un liekers kiekt vele op den Papst: wat he nu seggt, wat he nu deit, gifft seker veel Hapen. Un dat dor een is, de Hapen gifft, dat gelt natürlich nich blots vör em, sünnern ok för all de annern Geistlichen in use Karken, de nu nee´e Wege för dat Woort Gottes söökt.
Dat Virus bredt sik wieldes wieter ut. Nu to ´n Bispill ok in de Entwicklungslänner. Faken gifft dat dor nich mal noog Water, de Hannen to waschen. Wi schullen wat doon, helpen! Aver wi köönt nich. Dat hefft wi so noch nie beleevt.
De Spannung blifft – nich uttoholen.
Pastorin Kerstin Falaturi / Dreibergen
Andacht für den 16.04. 2020
Downlaod als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
„Auf, auf, mein Herz, mit Freuden...“
Haben Sie ein Gesangbuch zu Hause? Unter den vielen schönen Osterliedern darin ist mir eines gerade in diesem Jahr besonders wertvoll:
„Auf, auf, mein Herz, mit Freuden,
nimm wahr, was heut geschieht;
wie kommt nach großem Leiden
nun ein so großes Licht!
…
Das ist mir anzuschauen
ein rechtes Freudenspiel;
nun soll mir nicht mehr grauen
vor allem, was mir will
entnehmen meinen Mut
zusamt dem edlen Gut
so mir durch Jesus Christ
aus Lieb erworben ist.“ (EG 112)
Paul Gerhardt dichtete dieses Lied im 17. Jahrhundert zur Zeit des 30-jährigen Krieges. Damals war der Glaube durch ein schweres und gefährdetes Leben stark herausgefordert. Das Leben war von klein auf großen Gefahren ausgesetzt, durch Gewalt, Hunger und Seuchen war der Tod allgegenwärtig.
Davon können wir auch in diesem Jahr ein Lied singen, wir sehen mit Schrecken entsprechende Bilder in den aktuellen Nachrichten.
Paul Gerhardt weiß: Sie sind zunächst einmal eine Gegebenheit, schmerzvoll und erschreckend; und es hilft nichts, sich dagegen zu sträuben. Vielmehr gilt es nun, nach etwas Verlässlichem Ausschau zu halten: „Auf, auf, … nimm wahr, ...“
Paul Gerhardt lädt mich mit seinem Lied ein, die Blickrichtung zu ändern, nicht in Mutlosigkeit zu versinken, sondern mich ermuntern zu lassen. Denn das Osterwunder, Jesu Auferstehung, schenkt mir einen neuen Blick auf mein Leben: „...wie kommt nach großem Leiden nun ein so großes Licht! … Das ist mir anzuschauen ein rechtes Freudenspiel ...“
Wenn ich auf den Auferstandenen blicke, werde ich fröhlich, mein Leben wird hell. Wie kann das sein, was hat Jesus Christus denn gemacht? Woraus entspringt denn solch ein Mut, allen Schreckensbildern zum Trotz? Er hat, so singt das Lied, all die Mächte besiegt, die mir Grauen einflößen. Er hat den Tod besiegt: „Nun soll mir nicht mehr grauen...“
Und diese Auferstehung geschieht genau heute: „Nimm wahr, was heut geschieht!“ Darauf weist mich Paul Gerhardt hin: Auferstehung geschieht heute. Christus steht heute von den Toten auf und nimmt mich mit. Denn ich bin ja heute schon im Glauben mit dem Auferstandenen verbunden, ich sehe ihn und mich als Einheit, ich folge ihm nach.
Diese österliche Blickrichtung kann mein Leben prägen. Ich bekomme neuen Schwung, wenn ich mit Christus lebe. Ich werde von seiner Fröhlichkeit durchdrungen.
Dieses Osterlied möchte auch Ihren Blick, liebe Leser oder Hörer dieser Andacht, heute auf das Osterlicht richten. Zünden Sie Ihre Osterkerze ruhig noch einmal an!
Ostern lebt vom Licht. Dieses Licht will Ihren Weg prägen, Ihren Weg zu Ihrem eigenen Ostern. Wir, die wir seit unserer Taufe von österlichem Licht bewohnt sind, wir dürfen und wir sollen uns an dem freuen, was uns mit Ostern geschenkt ist. Lassen wir unser Leben von der Freude dieses Lichtes erhellen und erwärmen. Reichen wir dieses Licht weiter an die Menschen um uns herum, damit auch sie von der großen Osterfreude leben können.
Pastorin Friedgard Möllmann / Wiefelstede
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
„Auf, auf, mein Herz, mit Freuden...“
Hebbt Se een Gesangbook tu Huus? Unner all de moijen Oosterleder dorin is mi een Leed just in dütt Johr besünners weertvull:
„Auf, auf, mein Herz, mit Freuden,
nimm wahr, was heut geschieht;
wie kommt nach großem Leiden
nun ein so großes Licht!
…
Das ist mir anzuschauen
ein rechtes Freudenspiel;
nun soll mir nicht mehr grauen
vor allem, was mir will
entnehmen meinen Mut
zusamt dem edlen Gut
so mir durch Jesus Christ
aus Lieb erworben ist.“ (EG 112)
Paul Gerhardt hett dütt Leed in ´t 17. Johrhunnert in de Tied von den 30-jährigen Krieg dicht. Dat weern swore Tieden un de hebbt den Gloven bannig rutföddert. Dat Leven von de Minschen in de Tied weer von lütt an grote Gefahren utsett, dör Gewalt, Hunger un Süken weer de Doot allgegenwärtig.
Dor köönt wi in dütt Johr ok een Leed von singen, wenn wi mit grote Schrecken socke Biller in de aktuellen Narichten to sehn kriggt.
Paul Gerhardt weet: Dat Leven is nu mal so as dat is, vull Pien un faken maakt een dat Bang; un dor helpt dat nix, wenn een sik dor tegen oplehnen deit. Veelmehr gelt dat nu, na wat to kieken, op dat een sik verlaten kann: „Auf, auf,... nimm wahr,...“
Paul Gerhardt will mi mit sien Leed inladen, de Richtung von mienen Blick to ännern, nich den Moot to verlehren, sünnern mi Moot maken to laten. Denn dat Oosterwunner, dat Jesu opstahn is von de Doden, schenkt mi eenen nee´en Blick op mien Leven: „...wie kommt nach großem Leiden nun ein so großes Licht!!... Das ist mir anzuschauen ein rechtes Freudenspiel...“
Wenn ik op den operstahn Jesus kieken do, warrt mi froh tomoot, mien Leven warrt hell. Wo kann dat angahn, wat hett Jesus Christus maakt? Wo kummt so een groten Moot her, trotz al de Schreckensbiller. He hett, so singt dat Leed, all de Mächt överwunnen, de mi Grauen inflößen doot. He hett den Doot överwunnen: „Nun soll mir nicht mehr grauen...“
Un düsset „Operstahn“ passeert just vondagen: „Nimm wahr, was heut geschieht!“ Dorop wiest Paul Gerhardt mi hen: „Operstahn“ passeert vondagen. Christus steiht vondagen von de Doden op un nimmt mi mit. Denn ik bin ja vondagen al in ´n Gloven mit Jesus verbunnen, ik seh em un mi as Eenheid, ik folg em na.
Düsse österliche Blickrichtung kann mien Leven prägen. Ik krigg nee´en Swung, wenn ik mit Christus leven do. Siene Fröhlichkeit geiht mi dör un dör. Dütt Oosterleed much ok Ehren Blick, leve Leser oder Hörer von düsse Andacht, vondagen op dat Österliche richten. Stickt Se Ehre Oosterkeers rohig nochmal an!
Oostern leevt von ´t Licht. Düsset Licht will Ehren Weg prägen, Ehren Weg to Ehr eegen Oostern. Düsset Licht wohnt siet use Dööp in us, un wi dröfft un schüllt us doran freien, wat us mit Oostern schenkt warrt. Mag us Leven dör de Freid an düsset Licht hell un warm weern. Geevt wi düsset Licht an de Minschen um us to wieter, dat ok se mit de grote Oosterfreid leven köönt.
Pastorin Friedgard Möllmann / Wiefelstede
Applaus, Applaus
Download als MP3 - hochdeutsch
Download als MP3 - niederdeutsch
Montagabend, 19 Uhr. Mein Mann und ich ziehen uns schnell unsere Schuhe an, werfen uns die Jacken über und stellen uns an die Straße. Dort treffen wir – natürlich mit 2 Meter Abstand – unsere Nachbarin. Und dann? Applaus! Kein tosender Applaus mit 1000 Leuten und Jubelschreien. Ein kleiner Applaus. Drei Menschen, eine Hauptstraße, in der um 19 Uhr gar nicht mehr so viel los ist und sechs klatschende Hände. Und doch passiert da was.
Eine junge Frau kommt vorbei, klatscht uns auch zu, bleibt kurz gerührt stehen und flüstert uns im weggehen zu: „Wissen Sie, ich bin Ärztin…“ Und schon ist sie weitergegangen. Wir gucken uns mit aufgerissenen Augen an und applaudieren ihr doppelt so laut hinterher, bis sie in die nächste Straße einbiegt.
Ein Bus rauscht vorbei. Erst denken wir, der Busfahrer sieht uns gar nicht. Doch dann erkennen wir, wie er ganz stolz eine leichte Verbeugung in seinem Sitz macht und dabei königlich seine Hand schwenkt.
Nebenan wurde gerade ein neues Haus gebaut und die ersten Leute sind schon eingezogen. Da merken wir auf einmal, dass wir nicht mehr nur zu dritt klatschen. Oben am Balkon des neuen Hauses steht ein Pärchen und klatscht mit. Einfach so.
Autofahrerinnen der Diakoniesozialstation hupen uns zu, spazierende Familien klatschen zurück, Handwerker-Bullis auf dem Weg nach Hause winken. Und ganz nebenbei erzählt unsere Nachbarin uns, wie ihr Tag so war, dass sie mal sehen muss, wie sie ihre Firma über die Runden bekommt und dass sie froh darüber ist, wenigstens mit ihrem Hund noch ab und zu raus zu können.
Montagabend, 19:10 Uhr. Gerade fuhr noch ein Bus vorbei. Ein letzter lauter Applaus. Dann winken wir unserer Nachbarin und gehen wieder ins Haus: „Tschüss Moni, bis morgen!“
„Denn Gott hat uns nicht gegeben einen Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Timotheus 1,7) – Herzen gehen auf, Menschen lassen sich anstecken, lassen sich begeistern und – wir stehen Dienstagabend wieder an der Straße.
Und Mittwoch.
Und Donnerstag…
In diesen Tagen hören wir viel vom Geist der Furcht. Viele Sorgen. Viele Ängste. Vielleicht auch viel Einsamkeit. Und das zurecht. Ein Virus dessen rasante Ausbreitung dazu führt, dass Krankenhäuser im Elsass entscheiden müssen, wen sie noch beatmen und wen nicht – natürlich lässt dieser Virus uns manchmal verzweifeln. Eine Kontaktsperre, die selbst Partnerschaften entzweit, weil der eine in Hamburg wohnt und die andere in Oldenburg – natürlich lässt diese Kontaktsperre uns manchmal traurig zurück. Geschlossene Moscheen, Synagogen, Kirchen – natürlich lassen uns diese Schließungen nicht kalt. Zum Glück!
Aber ich erfahre, sehe, spüre, dass da noch mehr ist. Dass dieser Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit stärker ist als die Furcht. Nicht nur, wenn wir abends Applaudieren. Auch, wenn ich sehe, dass auf Instagram Kerzen angezündet werden für Menschen, die unser Gebet gerade besonders brauchen. Wenn hier auf der Seite des Kirchenkreises Ammerland täglich Andachten zu lesen sind, die Kraft geben und Mut machen. Wenn die Losungen „für junge Leute“ folgende Worte anbieten, die geschrieben wurden als Corona für uns ein Fremdwort war, das keine Bedeutung hatte:
„Vernetzt – fern und doch ganz nah.
Verlinkt – egal, wo du geboren bist.
Vereint – wenn auch verschieden.
Verbunden – in Christus.“
Dienstagabend, 19 Uhr. Mein Mann und ich ziehen uns schnell unsere Schuhe an, werfen uns die Jacken über und stellen uns an die Straße. In meinem Kopf schwirren noch die Worte von 2. Timotheus 1 herum: „Denn Gott hat uns nicht gegeben einen Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Und dann? Applaus.
Ein passendes Lied haben die Sportfreunde Stiller geschrieben, wer mag, kann ja mal reinhören: https://www.youtube.com/watch?v=yeNHxg-ciDI
Lina Kohring, Vikarin in der Kirchengemeinde Wiefelstede
Applaus, Applaus.
Dat is Maadagavend, Klock söven. Mien Mann un ik treckt us gau use Schoh an, smiet us de Jacken över un stellt us an de Straat. Dor draapt wi – natürlich mit 2 Meter Afstand – use Naversch. Un denn? Applaus! Kien tosenden Applaus mit 1000 Lüe un groot Juchee. Een lütten Applaus. Dree Minschen, een Hauptstraat, in de um Klock söven gor nich so veel los is un söss Hannen de klatschen doot. Un doch passeert dor wat.
Een junge Froo kummt vorbi, klatscht us ok to, blifft anröhrt koort stahn un flüstert us in ´t weggahn to: „Weet Se, ik bün Ärztin...“ Un denn is se ok al wieter gahn. Wi kiekt us mit wiet opreten Ogen an un applaudeert ehr dubbelt so luut achteran, bit se in de nächste Straat inbögen deit.
Een Bus ruuscht vörbi. Toeerst denkt wi, de Busfahrer süht us gor nich. Doch denn köönt wi sehn, wo he heel stolt ´n lütte Verbeugung in sien Sitz maakt un majestätisch as Queen Elizabeth gröten deit.
Gegenan is just een nee´et Huus boot wurrn un de eersten Lüe sünd al introcken. Mitmaal markt wi, dat wi nich mehr blots to drütt an klatschen sünd. Baven op een Balkon von dat nee´e Huus steiht een junget Paar un klatscht mit. Eenfach so.
De Fahrerin von de Diakoniesozialstation huupt us to, Familien op ehren Spazeergang klatscht torügg. Handwarkers , in ehre Bullis op den Weg na Huus, winkt us to. Un ganz nebenbi vertellt us Naversch us, wo ehr Dag so weer, dat se kieken mutt, wo se ehre Firma över de Runnen kriggt un dat se froh doröver is, tominnst noch af un to mit ehren Hund na buten gahn to könen.
Maadagavend, Klock söven. Just föhrt noch een Bus vörbi. Enn leßden luden Applaus. Denn winkt wi use Naversch un gaht woller in ´t Huus: „Tschüss Moni, bit morgen!“
„Denn Gott hat uns nicht gegeben einen Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Timotheus 1,7) – Harten gaht op, Minschen laat sik ansteken, laat sik begeistern un – wi staht Dingsdagavend woller an de Straat. Un Middeweek. Un Dunnerdag... In düsse Daag höört wi veel von den „Geist der Furcht“. Veel von Sorgen. Veel von Bang ween. Villicht ok veel von Eensamkeid. Un dat torecht. Een Virus, de so gau wieter geiht un so veel Minschen op eenmal krank maakt, dat Krankenhüüs in ´n Elsass sik entscheden mööt, wen se noch beaten könnt un wen nich –natürlich lett so een Virus us männich mal vertwiefeln. Een Kontaktsperre, de sülvst Partner nich tosamen kamen lett, wiel de een in Hamborg wohnt un de anner in Ollenborg – natürlich lett düsse Kontaktsperre us männich mal trorig ween. Moscheen, Synagogen, Karken, allens dicht – dat lett us nich koolt. To ´n Glück!
Aver ik krigg mit, seh dat, kann dat spören, dat dor noch mehr is. Dat düsse „Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ stärker is as de „Geist der Furcht“. Nich blots, wenn wi avends klatschen doot. Ok wenn ik seh, dat op Instergram Kersen anzündt warrt för Minschen, de us Gebeet jüst nu besünners bruukt. Wenn hier op de Siet von den Karkenkreis Ammerland elkeen Dag Andachten to lesen sünd, de Kraft geevt un Moot maakt. Wenn de Losungen „för junge Lüe“ de folgenden Wöör anbeden doot, de een schreven hett, as Corona för us een Frömdwoord weer, dat keen Bedüden harr:
„Vernetzung – fern und doch ganz nah.
Verlinkt – egal wo du geboren bist.
Vereint – wenn auch verschieden.
Verbunden – in Christus.“
Dingsdagavend Klock söven. Mien Mann un ik treckt us gau use Schoh an, smiet us de Jacken över un stellt us an de Straat. In mienen Kopp swirrt noch de Wöör von den tweten Timotheus een rum: „Denn Gott hat uns nicht gegeben einen Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
Un denn ? Applaus.
De Sportfreunde Stiller hebbt een Leed schreven, dat dorto passen deit. Wer mag , kann ja mal rinhörn:
https://www.youtube.com/watch?v=yeNHxg-ciDI
Lina Kohring, Vikarin in der Kirchengemeinde Wiefelstede
Was jetzt wichtig ist
Andacht für den 14.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch
Download als MP3 - niederdeutsch
Was jetzt wichtig ist.
„Zuhause bleiben. Möglichst wenig direkten Kontakt mit anderen. Und wenn, dann nur mit Abstand. Keine Hand geben, keine Berührungen. Besonders bei Älteren oder bei denen mit Vorerkrankung.“
Da ist man sich noch weitgehend einig. Ab dann aber gehen die Meinungen schon auseinander.
„Sich bevorraten – wer weiß, was kommt.“ „Nein, es ist genug da.“ „In den Supermarkt nur noch mit Maske und Handschuhen.“ „Ach was, Masken nützen gar nichts. Masken und Desinfektionsmittel lieber den Krankenhäusern geben.“ „Überhaupt, die ganzen Maßnahmen sind nicht streng genug, besser eine richtige Ausgangssperre.“ „Von wegen, die Wirtschaft kann das gar nicht aushalten. Die müssen wir wieder hochfahren.“ „Andere Länder haben es viel schneller, konsequenter, besser, langsamer, unvorbereiteter, schlechter gemacht …“
Und schon melden sich auch die zu Wort, die das ja auch schon von Anfang an gesagt haben: „Gleich zu Beginn hätte man sollen …“
Alle sind zu Experten geworden. Jede und jeder hat wieder was gehört, hat noch eine neue Idee, eine andere Meinung. Vielleicht steckt eine Sorge dahinter, das Unbegreifliche mit Fakten in den Griff bekommen zu wollen.
Aber auch wenn wir noch so viel wissen: Wir stehen doch da, wenn wirklich einer um sein Leben bangt.
Paulus schreibt: Selbst wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. (1Kor 13,2)
Vielleicht klingt das „Nichts“ zu hart, aber es schärft ein, dass es doch eigentlich um was ganz anderes geht. Machen wir uns nichts vor. Was einen wirklich beeindruckt, sind nicht die Spezialisten und Rechenkünstler, sondern die, die mit ganzem Herzen da sind, wo sie gebraucht werden: die in den Krankenhäusern ihren Dienst tun, die uns versorgen mit den Gütern des Lebens, die bei der Ernte helfen, in den Supermärkten, die in den Heimen die Alten, die Behinderten, die Angewiesenen nicht allein lassen, die gerade jetzt in den Beratungsstellen ansprechbar sind, die auf Kinder aufpassen, Sterbende begleiten, Nachbarschaftshilfe leisten, die teilen, was sie haben – vielleicht ihre Zeit …
Was uns wirklich bewegt, sind nicht Theorien und Strategien. Was uns wirklich bewegt, sind Menschen, die das, was sie tun, aus Liebe tun. Einfach nur, weil sie sich geliebt wissen und gar nicht anders können, als davon weiter zu geben.
Was jetzt wichtig ist?
Paulus schreibt: Die Liebe erträgt, glaubt und hofft. Und: Die Liebe hört niemals auf. - Jetzt ist Osterzeit. Und Ostern bedeutet eigentlich nichts anderes als: Gottes Liebe ist stärker! Und wirkt weiter. Der Weg ist jetzt frei.
Frei, Liebe zuzulassen. Als Beispiel zum Schluss ein Ausschnitt aus einem Brief, den ich lesen durfte. Von einer Frau aus unserer Gemeinde, die viele Jahre Menschen mit Besuch und Liebe beschenkte und jetzt im Alter selbst zur Beschenkten geworden ist. Sie schreibt: „Ihr lieben Leute alle miteinander! Es ist Zeit, seine Segnungen zu zählen … Und das tue ich ausgiebig und von Herzen dankbar. Was für ein wundervoller Anblick wart Ihr mit eurer üppig gefüllten Obsttasche (und oben drauf ein Gruß: Matth. 11,30). … Ich schicke Euch einen Sack voll Aufmerksamkeitswünsche mit vielen lieben Grüßen.“
So wurde nicht nur sie beschenkt, sondern auch die Geber – und ich.
Die Liebe erträgt, glaubt und hofft. Wer ihr Raum gibt, erlebt Wunderbares. Gerade jetzt.
Und das soll unser Antrieb sein – und unser Trost: Die Liebe hört niemals auf.
AMEN
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Wat nu wichtig is
„To Huus blieven. Mööglichst wenig direkten Kuntakt mit anner Lüe. Un wenn, denn blots mit Afstand. Kiene Hand geven, nümms beröhren. Besünners kien öllere Lüe oder socke, de vörher al krank weern.
Dor sünd se all teemlich een Menen. Aver denn gaht de Menen al ut´nanner.
„Een schull ´n groten Vörrat anlegen – wer weet wat dor kummt.“ „Ne, dor is noog dor.“ „In den Supermarlt blots noch mit Maske un Gummihandschoh.“ „Ach wat, Masken nutzt gor nix. Masken un Desinfektionsmiddel lever an de Krankenhüüs geven.“ „Un överhaupt, de ganzen Maßnahmen sünd nich streng noog, beter een richtige Utgangssperre.“ „Von wegen, dat kann de Wirtschop gor nicht utholen. De mööt wi woller in Gang bringen.“ „Anner Länner hebbt dat veel gauer, konsequenter, beter, langsamer, ohn grote Umstänn, slechter maakt...“ Un foors meldt sik ok de to Woort, de dat ja ok al von Anfang an seggt hebbt: „Lieks an ´n Anfang harr een düt un dat al maken ...“
All sünd to Experten worrn. Jedeen hett woller wat höört, hett noch een nee´e Idee, een anner Menen. Villicht stickt dor de Sorg achter, dat wat een nich begriepen kann mit Fakten op de Reeg to kriegen.
Aver ok wenn wi noch so veel weten doot: Wi staht doch dor, wenn würkelk een um sien Leven bangen mutt.
Paulus schrifft: Selbst wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. (1Kor 13,2)
Villicht höört sik „Nichts“ to hart an, aver dat maakt kloor, dat dat doch egens um ganz wat anners geiht. Maakt wi us nix vör. Wat würkelk Indruck op us maakt, sünd nich de Spezialisten un Rekenkünstler, sünnern de, de von Harten dor sünd, wo se bruukt warrt: de in de Krankhüüs ehren Deenst maakt, de us mit dat versorgt, wat wi to ´t Leven bruukt, de bi de Arnt helpen doot, in de Supermärkte, de in de Heime de Olen, de Behinnerten, de Lüe de Help bruukt, nich alleen laat, de just nu praat sünd um an ´t Telefon Rat to geven, de op Kinner oppasst, Lüe , de in´t Starven liggt Geleit geevt, in de Naverschop helpt, de deelt wat se hebbt – viellicht ehre Tied ...
Wat us würkelk bewegen deit, sünd nich Theorien un Strategien. Wat us würkelk bewegt, sünd Minschen, de dat, wat se doot, ut Leev doot. Eenfach blots, wiel se weet, dat anner Lüe se leev hebbt un se gor nich anners köönt, as von düsse Leev wat wieter to geven.
Wat nu wichtig is?
Paulus schrifft: „Die Liebe erträgt, glaubt und hofft. Und: Die Liebe hört niemals auf. – Nu is Oostertied. Un Oostern bedüüdt egens nix anners as: De Leev von Gott is stärker! Un wirkt ok in de Tokunft wieter. De Weg is nu free. Free, Leev totolaten. As Bispill to ´n Sluss een Utsnitt ut een Breef, den ik lesen droff. Von een Froo ut use Gemeen, de vele Johr lang Minschen ehren Besöök un ehre Leev schunken hett, un de nu, wo se oolt is, sülvst beschenkt warrt. Se schrifft: Ihr lieben Leute alle miteinander! Es ist Zeit, seine Segnungen zu zählen … Und das tue ich ausgiebig und von Herzen dankbar. Was für ein wundervoller Anblick wart Ihr mit eurer üppig gefüllten Obsttasche (und oben drauf ein Gruß: Matth. 11,30). … Ich schicke Euch einen Sack voll Aufmerksamkeitswünsche mit vielen lieben Grüßen.“
So hebbt wi all wat schunken kregen, se, de Gever - un ik.
„Die Liebe erträgt, glaubt und hofft.“ Wer dorvör Ruum gifft, kann wunnerbaret beleven. Just nu.
Un dat schall us andrieven – un us trösten: „Die Liebe hört niemals auf.“
AMEN
...bleibt alles anders, aber...
Andacht für den Ostermontag, 13.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch gesprochen von Pastorin Wiebke Perzul
Download als MP3 - niederdeutsch gelsen von Helge Ihnen
...bleibt alles anders, aber...
Normalerweise würde ich heute Morgen in der Kirche stehen, wir würden Familiengottesdienst feiern, Brot und Traubensaft miteinander teilen, nach dem Gottesdienst würden die Kinder rund um die Kirche Ostereier suchen…
Normalerweise wären sie jetzt wieder gemeinsam auf dem Heimweg, sie würden über das reden, was sie in diesem Jahr in Jerusalem erlebt hatten, sie würden sich freuen, in ihre Dörfer um den See Genezareth zurückzukehren…
In diesem Jahr ist für uns fast nichts normal. Die Ostergottesdienste finden im Fernsehen, im Radio oder im Internet statt, in den Kirchen vor Ort können wir uns nicht versammeln. Osterfrühstücke zusammen
mit der ganzen großen Familie fallen aus, ebenso wie Osterbesuche. Mir fehlt die sichtbare, fühlbare Gemeinschaft mit anderen, ich vermisse die Gespräche, die Nähe.
Auch damals an dem ersten Ostermontag war für die Freunde und Freundinnen Jesu nichts normal. Ihr Freund und Lehrer war ans Kreuz geschlagen worden und gestorben. Plötzlich war alles vorbei, alle Pläne, alle Hoffnungen, alle Gemeinschaft – zu Ende, aus.
Zwei von Jesu Freunden entschließen sich, aus Jerusalem fortzugehen, vielleicht wollen sie nach Hause. Wie es dort sein wird, wie alles weitergehen kann und wird, wissen sie nicht. Wahrscheinlich haben sie auch gar keine Gedanken dafür, sie müssen erst noch begreifen, was da in den letzten Tagen geschehen ist.
Auf einmal kommt ein Fremder dazu und sie erzählen ihm alles, er legt ihnen die Thora aus, sie laden ihn abends ein zu bleiben, und als er ihnen das Brot bricht, erkennen sie ihn: es ist Jesus, ihr auferstandener Freund und Lehrer, unerkannt war er mit ihnen auf dem Weg.
Nichts war normal für die Jünger und Jüngerinnen in diesen Ostertagen, und so blieb es auch in den Wochen und Monaten danach. Langsam lernten sie, sich auf ein neues Leben einzustellen: ein Leben, in dem Jesus mehr nicht in greifbarer Nähe war, aber in dem sie doch seine Gegenwart spüren konnten – in ihrem Inneren, in der Gemeinschaft untereinander, in dem Mut, von ihm zu erzählen... Bei all dem, was nun neu und anders war, konnten sie sich auf eins verlassen: ER war immer noch da, SEINE Liebe war noch da und ER würde mit ihnen auf dem Weg bleiben.
Darauf will auch ich mich verlassen in den Tagen und Wochen, die vor mir liegen. Keine Ahnung, wie das alles werden wird, Normalität wird es so schnell nicht wieder geben und vieles werde ich wohl noch länger schmerzlich vermissen. Aber ich vertraue darauf, dass Gott auch auf meinen/unseren Wegen mitgeht; ich vertraue darauf, dass Gottes Geist mich und uns stärkt, tröstet und neu zum Leben aufrichtet. Allerdings vermute ich auch: Wie die beiden Freunde Jesu werden wir oft erst im Rückblick entdecken, dass Gott mit uns war.
Die Ostereier habe ich den Jungscharkindern in diesem Jahr übrigens vor die Haustür gelegt.
Einen gesegneten Ostermontag!
Pastorin Wiebke Perzul / Elisabethfehn
ins Niedrdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Blifft allens anners – aver:
Normalerwies wurr ik hüüt Morgen in de Kark stahn, wi wurrn Familiengottsdeenst fiern, Broot un Druvensaft mit´nanner delen, na den Gottsdeenst wurren de Kinner um de Kark umto Oostereier söken...
Normalerwies weern se nu woller gemeensam op den Weg na Huus, se wurrn över dat snacken, wat se in dütt Johr in Jerusalem beleevt harrn, se wurrn sik freien, in ehre Dörpen an den See Genezareth torügg to kamen...
In dütt Johr is för us meist nix normal. De Oostergottsdeensten findt in ´t Feernsehn, in ´t Radio oder in ´t Internet statt, in de Karken vör Oort köönt wi nich tosamen kamen. Dat Oosterfröhstück tohoop mit de ganze grote Familie fallt ut, just so as een Besöök to Oostern. Mi fehlt de sichtbare, föhlbare Gemeenschop mit anner Lüe, mi fehlt dat Gespreek, de Neegde.
Ok damals an den eersten Oostermondag weer för de Frünnen un Fründinnen von Jesus nix normal. Ehr Fründ un Lehrer is an ´t Krüüz slahn wurrn un sturven. Mit ´n mal weer allens vörbi, al de Plaans, al dat Hapen, al de Gemeenschop – to Enn, ut un vörbi.
Twee von Jesus siene Frünnen hebbt sik entsloten, ut Jerusalem weg to gahn, villicht wüllt se na Huus. Wo dat dor utsüht, wo allens wieter gahn kann un warrt, weet se nich. Wohrschienlich hebbt se dor ok gor kienen Kopp för, se mööt eerst noch begriepen, wat dor in de leßden Daag passeert is.
Op eenmal kummt een Frömden dorto un se vertellt em allens, he leggt för se de Thora ut, avends laad se em in to blieven, un as he för se dat Broot breken deit, kennt se em woller: dat is Jesus, ehr Fründ un Lehrer, opstahn von de Doden. Se harrn em nich woller kennt op ehren Weg.
Nix weer normal för de Jünger un Jüngerinnen in düsse Oosterdaag, un bleev dat ok in de Weken un Maanden dorna. Bi Lütten hebbt se lehrt, sik op een nee´et Leven intostellen: een Leven, in dat Jesus nich mehr in ehre Neegde weer, nich mehr to griepen, aver in dat se doch siene Gegenwart spören kunnen – deep in sik sülvst, in de Gemeenschop unnern´nanner, in den Moot, von em to vertellen... Bi all dat, wat nu nee un anners weer, kunnen se sik op eene Saak verlaten: HE weer jümmer noch dor, SIENE Leev weer noch dor un HE wurr mit se op den Weg blieven.
Dorop will ok ik mi verlaten in de Daag un Weken, de vör mi liggen doot. Ik weet nich, wo dat allens warrt, Normalität warrt dat so gau nich woller geven un dat gifft vele Saken, de ik woll noch länger bitter vermissen warr. Aver ik vertroe dorop, dat Gott ok op miene/use Weeg wieter mit us geiht; ik vertroe dorop, dat de Geist von Gott mi un us stark maken, trösten warrt un us nee to ´n Leven oprichten deit. Allerdings bün ik vermoden: As de beiden Frünnen von Jesus warrt ok wi faken eerst marken dat Gott mit us weer, wenn wi torügg kiekt.
De Oostereier hebb ik de Jungscharkinner in dütt Johr vör de Huusdöör leggt.
Een gesegneten Oostermondag!
Pastorin Wiebke Perzul / Elisabethfehn
Andacht für den Ostersonntag, 12.04.2020
Pastorin Daniela Ludewig-Göckler, Petersfehn
Download als MP3 - hochdeutsch
Download als MP3 - niederdeutsch
Ostern buchstabieren!
So Vieles ist gerade anders! Wie schön, dass Manches auch bleibt. So wie in den Kirchen im Ammerland die Osterkerzen auch in diesem Jahr am Ostersonntag angezündet werden. Wir haben in der Petersfehner Kirche eine farbenfrohe Kerze: mit einem goldenen Kreuz, der aufgehenden Sonne, einem Schiff mit buntem Segel, mit der Jahreszahl 2020 und zwei Buchstaben: Alpha und Omega. Von A bis Z. Vom Anfang bis zum Ende. Schon vor aller Zeit war Gott da, heißt das, und er wird es bis zum Ende sein. Bei allem, was auf dieser Erde geschieht, begleitet uns Gott. So wie auch in diesen denkwürdigen Zeiten, in denen ein Virus unser Leben so komplett verändert. Gott ist dabei im ganzen ABC des Lebens.
In der Passionszeit las ich ein schönes Gedicht von James Krüss, ein Oster-ABC. Aufgelistet in Reimform lauter Worte, die ihm zu Ostern einfielen. Ein heiteres Oster-ABC: Es singt von der Freude, vom Leben, vom Erwachen der Natur. Ostern. Wie würde ich das buchstabieren, frage ich mich. Und gleichzeitig denke ich: kann ich das buchstabieren? Ja, kann ich in Worten ausdrücken, was ich mit Ostern verbinde? Das übersteigt doch irgendwie alle Worte - ist mit Vernunft nicht wirklich zu fassen. „Jesus ist auferstanden!“ So bleibt es wohl immer auch ein wenig Gestammel, wenn es darum geht, die Botschaft von Ostern zu erklären. Die uns aber vielleicht genau deshalb berührt, anrührt und unser Herz trifft. Weil sie eben davon erzählt, dass bei Gott Unmögliches doch möglich ist.
Was wären also vor diesem Hintergrund treffende Worte für mein Oster-ABC?
Zu „A“ fiele mir natürlich Auferstehung ein und auch Aufbruch. Nach den traurigen Erfahrungen des Karfreitags ist ein Neubeginn möglich. Trauer kann verwandelt werden. Damit zusammen hängt ein weiteres Wort: „H“, wie Hoffnung. Nach der Nacht geht die Sonne wieder auf. Auch wenn wir es manchmal nicht für möglich halten! Das Licht vertreibt die Dunkelheit. Ja - „L“, wie Licht gehört zu Ostern, wie das „F“ für Freude! Freude, dass das Leben siegt! Und dann noch das „O“ - wie offen! Das ist fast mein Lieblings-Osterwort! Das Grab ist offen! Der Stein ist weggewälzt! Der Stein, der schwer auf der Seele der Jünger liegt, weil sie mit der Kreuzigung meinten: nun ist alles vorbei. Dieser Stein ist weg! Gott eröffnet neue Wege. Für mich klingt das nach Weite und Freiheit! Wonach wir uns ja in diesen Tagen auch so sehnen. Ohne Beschränkungen andere Menschen treffen. Ein persönliches Wort von Angesicht zu Angesicht wechseln. Das Gegenüber spüren! Zusammen Gottesdienst feiern! Das alles wird wieder möglich sein: darauf dürfen wir hoffen!
Als Zeichen der österlichen Hoffnung brennt das Licht der Osterkerze - auch in diesem Jahr! Der Herr ist auferstanden. Halleluja!
Mit herzlichen Ostergrüßen aus Petersfehn!
Ihre Pastorin Daniela Ludewig-Göckler
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Oostern bookstaberen!
So veel is just anners! Wo moi, dat männich wat ok blifft. So as in de Karken in ´t Ammerland de Oosterkersen ok in dütt Johr an ´n Oostersünndag anstoken warrt. Wi hebbt in de Kark in Petersfehn een farvenfrohe Keers: mit een golden Krüüz, de Sünn de just opgeiht, een Schipp mit bunte Seils, mit de Johrestahl 2020 un twee Bookstaven: Alpha un Omega. Von A bit Z. Von ´n Anfang bit to ´t Enn. Gott weer al vör alle Tied dor, heet dat, un he warrt dat bit an ´t Enn ween. Bi allens, wat op düsse Eer passeert, is Gott bi us. So as ok in düsse denkwürdigen Tieden, in de een Virus us Leven kumpleet verännert. Gott is dorbi in ´t heele ABC von ´t Leven.
In de Passionstied hebb ik een moijet Gedicht von James Krüss leest, een Ooster-ABC. Een List in Riemels von luter Wöör, de em to Oostern infullen sünd. Een Ooster-ABC to ´n smüüstern: Dat singt von Freid, von Leven, von dat Opwaken von de Natur. Oostern. Wo wurr ik dat bookstaberen, fraag ik mi. Un do glieke Tied denk ik: kann ik dat bookstaberen? Ja, kann ik in Wöör utdrücken, wat ik mit Oostern verbinnen do? Dat överstiggt doch egens jichtenswie all Wöör – is mit Vernunft würkelk nich to faten. „Jesus ist auferstanden!“ So blifft dat woll jümmer ok een beten Gestamer, wenn dat dorum geiht, de Botschaft von Oostern to verkloren. De us aver villicht just dorum beröhrt, anröhrt un us Hart dröppt. Wiel se even just dorvon vertellt, dat bi Gott dat Unmöögliche doch mööglich is. Wat kunnen för düssen Achtergrund woll treffende Wöör ween för mien Ooster-ABC? To „A“ fallt mi natürlich „Auferstehung“ in un ok „Aufbruch“ in. Na de trorigen Erfahrungen von Karfredag is een Neeanfang mööglich. Troer kann verwannelt weern. Dormit tosamen hangt noch een Woort: „H“ as Hapen. Na de Nacht geiht de Sünn woller op. Ok wenn wi dat männichmal nich för mööglich holt! Dat Licht verdrifft de Düüsternis. Ja – „L“, as Licht hört to Oostern, as dat „F“ för Freid! Freid, dat dat Leven siegen deit! Un denn noch dat „O“ – as open! Dat ist meist mien Lieblings-Oosterwoort! Dat Graff is open! De Steen is an de Siet schoven! De Steen, de swoor op de Seelen von de Jünger liggt, wiel se mit de Krüüzigung dacht hebbt: nu is allens vörbi. De Steen is weg! Gott maakt nee´e Weeg open. För mi hört sik dat na Wiete un Freeheit an! Dor hebbt wi in düsse Daag grodet Lengen na. Ohn Beschränkung anner Minschen drapen. Mit´nanner to snacken un sik dorbi in de Ogen to kieken. Den Gegenöver to spören! Tosamen Gottsdeenst to fier. Dat warrt allens woller mööglich ween: dorop dröfft wi hapen!
As Teken von dat Hapen an Oostern brennt dat Licht von de Oosterkeers – ok in dütt Johr! De Herr is operstahn. Halleluja!
Von Harten beste Gröten ut Petersfehn!
Ehre Pastorin Daniela Ludewig-Glöckler
Andacht für den 11.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Nähe finden, Liebe erweisen
Liebe Schwestern und Brüder,
nein, ich möchte nicht jetzt schon sagen: Morgen ist es ja vorbei, die Trauer, die Stille. Das ist doch immer so am Karsamstag. Wenn Karfreitag das Evangelium gelesen ist, kommt die Stille. Das Licht erlischt. Die Orgel schweigt. Am Ostermorgen dann ist alles wieder neu. Der Karsamstag ist ein ungeliebter Tag. Den muss man aushalten.
So ist der Karsamstag, still, verhalten und traurig. Aber er ist ein guter Tag. Er hilft zu realisieren. Ja, es ist wirklich so: Jesus ist gestorben. Trauerzeit, Abschiedszeit, Zeit der Distanz. Die gilt es zu gestalten.
So mag es damals gewesen sein: Jesus wird in das Grab gelegt, so berichten die Evangelien. Die Frauen sitzen da, sehen, wo sein Ort sein wird. Vielleicht entsteht hier die Idee, Jesus zu salben und ihm noch einmal ganz nah zu kommen, bevor das Grab für immer verschlossen bleibt. Sie nehmen Abschied, Schritt für Schritt. Sie bereiten Öle für die Salbung vor. Dann ist Sabbat, Ruhetag. Sie halten aus. Das gehört zum Abschied, Nähe suchen, Liebe erweisen und aushalten.
Karsamstag, Zeit der Distanz. Unser Karsamstag ist in dieser Zeit hart. Wir können uns nicht mit weltlichen Vergnügungen ablenken undes gibt heute auch kein Osterfeuer. Viele sind in diesen Tagen allein oder getrennt von ihren Lieben. Das spüren wir. Es ist wohl auch nicht so viel für Ostern vorzubereiten wie in anderen Jahren. Nehmen wir diese Zeit doch ernst! Sie ist Krisenzeit. Sie bietet Möglichkeiten der Wandlung. Die Wandlung gehört zu jedem Abschied, jeder Trauer und auch zu jeder Krise. Sie braucht ihre Zeit. Nähe suchen, Aushalten und Liebe erweisen, so gestalten wir den Karsamstag auch.
Nähe zu suchen, wenn die anderen fern sind, Aushalten und Liebe erweisen, davon schreibt Dietrich Bonhoeffer am Heiligabend 1943 aus dem Gefängnis an seine Verlobte:
Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines uns lieben Menschen ersetzen kann und man soll das auch gar nicht versuchen; man muss es einfach aushalten und durchhalten; das klingt zunächst sehr hart, aber es ist doch zugleich ein großer Trost; denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinander verbunden. Es ist verkehrt, wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er füllt sie gar nicht aus, sondern er hält sie vielmehr gerade unausgefüllt, und hilft uns dadurch, unsere echte Gemeinschaft – wenn auch unter Schmerzen – zu bewahren. …Vom ersten Aufwachen bis zum Einschlafen müssen wir den anderen Menschen ganz und gar Gott befehlen und ihm überlassen, und aus unseren Sorgen um den Anderen Gebete für ihn werden lassen.
Die Frauen an Jesu Grab wissen davon noch nichts. Sie brauchen noch Zeit, Karsamstagzeit, um mit der Lücke zu leben, die Jesus hinterlässt. Symbol dieser Lücke ist für mich das Kreuz. Dass durch das Kreuz echte Gemeinschaft entsteht, dazu muss erst Ostern werden. So lange suchen die Frauen Jesu Nähe auch in der Distanz. Sie halten aus, ohne zu wissen, wie lange. Sie erweisen ihre Liebe, ohne einer neuen Begegnung gewiss sein zu können. Für sie ist noch nicht Ostern, nicht für sie und nicht für uns. Die Lücke bleibt und die Gemeinschaft mit Jesus. Die Lücke bleibt und die Gemeinschaft mit unseren Lieben, denn im Kreuz kommt Gott uns am Nächsten. Amen.
Meike von Kajdacsy, Klinik- und Hospizseelsorgerin in Westerstede
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Leve Süstern un Bröer,
ne, ik much dat nich nu al seggen: Morgen is dat ja vorbi, de Troer, de Still. Dat is doch jümmer so, an ´n Karsünnavend. Wenn an ´n Karfredag dat Evangelium lesen is, kummt de Still. Dat Licht geiht ut. De Orgel swiggt. An Oostermorgen is denn allens woller nee. De Karsünnavend is een Dag, den de mehrsten nich so geern möögt. Den mutt een utholen.
So is de Karsünnavend, still, sinnig un troerig. Aver he is een goden Dag. He hölpt us, us allens kloor to maken. Ja, dat is würkelk so: Jesus is sturven. Troertied, Afscheedstied, Tied vör Afstand. Ut de Tied schullen wi wat maken.
So is dat villicht damals ween: Jesus warrt in sien Graff leggt, so steiht dat in de Evangelien. De Froons sitt dor, seht, wo he sien Oort finnen warrt. Villicht kummt hier de Idee op, Jesus to salben un em noch eenmal heel nah to kamen, ehrdat dat Graff för all Tieden versloten blifft. Se nehmt Afscheed, Schritt för Schritt. Se maakt de Öle för de Salbung fardig. Denn is Sabbat, Fierdag, Roh. Se holt dat ut. Dat hört to den Afscheed dorto, Neegde söken, Leev geven un utholen.
Karsünnavend, Tied von Distanz. Use Karsünnavend is in düsse Tied hart. Wi köönt us nich mit weltliche Vergnögungen aflenken un dat gifft vandagen ok kien Oosterfüer. Vele sünd in düsse Daag alleen oder köönt nich mit ehre Leven tosamen ween. Dat köönt wi spören. Un dor is ok woll nich so veel för Oostern to doon, as in anner Johren. Nehmt wi düsse Tied doch eernst! Se is Krisentied. Wi kunnen us in düsse Tied ännern. De „Wandlung“ hört to jeden Afscheed, jede Troer un ok to jede Krise dorto. Se bruukt ehre Tied. Neegde söken, Utholen un Leev geven, so köönt wi ut den Karsünnavend wat maken.
Neegde söken, ok wenn de annern wiet weg sünd, Utholen un Leev geven, dorvon schrifft Dietrich Bonhoeffer an ´n Hilligavend 1943 ut dat Kaschott an siene Verlovte:
Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines uns lieben Menschen ersetzen kann und man soll das auch gar nicht versuchen; man muss es einfach aushalten und durchhalten; das klingt zunächst sehr hart, aber es ist doch zugleich ein großer Trost; denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinander verbunden. Es ist verkehrt, wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er füllt sie gar nicht aus, sondern er hält sie vielmehr gerade unausgefüllt, und hilft uns dadurch, unsere echte Gemeinschaft – wenn auch unter Schmerzen – zu bewahren. …Vom ersten Aufwachen bis zum Einschlafen müssen wir den anderen Menschen ganz und gar Gott befehlen und ihm überlassen, und aus unseren Sorgen um den Anderen Gebete für ihn werden lassen.
De Froons an Jesu Graff weet dorvon noch nix. Se bruukt noch Tied, Karsünnavendtied, um mit de Lücke to leven, de Jesus torügg lett. Dat Symbol för düsse Lücke is för mi dat Krüüz. Dat dör dat Krüüz echte Gemeenschop entsteiht, dorto mutt dat eerst Oostern warrn. So lang söökt de Froons de Neegde to Jesus ok in de Distanz. Se holt dat ut, ohn dat se weet, wo lang. Se wiest em ehre Leev, ohn dat se seker ween köönt, dat se em woller seht. För se is noch nich Oostern, nich för se un nich för us. De Lücke blifft un de Gemeenschop mit Jesus. De Lücke blifft un de Gemeenschop mit use Leven, denn in ´t Krüüz kummt Gott us an Nächsten.
Amen
Meike von Kajdacsy, Klinik- und Hospizseelsorgerin in Westerstede
Andacht für den 10.04.2020
Karfreitag
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Gott ist ganz nah bei uns
2009 auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Bremen. Ich bin nicht Dauergast. Ich nehme am Kirchentag nur einen Tag lang teil. Ohne Übernachtung.
Ich sitze vormittags in der Kirche Unser Lieben Frauen, nicht weit vom Dom. Nach einer Bibelarbeit soll es eine Podiumsdiskussion geben. „Ist Gott ein zorniger Gott?“ Diese Frage soll geklärt werden. Ich erwarte eine anregende Diskussion. Sicherlich mit einem Menschen, der es ablehnt, von einem zornigen Gott zu sprechen, und jemandem, der sagen will, dass Gott neben seiner Liebe auch den Zorn kennt.
Die Podiumsdiskussion beginnt. Leider ist es keine Diskussion. Denn einer der beiden Gesprächspartner ist krank geworden und nicht erschienen. Der anwesende Referent, ein Unternehmensberater aus der Schweiz, erzählt in blumiger Werbesprache, dass Gott natürlich zornig sei – über die Sünden der Menschen, über die Abkehr der Menschen von Gott. Er sagt des Öfteren: Wer Gott nicht auch für einen zornigen Gott hält, ist einfach dumm! Wie könne man nur anderer Meinung sein?
Ich frage mich: Ja, wie ist es eigentlich mit Gott? Ist er ausschließlich ein Gott der Liebe? Kennt er nicht so etwas wie einen heiligen Zorn? Über ungerechte Verhältnisse, über Unfrieden und Ungerechtigkeit? Und ich frage mich: Müsste Gott nicht auch über mich zornig sein? Zeige ich meinen Mitmenschen gegenüber genügend an Liebe und Mitgefühl? Oder bleibe ich nicht immer unter meinen Möglichkeiten?
„Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu.“ Das lesen und hören wir heute im Zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther (5,19). Ja, die Welt hat sich von Gott getrennt. Auch ich lebe nicht so, wie Gott es von mir verlangt. Ich habe Schwächen, und selbst da, wo mir etwas gelingt, schaue ich nur auf mich. Aber Gott wird darüber nicht zornig. Er nimmt durchaus wahr, dass wir uns immer wieder von ihm wegbewegen, aber er lässt uns nicht los. Er achtet nicht auf das, was uns trennt, sondern schaut uns in Liebe an. In einer Liebe, die uns versöhnt! Wohlgemerkt: uns! Dass Gott in seinem Zorn versöhnt werden müsste, finden wir in der Bibel nicht! Wir, wir werden versöhnt! Gott geht auf uns zu und macht alles gut!
Karfreitag und Ostern feiern wir diese Versöhnung. „Gott war in Christus!“ Nicht ein allmächtiger Gott, den nichts beeindrucken könnte, ist unser Gott. Gott ist ein Gott, der im Kreuz bis an die Grenzen des Todes und darüber hinausgegangen ist. Christus nimmt unsere Schuld, unsere Angst, unsere Sorgen auf sich! Er will unser Leben teilen – und unseren Tod! Und deswegen teilen wir selbst im Tod das ewige Leben unseres Gottes.
Heute ist ein besonders stiller Karfreitag. Wir dürfen heute merken: Gott ist ganz nah bei uns, bei unseren Sorgen, Ängsten, bei dem, was uns gelingt, aber gerade auch bei dem, wo wir scheitern. Aber Karfreitag scheint auch schon Ostern durch: das Leben, das Gott uns geschenkt hat und schenken will. Christus ging bis ans Kreuz. Aber er lebt. Wir denken und handeln oft so, wie es Gott nicht will. Aber er rechnet uns das nicht an. Er sieht uns so, wie er uns sehen will: als seine geliebten Söhne und Töchter.
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
2009 op den Düütschen Evangelischen Karkendag in Bremen. Ik bün nich de hele Tied hier. Ik nehm blots an eenen Dag deel. Ohn övernachten. Ik sitt an ´n vörmiddag in de Kark „Unserer Lieben Frauen“, nich wiet von ´n Dom af. Na een Bibelarbeid schall dat een Podiumsdiskussion geven. „Is Gott een zornigen Goot?“ Op düsse Fraag schall een Antwoort funnen weern. Ik reken mit een rege Diskussion. Seker mit een Minsch, de dat aflehnt, von een´n zornigen Gott to spreken, un annerseen, de seggen warrt, dat Gott neben siene Leev ok den Zorn kennen deit. De Podiumsdiskussion fangt an. Leider is dat kien Diskussion. Denn een von de beiden Gespreekspartner is krank worrn un nich kamen. De anwesende Referent, een Unnernehmensberader ut de Schweiz, vertellt in bloomige Werbespraak, dat Gott natürlich zornig is – över de Sünnen von de Minschen. över de Afkehr von de Minschen von Gott. He seggt faken: Wer Gott nich ok för een´n zornigen Gott holen deit, is eenfach dumm! Wo kunn een blots een anner Menen hebben?
Ik fraag mi: Ja, wo is dat eegens mit Gott? Is he seker blots een Gott von de Leev? Kennt he nich sowat as een hilligen Zorn? Över ungerechte Tostänn, över Unfreden un Ungerechtigkeit. Un ik fraag mi: Müss Gott nich ok över mi zornig ween? Wies ik miene Mitminschen gegenöver noog an Leev un Mitgeföhl? Oder bliev ik nich jümmer unner miene Mööglichkeiten?
„Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu.“ Dat leest un hört wi vandagen in den tweeten Breef von den Apostel Paulus an de Korinther (5,19). Ja, de Welt hett sik von Gott trennt. Ok ik leev nich so, as Gott dat von mi verlangt. Bi de een or anner Saak bün ik swach un sülvst dor, wo mi wat glücken deit, kiek ik blots op mi. Aver Gott warrt doröver nich zornig. He süht dat woll, dat wi us jümmer woller von em weg beweegt, aver he lett us nich los. He acht nich dorop, wat us trennen deit, sünnern kickt us in Leev an. In een Leev, de us versöhnt! Woll verstahn: us! Dat wi Gott in sienen Zorn versöhnen schöllt, findt wi in de Bibel nich! Wi, wi warrt versöhnt! Gott kummt op us to un maakt allens goot!
Karfredag un Oostern fiert wi düsse Versöhnung. „Gott war in Christus!“ Nich een allmächtigen Gott, den nix beindrucken kunn, is use Gott. Gott is een Gott, de in ´t Krüüz bit an de Grenze von den Doot gahn is un ok doröver hen. Christus nimmt use Schuld, use Angst, use Sorgen op sik! He will us Leven delen – un usen Doot! Un dorum deelt wi sülvst in ´n Doot dat ewige Leven mit usen Gott.
Vondagen is een besünners stillen Karfredag. Wi dröfft vandagen marken: Gott is heel nah bi us, bi use Sorgen, Ängste, bi dat, wat us glückt, aver besünners ok bi dat, wo wi scheitert. Aver an ´n Karfredag schient ok Oostern dör: Dat Leven, dat Gott us schunken hett un schenken will. Christus is bit an ´t Krüüz gahn. Aver he leevt. Wi denkt un hannelt faken so, as Gott dat nich will. Aver he rekent us dat nich an. He süht us so, as he us sehen will. He hett us leev, as siene Söhns un Döchter.
Für das Leben
Andacht für den Gründonnerstag, 09.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
Gründonnerstag 2020
Für das Leben
Gründonnerstag 2020 - mitten in der Karwoche. Die Passionszeit nimmt Fahrt auf: Bislang vier Sonntage ohne die regulären Gottesdienste, drei Wochen mit sehr eingeschränkten Kontakten. Die Krise hat viele Gesichter. Nach dem Jubel am Palmsonntag wird Jesus verhaftet, verraten und verleugnet. Was lange Bestand hatte, gilt nicht mehr. Wo ist die Verlässlichkeit, die Gesundheit, das Wirtschaftswachstum, wo bleiben die zwischenmenschlichen Begegnungen?
Ja, es ist Passionszeit. Vieles ist anders. Menschen sind krank, sind einsam, sie leiden, sie sterben. Hier, in Bergamo, in New York, auf Lesbos, in Aleppo und in Soweto.
Gründonnerstag - damals in Jerusalem: Jesus isst und trinkt mit seinen engsten Freunden. Sie pflegen die Gemeinschaft. Jesus beauftragt und ermutigt: Esst, trinkt und feiert auch in Zukunft, miteinander und füreinander, mit mir : „Ich bin bei euch!“
Gründonnerstag 2020 - heute im Ammerland: Menschen sind füreinander da, helfen in Krankenhäusern und Praxen, in der Pflege und im Einzelhandel, bei Polizei und Feuerwehr, und, und, und... Dafür können die Ammerländerinnen und Ammerländer dankbar sein, auch stolz und voller Hoffnung. Es geht weiter, auch in der Krise. Wir sind behütet.
Gründonnerstag 2020 - mitten in der Karwoche, Passionszeit in der Krise. Und doch scheinen bereits kleine Lichter. Ostern ist nicht mehr weit. Die Krise wird nicht das letzte Wort behalten.
Das Leben wird siegen. Zuversicht und Hoffnung keimen auch schon heute bereits an vielen Stellen.
Gründonnerstag 2020 - Heute Abend um 19 Uhr: Schenken Sie sich ein Glas Traubensaft oder Wein ein, sprechen Sie ein Gebet und dann lassen Sie uns aus der Ferne miteinander anstoßen - auf das Leben, auf die Zuversicht, auf die Gemeinschaft untereinander, füreinander und mit Jesus Christus.
Seien Sie in Zeiten der Krise behütet und bewahrt!
Karsten Peuster
Pastor in Friedrichsfehn
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Gründonnerstag 2020
Grööndunnerdag 2020 – meern in de Karweek. De Passionstied nimmt Fahrt op: bit nu veer Süündaag ohn de regulären Gottsdeensten, dree Weken wo de Kuntakten bannig inschränkt weern. De Krise hett vele Gesichter. Na den Jubel an ´n Palmsünndag warrt Jesus fastnahmen, verraden un verleugnet. Wat lang Bestand harr, gelt nich mehr. Wo is de Verlässlichkeid, de Gesundheid, dat Wassen von de Wirtschop, wo blievt de Begegnungen twüschen de Minschen?
Ja, nu is Passionstied. Veel is anners. Minschen sünd krank, sünd eensam, se mööt lieden, se starvt. Hier, in Bergamo, in New York, auf Lesbos, in Aleppo un in Soweto.
Grööndunnerdag – damals in Jerusalem: Jesus ett un drinkt mit siene engsten Frünnen. Se pleegt de Gesellschop. Jesus seggt wat se doon schüllt un maakt Moot: Eet, drinkt un fiert ok in Tokunft, mit´nanner un vör´nanner, mit mi: „Ich bin bei euch!“
Grööndunnerdag 2020 – vandagen in ´t Ammerland: Minsch sünd vör´nanner dor, helpt in Krankenhüüs un Praxen, in de Pleeg un in ´n Hannel, bi Polizei un Füerwehr, un, un, un... Dorför köönt de Ammerlänner dankbar ween, ok stolt un vull von Hapen. Dat geiht wieter, ok in de Krise. Wi warrt behööd.
Grööndunnerdag 2020 – meern in de Karweek, Passionszeit in de Krise. Un liekers schient dor al lütte Lichter. Oostern is nich mehr wiet. De Krise warrt nich dat leßde Woort beholen.
Dat Leven warrt winnen. Toversicht un Hapen kiemt ok hüüt al woller an vele Steden.
Grööndunnerdag 2020 – Vonavend um Klock söven: Schenkt se sik een Glas Druvensaft oder Wien in, spreekt se een Gebett un denn laat se us ut de Ferne mit´nanner anstöten – op dat Leven, op de Toversicht, op de Gemeenschop unner´nanner, för´nanner un mit Jesus Christus.
Weest Se in Tieden von de Krise behööd un bewahrt!
Karsten Peuster
Pastor in Friedrichsfehn
Drei Dinge der Dankbarkeit
Andacht für den 08.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch gespochen von Pastor Malte Borchardt
Download als MP3 - niederdeutsch gelesen von Britta Gurrey
Drei Dinge der Dankbarkeit
Noch schien die Welt für die Jünger in Ordnung.
Immer noch waren sie beeindruckt vom triumphalen Einzug in Jerusalem.
Die Welt schien schön, die Menschen freundlich.
Alles schien gut.
Alle freuten sich auf das Passahfest.
Überall waren die Vorbereitungen im Gange.
Alles schien gut.
Wir wissen es besser, es war nur die Ruhe vor dem Sturm, der die Welt verändern sollte.
Wobei, wenn wir es recht betrachten, es erst einmal kein Sturm war, ja nicht einmal ein laues Lüftchen, sondern das, was da kommen sollte, sollte nur schieres Entsetzen bei den Jüngern auslösen.
Noch schien die Welt in Ordnung.
Die Menschen gingen ihrer gewohnten Arbeit nach –
alles schien gut.
Ähnlich unsere heutige Situation.
Das Wetter ist ungewöhnlich schön für den Beginn des Aprils – ein richtiges Osterwetter.
Nur dieses Jahr will eine rechte Osterfreude nicht aufkommen, und das nicht nur weil der Karfreitag noch vor uns liegt.
Im Augenblick liegt da ein Tal vor uns –dunkel, bedrohlich.
Etwas so kleines, daß es mit einem normalen Mikroskop nicht zu sehen ist, hält unsere Welt in seinen Bann; verändert unser tägliches Leben.
Woher Hoffnung ? – Woher Trost?
Zumal sich das Offensichtliche – durch die Nachrichten – immer wieder in den Vordergrund drängt und gedrängt wird.
Woher Hoffnung? - Woher Trost?
Da wir das Ostergeschehen ja immer nur von unserem heutigen Standpunkt aus sehen und begreifen können, haben wir auch schon die Antwort, die uns jenen Mut geben möchte, eben nicht wie das Kaninchen erstarrt auf die Bedrohung zu starren.
Gewiß da ist der Virus – Menschen erkranken schwer – Menschen sterben – Menschen vereinsamen, sind verzweifelt und all dem sollen wir nun die Freude der Auferstehung am Ostermorgen entgegenhalten.
Ist das nicht etwas zu viel verlangt?
Am Karfreitag brach für die Jünger die Welt zusammen – alles Denken wurde auf dem Kopf gestellt.
Denn wer da so am Kreuz elendig stirbt – der muß doch von Gott verlassen sein – den kann doch Gott nicht mehr kennen.
Wo ist Gerechtigkeit? Wo ist Hoffnung?
Alles schien aus und vorbei, aller Glaube, alles Hoffen ist zerstört.
Das ist Karfreitag!
Was dann kommt, ist gegen jegliches Denken, gegen jegliche menschliche Erfahrung, da Gott eben nicht nach unseren Maßstäben handelt:
Die Auferstehung Christi!
Gott handelt anders, weder Krankheit noch Tod, sind eine Strafe Gottes gegen den Menschen. Das Ja Gottes in unserer Taufe gilt – ER, Gott, sagt Ja zu uns jeden Tag neu – im finsteren Tal, wie eben am gedeckten Tisch.
Es kommt nur darauf an diesem Ja Gottes in unserer Taufe zu vertrauen, im finsteren Tal wie am gedeckten Tisch.
Gewiß, es ist leicht gesagt, solange ich selber gesund bin, aber was ist, wenn….
Das Dunkel und das Bedrohliche schiebt sich gerne in den Vordergrund, versucht uns alle Hoffnung und Zuversicht zunehmen, was dem entgegenhalten?
Mein Versuch und möge es Gott geben, das es immer so bleibt, ist jeden Tag und sei er noch so schwer gewesen, das Schöne in meinem Leben zu entdecken und dafür eben nicht mir selber auf den Schulter zu kloppen: Hast alles gut gemacht!
Sondern eben in diesem Schönen, das oft als alltäglich und damit als selbstverständlich betrachtet wird, Gottes Wirklichkeit auch und gerade im 21. Jahrhundert - nun im April - zu sehen und dies dem Dunklen entgegenzuhalten.
Drei Dinge findet man immer, ich muß nur bereit sein, diese auch zu suchen, zu entdecken und dafür eben auch Gott zu danken.
Dadurch wird der Virus nicht aus der Welt geschaffen, aber seine Kraft mich in die Verzweiflung zu treiben, die Gott nichts mehr zutraut, wird so gebrochen.
Es kommt auf den Versuch an und wir werden leben, getragen aus der Osterzeit selbst im dunklen Tal. Amen
Pastor Malte Borchardt / Westerstede
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Noch weer de Welt för de Jünger in Ornung.
Jümmer noch weern se beindruckt von den Intog in Jerusalem.
De Welt schienbar moi, de Minschen fründlich.
Allens weer schienbar op de Reeg.
Se all hebbt sik op dat Passafest freit. Överall weern se in Gang allens op Schick to bringen. Allens weer schienbar op de Reeg.
Wi weet dat beter, dat weer blots de Roh vör den Storm, de de Welt verännern schull.
Ofschon, wenn wi dat mal richtig ankiekt, dat eerst mal kien Storm weer, ja nich mal een lauet Lüftchen, sünnern dat, wat dor kamen schull, schull schieret Entsetten bi de Jünger utlösen.
Noch weer de Welt schienbar in Ornung. De Minschen gungen ehre gewohnte Arbeid na – allens weer schienbar op de Reeg.
Meist so as in use Situation vondagen.
Dat Weer is besünners schön för Anfang April – een richtiget Oosterweer.
Blots dütt Jahr will dor kien rechte Oosterfreid opkamen, un dat nich blots wiel de Karfredag noch för us liggt.
In ´n Momang liggt dor een Taal för us – düüster, drauend.
Jichtenswat heel lüttet, dat een dat mit een normalet Mikroskop nich sehn kann, höllt use Welt in sienen Bann; verännert elkeen Dag us Leven.
Woher Hapen? – Woher Trost?
Tomal sik dat Offensichtliche – dör all de Narichten – jümmer woller na vörn drängt un drängt warrt.
Woher Hapen? – Woher Trost?
Dor wi dat wat damals an Oostern passeert is, ja jümmer blots von usen hütigen Standpunkt ut sehn un begriepen köönt, hebbt wi ok al de Antwoord, de us jenen Moot geven will, even nich as dat Kaninken stief op de Bedrohung to stieren.
Wiss, dor is de Virus.
Minschen sünd swoor krank – Minschen starvt – Minschen sünd eensam, sünd vertwiefelt un all dat schüllt wi nu de „Freude der Auferstehung“ an ´n Oostermorgen entegen holen.
Is dat nich ´n beten to veel verlangt?
An Karfredag is för de Jünger een Welt tosamen broken – all ehr Denken wurr op den Kopp stellt.
Denn wer dor an dat Krüüz so elendig sien Leven lett – de mutt doch von Gott verlaten ween – den kann doch Gott nich mehr kennen.
Wo is Gerechtigkeid? Wo is Hapen?
Schienbar is allens ut un vörbi, all de Gloven, all dat Hapen is zerstört. Dat is Karfredag.
Wat denn kummt, is tegen jedet Denken, tegen jede minschliche Erfahrung, wiel Gott even nich na use Maßstäbe hannelt.
Dat Operstahn Christi.
Gott hannelt anners, weder Krankheit noch Doot sünd een Straaf Gottes tegen de Minschen.
Dat „Ja“ Gottes in use Dööp gelt – HE, Gott seggt JA to us elkeen Dag op ´t Nee´e – in ´t düüstere Taal just so as an ´n gedeckten Disch.
Dat kummt blots dorop an dütt JA Gottes in use Dööp to troen, in ´t düüstere Taal just so as an ´n gedeckten Disch.
Wiss, dat kann een licht seggen, solang ik sülvst gesund bün, aver wat is, wenn. ..
De Düüsternis un dat Bedrohliche schuuvt sik geern na vörn, versöcht us all us Hapen un de Toversicht to nehmen, wat schall een dor entegen holen?
Ik versöök, un mag Gott geven, dat dat jümmer so blifft, an elkeen Dag, ok wenn he noch so swoor is, dat Schöne in mien Leven to finnen un dorför even nich mi sülvst op de Schuller to kloppen: Hest du goot maakt!
Sünnern even in dütt Schöne, dat faken as dagdääglich un dormit as sülvstverständlich ankeken warrt, Gottes Wirklichkeid ok un just nu in ´t eenuntwintigste Johrhunnert to sehen – nu, in ´n April –un dat de Düüsternis entegen to holen.
Dree Saken finndt een jümmer, ik mutt blots praat ween, de ok to söken, to entdecken un dorvör even ok Gott Dank to seggen.
Dormit warrt de Virus nich ut de Welt brocht, aver siene Kraft, mi in de Vertwieflung to drieven, de Gott nix mehr totroet, warrt so broken.
Dat kummt op den Versöök an un wi warrt leven, dragen ut de Oostertied, sülvst in ´t düüster Taal.
Amen
Andacht für den 07.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch gespochen von Pastor Thomas Perzul
Download als MP3 - niederdeutsch gelesen von Hajo Freitag
Heiße Ohren
So oft und so viel habe ich lange nicht telefoniert. Mit Menschen, die ich sonst im Ort sehe, mit anderen, die weit weg sind, oder mit Verwandten und Freunden, die ich eher selten anrufe. Ich habe jetzt ja Zeit und andere, liebgewonnene und alltägliche Kontaktmöglichkeiten verbieten sich leider. Gerade jetzt wenn wir uns in unsere Wohnungen zurückziehen, tut es gut, eine freundliche Stimme zu hören, einander zu erzählen, was uns bewegt. In diesen Gesprächen geht es um Ängste und Hoffnungen. Wir sind wohl alle etwas empfindsamer, aufmerksamer für das, was im Leben wichtig ist. Es tut mir gut, davon zu erzählen und zu hören. Ganz besonders, da niemand sagen kann, was genau kommen und wie lange dieser Ausnahmezustand andauern wird.
Ist es nicht toll, dass wir so gute Kommunikationsmöglichkeiten haben? Uns per Telefon, Handy, Skype, Mail gegenseitig erzählen, trösten, Mut machen können? Oder mit den Andachten auf dieser Website? In unserer Gemeinde habe ich von vielen Menschen gehört: "Das tut richtig gut, das täglich zu haben!"
Es tut gut, hier zu lesen, Anrufe entgegen zu nehmen, Briefe zu öffnen - egal ob digital oder aus dem Briefumschlag.
Mir fällt eine weitere Möglichkeit ein: "Ruf mich an in der Not, so will ich dich erretten!", heißt es in Psalm 50,15. Wenn sonntags die Glocken läuten, wenn viele Menschen am Abend Kerzen in die Fenster stellen, wenn ich einen Spaziergang in der Frühlingssonne mache - überall und immer kann ich Gott anrufen, zu Gott beten, ihm sagen, was mich gerade bewegt.
Ein Gebet lässt das Corona-Virus nicht umgehend verschwinden und beendet die Ungerechtigkeit in der Welt nicht schlagartig - die macht gerade in den Flüchtlingslagern ja keine Corona-Pause. Und doch verändert es mein Leben, gibt mir Kraft und verhilft mir zu neuen Perspektiven und Einsichten. Und wir können im Gebet auch füreinander da sein, wir können unsere Lieben, die Kranken, die Vielen, die helfen, die Menschen, die Not leiden, Gott ans Herz legen und für sie bitten: darum, dass Gott ihnen Kraft und Mut und Durchhaltevermögen schenkt beispielsweise. Ich stelle mir vor, wie sich durch unser gemeinsames Gebet, unser gegenseitiges Füreinander-Bitten ein unsichtbares Netz um die Erde spannt, durch das wir trotz räumlichem Abstand verbunden bleiben und Stärkung erfahren.
In dieser Karwoche 2020 wird uns wohl besonders deutlich vor Augen gestellt: Gott ist uns Menschen in unserer Not nahe und für uns da. Ich denke, wenn wir einen Ort suchen, an dem wir in diesen Tagen Gott finden können, dann sicher an einem Krankenbett, auf einer Intensivstation, in einem der vielen Flüchtlingslager... Und doch ist Gott immer auch ganz nah bei mir, nur ein Gebet weit entfernt. Auch von dieser Erfahrung dürfen wir erzählen, wenn wir Briefe schreiben, mal wieder zum Hörer greifen und telefonieren, bis der Akku in die Knie geht und die Ohren heiß werden.
Pastor Thomas Perzul / Elisabethfehn
Ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Heiße Ohren
So faken un so veel hebb ik al lang nich mehr telefoneert. Mit Lüe, de ik sünst in ´n Oort to sehn krieg, mit anner, de wiet weg sünd, oder mit Verwandte un Frünnen, de ik anners ehrder nich anropen do. Ik hebb nu ja Tied un dat gifft ja leider kien Gelegenheit, elkeen Dag, so as wi dat wennt sünd, mit anner Lüe in Kontakt to kamen. Just nu, wo wi us in use Wohnungen torügg treckt, deit dat goot, een fründliche Stimm to hören, een´anner to vertellen, wat us beweegt. In düsse Gespreek geiht dat um Bangen un Hapen. Wi sünd woll all ´n beten fienföhliger, opmerksamer för dat, wat in ´t Leven wichtig is. Dat deit mi goot, dorvon to vertellen un to hören. Ganz besünners, wo nümms seggen kann, wat dor op us to kummt un wo lang düsse Utnahmetostand duern warrt.
Is dat nich wunnerbar, wo veel Mööglichkeiten dat gifft, mit`nanner in Kontakt to blieven? Us per Telefon, Handy, Skype, Mail een den annern wat to vertellen, to trösten un Moot to maken? Oder mit de Andachten op düsse Website? In use Gemeen hebb ik von vele Minschen höört: „Dat deit richtig goot, dat elkeen Dag to hebben.“
Dat deit goot, hier to lesen, Anrufe antonehmen, Breven op to maken – egal of digital oder ut een Breevumslag.
Mi fallt noch een Mööglichkeit mehr in: „Ruf mich an in der Not, so will ich dich erretten!“ heet dat in Psalm 50,15. Wenn ik an ´n Sünndag de Klocken hören do, wenn vele Lüe an ´n Avend een Keers in ´t Finster stellt, wenn ik een Spazeergang maak – överall kann ik Gott anropen, to Gott beden, em seggen, wat mi just beweegt.
Een Gebett lett dat Corona-Virus nich in ´n sülvigen Momang verswinnen un maakt de Ungerechtigheid in de Welt nich foorts een Enn - de maakt ja just in de Flüchtlingslager kiene Corona-Pause. Un doch verännert dat mien Leven, gifft mi Kraft un helpt mi, nee´e Perspektiven un Insichten to finnen. Un wi köönt in´ t Gebett ok för´nanner dor ween, wi köönt use Leven, de Kranken, de Velen, de helpen doot, de Minschen, de in Noot sünd, Gott an ´t Hart leggen un för se bidden: dorum, dat Gott se Kraft un Moot un dat Vermögen dörtoholen schenkt to ´n Bispill. Ik kunn mi vörstellen, wo sik dör us gemeensamet Gebett, us gegensietig För´nanner-Bidden een unsichtbaret Nett um de Eer spannt, so dat wi, ok wenn wi nich bi´nanner ween köönt, verbunnen blievt un stark maakt warrt.
In düsse Karwoche 2020 warrt us woll besünners düütlich vör Ogen brocht: Gott is us Minschen in use Noot nah un för us dor. Mi dücht, wenn wi een Oort söken dot, an den wi in düsse Daag Gott finnen köönt, denn seker an een Krankenbett, op een Intensivstation, in een von de velen Flüchtlingslager... Un liekers is Gott jümmer ok heel nah bi mi, blots een Gebett wiet weg. Ok von düsse Erfahrung dröfft wi vertellen, wenn wi Breven schrievt, mal woller to ´n Hörer griepen doot un telefoneert, bit de Akku in de Knee geiht un de Ohren heet warrt.
Pastor Thomas Perzul / Elisabethfehn
"Schaut die Lilien ..."
Andacht für den 06.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Pastor Achim Neubauer
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
"Schaut die Lilien ..."
Es gibt kaum ein schöneres Bild, das auffordern will zur Gelassenheit. In ganz einfacher Sprache geht es um Vertrauen, um einen neuen, frischen, anderen Blick. Weg von den Gedanken um sich selbst, die Zukunft, die Fragen auf die es doch sowieso keine Antwort gibt. Wer sich lösen kann, mag eine freie Sicht bekommen.
Damals ist es eine ziemliche Menschenschar, die den Gottessohn umringt; Große und Kleine um ihn herum. Neugierig sind sie alle, die diesem Jesus zuhören. Das sind welche dabei, voller Trauer; sie suchen nach Trost. Andere sind erschöpft und brauchen etwas Ruhe. Sicher, da stehen auch solche, die zweifeln; keine besonderen Erwartungen haben. Aber sie hören zu. Irgendwie hatte sich herumgesprochen, dass dieser Wanderprediger auf seinem Weg durch das Land Israel in ihre Nähe kommen würde.
Sie wollen etwas hören: Über sich und über ihr Leben und dazu gehört doch auch, sich Gedanken zu machen über das was kommt.
"Seht die Vögel am Himmel!", dann wenn der Blick dem Alltag auf der Erde verhaftet ist, dann bleiben die Gedanken, die nach Zukunft fragen, automatisch in den irdischen Kategorien gefangen. Eigentlich – bei allem Respekt – kein wirklich neuer Gedanke, auch damals nicht; schon die Psalmbeter suchten ihre Hoffnung nicht im Staub der Ebene. Von Gott erwarten sie Hilfe. Und genau diesen Gedanken nimmt Jesus auf.
Ja, sagt er; die ausgetretenen Pfade der Vergangenheit haben schon viele versucht.
Tränen der Sorge wurden millionenfach geweint, um Kinder, um Erwachsene: Gott, unser Vater, weiß, was seine Geschöpfe bedrückt.
Und dann zeigt er den Menschen um sich herum eine Lilie: Schaut, die hat sich nicht angestrengt, um euer Auge zu erfreuen. Gott hat für sie gesorgt. Sie wächst, sie blüht, sie sieht schön aus, weil Gott sich um diese kleine Pflanze kümmert. Um jeden Teil seiner Schöpfung sorgt er sich: Auch um Dich und um mich.
Das klingt für unsere Zeit ein wenig zu romantisch. Aber wie Balsam waren die Worte auf die Seelen der besorgten Jünger und Jüngerinnen. Nicht wenige hatten sich ja gefragt, ob es wohl richtig ist, alles zu verlassen, ihm zu folgen, in ein Leben ohne jede Absicherung für Gottes Reich und seine Gerechtigkeit.
Reich Gottes – das ist da, wo alles Sehnen zur Erfüllung kommt, wo seine Liebe alles in allem ist, da wo tatsächlich alle Menschen Geschwister sind. Es herrscht Friede; alle gehören genauso dazu wie Du und ich. Mit Jesus ist dieses Reich schon angefangen und in seinen Worten ist schon ein bisschen zu sehen, wie es sein wird.
Später gehen die Menschen dann wieder nach Hause. Ob sie sich auf dem Heimweg noch darüber unterhalten haben, was Jesus gesagt hat? Das mit den Lilien jedenfalls, das haben sie sich gemerkt, damals. Später haben sie das dann auch aufgeschrieben. Sie fanden es wichtig, dass auch Menschen anderer Zeit wissen sollten: "Der himmlische Vater weiß, wessen ihr bedürft."
Du bist gar nicht allein, das mag manches kleiner machen und erträglicher.
Ihr Pastor Achim Neubauer
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
„Schaut die Lilien...“
Dat gifft woll kien Bild wat moier is, un us opfoddern will, mit Roh un Achtsamkeit dör dat Leven to gahn. In heel slichte Spraak geiht dat um Vertroen, um een ne´en, frischen, annern Blick. Weg von de Gedanken um sik sülvst, de Tokunft, de Fragen, op de dat doch sounso kien Antwoord gifft. Wer sik lösen kann, mag een free´e Sicht kriegen.
Damals sünd dat teemlich veel Minschen, Grote un Lütte, de um den Söhn van usen Herrgott umto staht. All Lüe, de düssen Jesus tohört, sünd neeschierig. Dor sünd wecke dorbi, de sünd vull von Troer, se söökt na Trost. Anner sünd mööd, ahn Knööv, un bruukt een beten Roh. Seker, dor staht ok wecke, de nix besünners vermoden doot, de twiefelt. Aver se höört em to. Jichtenswie harr sik dat rumsproken, dat düsse Wannerprediger op sienen Weg dör dat Land Israel in ehre Neegde kamen wöör.
Se wüllt wat hören: Över sik un över ehr Leven un dorto hört doch ok, sik Gedanken to maken över dat, wat kummt.
„Seht de Vagels an´n Heven!“, denn, wenn de Blick in´n Alldag op de Eer hangen blifft, denn blievt Fragen na de Tokunft automatisch in irdische Kategorien fungen. Egens – bi allen Respekt – kien würkelk neen Gedanken, ok damals nich; al de Psalmbeter hebbt ehr Hapen nich in ´n Tüterkram van´n Alldag söcht. Se töövt op Help van usen Herrgott. Un just düssen Gedanken nimmt Jesus op.
Ja, seggt he; op düssen olen Padd sind all veele unnerwegens ween un hebbt mit ehr Tranen un ehr Sorgen düssen Padd noch deeper maakt. Se hebt blarrt um Kinner un utwussen Lüe. Use Herrgott sütt dat allns un nimmt sik dat to Harten.
Un denn wiest Jesus de Minschen um sik to een Lilie: Kiekt mal, de hett sik nich besünners anstrengt, um joe Ogen een Freid to maken. Gott hett för ehr sorgt. Se wasst, se bleuht, se süht moi ut, wiel Gott sik um düsse lütte Plant kümmert. Um jedeen Deel van siene Schöpfung sorgt he sik: Ok um Di un um mi.
Dat höört sik för use Tied´n beten to romantisch an. Aver för de besorgten Jünger un Jüngerinnen weern düsse Wöör as Balsam op ehre Seelen. Veele von se harrn sik ja fraagt, of dat woll richtig is, allens stahn to laten, um em to folgen, in een Leven ahn jede Sekerheit, för „Gott sien Riek“ un siene Gerechtigkeit.
„Gott sien Riek“ - dat is dor, wo all Lengen in Erfüllung geiht, wo siene Levde allens is, dor wo würkelk all Minschen as Süster un Broder sünd. Dor ist Freden; all höört genau so dorto as Du un ik. Mit Jesus is dütt Riek al anfungen un in siene Wöör is al ´n beten to sehn, wo dat in Tokunft ween kunn.
Later gaht de Minschen denn woller na Huus. Of se woll op den Weg na Huus noch doröver snackt hebbt, wat Jesus seggt hett? Op jeden Fall dat mit de Lilien hebbt se sik markt, damals. Later hebbt se dat denn ok opschreven. Se funnen dat wichtig, dat ok Minschen in later Tieden dat to weten kriegen schullen: „Der himmlische Vater weiß, wessen ihr bedürft.“
Du büst nich alleen. Dat makt allns veel lichter.
Ihr Pastor Achim Neubauer
Palmsonntag
Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen
Andacht für den 05.04.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Stephan Bohlen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
Palmsonntag
Der Sonntag vor Ostern trägt den Namen „Palmsonntag“. Das erinnert an die Geschichte in der Bibel, wie Jesus in Jerusalem einzieht. Die Leute am Straßenrand jubeln ihm zu, sie schlagen Palmzweige von den Bäumen und legen sie auf die Straße, wie man es tut, um einem König die Ehre zu erweisen. Nun ist er da, Jesus, der sehnlichst erwartete König und Messias. Nun wird alles gut werden.
Manche werden freilich auch stutzig. Jesus ist nicht, wie es sich für einen König gehört, auf einem stolzen Ross in die Stadt geritten, sondern auf einem Esel, einem Lasttier. Was soll das heißen? Und die, die ihm zugejubelt haben, müssen in den nächsten Tagen begreifen: Jesus ist nicht gekommen, um ihre Wünsche und Erwartungen zu erfüllen. Er wird nicht die verhassten Römer aus dem Land jagen. Stattdessen verdirbt er den Händlern und Geldwechslern auf dem Tempelplatz das Geschäft und jagt sie fort. Gottes Haus soll ein Bethaus sein, keine Räuberhöhle. Nicht menschlichen Willen gilt es zu erfüllen, sondern Gottes Willen. Und so kippt in ganz kurzer Zeit die Stimmung. Viele, die Jesus zugejubelt haben, werden wenige Tage später schreien: Kreuzige, kreuzige ihn!
Auch in diesen Tagen haben viele Menschen hohe Erwartungen. Erwartungen an die Medizin, dass es gelingen möge, bald wirksame Mittel zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu finden und herzustellen. Erwartungen an die führenden Politiker, dass sie die in dieser Zeit richtigen und wegweisenden Entscheidungen fällen, ohne dabei den Menschen allzu weh zu tun. Mit diesen hohen Erwartungen an Menschen gehen auch Erwartungen an Gott, an Jesus Christus einher. Möge Gott ein Zeichen geben, dass er es in dieser schweren Zeit gut mit uns Menschen meint.
Gottes Zeichen ist das Kreuz. Das Kreuz, an dem Jesus Christus gestorben ist. Das Kreuz hat damals viele Wünsche und Hoffnungen durchkreuzt und tut dies auch heute. Doch das Kreuz erinnert uns daran: Gott hat sich im Tode von Jesus Christus selber dem tiefsten Dunkel ausgesetzt. Und so ist das Kreuz das Zeichen, dass er auch, wo wir in diesen Tagen tiefes Dunkel um uns und in uns verspüren, an unserer Seite ist. Wir gehen unsere Wege in dieser schweren Zeit nicht allein.
Dietrich Bonhoeffer, dessen Todestag in dieser Woche 75 Jahre zurückliegt, hat es so ausgedrückt: „Nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen erfüllt Gott.“ Darauf können wir vertrauen.
Ich wünsche Ihnen für den Weg durch die vor uns liegende Woche, die Karwoche, Gottes reichen Segen, bleiben Sie behütet!
Christoph Müller, Pastor in Hahn-Lehmden
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Palmsonntag
De Sünndag vör Oostern dreggt den Naam „Palmsünndag“. Dat lett us an de Geschicht in de Bibel denken, wo Jesus in Jerusalem intrecken deit. De Lüe an de Straat jubelt em to. Se riet Palmtwiegen von de Bööm un leggt se op de Straat, so as man dat maakt, um een König de Ehr to wiesen. Nu is he dor, Jesus, de König un Messias, op den se all vull Lengen töövt hebbt. Nu warrt allens goot.
Männich een warrt aver ok stutzig. Jesus kummt nich, as sik dat för een König hören deit, op een stoltet Ross in de Stadt reden. Ne, he sitt op een Esel, op een „Lasttier“. Wat schall dat heten? Un all de, de em tojubelt hebbt, mööt in de tokamen Daag begriepen: Jesus is nich kamen, um ehre Wünsch un Erwartungen to erfüllen. He warrt de verhassten Römer nich ut dat Land jagen. Stattdessen verdarvt he de Hannelslüe un Geldwessler op den Tempelplatz dat Geschäft un jaagt se weg. Gottes Huus schall een Huus to ´n Beden ween, kien Röverhöhl. Nich de Willen von de Minschen schall erfüllt weern, sünnern Gottes Willen. Un so kippt in heel korte Tied de Stimmung. Vele, de Jesus tojubelt hebbt, warrt een poor Daag later schreen: krüzig em, krüzig em!
Ok in düsse Daag hebbt vele Minschen hoge Erwartungen. Erwartungen an de Medizin, dat dat bold so wiet is, dat wi wirksame Middel hebbt, um de Corona-Pandemie to besiegen. Erwartungen an de föhrenden Politikers, dat se in düsse Tied de richtigen un wegwiesenden Entschedungen fällt, ohn de Minschen dorbi allto weh to doon. Mit düsse hogen Erwartungen an Minschen gaht ok Erwartungen an Gott, an Jesus einher. Much Gott een Teken geven, dat he dat in düsse swore Tied goot mit us meent.
Gottes Teken is dat Krüüz. Dat Krüüz, an dat Jesus sturven is. Dat Krüüz hett damals vele Wünsche un Hapen dörkrüüzt un deit dat ok vondagen. Doch dat Krüüz erinnert us doran: Gott hett sik mit den Doot von Jesus Christus sülvst de deepste Düüsternis utsett. Un so is dat Krüüz dat Teken, dat he ok in düsse Daag, wo wi deepe Düsternis um us un in us föhlt, an use Siet is. Wi gaht usen Weg in düsse swore Tied nich alleen.
Dietrich Bonhoeffer, sien Doodsdag liggt in düsse Week 75 Johr torügg, hett dat mal so seggt: „Nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen erfüllt Gott.“ Dor köönt wi op vertroen.
Ik wünsch Se för den Weg dör de kamende Week , de Karweek, Gottes rieken Segen, he mag Se behöden!
Christoph Müller, Pastor in Hahn-Lehmden
Helfen können und Hilfe annehmen können
Andacht für den 04.04.2020
Download als MP3 – hochdeutsch – gelesen von Britta und Noah Gurrey
Download als MP3 – niederdeutsch – gelesen von Britta und Noah Gurrey
„Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns!“ (Luk. 23, 39)
Hilf dir selbst! Das ist doch unser Lebensprinzip. Wir glauben an die Machbarkeit aller Dinge, wir können uns im Leben selbst behaupten. Schließlich sind wir in der Lage, noch alles selbst zu erledigen, zu leisten, voranzubringen. Wir haben bisher in unserem Leben alles hingekriegt, wir werden auch die derzeitige Krise hinkriegen. Hilf dir selbst! Das ist unser Maßstab für das, was wir unter einem selbständigen Leben verstehen: sich in allen Lebenslagen, auch den schlimmsten, selbst zu helfen wissen. Wie oft habe ich dies in den letzten Tagen in Telefongesprächen immer wieder gerade von den älteren Menschen gehört: Einkaufen gehen kann ich selbst, mir fehlt doch nichts und ich fühle mich fit. Ich brauche keine Hilfe, ich schaff das alles allein!
Hilf dir selbst! Mit diesem Maßstab versuchte man den am Kreuz sterbenden Jesus zu verspotten. Wenn er wirklich der Sohn Gottes ist, dann kann er sich ja wohl selbst helfen und vom Kreuz heruntersteigen. Aber mit diesem Motto verkannte man Jesus. Hätte Jesus nach diesem Prinzip gelebt, so hätte ihm keiner etwas angetan. Allerdings wäre dann auch den Vielen, denen er begegnete, nicht geholfen worden. Denn dass er „der Christus“ war, zeigte sich gerade darin, dass er nicht für sich selbst, sondern für andere lebte. Nicht nach dem Grundsatz „Rette sich, wer kann“ lebte Jesus, sondern nach dem Motto: „Rette, wer zu retten ist!“ So richtete er seine Blickrichtung von sich selber weg hin zu den Menschen, die Hilfe brauchten: die Kranken, die Angefochtenen, die Mühseligen und Beladenen.
Das Verhalten Jesu ist doch zum Prinzip unseres christlichen Glaubens geworden. Dieses Prinzip steht doch gegen das Motto: Hilf dir selbst! So steht unser Glaubensprinzip im Widerspruch zu unserem Lebensprinzip, trifft aber in besonderer Weise gerade uns, die wir uns als Christen verstehen. Wie oft haben wir in den Gottesdiensten in unseren Kirchengemeinden etwas gehört von dieser Nächstenliebe, die von sich selbst wegsieht und sich den anderen Menschen zuwendet. Gerade in diesen Tagen der Corona-Krise wird dieses Prinzip „Nächstenliebe“ mehr und mehr gefragt sein, auch wenn die Umsetzung besonders erschwert ist durch umfangreiche Kontaktverbote. Aber die letzten Tage haben auch gezeigt, dass sich mit viel Fantasie doch manches ausrichten lässt. Viele Selbsthilfegruppen und Nachbarschaftshilfen sind entstanden.
Hilf dir selbst! Dieses Prinzip gilt gerade in dieser so schwierigen Zeit des Zusammenlebens nicht. Immer noch und ganz besonders gilt: Hilf auch anderen, wo du helfen kannst! Und es heißt auch: Lass dir helfen, wo du Hilfe erhalten kannst. Denn auch diese Seite gehört zum Glaubensprinzip der Nächstenliebe, dass man Hilfe annehmen kann. Sicher ist das ein ganz schwieriges Eingeständnis, aber nötiger denn je. Akzeptiere einfach einmal, dass es besser ist, nicht immer noch alles selbst zu erledigen, sondern die Unterstützung einiger weniger anzunehmen, die bei allen Einschränkungen hilfreich sein wollen und können. Lass dir helfen – auch wenn du es doch vom eigenen Gefühl her noch selbst könntest.
Das hilft nicht nur dir, sondern letztlich allen.
Ihr Pastor Peter Kunst
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Helfen können und Hilfe annehmen können
„Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns!“ (Luk. 23,39)
Help di sülvst! Dat is doch dat Prinzip von us Leven. Wi glöövt doran, dat allens to Maken is, wi köönt us in ´t Leven sülvst dörsetten. Opletzt sünd wi in de Laag, noch allens sülvst op de Reeg to kriegen, vöran to bringen. Wi hebbt bit nu in us Leven allens hen kregen, wi warrt ok de Krise, de in ´n Momang besteiht, henkriegen. Help di sülvst! Dat wi op egen Benen staht, dat is dat Maat för us Leven, in all Lagen, ok in de leegsten, to weten wo een sik sülvst helpen kann. Wo faken hebb ik dat in de leßden Daag an ´t Telefon jümmer woller, just von öllere Lüe hört: To ´n Inkopen gahn kann ik sülvst, mi fehlt doch nix un ik föhl mi fit. Ik bruuk kien Help, ik krigg dat allens alleen hen!
Help di sülvst! Mit düssen Satz hebbt se versöcht, Jesus to verspotten as he starvend an ´t Krüüz hung. Wenn he würkelk Gotts Söhn is, denn kann he sik ja woll sülvst helpen un von ´t Krüüz daal stiegen. Aver düsset Motto hett nich to Jesus passt. Harr Jesus na düsset Prinzip leevt, denn harr em nümms wat andaan. Aver denn weer ok de velen Minschen, de em in de Mööt kamen sind, nich hulpen worrn. Denn dat he „der Christus“ ween is, hett sik ja just darin wiest, dat he nich för sik sülvst, sünnern för de annern leevt hett. Nich na den Grundsatz „Rette sich wer kann“ hett Jesus leevt, sünnern na dat Motto: „Rette, wer zu retten ist!“
So lenkt he sienen Blick von sik sülvst weg, hen to de Minschen, de Help bruukt: op de Kranken, op de, de angrepen sünd, op de, de een swore Last to dregen hebbt.
De Aart un Wies, wo Jesus sik geven hett is doch to dat Prinzip von usen christlichen Gloven wurrn. Düsset Prinzip steiht doch gegen dat Motto: Help di sülvst! So is us Glovensprinzip dat Gegendeel von us Levensprinzip, un dat dröppt besünners us, de wi us as Christen verstaht. Wo faken hebbt wi in de Gottsdeensten in us Gemeenen wat von düsse Nächstenleev hört, de nich op sik sülvst kickt sünnern sik anner Minschen towennen deit. Just in düsse Daag von de Corona-Krise warrt na düsset Prinzip Nächstenleev mehr un mehr fraagt , ok wenn dat nich so licht umtosetten is, bi dat Kontaktverbott. Aver de leßden Daag hebbt ok wiest, dat sik mit veel Fantasie ´n Menge maken lett. Dor sünd vele Minschen, de sik tohoop doot um to helpen, vele Navers, de na de annern Lüe in de Straat kieken doot.
Help di sülvst! Düsset Prinzip gellt just is düsse so swore Tied för ´t Tosamenleven nich. Jümmer noch un ganz besünners gellt: Help de annern wo du helpen kannst! Un dat heet ok: laat di helpen, wo du Help kriegen kannst. Denn ok düsse Siet hört to dat Glovensprinzip von de Nächstenleev, dat een Help annehmen kann. Seker will een dat nich so geern tolaten, aver dat is bannig nödig. Du schullst eenfach mal annehmen, dat dat beter is, nich jümmer allens sülvst to erledigen, sünnern de Help von de Lüe annehmen, de bi all de Inschränkungen helpen wüllt un köönt. Laat di helpen – ok wenn du na dien Geföhl noch allens sülvst op de Reeg kriegen kunnst. Dat helpt nich blots di, sünnern opletzt all.
Heimat unterwegs - Zuhause in der Gemeinschaft der Suchenden
Andacht für den 03.04.2020
Download als MP3 – hochdeutsch – gesprochen von Pastor Michael Kühn
Download als MP3 – niederdeutsch – gelesen von Hajo Freitag
Liebe Gemeinde am Lautsprecher,
in der vergangenen Woche habe ich zwei ungewöhnliche Trauerandachten gefeiert. Nur zehn Personen sind in dieser Krisenzeit auf dem Friedhof erlaubt. Und beide Verstorbenen haben große Familien, Enkel, die gern bei der Abschiednahme von Oma oder Opa mit getrauert hätten, jahrzentelange Nachbarschaften, denen ein würdiger Abschied versagt wurde. Die Andachten unter freiem Himmel habe ich aufgenommen und den Link versandt. Corona-Not macht erfinderisch.
Die altgewordene Dame war mit einem aus seinem schlesischen Heimatort Poischwitz Vertriebenen verheiratet. Und der andere, der über 92jährige Verstorbene hatte stets eine Fahne seiner pommerschen Heimatstadt in seinem Garten wehen. Jetzt weht sie auf Halbmast.
Der Heimatort. Die „Heimat“. Woran denken wir, wenn wir diese Worte hören: an unsere Kindheit mit einem starken Gefühl der Verwurzelung dort, wo wir aufgewachsen sind, an unsere Jugend mit ihren Träumen und ihren Bäumen, an Menschen, die uns geprägt haben, an Sitten und Gebräuche, an Lieder, Sprache oder Dialekte, an die Gräber unserer Ahnen.
Der Heimatort. Die „Heimat“. Für alle Flüchtlinge und Vertriebenen, für die gewaltsam aus ihrer Heimat Ausgerissenen auf dieser Erde ist die Heimat mit Schmerz, mit Trauer verbunden. Oft ist eine Sehnsucht nach der Heimat mächtig in der Seele, eine Sehnsucht zurück, die ungestillt bleibt. ODER, wie es beide oben genannten Verstorbenen gelebt haben: eine neue Heimat, ein neuer Heimatort wird gefunden und die Wurzeln eines ausgerissenen Baumes finden neuen, fruchtbaren Boden, nehmen manche Sitten und Gebräuche und manche alten Lieder mit in die neue Heimat.
Die Bibel erzählt von vielen Flüchtlingen und Vertriebenen. Von Adam und Eva, die aus dem Paradies vertrieben werden, den Vertriebenen in Babylon bis zu Maria und Josef, die vor der Verfolgung aus ihrer Heimat flüchten müssen.
Die Bibel geht noch weiter. Im Hebräerbrief, einer langen Predigt für die vertriebenen Jüdinnen und Juden, die an Christus glauben, heißt es im letzten Kapitel: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir!“
Heißt das, wir haben keine "Heimat", keinen Ort, an dem wir sicher und unter Gottes Segen leben dürfen? Arbeiten wir Christen denn umsonst am Wachsen von Frieden und Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung?
Im Gegenteil, die Bibel eröffnet uns eine Gemeinschaft der Suchenden, eine Gemeinschaft, die eine neue Heimat sucht und erstrebt, eine Heimat, in der Gott selbst seine Hütte unter den Menschen gebaut hat und mitten unter uns wohnt wie Jesus Christus unter den Menschen gelebt und gewirkt hat.
„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir!“ Hinter all unserem Erstreben, hinter all unserer Sehnsucht nach einer Heimat, in der kein Kind mehr weint, niemand mehr krank wird und keiner mehr einen sinnlosen oder einsamen Tod stirbt, hinter all unserer Sehnsucht nach einer wahren Heimat öffnet sich für uns der Himmel, das Himmelreich, von dem Jesus gepredigt hat.
„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir!“ Jesus sagt das in seiner Bergpredigt ganz ähnlich: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ Denn das Reich der Himmel ist schon da. Es ist mitten unter uns – unsichtbar. Und wir erstreben es und arbeiten daran, dass es immer sichtbarer wird.
Und am Ende unseres Lebens, wenn wir unsere irdische Heimat verlassen, wartet der Himmel, das Paradies auf uns. Ein Dichter, der Krieg, den 30Jährigen, Vertreibung und Tod immer wieder hautnah erleben musste, war der Pfarrer und Dichter Paul Gerhardt. Sein Lied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ kennen viele von uns als Sommerlied. Im zweiten Teil dieses Liedes malt Paul Gerhardt uns das Ende vor Augen - nicht als zukünftige Heimatstadt, sondern als wunderschönen Garten. Ganz am Schluss heißt es dann: „Erwähle mich zum Paradeis / und lass mich bis zur letzten Reis / an Leib und Seele grünen, / so will ich dir und deiner Ehr / allein und sonsten keinem mehr / hier und dort ewig dienen, / hier und dort ewig dienen.“ Amen.
Pastor Michael Kühn, Westerstede
niederdeutsche Übertragung von
Annegret Peters / Hude
Leve Gemeen an ´n Luutspreker,
in de verleden Week hebb ik twee besünnere Truerandachten fiert. In düsse Krisentied dröfft blots teihn Personen to glieke Tied op den Karkhoff ween. Twee grote Familien wullen Afscheed nehmen, Enkel, harrn geern mit de annern tohoop um Oma un Opa truert, Navers, de ehr Leven lang mit de Versturvenen Siet an Siet leevt hebbt, wurr een würdigen Afscheed versagt. De Andacht unner free´n Heven hebb ik opnahmen un för de Truergemeen in ´t Internet sett. Corona-Not maakt erfinderisch.
De ole Daam weer mit een ut sien schlesischen Heimatoort Poischwitz Verdrevenen verheiradt. Un de annere, de över 92jährige Versturvene harr jümmer een Fahn von siene pommersche Heimatstadt in sienen Goorn weihen. Nu weiht de op Halfmast.
De Heimatoort. De „Heimat“. An wat denkt wi, wenn wi düsse Wöör hört: an use Kinnertied mit een starket Geföhl för use Wuddeln , dor wo wi opwussen sünd, an use Jugend mit ehre Drööm un Bööm, an Minschen, de Indruck op
us maakt hebbt, an Sitten un Gebräuche, an Leder, Spraak oder Dialekte, an de Graffsteed von use Ahnen.
De Heimatoort. De „Heimat“. För all de Flüchtlinge un Verdrevenen, för all de Minschen op düsse Eer, de een mit Gewalt ut ehre Heimat rutreten hett, is de Heimat mit Schmerz, mit Troer verbunnen. Faken dreggt se een grote Sehnsucht in ehre Seel, een Sehnsucht torügg, de kien Enn hett. ODER, wo de beiden baven benannten Versturvenen dat leevt hebbt: een nee´e Heimat, een nee´en Heimatoort warrt funnen un de Wuddeln von een utreten Boom finndt nee´en , fruchtbaren Bodden, nehmt männich Sitten un Gebräuche un männich ole Leder mit in de nee´e Heimat.
De Bibel vertellt von vele Flüchtlinge un Verdrevene. Von Adam un Eva, de ut dat Paradies verdreven weert, de Verdrevenen in Babylon bit to Maria un Josef, de verfolgt weert, un ut ehre Heimat flüchten mööt.
De Bibel geiht dor noch wieter. In ´n Hebräerbreef, een lange Predigt för de verdreven Jüdinnen un Juden, de an Christus gloven doot, heet dat in ´t leßde Kapitel: „ Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir!“
„ Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir!“ Achter al dat, na wat wi streben doot, achter all use Sehnsucht na een Heimat, in de kien Kind mehr weent, nümms mehr krank warrt un ok nümms een sinnlosen Doot starven mutt, achter all us Sehnsucht na een wahre Heimat, steiht för us de Heven open, dat „Himmelreich“, von dat Jesus predigt hett.
„ Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir!“ Jesus seggt dat in siene Bargpredigt ganz ähnlich: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ Denn dat Riek von den Himmel is al dor. Dat is meern unner us – unsichtbar. Un wi streevt dorna un arbeidt doran, dat dat jümmer sichtbarer warrt.
Un an dat Enn von us Leven, wenn wi use irdische Heimat verlaten mööt, töövt de Heven, dat Paradies op us. Een Dichter, de den 30jährigen Krieg, Verdrieven un Doot jümmer woller huutnah beleven muss, weer de Pfarrer Paul Gerhardt. Sien Leed „Geh aus , mein Herz, und suche Freud“ kennt vele von us as Sommerleed. In den tweeten Deel von dat Leed maalt Paul Gerhardt us dat Enn för Ogen – nich as tokamen Heimatstadt, sünnern as wunnerbaren Goorn. ganz an ´n Sluss heet dat denn:
„Erwähle mich zum Paradeis
und lass mich bis zur letzten Reis
an Leib und Seele grünen,
so will ich dir und deiner Ehr
allein und sonsten keinem mehr
hier und dort ewig dienen,
hier und dort ewig dienen.“
Amen.
Pastor Michael Kühn, Westerstede
Andacht für den 02.04.2020
Download als PDF
Download als MP3 – hochdeutsch – gesprochen von Friedrich Henoch
Download als MP3 – niederdeutsch – gelesen von Petra Bohlen
„Weil es vernünftig ist!“
„Warum habt ihr euch nicht gewehrt, als man von euch verlangte, die Gotteshäuser zu schließen?“
So wurde ich gefragt. „Ihr hättet protestieren müssen. Kein Karfreitags-, kein Ostergottesdienst, das gab es noch nie in den letzten 1990 Jahren. Da hätte doch was möglich sein müssen.“
„Weil es vernünftig ist“, kann man auf solche oder ähnliche Fragen nur antworten. Gott gab uns den Verstand, damit wir ihn gebrauchen, um die Zusammenhänge des Lebens zu erkennen und das Richtige zu tun. Davon erzählt schon die Bibel. Das ist Gottes große Gabe an uns Menschen, dass wir denken können. Mit dieser Gabe hat er uns ein starkes Werkzeug in die Hand gegeben, um im Leben zurecht zu kommen.
Auf die Bedeutung der Vernunft macht alle Kirchenbesucher*innen der St.-Ulrichs-Kirche in Rastede auch eine Figur an der Kanzel aufmerksam. Die Darstellung einer Frau mit einer Schlange in der Hand erinnert daran: Gebrauche deinen Verstand. Ich finde es schön, dass diese Figur mich und alle Gottesdienstteilnehmer*innen jeden Sonntag neu an die Tugend der Klugheit erinnert.
Nicht immer handeln Menschen vernünftig. Das wird auch in der Coronakrise deutlich. Manche Menschen müssen zum guten Handeln gezwungen werden. Wie viel Unverstand spricht aus dem Verhalten einiger Mitbürger*innen, die Ordnungskräfte bespucken, wenn Sie an die Notwendigkeit erinnern, den Abstand zu den Mitbürger*innen zu wahren. Umso mehr freue ich mich darüber, dass die meisten Menschen bereit sind, das Vernünftige zu tun.
Weil es vernünftig ist …
Vielleicht sollten wir uns angewöhnen, nicht nur das Abstandsgebot einzuhalten, weil es vernünftig ist. Es gibt so viel, was die Vernunft sagt und was wir dennoch nicht tun oder lieber unterlassen, weil es so bequem ist, weil wir es so gewohnt sind, weil wir einfach nicht darüber nachgedacht haben.
Weil es vernünftig ist, … das sollte vielleicht auch eine Richtschnur sein, wenn wir bedenken, was zum Bespiel angesichts der Klimakrise getan werde muss.
Weil es vernünftig ist …
Als Kirche Jesu Christi bekennen wir, dass es auch in Coronzeiten Sinn macht, Gott zu loben und zu preisen und Gott für das Leben zu danken. Auch wenn die Kirchen geschlossen sind. Weil es vernünftig ist, werden wir uns auch weiterhin trösten lassen von der Gewissheit des Glaubens, dass wir endlich sind und unser endliches Leben in Gottes Händen ruht. Denn diese Gewissheit stärkt und richtet auf. Gerade in schweren Zeiten trägt das Vertrauen auf Gott.
Weil es vernünftig ist, behalten wir natürlich auch die Grenzen unserer Vernunft im Blick. Unser Wissen ist und bleibt Stückwerk. Die ganze Wahrheit werden wir wohl nie erfassen. Die Allwissenheit ist nach der kirchlichen Tradition entsprechend auch ein göttliches Prädikat, das wir Menschen uns nicht anmaßen sollten zu besitzen.
Weil ein einzelner Mensch nicht alles wissen kann, sind und bleiben wir auch in Coronazeiten auf das Gespräch angewiesen, den Austausch untereinander, das gemeinsame Ringen um die Wahrheit, um dann, nach bestem Wissen und Gewissen, im Wissen um alle menschliche Unzulänglichkeit, kluge Entscheidungen zu fällen und – auch das ist ganz wichtig - dann auch entsprechend zu handeln.
Weil das vernünftig ist.
Pastor Friedrich Henoch / Rastede
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hunde
„Wiel dat vernünftig is!“
„Woso hebbt ji jo nich wehrt, as se von jo verlangt hebbt, de Karken dicht to maken?“
So bün ik fraagt wurrn: „Ji harrn dor tegenan gahn musst. Kien Gottsdeenst an Karfredag, an Oostern, dat hett dat in de leßden 1990 Johr noch nie geven. Dor harr een doch wat tegen maken musst.“
„Wiel dat vernünftig is“ kann een op socke Fragen blots antern. Gott hett us den Verstand geven, dat wi em bruken doot. Dat wi den Tosamenhang von ´t Leven erkennt un dat Richtige doot. Dorvon vertellt al de Bibel. Dat is Gottes grode Gaav an us Minschen, dat wi denken köönt. Mit düsse Gaav hett he us een starket Warktüüg in de Hand geven, dat wi in ´t Leven torecht kaamt.
In de St.-Ulrichs-Kark in Rastede warrt all Besöker*innen op de Bedüden von de Vernunft dör een Figur an de Kanzel opmerksam maakt. De Darstellung von een Froo mit een Slang in de Hand erinnert doran: Du schallst dienen Verstand bruken. Ik finn dat goot, dat düsse Figur mi un all de annern Besöker*innen elkeen Sünndag woller nee an de Tugend von de Klookheid erinnert.
Nich jümmer hannelt de Minschen vernünftig. Dat warrt ok in de Coronakrise düütlich. Männicheen mutt dwungen weern, richtig to hanneln. Wo veel Unverstand wiest us dat Hanneln von den een or annern, de Ordnungskräfte anspeet, wenn de se beropen doot, den nödigen Afstand to de annern Lüe to wahren. Umso mehr frei ik mi doröver, dat de mehrsten Minschen bereit sünd, dat Vernünftige to doon.
Wiel dat vernünftig is...
Villicht schullen wi us doran wennen, nich blots dat Afstandsgebott intoholen, wiel dat vernünftig. Dor gifft dat so veel, wat de Vernunft us seggt un wat wi doch nich maakt oder lever laten doot, wiel dat so bequem is, wiel wi dat so wennt sünd, wiel wi dor eenfach nich över nadacht hebbt.
Wiel dat vernünftig is, ... dat schull villicht ok een Richtsnoor ween, wenn wi doröver nadenkt, wat to ´n Bispill wegen de Klimakrise to doon is.
Wiel dat vernünftig is...
As de Kark von Jesus Christus bekennt wi, dat dat ok in Coronatieden Sinn maakt, Gott to loven un to priesen un Gott för dat Leven to danken.
Ok wenn de Karken dicht sünd. Wiel dat vernünftig is, warrt wi us ok in Tokunft trösten laten von de Sekerheid von den Gloven, dat wi all endlich sünd un us endlichet Leven in de Hannen von Gott rohen deit. Denn de Gewissheid maakt us stark un richt us op. Just in swore Tieden driggt us dat Vertroen op Gott.
Wiel dat vernünftig is, beholt wi ok de Grenzen von use Vernunft in ´n Blick. Us Weten is un blifft Stückwark. De hele Wahrheid warrt wi woll nie to faten kriegen. De „Allwissenheit“ is na de Tradition von de Kark een Prädikat wat Gott to steiht, wat wi Minschen us nich anmaßen schullen to besitten.
Wiel een eenzigen Minsch nich allens weten kann, bruukt wi besünners in Tieden von Corona dat Gespreek, wi bruukt dat, us mit anner Lüe uttotuschen, mit´nanner um de Wahrheid to ringen, um denn, na bestet Weten un Geweten, un mit dat Weten um all de minschliche „Unzulänglichkeit“, gode Entschedungen to fällen un - ok dat is heel wichtig – denn ok dorna to hanneln.
Wiel dat vernünftig is.
Der Segen der Klarheit und Entschiedenheit
Andacht für den 01.04.2020
Download als MP3 - gesprochen von Stephan Bohlen
Download als MP3 - gelesen von Helge Ihnen
Das hätte er nicht gedacht. Klar, er war kein unbeschriebenes Blatt. Hatte schon das eine oder andere auf dem Kerbholz. Aber - mal ehrlich - wer hatte das nicht. Jeder hat doch schon mal das eine oder andere Ding gedreht. Sich hier und dort nicht so ganz sauber verhalten. War nicht fair mit dem anderen umgegangen, sondern hatte nur den eigenen Vorteil im Blick und hatte dann schnell zugegriffen, wo es Gewinn versprach, auch wenn andere dann eben nicht zum Zuge kamen. So ist halt das Leben. Und wer zu spät kommt,…
So bin ich halt. So sind wir Menschen halt. Keiner von uns ist ohne Schuld. Später sollte diese wenig anrührende Erkenntnis einer Frau das Leben retten. Da hatten die Apostel männlicher Machtmoral ganz schnell die Steine wieder fallen lassen, die sie eigentlich auf jene Dame hatten werfen wollen. Der andere Mann, der einfach nur dasaß und mit den Fingern im Sand malte, hatte ihrem Tun Einhalt geboten. Ganz schlicht und einfach: Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein… (Joh 8,2ff)
Jetzt aber waren noch andere Zeiten. Jetzt hieß es: Der oder ich. Hier wurde mit anderen Bandagen gekämpft. Aber richtig. Wie aus dem Nichts war der Andere aufgetaucht. Hatte sich ihm entgegengestellt. Die Nacht war schon im Schwinden. Der Fluss mußte noch überquert werden. Und da stellt sich dieser Typ in den Weg. Schnell wurde es handgreiflich. Und so lagen sie nun im Kampf. Hart. Unerbittlich. Keiner wollte nachgeben. Konnte nachgeben. Und so rangen sie. Stunde um Stunde. Irgendwann bekam er einen harten Schlag ab, der ihm die Hüfte verrenkte. Das war´s. Noch nicht ganz. Denn auch wenn er nun für sein Leben gezeichnet war, wollte er nicht von dem anderen lassen: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ (Gen 32,27)
Mitunter steht einem etwas im Weg. Da geht es ohne Kampf nicht weiter voran. In der Regel sind wir selber es, die uns da im Weg stehen: Liebgewonnene Angewohnheiten, Marotten, die verfluchte Bequemlichkeit, falscher Stolz, Überheblichkeit, Ignoranz und Dummheit, ein mitunter eingeschränkter Horizont, Unvermögen, Mutlosigkeit, verlogene Träume - und dergleichen mehr liegen uns dann im Weg. Sich darüber hinwegzusetzen, ist nicht einfach. Da ist Konfrontation und Kampf angesagt. Und das ist anstrengend , das kann dauern, und das hinterläßt Spuren. Aber hinterher sind wir ein anderer Mensch. Gewinnen die Wege, die wir gehen, eine neue Qualität.
Der da damals bis zur Morgenröte mit dem Anderen gerungen hat, war Jakob. Er erhielt am Ende einen neuen Namen und wurde gesegnet. Vielleicht sind Zeiten wie die, die wir im Moment zu durchschreiten haben, mit ihren Herausforderungen, mit den Auseinandersetzungen und Kämpfen, die sie beinhalten können, für uns der Punkt, der uns zur Entscheidung zwingt. In privaten Dingen, im Beruf, im Freundeskreis, in Familie und Nachbarschaft - aber auch in Glaubensdingen. Vielleicht ist das die Chance, sich auseinanderzusetzen und zu entscheiden. Das ist nicht angenehmen. Das strengt an. Das tut weh. Aber es kann Segen darauf liegen - auch der Segen der Klarheit und Entschiedenheit.
In diesem Sinne: Bleiben Sie gesegnet!
Ihr Pastor Stephan Bohlen / Edewecht - Süddorf
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hunde
Der Segen der Klarheit und Entschiedenheit
Dat harr he nich dacht. Kloor, he weer kien unbeschreven Blatt. Harr al dat een or anner op ´t Kerbholz. Aver – mal ehrlich – wer hett dat nich. Jeder hett doch al mal dat een oder anner Ding dreiht. Sik hier un dor nich so ganz richtig benohmen. Is nich fair mit den annern umgahn, sünnern harr blots den egen Vördeel in ´n Blick, hett denn to gau togrepen, wenn dor wat bi rut springen kunn, ok wenn de anner denn even nich mehr an de Reeg keem. So is dat Leven. Un wer to laat kummt, denn...
So bün ik nu mal. So sünd wi Minschen nu mal. Nümms von us is ohn Schuld. Later schull düsse wenig anröhrende Erkenntnis een Froo dat Leven retten. Dor harrn de Apostel „männlicher Machtmoral“ ganz gau de Stenen woller fallen laten, de se egens op düsse Daam smieten wullen. De anner Mann, de eenfach blots so dor seten un mit siene Fingers in ´n Sand maalt hett, harr dor een P vör sett. Ganz slicht un eenfach: Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein... (Joh 8,2ff)
Aver nu weern noch anner Tieden. Nu heet dat: De oder ik. Hier wurr mit anner Bandagen kämpft. Aver richtig. As ut dat Nix weer de anner opdükert. Harr sik tegen em stellt. De Nacht weer al bold um. He muss noch över den Stroom. Un dor stell sik em düsse Typ in den Weg. Gau harrn se sik in de Wull (harrn se sik bi de Köpp?). Un so legen se nu in ´n Stried. Steenhart. Ohn dat een nageven wull. Nageven kunn. Un so hebbt se mit´nanner rungen. Stünn um Stünn. Jichtenswann kreeg he een harden Slag af, sien Hüft weer verrenkt. Dat weer ´t. Noch nich ganz. Denn wenn he nu ok för sien Leven tekend weer, wull he nich von den annern aflaten: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ (Gen 32,27)
Männigmal steiht een wat in ´n Weg. Dor geiht dat ohn Kampf nich wieter vöran. Meist staht wi us sülvst in ´n Weg: leev wurrn Gewohnheiten, Marotten, düsse verflixte Bequemlickeit, falscher Stolt, jümmer mit ´n grodet Muul vöran, Ignoranz un Dummheid, een faken to engen Horizont, Unvermögen, Mootlosigkeid, verlogen Drööms – un mehr socke Saken liggt us in ´n Weg. Sik dor över weg to setten, is nich so eenfach. Dor is Konfrontation un Kampf anseggt. Un dat is stuur, dat kann duern, un dat lett Sporen na. Aver achteran sünd wi een annern Minsch. Dor kriegt de Wege, de wi gaht, een nee´e Qualität.
De dor damals bit to ´t Morgengrauen mit den annern rungen hett, wer Jakob. He kreeg amenn een nee´n Namen un een Segen. Villicht sünd Tieden, as de, dör de wi in ´n Momang gahn mööt, mit ehre sworen Opgaven, dat Strieden un de Kämpfe mit de wi us befaten mööt, för us de Punkt, de us dorto dwingt us to entscheden. Bi private Saken, op de Arbeid, mit use Frünnen, in de Familie un in de Naverschop - aver ok in usen Gloven. Villicht is dat een Chance, sik dormit uteneen to setten un us to entscheden. Dat is nich angenehm. Dat strengt an. Dat deit weh. Aver dor kann een Segen op liggen – ok de Segen von Kloorheid un Entschedenheid.
In diesem Sinne: Mag een Segen op se liggen!
Unterwegs zu guten Gedanken
Andacht für den 31.03.2020
Download als MP3 – hochdeutsch – gelesen von Stephan Bohlen
Download als MP3 – niederdeutsch – gelesen von Britta Gurrey
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Herr, wohin sollen wir gehen?“, die Worte des Petrus (Johannes 6, 68) gehen in diesen Tagen vielleicht vielen von uns durch den Kopf. Es ist nicht die Frage, ob ich nach draußen oder auf den Balkon, in den Park oder zum Einkaufen gehe. Es ist die Frage in uns, wo gehe ich hin mit meinen Gedanken, mit meinen Sorgen und Ängsten, mit meinem Bedrücktsein und den täglichen Nachrichten, die sich auf meine Seele legen? Wo gehe ich hin mit meiner Ratlosigkeit, mit dem Gefühl der Ohnmacht und der Überforderung angesichts der Lebens- und Arbeitsveränderungen? Für Petrus ist das keine echte Frage, denn er liefert die Antwort an Jesus gleich mit „Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes“.
Ganz einfach. Ganz klar. Es gibt nur den Weg mit Jesus Christus. Es gibt nur das Leben mit ihm. Da gibt es gar keinen Zweifel.
Aber wer die Geschichte des Petrus kennt, weiß, dass das auch für ihn nicht immer so ganz eindeutig und sicher sein wird.
Und heute?
Da ist es auch nicht so ganz einfach mit dem Glauben und unserem Vertrauen in Gottes Liebe. Das Regal im Supermarkt mit der Aufschrift „Glaube“ gibt es nicht. Es wäre auch schon lange leergeräumt. (Und es wäre das einzige leere Regal, für das ich in diesen Tagen Verständnis hätte!)
Und diejenigen von uns, die denken, sie haben den Glauben sicher in ihrem Lebensgepäck, müssen immer wieder feststellen, dass es Zweifel gibt, Zeiten, in denen wir Gott weit weg wähnen oder uns selbst weit von ihm entfernen. Nein, so einfach ist das nicht mit dem Glauben!
Aber soll uns in diesen Tagen die Angst beherrschen? Soll die Sorge über unser Leben bestimmen? Wollen wir all den düsteren Nachrichten, Gerüchten und Meldungen Tür und Tor öffnen? Ich erlebe in Gesprächen und Begegnungen (auf Abstand, selbstverständlich!), wie diese zentnerschwere Seelenlast in den letzten Wochen um sich greift und Menschen nahezu besetzt.
Ich will dagegenhalten! Ich will meinem Glauben, meinem Gott Platz geben in meinem Denken und Tun und daraus Zuversicht und Kraft schöpfen! Ich suche nach Wegen gegen das Dunkel. Also zünde ich jeden Abend um 19 Uhr eine Kerze an und stelle sie ins Fenster. Ich singe für mich, für alle nahen und fernen Menschen und gegen alle Sorgen und Ängste das Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“, ( „Gott, lass dein Heil uns schauen, auf nichts Vergänglichs trauen“ heißt es in der Strophe 5), und dann spreche ich laut mit meinem Gott. Ich danke für das Gute (wie viel es da doch gibt!), ich bitte für meine Lieben, die ich im Moment nicht sehen und in die Arme nehmen kann, ich bitte für diese Welt, für ein Miteinander und Füreinander und lege mit dem Vater Unser alles in Gottes Hand. Am Ende ermutigt mich ein Segenswort.
Wie gut das tut, alles aus der Hand zu legen! Viele zünden in diesen Tagen um 19 Uhr das „Licht der Hoffnung“ an, und ich spüre eine tiefe Verbundenheit. Ich weiß, wir sind füreinander da im Gebet. Und über uns allen steht Gott mit seiner Liebe.
Ich lösche das Kerzenlicht.
Und dann fragt mich Gott: „Kommst du mit?“ und ich frage „Wohin?“. Und Gott lächelt, legt seinen Arm um mich und antwortet: „Auf gute Gedanken!“
Fühlen auch Sie sich geborgen in den Armen Gottes und ermutigt, seiner Liebe und dem Leben zu vertrauen.
Dies wünscht Ihnen
niederdeutsche Übertragung von
Annegret Peters / Hude
Leve Leserin, leve Leser,
„Herr, wohin sollen wir gehen?“, düsse Wöör von Petrus (Johannes 6, 68) gaht vandagen villicht veel von us dör den Kopp. Dat geiht nich um de Fraag, of ik na buten oder op den Balkon, in den Park oder to ´n Inkopen gah. Dat geiht um de Fraag in us, wo gah ik hen mit miene Gedanken, mit miene Sorgen un Ängste, mit mien Beddröövtween un de dääglichen Narichten, de sik op miene Seel leggt? Wo gah ik hen, wenn ik mi kien Rat mehr weet, mit dat Geföhl ohnmächtig un överfoddert to ween, bi all de Levens- un Arbeitsverännerungen? För Petrus is dat kien echte Fraag, denn he levert de Antwoort an Jesus foors mit „Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes“.
Heel eenfach. Heel kloor. Dat gifft blots den Weg mit Jesus Christus. Dat gifft blots dat Leven mit em. Dor gifft dat kien Twiefel.
Aver wer de Geschicht von Petrus kennt, weet, dat dat ok för em nich jümmer so ganz klipp un kloor un seker ween warrt.
Un vandagen? Dor is dat ok nich so ganz eenfach mit den Gloven un us Vertroen in Gottes Levde. Dat Regal in ´n Supermarkt mit de Opschrift „Glauben“ gifft dat nich. Dat weer ok woll al lang leerrüümt. (Un dat weer dat eenzige Regal, dat leerrümmt is, vör dat ik in düsse Daag Verständnis harr!)
Un dejenigen von us, de meent, se harrn den Gloven seker in ehr Levensgepäck, mööt jümmer woller faststellen, dat dat Twiefel gifft, Tieden, in de wi meent dat Gott wiet weg is, oder wi sülvst us von em entfernt. Nee, so eenfach is dat nich mit den Gloven!
Aver schall us in düsse Daag de Angst unner kriegen? Schall de Sorg över us Leven bestimmen? Wüllt wi all düsse düüster Narichten, Gerüchten un Meldungen Dör un Door open maken? Wenn ik de leßden Daag mit Minschen tohoop kaam, mit se spreken do (op Afstand, versteiht sik!) beleev ik jümmer woller, wo düsse zentnerswore Seelenlast um sik grippt un se blockeert. Ik will dor gegenan gahn! Ik will mienen Gloven, mienen Gott Ruum geven in mien Denken un Doon un dor Toversicht un Kraft ut schöpfen! Ik bün an söken na Wege ut de Düüsternis. Also maak ik elkeen Avend um 19.00 Uhr een Keers an un stell de in ´t Finster. Ik sing för mi, för all de Minsch in de Neegde un wiet weg un tegen all Sorgen un Ängste dat Avendleed „Der Mond ist aufgegangen“, ( „Gott, lass dein Heil uns schauen, auf nichts Vergänglichs trauen“ heißt es in der Strophe 5), un denn snack ik luut mit mienen Gott. Ik dank för all dat Gode (wo veel dat dor noch gifft!) ik bidd för miene Leven, de ik in ´n Momang nich sehn un in de Arms nehmen kann, ik bidd för düsse Welt, för een Mit´nanner un För´nanner un legg mit dat „Vater Unser“ allens in de Hand von Gott. Am Enn gifft mi een Segen Moot.
Wo goot dat deit, allens ut de Hand to leggen! Vele Minschen maakt in düsse Daag um 19 Uhr dat „Licht der Hoffnung“ an, un ik spöör een depe Verbunnenheid. Ik weet dat wi för´nanner dor sünd in ´t Gebett. Un över us all steiht Gott mit siene Levde.
Ik maak de Keers ut.Un denn fraagt Gott mi: „Kommst du mit?“
un ik fraag „Wohin?“.
Un Gott lächelt, leggt sienen Arm um mi to un antert:
„Auf gute Gedanken!“
Föhlt ok Se sik geborgen in de Arms von Gott
un faat se den Moot, siene Leev un dat Leven to vertroen.
Dat wünscht Se
Ihre Pastorin Dorothee Testa
Worauf es ankommt
Andacht für den 30.03.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Stephan Bohlen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Recht wackelig sieht dieses Fahrrad aus, es hat wohl schon einige Zeit dort am Zaun gestanden. Das Rad hat bessere Zeiten gesehen. Der Rost nagt, die Steine im Fahrradkorb wiegen schwer. So kommt es keinesfalls von der Stelle. Da fehlt einiges. Die Kette, die Pedale, der Reifen, das Licht – Deko eben. Aber wäre es nicht reizvoll hier ein wenig nachzuhelfen? Wenigstens die Steine aus dem Korb heben, das könnte man doch, und den Rost entfernen! Wie wäre es mit einigen Frühlingsblumen, jetzt, passend zu Ostern?
Mich erinnert dieses Fahrrad an uns alle, die wir im Moment still liegen, im übertragenen Sinne gesprochen. Dem Aufruf zu Hause zu bleiben, folgen immer mehr Menschen, auch wenn es manchmal mit großen Anstrengungen verbunden ist. Die Steine im Korb? Vielleicht für den einen die Schwierigkeit sich ans Zuhause Arbeiten gewöhnen zu müssen, für den anderen die Gewissheit, dass man die Großeltern und Freunde lange Zeit nicht wird besuchen können. Die Angst um den Arbeitsplatz, ein weiterer Stein. Jeder von uns wird seinen ganz persönlichen Stein in diesem Korb sehen.
Einfach nur Abwarten, gewissermaßen an der Wand lehnen, bis der Zahn der Zeit das Seine getan hat, und das Rad zerbricht, das wollen viele Menschen nicht. Sie wollen in Bewegung sein. „Wir gehören zusammen“ hallt es abends um 19.00 Uhr von den Balkonen, Menschen sorgen sich umeinander, kümmern sich. Anders gesagt: Der Rost wird abgeschliffen, poliert, manchmal glänzt sogar Neues, das man vorher niemals gesehen hätte. Ausgebessert wird natürlich auch, denn das ein oder andere ist vielleicht vorher gar nicht entdeckt worden. Das Ziel – ein leuchtendes Fahrrad!
Blumen als Symbol der Hoffnung, anstatt der Steine, in den Korb zu pflanzen, das wäre ein Anfang…
Wir Menschen sind zerbrechliche, zarte Wesen, verletzlich, manchmal überheblich und vollmundig, dann wieder einfühlsam und ängstlich, gleichzeitig erwartungsvoll und mit Hoffnung lebend. Unzählige Geschichten der Bibel berichten von diesen Erfahrungen des Menschen, Erfahrungen, die mit dem Handeln Gottes in dieser Welt rechnen – auch wenn es gar nicht danach aussieht.
„Lebt nicht wie Unwissende, sondern wie Menschen, die wissen worauf es ankommt“schreibt Paulus an seine Freunde im Epheserbrief (Eph 5,12, GN). Ein Wort, das in Bewegung bringen will, weg von falschen Hoffnungen und Überlegungen, allem erstarren und Rost ansetzen. Leben, jetzt. Anders!
Was ist mir wichtig? Ich, die vollen Regale, wie mein Alltag funktioniert, die zehntausend Kleinigkeiten, über die wir uns aufregen - oder der andere, der mich braucht, dem ich mit einem Wort oder einer kleinen Geste etwas Gutes tun kann? Oder dem ich danken kann, für das Gute, das er für diese Gesellschaft leistet?
Was ist wichtig, für mich, für uns als Gemeinschaft? Das Rad, in welchem Zustand lehnt es an der Wand? Was sind meine Steine, und wer trägt sie?
Gott steht zu seinen Verheißungen, erzählt die Schrift. Er ist da, wenn wir nicht mit ihm rechnen. Er ist da, wo wir Trost brauchen.
Er trägt für uns die Steine mit, die schwer bepackt im Korb des Fahrrades liegen. Steine, die uns niederdrücken können, ja. Aber Gott schenkt uns auch Hoffnung, unseren Mut, zu vertrauen, Neues zu wagen und nicht aufzugeben.
Passionszeit, das war und ist eine Zeit des Besinnens, eine Zeit des sich Erinnerns an Jesu Weg des Leides, eine Zeit des Nachdenkens und Betens, vor allem aber: Eine Zeit des Neuanfangs.
Den Rost entfernen. Zu träumen wagen. Es liegt an uns, das wieder frei zu legen, in dieser Zeit. Und uns davon zu erzählen. Haben wir damit nicht schon längst begonnen? 19.00 Uhr, jeden Abend, von den Balkonen.
Mich tröstet das sehr.
Pastorin Sabine Karwath, Westerstede
niederdeutsche Übertragung von
Annegret Peters / Hude
Teemlich wackelig süht düsset Fohrrad ut, dat hett woll al ´n ganze Tied lang dor an ´n Tuun stahn. Dat hett ok al beter Tieden to sehn kregen. De Rost naagt, de Stenen in den Fohrradkorf weegt swoor. So kummt dat op kienen Fall mehr von de Steed. Dor fehlt dat een or anner. De Keed, de Pedalen, de Reifen, dat Licht – Deko even. Dat kribbelt mi in de Fingers , dor so ´n beten natohölpen. Tominnst de Stenen ut den Korf to nehmen un den Rost wegmaken, dat kunn een doch doon! Wo weer dat mit ´n paar Fröhlingsblomen, just nu, passt doch to Oostern?
Mi erinnert düsset Fohrrad an us all, de wi in ´n Momang still liggen doot, in ´n överdragenen Sinn meen ik. Den Oproop to Huus to blieven, kaamt jümmer mehr Minschen na, ok wenn dat männigmal mit grote Anstrengungen verbunnen is. De Stenen in den Korf? Dat is villicht för den eenen oder annern swoor, sik doran to wennen, to Huus to arbeiden, oder to weten, dat een Grootöllern un Frünnen för lange Tied nich besöken kann. Bang to ween, de Arbeid to verleren, kann ok so ´n Steen ween. Jeder von us warrt sienen ganz persönlichen Steen in düssen Korf sehen.
Eenfach blots aftöven, sotoseggen an de Wand lehnen, bit de Tied ehr Wark daan hett, un dat Rad twei is, dat wüllt de Minschen nich. „Wi höört tosamen“ klingt dat avends um 19.00 Uhr von de Balkone, Minschen maakt sik Sorgen um de annern, kümmert sik. Anners seggt: De Rost warrt afslepen, poleert, männigmal kummt dor denn ok wat ne´et to ´n Vörschien, wat een vörher nienich sehn harr. Utbetert warrt natürlich ok, denn dat een oder anner hett ´n vörher gar nich to sehn kregen. Dat Teel – een Fohrrad dat lüchten deit.
Blomen as Symbol vör Hapen, an Steed von den Stenen, in den Korf to planten, dat weer doch een Anfang...
Wi Minschen sünd breekhaftige, zoorte Wesen, licht to verletzen, af un to bildt wi us wunners wat in un hebbt ´n grote Snuut, to glieke Tied leevt wi mit de Hapen, dat sik dat inlösen deit, mit wat wi reken doot. Ik weet nich woveel Geschichten in de Bibel över düsse Erfahrungen von de Minschen vertellt. Erfahrungen, de mit dat Hanneln von Gott in düsse Welt reken doot – ok wenn dat dor gor nich na utsüht.
„Lebt nicht wie Unwissende, sondern wie Menschen, die wissen worauf es ankommt“ schrifft Paulus an siene Frünnen in den Epheserbreef (Eph 5,12, GN). Een Woort, dat in Bewegen bringen will, weg von falschet Hapen un Överleggen, von stief warrn un Rost ansetten. Leven, nu. Anners!
Wat is von Bedüden, för mi, för us as Gemeenschop? Dat Fohrrad, in wecken Tostand lehnt dat dor an de Wand? Wat sünd miene Stenen, un wer dreggt se?
Gott steiht to sien Woort, seggt de Bibel. He is dor, wenn wi nich mit em reken doot. He is dor, wenn wi Trost bruukt.
He driggt för us de Stenen mit, de swoor bepackt in den Korf von dat Fahrrad liggt. Stenen, de us daaldrücken köönt, ja. Aver Gott schenkt us ok Hapen, usen Moot, to vertroen, wat Ne´et to wagen un nich optogeven. Passionstied, dat weer un is een Tied sik to besinnen, een Tied sik to besinnen an Jesus sienen Liedensweg. Een Tied to ´t Nadenken un Beden, toallereerst aver: Een Tied nee antofangen.
Den Rost wegtomaken. Sik troen to drömen. Dat liggt an us, dat woller free to leggen, in düsse Tied. Un us dorvon to vertellen. Hebbt wi dormit nich al lang anfungen? 19.00 Uhr, elkeen Avend, op de Balkone?
Mi gifft dat bannig veel Trost.
Pastorin Sabine Karwath, Westerstede
Normalität
Andacht für den 29.03.2020
Download als MP3 - hochdeutch - gesprochen von Kerstin Grusemann-Wahl
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Im Moment ist nichts normal. In dieser Corona-Zeit ist alles anders. Wir können und dürfen nicht so leben, wie wir es gewohnt sind. Viele haben ein ungutes Gefühl, machen sich Sorgen und haben Angst. Ich arbeite in einem Steuerbüro. Zum Glück sind alle gesund und ich kann noch ganz normal im Büro arbeiten. Die Heimarbeitsplätze wurden bereits eingerichtet. Wenn es notwendig wird, können wir von zu Hause aus arbeiten. Das meist genannte Wort der letzten Tage ist „Kurzarbeit“.
Und doch begegnen mir jeden Tag Dinge, die Corona für einen Moment verschwinden lassen. Da sind die Vögel, die jeden Morgen beim aufstehen schon so freundlich zwitschern. Wunderschöne Sonnenaufgänge wecken den Tag. Die Sonne scheint so wunderbar. Unterwegs zur Arbeit sehe ich die Frau, die jeden Morgen ihre Walking-Runde dreht und den Herrn der sein Vogelhaus mit Futter bestückt. Die Rehe lassen sich auch in diesen Tagen nicht stören und sind an ihrem gewohnten Platz.
Viele Whatsapp Nachrichten erreichten mich in den letzten Tagen. Grüße, gute Wünsche, schöne Texte zum Frühling, Lieder, Bilder oder Texte zu Möglichkeiten, die passieren könnten, wenn wir nun zu Hause bleiben, die Natur in Ruhe lassen, das Klima bewahren, und uns nur, mit uns selber beschäftigen.
Und dann ist da noch eine Sache, die ich bekommen habe, und das ist die Aussage von Beppo Straßenkehrer aus dem Buch Momo von Michael Ende:
„Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen. Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird. So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Dann macht es Freude; das ist wichtig.“
Beppo Straßenkehrers Aussage passt, finde ich gut in unsere Corona-Zeit. Der Weg vor uns scheint lang, die Perspektive ernüchternd, ein Ende unbestimmt.
Wir dürfen sicher sein, dass Gott mit uns auf der Corona-Straße unterwegs ist. Schritt für Schritt steht er uns zur Seite und begleitet uns. Wir dürfen ihm all unsere Sorgen anvertrauen. Er passt auf, dass wir sicher am Ende der Straße ankommen.
In der Bergpredigt sagt Jesus: Sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen (Mt. 6,34). Gott geht den Weg mit uns auf der Straße bis zur Normalität. Ich habe keine Zweifel, dass sowohl der Weg als auch das Ziel unter Gottes Segen stehen.
Und wer weiß, vielleicht können wir aus dieser Zeit der Pause, der Stille, des Innehaltens auch etwas Positives für uns mitnehmen, jeder für sich das, was er braucht.
Ich hoffe sehr, dass wir alle, unsere Familien, Freunde und Menschen, die uns wichtig sind, gesund bleiben. Möge Gott uns Kraft, Zuversicht und Hilfe schenken, in dieser ungewöhnlichen Zeit.
Und so lege ich nun meine Hand in eure Hand. Gott segne euch.
Bis bald, in der Normalität!
Ihre Kerstin Grusemann-Wahl, Prädikantin in der Kirchengemeinde Apen
ins Niederdeutsche übertragen von
Annegret Peters / Hude
Normalität
In ´n Momang is nix normal. In düsse Corona-Tied is allens anners. Wi köönt un dröfft nich so leven, as wi dat wennt sünd. Vele hebbt een ungodet Geföhl, maakt sik Sorgen un sünd Bang. Ik arbeid in een Stüerbüro. To ´n Glück sünd all gesund un ik kann noch ganz normal in ´t Büro arbeiden. Aver dor is al allens praat maakt wurrn, dat wi, wenn dat nödig warrt, von to Huus ut arbeiden köönt. Dat Woort, wat een in de leßden Daag an ´n mehrsten höört, is „Kortarbeid“.
Un doch kaamt mi jeden Dag Saken in de Mööt, de Corona för een Momang verswinnen laat. Dor sünd de Vagels, de elkeen Morgen al so fründlich an tirileeren sünd, wenn ik opstah. Wunnerbare Sünnenopgäng weckt den Dag. Op den Weg na de Arbeid seh ik een Froo, de elkeen Morgen ehre Walking-Runn dreiht un den Mann, de sien Vagelhuus mit Futter opfüllt. De Rehe laat sik ok in düsse Daag nich stören un staht an de gewohnte Steed.
Ik krieg vele Whatsapp Narichten in de leßden Daag. Gröten, gode Wünsche, moije Texten to ´t Fröhjahr, Leder, Biller oder Texten doröver, wat villicht passeern kunn, wenn wi nu to Huus blievt, de Natur in Roh laat, dat Klima bewahrt un us blots mit us sülvst befaten doot.
Un denn is dor noch een Saak, de ik kregen hebb, un dat is een Text von Beppo Straßenkehrer ut dat Book Momo von Michael Ende:
„Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen. Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird. So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Dann macht es Freude; das ist wichtig.“
Ik finn, düsse Text von Beppo Straßenkehrer passt goot in use Corona-Tied. De Weg för us schient lang to ween, de Utsichten eher nöchtern, een Enn is ungewiss. Wi dröfft seker ween, dat Gott mit us op de Corona-Straat unnerwegs is. Schritt för Schritt steiht he an use Siet un geiht mit us. Wi dröfft em all use Sorgen anvertroen. He passt op, dat wi seker an ´t Enn von de Straat ankaamt.
In de Bargpredigt seggt Jesus: Sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen (Mt. 6,34). Gott geiht den Weg mit us op de Straat bit to de „Normalität“. Ik hebb dor kien Twiefel an, dat, wo immer dat ok henn geiht, allns unner Gott sien Segen steiht.
Un wer weet, villicht köönt wi ut düsse Tied, ut düsse Paus, düsse Stille, dat Innehalen ok wat Godet för us mitnehmen, jeder för sik dat, wat he bruukt.
Ik will hapen, dat wi all, use Familien, Frünnen un Minschen, de us wichtig sünd, gesund blievt. Mag Gott us Knöf, Toversicht un Hölp schenken, in düsse besünnere Tied.
Un so legg ik nu miene Hand in joe Hand. Gott mag jo segnen.
Bit bold, in „Normalität“.
Osterglocken
Andacht für den 28.03.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Stephan Bohlen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Helge Ihnen
In diesem Jahr gibt der violette Krokus der Passionszeit Farbe. Zu Ostern laden nicht die Kirchenglocken zum Gottesdienst ein, sondern die goldgelben Narzissen. Sie sind die diesjährigen Oster-Glocken. Das Gedenkemein ruft uns ins Gedächtnis, dass Jesus Christus unter uns Gemeinschaft gestiftet hat an seinem Tisch. Doch werden wir nicht aus einem Abendmahlkelch trinken am Gründonnerstag, am Karfreitag und am Ostermorgen. Wir teilen aber miteinander den Anblick der anmutigen Blütenkelche bunter Tulpen – der Märzenbecher ist ja schon verblüht...Und in der Osternacht wird die Sternhyazinthe aufleuchten anstelle der Osterkerze. Der Kirchenchor muss zu Hause bleiben. Wenn wir frühmorgens das Fenster öffnen, erklingt dafür wieder ein Freiluftkonzert von Amsel, Drossel, Fink und Star...
Die Schöpfung atmet auf, nicht nur in unseren Gärten. Die Natur kann sich in diesem Frühling ein bisschen von uns Menschen erholen. Das ist ein kleiner Trost, und ich denke nicht, dass das zynisch ist angesichts des Leids, den der Corona-Virus bislang schon gebracht hat. So lange schon treten wir die Natur mit Füßen. Wenigstens sie darf für uns jetzt zu einem Lichtblick werden in dunkler Zeit.
So ist das Frühlingserwachen der Natur wie kaum je zuvor für uns ein Gleichnis für Ostern, für das große Fest der Verwandlung, für die Auferstehung aus dem Tod ins Leben. Ich bin froh darüber!
Lätare, so hieß der letzte Sonntag, der 4. Sonntag der Passionszeit, übersetzt „Freut euch!“ nach Jesaja 66,10. Dieser Sonntag wird auch „kleine Ostern“ genannt, es ist das Bergfest in der Leidenszeit: die Hälfte ist schon geschafft. – Wie glücklich dürften wir uns schätzen, wenn schon die Hälfte der Corona-Krise hinter uns läge!
Am heutigen Samstag geht diese Woche des „Lätare“ zu Ende. Morgen wird wieder ein Wochenauftakt, ein Sonntag – eine Auferstehungstag - begangen. Auf ganz unterschiedliche Weise mit Texten, mit Musik, mit Videos von Gottesdiensten, die in den Medien zu lesen, zu hören und zu sehen sein werden. Auch das ist gut.
Bevor es soweit ist, gebe ich uns noch einmal den Wochenspruch dieser Woche aus dem Johannes-Evangelium 12,24 zu bedenken: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“
Der Evangelist verdichtet Tod und Leid und Trost und Hoffnung in kurzen anschaulichen Sätzen zur frohen Botschaft. Und wieder ist die Natur Patin: die Lebenshingabe Jesu am Kreuz ist keine sinnlose Tat Gottes. Sie trägt in sich den Keim für neues Leben, für vielfältiges Aufblühen von Liebe, Güte, Mitgefühl und Friedfertigkeit in dieser Welt.
Sie wird wieder eine Ernte einfahren. Wir, die Glaubenden, die Hoffenden, sammeln und verschenken ihre Früchte. Auch in diesem Jahr.
Pastorin Sandra Hollatz / Bad Zwischenahn
Osterglocken
Dütt Johr gifft de violette Krokus de Passionstied de Farv. To Oostern laad nich de Karkenklocken to ´n Gottsdeenst in, sünnern de goldgelen Narzissen. De sünd in dütt Johr us Ooster-Klocken. Dat Gedenkemein erinnert us doran, dat Jesus Christus an sienen Disch Gemeenschop unner us stift hett. Doch wi warrt an Karfredag un an ´n Oostermorgen nich ut een Avendmahlkelch drinken. Aver wi deelt mit´nanner den Anblick von de moijen Bleuden von bunte Tulpen – de Märzenbecher is ja all verbleud... Un in de Oosternacht warrt de Sternhyazinthe oplüchten ansteed von de Oosterkeers. De Karkenchor mutt to Huus blieven. Wenn wi fröh an ´n Morgen dat Finster opmaakt, klingt us dorför woller een Freeluftkunzert von Amsel, Drossel, Fink un Star entegen.
De Schöpfung atent op, nich blots in use Gardens. De Natur kann sik in düsset Fröhjohr ´n beten von us Mischen verhalen. Dat is een lütten Trost, un ik bün nich de Menen, dat dat zynisch is, bi all dat Leed, den de Corona-Virus bit nu al brocht hett. Al so lange Tied treedt wi de Natur mit Föten. Tominnst se draff nu to een Lichtblick weern in een düüster Tied.
So is dat „Frühlingserwachen“ von de Natur, as bold noch nie tovör, för us een Glieknis för Oostern, för dat grote Fest von de Verwandlung, för dat Opstahn ut den Doot in ´t Leven. Ik bün froh doröver! Lätare, de Naam von den leßden Sünndag, den 4. Sünndag von de Passionstied, heet översett „Freut jo!“ nach Jesaja 66,10. Düsse Sünndag warrt ok „lüütje Oostern“ nöömt, dat is dat Bargfest in de Liedenstied: de Hälft is al achter us. – Wo glückelk kunnen wi ween, wenn wi al de Hälft von de Corona-Krise achter us harrn!
An den hütigen Sünnavend geiht düsse Week von „Lätare“ to Enn. Morgen begaht wi woller een Wekenanfang, een Sünndag – een „Auferstehungstag“ . Op ganz verschedene Aart un Wies mit Texten, mit Musik, mit Videos von Gottsdeensten, de een in de Medien to lesen, to hören un to sehn kriegen warrt. Ok dat is goot.
Ehrdat dat so wiet is, geev ik us noch mal den Spröök von düsse Week ut dat Johannes-Evangelium 12,24 to bedenken: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“
De Evangelist schrifft in siene frohe Botschaft över Doot un Leed un Hapen op korte, düütliche Aart un Wies. Un woller is de Natur Patin: dat Jesus sien Leven an ´t Krüüz hen geven hett, is kien sinnlose Daat von Gott. Se driggt den Keim för ne´et Leven in sik, för veelfältiget Opbleuhen von Levde, Güte, Mitgeföhl un Freedfertigkeit in düsse Welt.
Se warrt woller een Arnt infahren. Wi, de wi glöven un hapen doot, sammelt un verschenkt ehre Früchten. Ok in düsset Johr.
Glaube, Liebe Hoffnung bleiben!
Andacht für den 27.03.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Gundolf Krauel
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Britta Gurrey
Liebe Menschen in unserem Kirchenkreis!
Auf einem Pin, einem kleinen Anstecker eines Fanclubs des Hamburger Sport Vereins, finden sich neben den Symbolen Anker und Herz auch die drei Worte Glaube, Liebe und Hoffnung.
Sie stammen aus dem 1. Korintherbrief im Neuen Testament, in dem der Apostel Paulus schreibt:
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei;
aber die Liebe ist die größte unter ihnen
( 1. Korinther 13, 13 ).
Was für mich erstaunlicherweise sogar Fußballfans ausdrücken, gilt in dieser für uns alle so schweren und bedrückenden Zeit ganz besonders:
Als Christen*innen richten wir unseren Glauben und unser Vertrauen auf Gott und seinen Sohn Jesus Christus.
Wir richten unsere Hoffnung auf die Nähe und Begleitung durch unseren Herrn.
Wir antworten darauf mit unserer Liebe zu Gott und zu den Nächsten. Diese können die Verwandten in einer Familie, gute Freunde*innen oder auch Menschen aus unseren Kirchengemeinden sein.
Ihnen schenken wir unsere Liebe, Zuwendung und Aufmerksamkeit.
Aus dem gemeinsamen Glauben, der grundlegenden Hoffnung und der absoluten Liebe dürfen wir gerade in dieser im Moment so besonders stark empfundenen Passions-, das bedeutet Leidenszeit, Kraft und Mut für unser eigenes und unser gemeinsames Leben ziehen.
Die Passionszeit erinnert uns immer wieder sehr deutlich an den Weg des Gottessohnes Jesus Christus.
Er ist diesen Weg radikal gegangen, der ihn über Verurteilung und Verspottung bis hin zum Kreuz geführt hat.
Er hat das Kreuz anschließend durch seine Auferstehung am Ostermorgen durchbrochen und für immer hinter sich gelassen.
Darum steckt für mich und meinen Glauben auch in einer solch krisenhaften Zeit, die uns alle aktuell bewegt und umtreibt, dennoch das Licht des neuen Lebens, das Jesus Christus uns nach der Passion und nach dem Kreuz durch seine Auferstehung eröffnet.
Jede und jeder von uns kann so wie die Fußballfans aus Hamburg darauf vertrauen, dass Gottes Gnade und Beistand sie oder ihn niemals verlassen.
Er schenkt uns besonders in solch bewegenden Tagen und Wochen, die wir auf der ganzen Welt aktuell erleben, Glaube, Hoffnung und Liebe.
Im Gebet dürfen wir Gott jederzeit all das sagen, was uns gerade umtreibt, was uns beschwert und bedrückt.
In der Fürbitte bringen wir andere, uns wichtige Menschen immer wieder direkt vor Gott.
Dass Ihnen und Euch dieses grundlegende Vertrauen auf Gott Ermutigung und Gelassenheit schenken möge, wünscht von ganzem Herzen
Pfarrer Gundolf Krauel
Rastede-Wahnbek
Leve Minschen in usen Karkenkreis!
Op een Pin, een lütten Anstecker von een Fanclub von den Hamborger Sport Vereen, finndt sik neben de Symbole Anker un Hart ok de dree Wöör „Glaube, Liebe und Hoffnung“.
Se stammt ut den 1. Korintherbrief in ´t ne´e Testament, in den de Apostel Paulus schrifft: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen ( 1. Korinther 13, 13 ).
Ik hebb mi wunnert, dat sogar Footballfans hier to ´n Utdruck bringt, wat för us all gellen deit, besünners in so swore un bedrückende Tieden. As Christen*innen richt wi usen Glauben un us Vertoen op Gott un sienen Sohn Jesus Christus. Wi richt use Hoffnung op de Neegde un de Begleitung dör usen Herrn. Wi antert dorop mit use Liebe to Gott un to usen Nächsten. Dat köönt de Verwanden in een Familie, gode Frünnen oder ok de Minschen in us Karkengemeen ween. De schenkt wi use Levde, Towendung un Opmerksamkeit
Ut den gemeensamen Gloven, de togrund liggende Hapen un de afslute Levde dröfft wi, just in düsse, in ´n Momang besünners stark to föhlende Passions-, dat heet Liedenstied, Kraft un Moot för us egen un us gemeensamet Leven trecken.
De Passionstied erinnert us jümmer woller heel düütlich an den Weg von Gottes Sohn Jesus Christus. He is düssen Weg radikal gahn, de em över de Veroordelung un dat Verspotten bit hen an ´t Krüüz föhrt hett. He hett dat Krüüz denn dör siene „Auferstehung“ an ´n Ostermorgen dör broken un för jümmer achter sik laten.
Dorum steckt för mi un mienen Gloven ok in düsse kritische Tied, de us all aktuell bewegt un umdrifft, dennoch dat Lücht von ´t ne´e Leven, dat Jesus Christus us na de Passion un na dat Krüüz dör siene „Auferstehung“ wiesen deit.
Jede un jeder von us kann so, as de Footballfans ut Hamborg, dorop vertroen, dat de Gnaad un de Bistand Gottes se oder em nienich verlaten warrt. He schenkt us besünners in so bewegte Tieden, de wi op de ganze Welt im Momang beleven doot, Glaube, Hoffnung und Liebe.
In ´t Gebett dröfft wi Gott alltied all dat seggen, wat us just umdrifft, wat us dat Hart swoor maakt un us bedrückt. In de Förbidde bringt wi anner, us wichtige Minschen jümmer woller direkt vör Gott.
Dat för Se un för Jo düsset Grundvertroen op Gott Moot gifft un „Gelassenheit“ schenkt wünscht von ganzen Harten,
Gundolf Krauel. Pastor in Wahnbek
Konfirmation für alle!
Andacht für den 26.03.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Pastorin Birgit Grohs
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Sich festmachen, stärken, ermutigen - das alles sind mögliche Übersetzungen des lateinischen Verbs „confirmare“, von dem sich unser Wort „Konfirmation“ ableitet.
In diesen Wochen hätten die Konfirmationsfeiern begonnen. Viele junge Menschen und ihre Familien haben ein schönes Fest geplant, etwas Schickes zum Anziehen besorgt und vielleicht schon Einladungskarten vorbereitet. Und nun? Keine Gottesdienste, also auch keine Konfirmationsfeste.
Wir werden diese Feiern hoffentlich auf andere Weise nachholen können, aber zunächst einmal überwiegt ganz klar die Enttäuschung.
Trotzdem oder vielmehr gerade deshalb hier ein Vorschlag, wie wir alle jeweils für uns persönlich in diesen Tagen „Konfirmation“ feiern können, „Konfirmation“ im oben genannten Sinne von „sich festmachen“:
Hinter jeder Konfirmation steht ein Versprechen. Gottes Versprechen, das uns mit der Taufe zugesprochen wurde: „Ich bin für dich! Du gehörst zu mir!“
Wenn wir mit den Jugendlichen Konfirmation feiern, fordern wir sie auf, sich zu dem Freundschaftsangebot Gottes zu verhalten. Willst Du diese Nähe? Möchtest Du zu Jesus Christus gehören? Willst du dich an Gott „festmachen“?
Bei einem Konfirmationsgottesdienst vor einigen Jahren gab ich den Jugendlichen einen Karabinerhaken und forderte sie auf, sich mit ihrem Haken nacheinander symbolisch an dem Altarkreuz festzumachen. So entstand eine lange starke Kette, festgemacht am Kreuz, festgemacht an Jesus.
Wenn Sie mögen, können Sie in diesem Sinne auch zu Hause „Konfirmation“ feiern:
Haben Sie vielleicht ein Kreuz und einen Karabinerhaken im Haus? Wissen Sie vielleicht noch Ihren Tauf- oder Konfirmationsspruch oder können ihn noch auf einer Urkunde oder im Stammbuch finden?
Zünden Sie sich doch eine Kerze an und stellen Sie diese zu Kreuz und Karabinerhaken. Beginnen Sie ein Gespräch mit Gott. Erzählen Sie ihm, was Sie gerade beschäftigt, was Sie ängstigt, freut und wo Sie sich vielleicht unsicher fühlen oder einen guten Rat brauchen.
Wie lautete auch noch der Taufspruch, den Sie vielleicht im Stammbuch gefunden haben?
Dann gönnen Sie sich ein paar Minuten der Stille.
Kommt ein neuer Gedanke dazu?
Fügt sich etwas neu zusammen?
Tut mir dieser Moment in der Nähe Gottes gut?
Schließen Sie Ihr Gebet, wenn Sie mögen, mit dem Vaterunser oder folgenden Worten ab:
„Gott, Du kennst mich! Du siehst mich! Du bist hier bei mir! Danke!
Ich mache mich bei Dir fest, denn ...
`Der HERR ist meine Stärke und mein Schild;
auf ihn traut mein Herz und mir ist geholfen.
Nun ist mein Herz fröhlich,
und ich will ihm danken mit meinem Lied.` (Psalm 28,7)
Amen.“
Und wenn Ihnen dann zum Singen zumute sein sollte, tun sie es.
In all dem geschieht ein Stück „Konfirmation“: Ich mache mich neu fest an dem, der mich und diese Welt trägt, werde gestärkt und ermutigt.
Gute Erfahrungen mit dieser „Konfirmation für alle“ wünscht Ihnen
Pastorin Birgit Grohs / Rastede
Konfirmatioon för all!
Sik fast maken, stark maken, Moot maken – dat allens steiht för dat latiensche Verb „confirmare“, ut dat sik use Woort „Konfirmatioon“ ergeven hett.
In düsse Weeken harrn egens de Konfirmationen ween schullt. Vele junge Lüe un ehre Familie hebbt een moijet Fest plaant, püüke Kledaasch besorgt un villicht al Inladungn schreven. Un nu? Kiene Gottsdeenste, also ok kiene Konfirmatioonsfeste.
Wüllt hapen, dat wi düsse Fiern op anner Aart un Wies naholen köönt, aver eerstmal is de Enttäuschung groot. Liekers oder veel mehr just darum hier een Vörslag, wo wi all in düsse Daag „Konfirmatioon“ fiern köönt, jeder vör sik persönlich, so as dat mit dat Woort „confirmare – fastmaken“ meent is.
Achter jede Konfirmatioon steiht een Verspreken. Een Verspreken von Gott, dat us mit de Dööp geven wurrn is: „Ik bün för di (dor?)! Du hörst to mi!“ Wenn wi mit de jungen Lüe Konfirmatioon fiern doot, foddert wi se op, to dat Fründschopsangebott von Gott Stellung to nehmen. Wullt du düsse Neegde? Wullt du to Jesus Christus hörn? Wullt du di an Gott „fastmaken“?
Wenn se wüllt, köönt Se in düssen Sinn ok tohuus „Konfirmatioon“ fiern: Hebbt Se villicht een Krüüz un een Karabinerhaken in ´t Huus? Besinnt Se ik villicht noch op den Spröök to Ehre Konfirmatioon, oder köönt den noch op een Urkund in´t Stammbook finnen?
Stickt Se sik een Keers an un stellt de to dat Krüüz un den Karabinerhaken. Fangt Se een Gespreek mit Gott an. Vertellt Se em, wat Se just nu umdrifft, wat Se Bang maakt, wat Se freit un bi wat Se sik nich seker föhlt oder wo Se een goden Rat bruukt. Wat weer dat ok noch för een Spröök, den Se vielleicht in ´t Stammbook funnen hebbt. Günnt Se sik ´n paar Minuten Stille. – Kummt dor noch een ne´en Gedanken dorto? - Finndt dor jichtenswat nee tosamen? – Deit mi düsse Momang in de Neegde von Gott goot?
Sluut Se Ehr Gebett, wenn Se da möögt, mit dat „Vaterunser“ oder de folgenden Wöör af:
„Goot, Du kennst mi! Du sühst mi! Du büst hier bi mi! Danke!
Ik maak mi bi di fast, denn...
`Der HERR ist meine Stärke und mein Schild;
auf ihn traut mein Herz und mir ist geholfen.
Nun ist mein Herz fröhlich,
und ich will ihm danken mit meinem Lied.`
(Psalm 28,7)
Amen.“
Un wenn Se denn to ´n Singen tomoot wenn schull, den maakt Se dat.
In dat all passeert een Stück „Konfirmatioon“ : Ik maak mi nee fast an denn, de mi un düsse Welt dreggt, he maakt mi stark un gifft mi Moot.
Gode Erfahrungen mit düsse „Konfirmatioon för all“ wünscht Se
Pastorin Birgit Grohs / Rastede
Das fehlt uns in diesen Tagen!
Andacht für den 25.03.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Sabine Feuerhake
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Die Nähe zu anderen Menschen, sich geborgen fühlen, sich in den Arm nehmen zu können.
Enkelkinder vermissen die Großeltern oder andere Familienmitglieder und umgekehrt.
Junge Menschen, Freunde, Cliquen vermissen es, sich eine gute Zeit miteinander zu machen, Partys zu feiern.
Kinder vermissen ihre Freunde in Schule und Kindergarten.
Frauen und Männer vermissen es, einfach zur Arbeit zu gehen, den Tag zu planen, Bekannte zu treffen, abends auf ein Bier oder eine Cola zusammen zukommen.
Ältere Menschen vermissen es, einfach beim Bäcker einen Kaffee zu trinken, ein bisschen Zeitung zu lesen und ein Stück Kuchen zu essen. Und so vieles anderes mehr vermissen wir.
Und gleichzeitig gibt es oft zu viel Nähe. Die von uns, welche nicht allein leben, spüren auch täglich, dass wir jetzt sehr eng miteinander leben. Eltern mit den Kindern in einer Wohnung, in einem Haus, mit Garten, ohne Garten. Eltern mit kleinen Kindern, die toben wollen und die ganze Aufmerksamkeit einfordern. Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen, die in diesen Tagen eng zusammen leben.
Sie und andere vermissen einen Freiraum für sich selbst, mal Luft holen können, mal einen räumlichen Abstand nehmen können. Das ist so wichtig – und jetzt nicht so möglich.
Der erste Streit gleich am Morgen beim Frühstück und die kommende Zeit ist sehr angespannt. Die Nerven sind dünn. Die Nachrichten über Radio, Lifeticker und Internet lassen nicht aufatmen. Die Nachrichten im Fernsehen machen uns deutlich, es ist nicht möglich, eine zeitliche Begrenzung aller Maßnahmen zu geben. Das macht uns Druck, das macht uns auch Angst.
Kinder fragen nach dem Virus, sie machen sich ihre Gedanken und schnappen ja so vieles auf, was geredet und gesendet wird. Sie zu beruhigen und gleichzeitig aufzuklären, zeigt uns anderen, wie sensibel wir sind, wie wichtig es ist, jedes Wort abzuwägen und gleichzeitig besonnen und beruhigend zu reden.
„Ich glaub, ich muss mal auf den Arm!“, diesen Satz gibt es in meiner Familie. Gesagt haben das sogar mehr Große als Kleine. „Ich glaub, ich muss mal auf den Arm!“ Ich brauche jetzt eine warme Schulter, um mich anzulehnen. Ich brauche ein klein wenig Geborgenheit. Ich bin in mir so unruhig und dünnhäutig, ich brauche deinen Trost.
Und dann sitzen da zwei Menschen und lehnen sich aneinander oder schmiegen sich an die Schulter, an den Arm. Sie reden oder schweigen miteinander, trinken Kaffee oder sind ganz still.
„Ich glaub, ich muss mal auf den Arm!“ wird zum Aufatmen. Ich darf für mich sorgen, darf sagen, dass ich heute Geborgenheit brauche, darf zeigen, wie dünnhäutig mir zu Mute ist. Ich darf um Zuwendung bitten, darf getröstet werden.
Ob als Kind, als Erwachsene*r, ich bin heute bedürftig nach Nähe und Trost.
In meiner Familie kenne ich viele solcher Zeiten. Ich kenne die Minuten „des auf den Arm nehmens“ auf dem Küchensofa, am Bett des Kindes, unterm Apfelbaum. Ich kenne aus Erfahrung, dass ich genauso „auf den Arm kann“, wenn wir dabei miteinander telefonieren.
Ich schreibe darüber und denke an die biblischen Worte im Alten Testament. Im Buch Jesaja wird von Gott berichtet, dass Gott zu uns Menschen spricht: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Eine Erfahrung, die mich einhüllt. Ich sehne mich danach so getröstet und genährt zu werden, dass ich von mir selber sagen kann, Gott tröstet mich und nährt mich, wie eine gute Mutter.
Heute können wir schon erzählen, was uns in diesen vergangenen Tagen geschehen ist, was es mit uns gemacht hat. Jeder kommende Tag wird seine ganz eigene Aufgabe an uns stellen. Mancher Tag wird uns herausfordern und uns an unsere Kraftgrenzen bringen.
Wenn Sie mögen, so sorgen sie gut für sich und damit ja auch für andere. Und sagen Sie es, wenn Sie „mal auf den Arm“ müssen.
Es ist jemand für Sie da. Auf dem Sofa. Am Telefon. An der Haustür. Am Handy.
Es ist jemand für uns da – Im Glauben. In Verbundenheit. Im Herzen.
Pfarrerin Sabine Feuerhake / Reekenfeld
niederdeutsche Übertragung von
Annegret Peters / Hude
Dat fehlt us in düsse Daag!
De Neegde to anner Minschen, sik schuult föhlen as in´n Schoot van de Mudder, sik in de Arms nehmen to könen. Enkelkinner vermisst de Grootöllern oder anner Minschen ut de Familie un annersrum is dat just so. Junge Lüe, Frünnen, Cliquen vermisst dat, sik een gode Tied mit´nanner to maken, Partys to fiern. Kinner vermisst ehre Frünnen in de School un in ´n Kinnergarden. Froonslüe un Mannslüe vermisst dat, eenfach to de Arbeit to gahn, den Dag to planen, Bekannte to drapen, avends noch op ´n Beer oder ´n Cola tohoop to kamen. Öllere Lüe vermisst dat, eenfach bi ´n Bäcker ´n Koffie to drinken, een beten in ´t Blatt to lesen un een Stück Koken to eten. Un so veel anner Saken mehr vermisst wi.
Un to glieke Tied gifft dat faken to veel Neegde. De von us, de nich alleen leevt, kriegt dat elkeen Dag to spören, dat wi nu bannig eng mit´nanner leevt. Öllern mit ehre Kinner in een Wahnung, in een Huus, mit Garden, ahn Garden. Öllern mit lütte Kinner, de jachtern wüllt un de hele Opmerksamkeit infoddert. Familien mit Angehörige, de Plege bruukt, de in düsse Daag eng tohoop leevt. Se un ok vele anner Lüe vermisst een Ruum för sik sülvst, mal Luft halen könen, mal ´n beten Afstand von´nanner to hebben. Dat is bannig wichtig – un to Tied nich so mööglich.
De eerste Stried glieks an ´n Morgen bi ´t Fröhstück un de tokamen Tied is bannig angespannt. De Nerven liggt blank. De Narichten över ´t Radio, Lifeticker un Internet laat een nich opaten. De Narichten in ´t Feernsehn maakt us klaar, dat dat nich mööglich is to seggen, wo lang dat allens duern warrt. Dat sett us unner Druck un maakt us Bang. Kinner fraagt na den Virus; se maakt sik ehr Gedanken un snappt ok veel op, wat dor so snackt un send warrt. Se to begööschen un to glieke Tied allens to verklaren, wiest us all, wo sensibel wi sünd, wo wichtig dat is, elkeen Woort aftowegen un dorbi natodenken, wat man snackt.
„Ik glööv, ik mutt mal op ´n Arm!“ düssen Satz gifft dat in mien Familie. Dat hebbt sogor fakener de Groten seggt, as de Lütten. „Ik glööv ik mutt mal op ´n Arm!“ Ik bruuk nu een warme Schuller, um mi dor antolehnen. Ik bruuk ´n lütt beten Geborgenheit. Ik kaam nich to Roh un mien Huut is dünn, ik bruuk dienen Trost. Un denn sitt dor twee Minschen un lehnt sik een an den annern oder schuult sik an de Schuller, an den Arm. Se snackt oder se swiegt, drinkt Koffie oder sünd eenfach still.
„Ik glööv, ik mutt mal op ´n Arm!“ lett een opaten. Ik draff mi Sorgen maken, draff seggen, dat ik vandagen Geborgenheit bruuk, draff wiesen, wo dünn mien Huut is. Ik draff dorum beden, dat de anner sik mi towennen deit, ik draff mi trösten laten. Of as Kind oder Erwachsene*r, ik leng mi vandagen na Neegde un Trost. In mien Familie kenn ik ´n Menge von socke Tieden. Ik kenn de Minuten von „op ´n Arm nehmen“ op ´t Kökensofa, an ´t Bett von de Kinner, unner den Appellboom. Ik hebb de Erfahrung maakt, dat ik just so „op den Arm kann“ , wenn wi dorbi mit´nanner telefoneren doot.
Ik schriev doröver un denk an de Wöör in ´t Ole Testament. In ´t Book Jesaja steiht, dat Gott to us Minschen seggt: „ Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Een Erfahrung, de ganz un gor um mi to is. Ik hebb Lengen dorna Trost un wat to Eten to finnen. Dat ik von mi sülvst seggen kann, Gott gifft mi Trost un wat to Eten, as een gode Mudder.
Vandagen köönt wi al vertellen, wat us in düsse verleden Daag passeert is, wat dat mit us maakt hett. Elkeen tokamen Dag warrt sien ganz egen Opgaav an us stellen. Männig een Dag warrt us rutfoddern un us an de Grenzen von us Kraft bringen.
Wenn Se möögt, denn sorgt Se goot för sik un dormit ok för anner Lüe. Un seggt Se dat, wenn Se „mal op den Arm“ mööt. Dor is een för Se dor. Op dat Sofa. An ´t Telefon. An de Huusdöör. An ´t Handy. Dor is een för us dor – in us Gloven. In Verbundenheit. In ´t Hart.
„Es gibt sie auch bei uns,
die Menschen mit der Mailänder Seele,
die von Herzen singen und musizieren“
Andacht für den 24.03.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - vorgelesen von Britta Gurrey
Download als MP3 - niederdeutsch - vorgelesen von Britta Gurrey
Wo seid ihr alle? All ihr Leute mit der Mailänder Seele? Wo seid ihr Sänger und Musikanten? Da war unser Schatz doch mal groß: Es gab große gemischte Chöre. Und von meiner Mutter, Jahrgang 1919 weiß ich, dass sie mit ihren 4 Geschwistern am Abend, wenn alle um das Feuer auf der Tenne herumsaßen, 4-stimmig gesungen haben. Und es klang wunderschön. Ich weiß, dass noch heute die Heimatvereine tun, was sie können, um den Tanz zur Musik an die Kinder weiter zu geben.
Okay, wir dürfen uns im Moment nicht treffen. Aber Balkone oder auch Vorgärten gibt es doch auch hier. Es ist so schrecklich still am Abend um 19.00 Uhr, wo doch überall das Lied >Der Mond ist aufgegangen< gesungen werden soll. Und wie wohltuend könnte das sein, wenn dann noch ein weiteres Lied erklingt. Irgendeines, das jeder kennt, ein Volkslied, ein alter Schlager, von mir aus auch was anspruchsvolles. Hauptsache etwa ermutigendes. Wir haben es am vergangenen Abend so gemacht, dass wir das Lied von Youtube am offenen Fenster richtig laut gespielt und dazu gesungen haben. Wir werden damit fortfahren.
Ich möchte also euch, die ihr irgendein Instrument spielen könnt, bitten, am Abend mal eben das Fenster zu öffnen und euer Lieblingsstück erschallen zu lassen. Vielleicht stellt ihr dazu auch eine Kerze ins Fenster – als eine Art Licht der Hoffnung, das zeigt, dass da noch Leben ist. Es soll ein Dank sein an alle, die weiterhin in Pflege und Handel für ihre Mitmenschen da sind. Und es soll ein Gruß sein an alle, die einsam sind, weil ja jetzt auch keine Besuche mehr erfolgen.
Nur – wennn ihr mitmacht, lasst euch nicht zu schnell entmutigen. Vielleicht gehen erst nach 1 Woche andere Türen auf. Aber das wärs doch wert, oder?
Es wurde immer gesungen in den christlichen Gemeinden. Paulus hat im Gefängnis gesungen, bis die Ketten fielen. Der junge David hat für seinen König Saul gesungen und die Laute gespielt, weil nur das dem alten König Frieden geben konnte. Mit Gospels haben die Sklaven Amerikas ihren Herren das singen können, was sie nicht sagen durften: Gott ist mit uns! Und die Wende 1989 war auch nur möglich mit Friedens- und Hoffnungsliedern.
Und dann gibt es da ja auch noch den Propheten Jona, der vor Gottes Auftrag weglaufen wollte und den die Mannschaft dann einfach über Bord geworfen hat, als wegen ihm ein furchtbarer Sturm aufkam. Zum Glück kam gerade ein großer Fisch daher...
Klaus-Peter Hertzsch hat die Geschichte da so erzählt:
„Er saugte den Propheten ein.
Der rutschte in den Bauch hinein.
Dort saß er, glitschig, aber froh:
denn naß war er ja sowieso.
Da hat er in des Bauches Nacht
ein schönes Lied sich ausgedacht.
Das sang er laut und sang er gern.
Er lobte damit Gott den Herrn.
Der Fischbauch war wie ein Gewölbe:
das Echo sang noch mal dasselbe.
Die Stimme schwang, das Echo klang,
der ganze Fisch war voll Gesang.“
Wer weiß, vielleicht können wir es ja irgendwie auch schaffen, solch ein Echo hervor zu rufen in unseren Orten, zumindest hier und da. Ein heilsames Echo. Ein verbindendes Echo. Denn so wie es aussieht, sind wir Menschen ja gar nicht so verschieden, wie manche behaupten. Das Virus kümmert sich jedenfalls nicht um Hautfarbe oder Nationalität. Und außerdem zeigt es, wie weit wir schon vernetzt sind – und daran wird sich auch nicht mehr viel ändern in Zukunft, es sei denn, irgendwelche Staatenführer glauben, dass sie allein mit diesem Problem fertig werden können.
Also Ihr lieben Sänger, Organisten, Musiker, Trompetenspieler, Trommler, und ja, auch ihr YouTuber. Lasst euch hören. Leute, reaktivert eure Mundharmonikas! Kinder, nehmt was ihr kriegen könnt für den Rhythmus. Heute abend um 19.00 Uhr – und dann jeden Tag! Macht den Menschen Mut!
Pastorin Regina Dettloff / Edewecht
Niederdeutsche Übertragung von
Annegret Peters / Hude
Wo sünd ji all? All ji Lüe mit de „Mailänder Seele“? Wo sünd ji Sängers un Muskanten? Dor weer us Schatz doch mal so groot: Dor geev dat grote gemischte Chöre. Un von mien Mudder, Johrgang 1919, weet ik, dat se mit ehre veer Geschwister avends, wenn se all tosamen op de Deel um dat Füer umto seten, veerstimmig sungen hebbt. Un dat hett wunnerbar klungen. Ik weet, dat ok vandagen de Hematverenen noch dot wat se köönt, um den Danz un de Musik an de Kinner wieter to geven.
Goot, wi dröfft in ´n Momang NICH tosamen kamen. Aver Balkone oder Gardens gifft dat doch ok hier bi us. Dat is bi us so gräsig still avends um 19.00 Uhr, wo doch överall dat Leed „Der Mond ist aufgegangen“ sungen warrt. Wo goot wurr us dat doon, wenn wi dor mit bi ween kunnen, un noch so ´n paar anner Leder to hörn weern. Jichtenswat, dat jedereen kennen deit, ´n Volksleed, ´n olen Schlager, von mi ut ok wat mit mehr Ansprook. Hauptsaak wat, dat us Moot maakt. Wi hebbt dat güstern so maakt, dat wi dat Leed von Youtube an ´t open Finster recht luut speelt un dorto sungen hebbt. Wi warrt so wieter maken.Ik much jo all, de ji jichtenseen Instrument spelen köönt, bidden. avends mal even dat Finster open to maken, un joe levsten Musikstücken erschallen to laten. Viellicht stellt ji denn ok noch een Keers in ´t Finster – as so ´n Aart Lücht för ´t Hapen, dat wiesen schall, dat dor noch Leven is. Dat schall een Dank ween an all de, de wieter in de Plege un ´n Hannel för ehre Mitminschen dor sünd. Un wi wüllt all de gröten, de eensam sünd, wiel ja nu nümms mehr to Besöök kamen draff.
Blots – wenn ji mitmaken doot, laat den Moot nich so gau sinken. Mag ween, un dat duert ´n Week, bit een anner Döör opgeiht. Aver dat weer de Saak doch weert, oder?
Dor wurr jümmer sungen in de christlichen Gemeenen. Paulus hett in ´t Kaschott sungen, bit dat siene Keden fullen. De junge David hett för sienen König Saul sungen un de Laute speelt, wiel blots dat den olen König Freden geven kunn. Mit Gospels hebbt de Sklaven in Amerika ehre Herren dat sungen wat man nich seggen droff: Gott is mit us! Un de Wende 1989 weer ok blots mit Leder von Freden un Hapen mööglich. Un denn gifft dat dor ok noch den Propheten Jona, de vör den Opdrag von Gott weglopen wull und den de Mannschop eenfach över Boord smeten hett, as wegen em een gräsigen Storm opkeem. Ton ´n Glück keem just een groten Fisch vörbi...
Klaus-Peter Hertzsch hat die Geschichte da so erzählt:
„Er saugte den Propheten ein.
Der rutschte in den Bauch hinein.
Dort saß er, glitschig, aber froh:
denn naß war er ja sowieso.
Da hat er in des Bauches Nacht
ein schönes Lied sich ausgedacht.
Das sang er laut und sang er gern.
Er lobte damit Gott den Herrn.
Der Fischbauch war wie ein Gewölbe:
das Echo sang noch mal dasselbe.
Die Stimme schwang, das Echo klang,
der ganze Fisch war voll Gesang.“
Wer weet, viellicht köönt wi dat ja jichtenswi ok schaffen, so een Echo in use Orte hervor to ropen, tominnst hier un dor. Een heelsamet Echo. Een Echo, dat verbinnen deit. Denn so as dat lett, sünd wi Minschen ja gor nich so verscheden, as dat seggt warrt. Dat Virus scheert sik nich um Huutfarv oder Nationalität. Un butendem wiest dat, wo wiet wi al vernetzt sünd – un dor warrt sik ok nich mehr veel ännern in Tokunft, uter wenn jichtenswecke Staatsföhrer glöövt, dat se alleen mit düsset Problem fardig weern köönt.
Also Ji leven Sängers, Organisten, Muskanten, Trumpetenspelers, Trummlers, un ja, ok ji You Tubers. Laat jo hören. Lüe, reakteveert joe Mundharmonikas! Kinner, nehmt wat ji kriegen köönt för den Rhythmus. Hüüt Avend um 19.00 Uhr – un denn jedeen Dag! Maakt de Minschen Moot
Hatten wir wirklich gedacht, dass es immer so weitergeht?
Andacht für den 23.03.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gesprochen von Holger de Buhr
Download als MP3 - niederdeutsch - gesprochen von Petra Bohlen
Hatten wir wirklich gedacht, dass es immer so weitergeht? In den vergangenen Monaten war es zu spüren: Ein großes Unbehagen bei vielen Menschen. In fast allen Lebensbereichen. Drohender Klimawandel, unsichere Renten, drohender Kollaps auf dem Immobilienmarkt, in der Wirtschaft. Das war vor der Corona-Epidemie. Jetzt sind wir mittendrin. Und es ist eine Frage der Zeit, wann alles anders sein wird. Es deutet sich an, dass kein Stein mehr auf dem anderen liegt. Dass sich von nun an vieles verändern wird, was keiner von uns zu diesem Zeitpunkt ahnen kann. Hatten wir wirklich gedacht, wir würden das schon alles im Griff haben? Die meisten schienen es vergessen zu haben, dass wir ein Teil der Natur sind. Die Corona Ausbreitung führt es uns deutlich und hart vor Augen. Sie rüttelt an alle sicher geglaubten Fundamente. Und das schon seit geraumer Zeit bestehende Unbehagen geht bei vielen Menschen in Angst über. Wir stehen vor einer Zeitenwende. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ (Joh. 12,24). Für mich bekommt der Wochenspruch zu Lätare jetzt eine besondere Bedeutung. Es wirft in mir Fragen auf. Was bleibt vom Leben? Was bleibt im Leben, wenn wir leben? Es sind die winzigen kleinen Augenblicke – klein, wie ein Weizenkorn. Der verstorbene Roger Willemsen hat es so auf den Punkt gebracht: „Die Ewigkeit findet in diesen kleinen besonderen Augenblicken des Lebens statt. Und dafür lebt er. Aber das bedeutet auch, dass wir wachsam und aufmerksam durch die Welt gehen und diese Augenblicke nicht an uns vorüberziehen lassen. Wer stets an anderem festhält, wer denkt, dass alles unendlich ist in diesem Leben und es immer so weiter geht, wer ständig verschiebt und demnächst anfangen will zu leben, der spürt diese winzigen Augenblicke nicht.“ Jesus schlägt vor, so zu leben, wie ein Weizenkorn, das erst in die Erde fallen und sterben muss. Erst dann bringt es Frucht. Ein drastisches Bild, an nichts festhalten, sondern von allem loszulassen. Es ist ein Augenblick, in dem Jesus selber davon spricht, dass er angesichts des Todes erschüttert ist und Angst hat. Aber wenn wir vertrauen, dann werden wir mit jedem Atemzug anders sein, anders existieren, andere Menschen sein. Solange wir denken, dieses Leben auf der Erde muss man verteidigen mit Krallen und Zähnen, wird es immer eng bleiben. Die Angst vor dem Tod wird uns töten – ehe er uns physisch ereilt. Die Kraft , wirklich zu leben, wird uns genommen, indem wir immer hektischer, immer eingeschnürter darauf aus sind, nicht mehr zu leben. Sondern unser Leben zu sichern, abzusichern, zu versichern, rückzuversichern. Und je sicherer es ist, desto sicherer ist es tot. Man wird das nur so übersetzen können, dass es für Jesus gleichgültig ist, wie lange man lebt, wie sicher und erfolgreich man ist. Denn so kommt man nie zum Wesentlichen, findet nie sich selber und kann in dem Grab, das er sich für sein Leben schaufelt, die Ewigkeit weder glauben noch überhaupt wünschen. Es geht ja um etwas anderes: Dass man die Angst verliert. Auch vor dem eigenen Tod." Wer nur sich selbst sieht, wird einsam! Er verliert den Sinn des Lebens aus den Augen, hängt oft unrealistischen Vorstellungen an, anstatt zu sehen und zu tun, was Glück, Erfüllung und Liebe bringen kann. Nur wer sein "Ego", seine Selbstvergötterung aufgibt, kann sich auf anderes, wichtigeres und höheres als sich selbst einlassen, ist zur Liebe fähig! Man kann weitherzig werden, sagt Jesus. Großzügig. Und hier und da Sicherheiten aufgeben. Denn die Menschlichkeit zu leben, lohnt mehr als die vielen faulen Kompromisse. „Und so lang du das nicht hast, Dieses: Stirb und werde! Bist du nur ein trüber Gast, auf der dunklen Erde.“ (Goethe). Das kleine Weizenkorn kann für uns ein Bild sein, das zu verstehen. Wir selber mit unserem kleinen und engem Dasein, haben einander unendlich viel zu geben. Ein jedes bisschen Liebe, das wir entgegen aller Angst füreinander aufbringen, macht uns zum Brot – auf dem Weg in die Unendlichkeit. Im Lieben schenken wir uns, geben uns hin. Wir sterben ein wenig, um zu leben. Im Klammern an uns selbst lieben wir nicht. Wir Menschen brauchen uns nicht einschüchtern lassen von dem Gehetze, der üblen Nachrede, dem Status und Erfolg. Leben ist Risiko, Liebe ist Risiko. Bewegen wir uns also aufeinander zu und miteinander fort! Die Corona-Krise kann für jeden von uns eine große Chance sein. Amen.
Westerstede
Der Himmel ist so schön, weil Gott da wohnt!
Andacht für den 22.03.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - eingelsen von Petra Bohlen
Download als MP3 - niederdeutsch - eingelesen von Petra Bohlen
„Ich weiß jetzt, weshalb der Himmel heute morgen so schön aussieht. Weil da Gott wohnt.“ Das hat hat ein Kind vor ein paar Tagen zu mir gesagt. Rosa und violett, weiß und blau - in intensivsten Farben hat er uns an dem Tag entgegen geleuchtet. So wie er es in diesen Tagen oft tut, morgens, wenn die Sonne aufgeht. Statt des Weckers wecken mich morgens die Vögel. Ein Konzert des Lebens ist das, laut und fröhlich. Der Frühling kommt. Es ist wie jedes Jahr.
Und doch ist in diesem Jahr alles anders. Wir sehen die Bilder aus Italien. Wir hören von Infizierten bei uns, kennen sie vielleicht. Wir wissen, dass wir die Ausbreitung der Krankheit eindämmen müssen. Wir dürfen uns nicht mehr körperlich begegnen. Wir können nicht einmal in unseren Kirchen Gottesdienst feiern, obwohl doch heute Sonntag ist. Wir sorgen uns um unsere Liebsten und auch um uns selbst.
Dieser Gegensatz ist kaum auszuhalten. Der Gegensatz zwischen dem Zwitschern der Vögel und den Folgen der Krankheit. Es ist so, als hätte sich zwischen Himmel und Erde ein garstiger Graben aufgetan, in dem wir uns selbst kaum wieder finden. Ich möchte mit dem Kind in den Himmel schauen und mich einfach an den Farben freuen. Und ich sehe die Not, die teilweise schon unter uns ist und die mehr noch über uns zu kommen droht.
Heute ist der Sonntag Lätare. In der christlichen Tradition ein kleines Osterfest in der Passionszeit. Und ich denke: Ja, es gibt diesen Graben. Es gibt ihn in unserem Land und in uns selbst. Und selten haben ich ihn so stark gespürt wie jetzt. Mit dem „Himmel auf Erden“ ist es so eine Sache. Nicht erst seit dem Ausbruch der Krise, aber doch jetzt besonders. Es gibt lebensfeindliche Mächte wie diesen Virus. An dieser Krankheit ist nichts gut. Aber es gibt eben auch das andere. Gesten der Liebe und der Zuwendung gerade auch in dieser Zeit. Noch nie haben mich so viele liebe und herzliche Worte erreicht wie in diesen Tagen. Fast jeder Gruß ist mit einem guten Wunsch verbunden. Menschen bieten an, anderen zu helfen und entwickeln Ideen, wie wir unser Zusammenleben in dieser Zeit gestalten können. Vor allem aber - und darauf kommt es an - gibt es die Liebe Gottes, die stärker ist als all unsere Not. Es gibt den einen Gott, der uns tröstet und beisteht, so wie es uns in dem Predigttext für diesen Sonntag zugesagt wird. „Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ (Jes. 66, 13). Wer getröstet werden muss, der ist in Not. Wir müssen uns unserer Not nicht schämen und unserer Ängste auch nicht. Aber wer sich darauf einlässt, von Gott getröstet zu werden, der hat das rettende Ufer schon erreicht. Das Licht von Ostern leuchtet auch in dieser Zeit. „Ich weiß jetzt, weshalb der Himmel heute morgen so schön aussieht. Weil da Gott wohnt“ hat das Kind gesagt. Er wohnt mitten unter uns.
Bleiben Sie behütet!
Ihr Kreispfarrer Lars Dede / Bad Zwischenahn
Gebrochen, aber nicht zerbrochen!
Andacht für den 21.03.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Hajo Freitag
Vor einigen Tagen waren meine Frau und ich am schönen Idasee in Idafehn joggen. Beim Auslaufen blieb meine Frau unvermittelt stehen und sagte dann zu mir: „Schau mal!“, und zeigte dann auf einen blühenden Ast. Erst verstand ich gar nicht, was sie meinte, aber dann sah ich es auch. Während alle Äste des Busches dicht mit Blüten besetzt waren, die leuchtend weiß blühten, waren an diesem Ast nur 4-5 kleine Blüten zu sehen, alle anderen Flächen des Astes waren kahl. Irgendjemand, vielleicht der Wind, vielleicht ein Spaziergänger oder auch ein spielendes Kind, hatte diesen Ast abgeknickt und so hing er merkwürdig verbogen am Busch herab. Meine Frau meinte dann, das wäre doch ein gutes Bild für eine Andacht in dieser Zeit. Der Ast sei gebrochen, aber er habe das Blühen noch nicht aufgegeben. Ich finde, meine Frau hat recht. Der angeknackste Ast ist nicht gänzlich zerbrochen und hat deshalb das Blühen noch nicht aufgegeben, auch wenn seine Kraft nur noch ganz klein zu sein scheint.
Mir fiel zu diesem kleinen Erlebnis dann auch noch eine bekannte Bibelstelle ein: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen“ (Jesaja 42,3). Der Prophet meint damit den „Knecht Gottes“, Christinnen und Christen erkennen in dieser Bibelstelle bereits einen Hinweis auf Jesus, der viele Jahre später gesagt hat: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28,20).
Es sind fast nur schlechte Nachrichten, die uns in diesen Tagen erreichen. Immer mehr Menschen stecken sich weltweit mit dem Virus an und viele sind schon daran gestorben. Wir machen uns Sorgen um uns und oft noch mehr um unsere Lieben, besonders wenn sie bereits ein höheres Lebensalter haben. Viele wirtschaftliche Existenzen sind bedroht, Hamsterkäufe sind allerorten zu beobachten, Verschwörungstheorien und Gerüchte machen die Runde und Endzeitstimmung macht sich breit. Jetzt braucht es Stimmen der Klarheit, der Mäßigung, der Mahnung, der Vernunft und der Ermutigung. Die Ansprache unserer Bundeskanzlerin am vorgestrigen Abend im Fernsehen empfand ich als eine solche Stimme. Sie hat kein Öl ins Feuer gegossen, sondern einen Weg aufgezeigt, wie es vorläufig weitergehen kann und auch muss.
Genauso wichtig aber sind in dieser Zeit Worte des Trostes. Die oben erwähnte Bibelstelle aus dem Jesajabuch ist ein solches Trostwort. Unser Herr und Bruder Jesus Christus, der als Auferstandener unter uns gegenwärtig ist, er kann und will uns die Kraft geben, die wir jetzt brauchen, wenn unsere Körper und/oder Seelen gerade angeknackst sind. Auch wenn wir gerade nicht vor Freude strahlen, so kann doch noch etwas in uns zum Blühen kommen. Z.B. das, was der Apostel Paulus Glaube, Hoffnung und Liebe nennt (1.Korinther 13,13). Ich bin davon überzeugt, diese drei sind stärker als Angst, Sorgen und Zweifel, auch wenn letztere zur Zeit zu dominieren scheinen. Und ich wünsche Ihnen, dass sie spüren, wie nah ihnen unser Gott gerade in diesen Tagen ist, um sie zu trösten und aufzurichten.
Ihr Pastor Florian Bortfeldt, Idafehn
Niederdeutsche Übertragung von
Annegret Peters / Hude
Broken,
aver nich tweibroken!
Dat is ´n paar Daag her, dor weer ik mit mien Froo an den moijen Idasee in Idafehn joggen. Wi weern just dorbi dat to ´n Enn so ´n beten sinniger angahn to laten, dor bleev mien Froo op ´n Mal stahn un see to mi: „Kiek mal!“ , un wies op een Twieg. Eerst heff ik dat gar nich verstahn, wat se mi seggen wull, aver denn heff ik dat ok sehn. De hele Busch weer full von witte, wiethen lüchten Bleuden. Jedeen Twieg dicht full. Blots düsse eene Twieg harr blots 4 – 5 lütte Bleuden, de Rest weer kahl. Wer ok jümmer, viellicht de Wind, viellicht Lüüd op ehren Spazeergang oder een Kind bit ´t Spelen, harr den Twieg afknickt. Nu hung he wunnerlich verbogen von den Busch daal. „Dat weer doch een godet Bild för een Andacht in düsse Tied! De Twieg is broken, aver he hett dat Bleuden noch nich opgeven!“ see se. Ik finn, mien Froo hett recht. De anbroken Twieg is nich heel un deel twei, un dorum hett he dat Bleuen noch nich opgeven. Ok wenn dat so utsüht, as wenn sien Kraft blots noch heel lütt to ween schient.
Mi is bi de Gelegenheit denn ok noch een bekannte Bibelsteed infullen: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen“ (Jesaja 42,3). De Prophet meent dormit den „Knecht Gottes“, Christinnen un Christen seht in düsse Bibelsteed al eenen Verwies op Jesus, de vele Johren later seggt hett: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28,20)
Dat sünd meist blots slechte Narichten, de wi in düsse Daag to hörn kriegt. Jümmer mehr Minschen steckt sik weltwiet mit den Virus an un dor sünd al ´n ganze Reeg an sturven. Wi maakt us Sorgen um us un faken noch mehr um de Minschen de us leev sünd, sünnerlich, wenn se al wat oller sünd. Vele Minschen sind in Gefahr, ehre wirtschaftliche Existenz to verlehren, „Hamsterkäufe“ kann een allerwegens sehn, „Verschwörungstheorien“ un Gerüchten gaht um un „Endzeitstimmung“ maakt sik breed. Wi bruukt nu dringend klare Stimmen, de de Lüüd opropen doot, sik to mäßigen, de mahnt, to Vernunft oproopt un de Moot geevt. De Anspraak von use Bundeskanzlerin, ehrgüstern Avend in ´n Feernsehn heff ik as so een Stimm wahrnahmen. Se hett kien Ööl in ´t Füer goten, sünnern een Weg wiest, wo dat in de nächste Tied wieter gahn kann un ok mutt.
Just so wichtig sünd in düsse Tied aver ok Wöör, de Trost geevt. De baven beschreven Bibelsteed ut dat Jesajabook is so een Trostwoort. Use Herr un Broder Jesus Christus, eens operstahn un vandagen unner us gegenwärtig, de kann un will us de Kraft geven, de wi just nu bruukt, wo use Körper un/oder use Seelen anbroken sünd. Ok wenn wi just nu nich för Freud strahlen doot, dor kann doch noch wat in us to ´n Bleuhen kamen. To ´n Bispill dat, wat de Apostel Paulus „Glaube, Hoffnung und Liebe“ nömen deit. (1. Korinther 13,13) Ik bün dorvon övertüügt, dat düsse dree mehr Kraft hebbt as Angst, Sorg un Twiefel, ok wenn de in ´n Momang vörnan staht. Un ik much se wünschen, dat se spören köönt, wo nah use Gott bi us is, just in düsse Daag, um us Trost to geven un us optorichten.
Pastor Florian Bortfeldt, Idafehn
„Das waren (noch) Zeiten!“
Andacht für den 20.03.2020
Download als MP3 - hochdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
Download als MP3 - niederdeutsch - gelesen von Petra Bohlen
„Das waren Zeiten!“, diese Worte – oft begleitet von strahlenden Augen, die in die Runde schweifen, um zustimmendes Kopfnicken zu ernten, - begegnen mir bei Besuchen in der Gemeinde immer wieder einmal. Auch Sie werden das kennen, liebe Leserin und lieber Leser: Da wird ein Fest in der Familie gefeiert. Junge und Alte kommen zusammen aus nah und fern. Und dann werden Geschichten erzählt von heute und von damals. Und irgendwann fallen diese Worte: „Das waren Zeiten!“ – mitunter fein garniert mit dem Wörtchen „noch“: „Das waren noch Zeiten!“ Wer so zurückblickt, der schaut nicht selten auf Herausforderungen, die zu meistern waren. Die Zeit nach dem Krieg. Der Start ins Berufsleben. Die erste Zeit als frisch vermählte Eheleute oder als Eltern. „Das waren (noch) Zeiten!“
Ich stelle mir vor, wie die Freundinnen und Freunde von Jesus irgendwann einmal zusammen gesessen haben, um sich zu erinnern an die Zeiten mit ihrem Herrn. Mag sein, dass nach dem einen oder anderen Becher Wein dann auch jene Worte zu hören waren: „Das waren (noch) Zeiten!“
Vielleicht war dieser Runde dann auch eine Geschichte neu präsent, in der sich die muntere Truppe so ganz und gar nicht munter gefühlt haben mag. Eher ausgeliefert, schutz- und wehrlos dahin gegeben an die Mächte der Natur. „Wisst Ihr noch, damals, als wir mit dem Boot unterwegs waren, um über den See zu fahren? Wir waren schon eine Weile unterwegs und dann kam dieser Sturm auf. Erst war da nur so ein bisschen Wind. Weit weg und nicht bedrohlich waren am Horizont im Osten auch dunklere Wolken zu sehen. Und dann ging es los. Mit einem Mal. Regelrecht überrollt worden sind wir von dieser Entwicklung. Immer schlimmer wurde es. Als würde sich diese dunkle Kraft immer wieder verdoppeln. Mann! Hat uns der Sturm durchgeschüttelt. Das Segel zerrissen. Das Ruder ist dem Steuermann fast aus der Hand geschlagen worden. Und überall war Wasser. Kein Schutz. Nirgends. Völlig ausgeliefert waren wir da – mitten auf dem See.“
Ausgeliefert.
Das Gefühl kennen wir heute nur zu gut. Ein Virus hat uns im Griff. Erst weit weg. Kaum wahrnehmbar am östlichen Horizont. Und dann mit einem Mal erwischt es uns mit voller Wucht. Rüttelt und schüttelt uns durch. Erschüttert die Selbstverständlichkeiten unseres Lebens. Raubt uns die Sicherheit, den Alltag, das gewohnte Leben. Manchen auch die Gesundheit und noch mehr.
Nicht schön. Ganz und gar nicht.
Die Freunde Jesu auf dem See, die da von den Naturgewalten in ihrer Nussschale durcheinander gewürfelt wurden, erinnerten sich in allem Aktionismus - von Segelhalten, Ruder sichern und Wasserschöpfen – irgendwann daran, dass sie nicht allein unterwegs waren. Da war doch noch einer mit an Bord in ihrem Lebensschiff. Ganz hinten im Boot war er zu finden. Da hat er gelegen und geschlafen. Ganz entspannt auf einem Kissen: Jesus selbst.
Der wurde flugs geweckt. Ich mag mir das gar nicht gerne vorstellen, wie das ist, in solch einem Moment aus dem Schlaf gerissen zu werden. Absolut nicht schön, wenn sofort Alarm ist, sobald man die Augen geöffnet hat. Zumal das, was der eben erwachte Jesus sich da anhören musste, wüste Anklagen und Vorwürfe, beileibe nicht nett war.
Jesus steht auf. Sagt erst einmal nichts. Und redet zunächst mit Wind und Wellen. Und dann ist Ruhe. Jetzt erst wendet er sich an seine begossenen Mitreisenden. Und fragt nach ihrem Vertrauen. Nach dem, was ihnen Halt gibt.
Mich hat diese Geschichte schon immer fasziniert: Jesus ist mit an Bord. Hinten liegt er still und schlummernd auf einem Kissen in meinem Lebensboot. Wind und Wellen mögen daran reißen. Und auch dieses Virus mag mich kriegen. Aber packen kann es mich nicht. Denn ein Anderer hält mich in seiner Hand. Mitunter vergesse ich das. Und manchmal ist es auch verdammt schwer, darauf zu vertrauen. Und gar nicht so selten bin ich auch am Schimpfen und Zweifeln und Klagen und vergesse, dass da einer auf mich aufpasst. Und dann sind da die Momente, wo ich in froher Runde mit lieben Menschen beisammen bin und mich erinnere an die eine oder andere Herausforderung. Und wie es dann weiterging. Irgendwie. Und mitunter auch erst, nachdem man Federn gelassen hatte. Und dann höre ich mich sagen „Das waren (noch) Zeiten!“
Vielleicht – Gott möge es uns geben – werden auch wir irgendwann wieder zusammen kommen können, um miteinander zu feiern und uns zu erinnern. An diese Zeiten. Und wie wir damals den neu entdeckt haben, der uns still begleitet auch auf Wegen wie diesen.
Amen.
Niederdeutsche Übertragung von
Annegret Peters / Hude
„Dat weern noch Tieden!“, düsse Wöör – faken mit een Lüchten in de Ogen, un een Blick in de Runn, „Dat weet ji doch all noch!“ de kaamt mi jümmer mal woller in de Mööt, wenn ik miene Gemeen besöken do. Dat warrt Se seker ok kennen, leve Leserin un leve Leser: Dor warrt een Fest fiert. Jung un Old kaamt von dicht bi un wiet weg tohoop. Un denn warrt dor Geschichten vertellt von vandagen un von damals. Un jichtenswann fallt düsse Wöör: „Dat weern Tieden!“ – af un an noch mit dat Woort „noch“ dorbi. „Dat weern noch Tieden!“ Wer op de Aart un Wies torügg kickt, de hett faken sware Tieden un grode Opgaven achter sik brocht. De Tied na denn Krieg. De Start in ´t Arbeitsleven. De eerste Tied as junge Ehelüüd oder as Öllern. „Dat weern (noch) Tieden!“
Ik heff vör Ogen, wo de Fründinnen un Frünnen von Jesus jichtenswann mal tohoop seten hefft, um sik op de Tieden mit ehren Herrn to besinnen. Mag ween, dat na denn een or annern Beker Wien denn ok de Wöör to hörn weern „ Dat weern (noch) Tieden!“
Mag ween, dat in düsse Runn denn ok een Geschicht woller op den Disch kamen is, in de de vergnöögte Truppe sik so ganz un gar nich vergnöögt föhlt hett. Eher utlevert, schutz- un wehrlos gegen de Mächt von de Natur. „Köönt ji jo noch besinnen, damals, as wi mit dat Boot unnerwegs weern, um över den See to föhrn? Wi weern al ´n Tied lang unnerwegs un denn keem düsse Storm op. Eerst weer dor blots so ´n beten Wind. Wiet weg kunn een an ´n Horizont in ´n Oosten ok düster Wulken sehn, nich besünners leeg. Un denn gung dat los. Mit een Mal. Dat is eenfach över us weg rullt. Wurr jümmer leger. As ween düsse düstere Macht sik jümmer woller verduppeln dee. Mann! Wat hett de Storm us dörschüddelt. De Seils in Fetzen! Dat Roor wurr us Stüermann meist ut de Hannen reten. Un överall weer Water. Du kunnst di nich wahren. Nargens. Heel un deel utlevert weern wi dor – merrn op den See.“
Utlevert.
Dat Geföhl kennt wi vandagen blots to goot. Een Virus hett us tofaat kregen. Eerst wiet weg. Bold nich to sehn an ´n ööstlichen Horizont. Un mit ´n Mal kriggt he us mit vulle Wucht tofaat. Rüddelt un schüddelt us dör un dör. Bringt us sülvstverständliches Leven to ´n bevern. Nimmt us use Sekerheit, den Alldag, dat gewohnte Leven. Mennigeen ok de Gesundheit un noch mehr.
Nich goot. Ganz un gar nich.
De Frünnen von Jesus op den See wurrn von de Naturgewalten in ehr lüttjet Boot dör un dör schüddelt. Aver in al dat Dör´nanner von Seilsholen, Roorsekern un Waterschöppen besinnt se sik jichtenswann dorop, dat se nich alleen unnerwegs sünd. Dor weer doch noch Een mit an Boord von ehr Levensschipp. Ganz achtern in ´t Boot weer he to finnen. Dor hett he legen to slapen. Ganz entspannt op een Küssen: Jesus sülvst.
De wurr denn gau weckt. Ik mag mi dat gar nich geern vörstellen, wo dat is, wenn een in so ´n Momang ut den Slaap reten warrt. Afsluut nich moi, wenn foorts Alarm is, sodraa man de Ogen op maakt. Un denn weer dat, wat de just opwakte Jesus sik dor anhörn muss, ok jüst nich nett. Blots wüste Anklagen un Vörhalen.
Jesus steiht op. Seggt eerstmal nix. He snackt eerstmal mit den Wind un de Wellen. Un denn is Roh. Nu eerst wendt he sik an siene messnatten Jünger. He fraagt, wo ehr Vertroen bleven is. Na dat, wat se Stütt gifft.
Mi hett düsse Geschicht al jümmer faszeneert: Jesus mit an Boord. He liggt achtern still op sien Küssen to slapen op mien Levensboot. Wind un Wellen möögt dor an rieten. Un ok düsse Virus mag na mi faten. Aver bi de Büx kriggt he mi nich. Denn een Annern hollt mi an de sien Hand. Af un an vergeet ik dat. Un mennigmal is dat ok verdammt stur, dorop to vertroen. Un faken bün ik ok an Schellen un an Twiefeln un an Klagen un vergeet, dat dor een is, de op mi oppasst. Un denn is dor jümmer woller een Momang, wo ik in een frohe Runn mit leve Minschen tohoop sitt un mi an de een or anner sware Tied besinnen do. Un wo dat wieter gahn is. Jichtenswie. Un faken eerst wenn een Feddern laten hett. Un denn hör ik mi seggen: „Dat weern (noch) Tieden!“
Viellicht – Gott mag us dat geven – warrt wi ok woller tohoop kamen könen, um tohoop to fiern un us to besinnen. An düsse Tieden. Un wo wi damals den woller nee funnen hefft, de us still to Siet steiht, ok op een Weg as düssen.
Amen.
Süddorf / Edewecht
Andacht für den 19.03.2020
Ausnahmezustand?!
Ich merke es an den Regalen im Supermarkt. Überall gähnende Leere, wo sonst das Klopapier liegt. Ich merke es daran, dass ich niemanden mehr umarmen oder die Hand geben darf. Abstand ist angesagt. Am besten gar nicht mehr rausgehen- niemanden mehr treffen. „Machen Sie es sich zuhause gemütlich“, sagte unsere Sozialministerin in der Pressekonferenz am Montag.
Zuhause habe ich es ja auch wirklich schön. Hier erhole ich mich gerne vom Alltagsstress, genieße meinen Feierabend. Gerne bleibe ich auch für einen Kurzurlaub in meinen „4-Wänden“ oder im Garten- je nach Wetterlage.
Aber gerade ist kein Urlaub. Im Moment ist Ausnahmezustand. Alle Verordnungen und Vorsichtsmaßnahmen treffen uns ins Mark, und wir leiden darunter. Fast passend zu unserer Kirchenjahreszeit: Passionszeit- Leidenszeit- der Weg Jesu geht ans Kreuz.
Das Kreuz- unser Markenzeichen als Christ*innen. Ist es uns deswegen wirklich vertraut oder doch auch fremd? Vertraut ist es uns, weil wir es in jeder Kirche sehen und es die Grundlage unseres Glaubens ist. Aber ist es uns nicht auch manchmal fremd mit seiner Botschaft des Leidens mitten in einer Welt, in der nichts stören darf, weil alles so perfekt funktionieren muss? Diese perfekte Welt ist gerade ganz schön ins Wanken geraten. Ausnahmezustand- und niemand weiß so recht, wie lange das alles andauern wird. Das macht Angst. Auch, dass unsere Kirchen und Gemeindehäuser jetzt für das gemeinsame Leben unseres Glaubens geschlossen sind. Das tut weh! Ist das Kreuz jetzt noch fremder, weil wir es noch nicht einmal mehr vor Augen haben?
Das Kreuz- es gehört nicht nur in eine Kirche, es gehört in die Welt- gerade jetzt. Das Kreuz- es ist mehr als nur zwei Balken. Wo das Kreuz ist, egal wie- und sei es nur in unseren Herzen, ist Jesus auch präsent, steht das, worum es uns im Glauben geht, im Raum. Dann ist Jesus unter uns- egal, wo wir sind. Jesus ist da, er leidet mit uns. Darum: Lassen wir uns nicht zu sehr bestimmen durch diese Krise. Nehmen wir die leeren Regale mit Humor und nicht mit Panik. Geben wir unsere Zuversicht weiter an andere, dass es bald wieder ein normales Leben geben wird. Und auch, wenn wir uns gerade im Ausnahmezustand befinden, nicht alles ist abgesagt.
„Sonne ist nicht abgesagt. Frühling ist nicht abgesagt. Lesen ist nicht abgesagt. Liebe ist nicht abgesagt. Lesen ist nicht abgesagt. Zuwendung ist nicht abgesagt. Musik ist nicht abgesagt. Phantasie ist nicht abgesagt. Freundlichkeit ist nicht abgesagt. Gespräche sind nicht abgesagt. Hoffnung ist nicht abgesagt. Beten ist nicht abgesagt...“
Diesen Text bekam ich jetzt schon mehrmals von lieben Menschen per WhatsApp. Nun gebe ich ihn an Sie weiter. Denn solche kleinen Zeichen der Ermutigung tun jetzt besonders gut. Sie sind wie ein kleiner Lichtstrahl in der Dunkelheit. Genauso wie die Gewissheit, dass wir nicht alleingelassen sind: Unser Herr der Zeiten, Jesus Christus, geht mit. Er wird uns nie eine Absage erteilen.
Ihre Pastorin Petra Adomeit, Bad Zwischenahn
Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus?
„Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus“ – unter diesem Motto steht die diesjährige Fastenaktion 7 Wochen Ohne. Angesichts der Corona-Pandemie bekommt dieses Motto einen ganz neuen, erweiterten Bedeutungshorizont.
In den Ohren von Menschen und Unternehmern, die im Moment um ihre Existenz fürchten, weil Umsätze einbrechen und sie alle Aufträge verlieren klingt dieses Motto möglicherweise sogar sehr zynisch. Wie soll ich zuversichtlich sein, wenn ich nicht weiß, wie lange sich diese außergewöhnliche Situation noch hinziehen wird und wenn ich nicht sicher bin, ob überhaupt und wann konkret staatliche Hilfen wirklich kommen? Zynisch mag es auch in den Ohren der Risikogruppen klingen, die sich angesichts der hoch schnellenden Zahlen an Infizierten ernsthaft um ihre Gesundheit sorgen.
Zuversichtlich sein, ohne Pessimismus in die kommenden Wochen schauen – das ist angesichts der jeden Tag neu hereinbrechenden drastischen Maßnahmen gar nicht so einfach umzusetzen.
Während die einen Berufsgruppen im Moment ungewollt ohne Arbeitsaufträge sind, weil alle Aufträge storniert wurden, arbeiten andere Berufsgruppen am Limit.
Wir haben eine Situation, die uns alle herausfordert. Was wir jetzt erleben, haben viele unter uns so noch nie erlebt.
Wir haben Fastenzeit und normalerweise beschränken wir uns da auf das Fasten von Süßigkeiten, Fleisch, Alkohol oder anderen Dingen. Nun reduziert sich unser Leben jedoch auf einmal in noch viel mehr Bereichen: Wir reduzieren soziale Kontakte, kulturelle Veranstaltungen, den Sport, das Einkaufen, das Reisen, wir reduzieren ganz elementar auch körperliche Nähe. Wir schütteln uns nicht mehr die Hände. Am Schwersten fällt es mir persönlich, am Grab nicht mehr die Hand zu geben, wenn ich den Angehörigen der Verstorbenen mein Beileid wünsche.
Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus – das ist dennoch genau das passende Motto für diese Zeit. Zuversichtlich und ohne Pessimismus lasst uns diese Tage und Wochen und vielleicht sogar Monate begehen. Jede Krise birgt auch Chancen. Verantwortung füreinander übernehmen, Verantwortung zeigen, in dem Fall der Corona-Pandemie durch Abstand, durch Verzicht, um die Gefahr für diejenigen einzudämmen, die gesundheitlich bedroht sind, sich solidarisch zeigen mit denen, die Sorge haben müssen schwer zu erkranken und mit denen, die wegen der Corona-Krise Sorge haben um ihre Existenz.
„Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“, heißt es im Galaterbrief (Gal 6,2). Wir befinden uns in der Mitte der Passionszeit. Wir gehen den Weg Jesu mit. Wir bedenken sein Leiden und Sterben. Wir wissen, nicht immer endet alles gut. Nicht immer ist alles leicht. Und sicher wird auch die Corona-Pandemie manch schmerzhafte Wunde hinterlassen. Aber lasst es uns gemeinsam tragen.
Jesus fand auf seinem Weg einen, der nahm ihm die schwere Last seines Kreuzes ein Stück des Weges ab: Als sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen aus Kyrene mit Namen Simon, den zwangen sie, dass er ihm sein Kreuz trug (Mt 27, 32).
Auch wir tragen das Kreuz der jetzigen Herausforderungen wie Simon von Kyrene zunächst vielleicht gezwungenermaßen, aber lasst es uns tragen, damit der Weg für die leichter wird, die unter der Last des Kreuzes zusammenbrechen würden. Und lasst uns neben Corona auch diejenigen nicht vergessen, die gerade einen anderen schweren Leidensweg gehen – an der Grenze zwischen Griechenland und der Türkei.
Tragt einer des andern Last! Bleibt zuversichtlich! Ohne Pessimismus! So werden wir das Gesetz Christi erfüllen.
Ihre Pfarrerin Heike-Regine Albrecht
Ostern fällt nicht aus!
Das war ein merkwürdiger letzter Sonntag. Ich stand vor der Kirche und habe Menschen wieder nach Hause geschickt, damit sie nicht nur über den Zettel im Schaukasten informiert werden. Wir haben keinen Gottesdienst gefeiert. So war es in den meisten Kirchen und so wird es vermutlich noch über viele Wochen sein, auch über Karfreitag und Ostern hinaus. Dass Ostern ausfällt, das kann doch nicht sein! Zumindest da müssen wir doch Gottesdienst feiern dürfen! Wenn sich alles so weiter entwickelt, wie es gerade zu befürchten ist, dann werden wir unsere Kirchen auch am Ostersonntag nicht öffnen können. Aber deswegen fällt Ostern noch lange nicht aus. Dass es Ostern gibt liegt nicht an uns, sondern an Jesus, der für uns gestorben ist. Der ist auferstanden und er lebt. An dieses Wunder erinnern wir uns immer wieder. Wir können Ostern gar nicht ausfallen lassen. Und Ostergottesdienste müssen auch nicht ausfallen, aber sie werden wohl anders aussehen als wir es gewohnt sind. Das schmerzt. Diese Vorstellung ist nicht leicht zu ertragen, aber unumgänglich. Da ist nichts schön dran. Christsein funktioniert nur mit anderen. Unser Glaube ist auf Gemeinschaft angelegt. Aber in dieser Zeit wird auf schmerzhafte Art deutlich: Du brauchst keine Kirchengebäude um Gottesdienst zu feiern. Du brauchst keine Pastorin/ keinen Pastor um Gottesdienst zu feiern. Du brauchst keine Orgel um Gottesdienst zu feiern. Du brauchst nur Gott und der ist da. Jesus lebt und du kannst ihm überall begegnen. Am vergangenen Sonntag habe ich mit meiner Frau, meinem Sohn (und vielen Kuscheltieren) einen kleinen Gottesdienst in unserem Wohnzimmer gefeiert. Als mein Sohn den Großeltern später am Tag davon erzählte, hat er gesagt, dass es in dem Gottesdienst drei Pastoren gab. Das bringt es sehr gut auf den Punkt. Das vielzitierte „Priestertum aller Gläubigen“ bekommt jetzt Kontur. Jeder kann für sich alleine oder im Kreis seiner Familie Gottesdienst feiern. Dazu gibt es viele bewährte Formen und wir als Hauptamtliche werden in den nächsten Wochen Formen entwickeln, die uns hier für die Menschen vor Ort sinnvoll erscheinen. Sie sind eingeladen sich daran zu beteiligen. Machen Sie sich Gedanken über Ihren Glauben! Was ist da wichtig? Was darf nicht fehlen? Welche Rolle spielen Bibel, Gebet, Musik? Und haben Sie Mut Ihr Glaubensleben selbst zu gestalten, denn „dadurch werden wir im Glauben immer mehr eins werden und miteinander den Sohn Gottes immer besser kennen lernen. Wir sollen zu mündigen Christen heranreifen, zu einer Gemeinde, die ihn in seiner ganzen Fülle widerspiegelt.“ (Eph 4,13 Hfa)
Ostern fällt nicht aus und kein Gottesdienst in den nächsten Wochen fällt aus. Wir feiern an verschiedenen Orten und in verschiedenen Formen. Aber unser Gott ist derselbe an jedem Ort und zu jeder Zeit. Amen.
Ihr Pastor Tim Rathjen
© Ev.-luth. Kirchenkreis Ammerland | Anemoneweg 1 | 26160 Bad Zwischenahn | Tel.: 04403-91036 2491 | kirchchenkreis.aml@kirche-oldenburg.de | http://kirchenkreis-ammerland.de